Kurzbericht  über  den  Vortrag

von  Erich 
Feigl

"Begegnungen  mit  dem  Paranormalen  -  

Persönliche  Erlebnisse  und  Erfahrungen  auf  dem  Berg  Athos  und  in  anderen  Ambienten "

                    
       In meinen einleitenden Worten habe ich erwähnt, daß ich mich unsicher fühle, welches der beiden Berufsfelder unseres Referenten - Schriftsteller und Autor oder Regisseur und Filmemacher - eigentlich im Vordergrund steht, habe aber angesichts des Eindrucks, der mir von manchen seiner Filme (wie dem über das tibetanische Totenbuch oder über das Grab des Tut ench Amon) auch noch nach Jahrzehnten verblieben ist, eine gewisse Prävalenz für den Film [1] nicht unterdrücken können.

        Der Referent hat seine Ausführungen in vier Abschnitte von unterschiedlichem Umfang (und auch unterschiedlicher Relevanz) gegliedert: 
von einer etymologisch-sprachphilosophischen Reflexion über die Bedeutung der Silbe "para" ausgehend, ist er zunächst auf Erinnerungen seiner Kindheit und Schulzeit und damit zusammenhängende präkognitive Erfahrungen zu sprechen gekommen, hat dann präkognitive Erlebnisse vor allem im Zusammenhang mit seiner umfangreichen Reisetätigkeit geschildert und schließlich auch über paranormale Erfahrungen aus seinem Berufsleben als Autor und Regisseur berichtet.

        In seinen einleitenden sprachphilosophischen Überlegungen hat er ausgeführt, daß es gemäß dem bekannten Lexikon von Gemoll im Griechischen mehr als 500 Wortkombinationen mit "para" bzw. "par-" gibt:  das Präfix "para" hat die Bedeutung "über, hinaus, daneben, vorbei, ...", wobei die Auflistung von "parabainw (parabaino)" = " daneben gehen, aufsteigen, abweichen" etc. bis zu "parayicomai (parapsichomai)" = "erquicken, trösten" reicht. Aus der Fülle der Wortkombinationen hat er als kleine Anmerkung auch das Gemüse "Paradeiser" [2] erwähnt, ist doch die Silbenkombination "para-" indoeuropäischen Ursprungs:  das "Para-dies" sei das "andere Land". Es wäre vielleicht günstig, meinte er, bei passender Gelegenheit eine vertiefende Studie zu dem Sprachphänomen "para" zu veranlassen, natürlich vor allem in bezug auf die Verknüpfung "para" - "psyche" - und - "logos".

        Was seine Erlebnisse aus Kindheit und Jugend betrifft, ging es um zweierlei:  das eine waren Rückerinnerungen - er sei sich klar gewesen, wer er zuvor gewesen sei. Das klang, ohne daß das Vokabel selbst gefallen ist oder irgendwelche Details ausgeführt wurden, sehr nach Reinkarnationserinnerungen. Auch ohne daß der Vortragende hierzu näheres ausgeführt hat, versteht man, daß sein späteres Interesse an derartigen Fragen, wie es sich z. B. in dem oben erwähnten Film über das tibetanische Totenbuch widerspiegelt, hier seine Wurzeln haben dürfte und nicht bloß in seiner Freundschaft mit dem Dalai Lama. 
Der andere Aspekt waren persönliche präkognitive Erlebnisse, insbesondere Beispiele aus dem seinerzeitigen Schulbetrieb - er habe mit gewisser Regelmäßigkeit die Prüfungsaufgaben in den Fächern Mathematik und Biologie "vorhergewußt", sich dementsprechend sehr gezielt vorbereiten können und trotz geringerer Begabung in diesen Fächern gute Noten erzielt - eine Fähigkeit, die ihm jedoch nach einiger Zeit, noch vor der Matura, wieder abhanden gekommen sei.

        Später, in seinem Berufsleben, habe der Vortragende etwa 2 Millionen km zurückgelegt, dabei hat er Kriegszonen und Wüsten durchquert etc. etc. Er hält die Tatsache, daß er stets heil und gesund wieder heimkehren konnte, dem Faktum zugute, daß er durch paranormale Empfindungen auch immer das richtige Geleit gefunden habe, durch eine Art "innerer Stimme", die er damit in Beziehung setzt, was andere als "Schutzengel" ... erleben:  das Ergebnis sei ohnehin das Gleiche).

        Was das Berufsleben unseres Referenten als Autor und Regisseur betrifft, so betont er, daß ohne "paranormale" Einflüsse seine Art der Filmarbeit auf so heiklen Gebieten wie der tibetischer Mystik gar nicht möglich gewesen wäre.

        Zum Abschluß ist der Referent insbesondere auf paranormale Erfahrungen im Zusammenhang mit seinen Forschungen auf dem Berge Athos - bei zahllosen Besuchen der Mönchsrepublik - zu sprechen gekommen, wobei er nur zwei besonders markante Beispiele persönlicher Erlebnisse angeführt hat.
Das erste betrifft die von ihm und seinem Begleiter deutlich wahrgenommene Gestalt eines hochgewachsenen Mönches in typischer Bekleidung, der die unter dem Begriff "Messen" im Wallfahrtswesen bekannte Art langsamer und mühevoller Fortbewegung, sich auf den Boden hinzuwerfen, aufzustehen, sich dort, wo zunächst die Stirn den Boden berührt hatte, hinzustellen, erneut hinzuwerfen, usw., praktiziert hat.  Beim Näherkommen sei die Gestalt verschwunden, aber auf dem Rückweg in einer gewissen Entfernung wieder aufgetaucht - offenbar hat es sich nicht um eine reale Gestalt, sondern um eine Vision gehandelt, wobei von den Mönchen eines nahegelegener Klosters dies als ein besonderes Gnadenereignis, nämlich die Vision des hl. Athanasios, des Schutzheiligen des Berges Athos, interpretiert worden ist. 
Der andere Fall, zu dessen Erklärung der Referent das Phänomen der Levitation - also gleichsam des "Fliegens" durch die Luft - heranzieht, betrifft einen Priester aus einem der Athosklöster, nota bene einen, der durch ein körperliches Leiden auffällig war. Während dieser noch seine Liturgie zelebrierte (griechisch-orthodoxe Gottesdienste dauern bekanntlich viele Stunden lang), seien die beiden, unser Referent mit seinem Begleiter, bereits aufgebrochen - und seien nach einem Fußmarsch von drei Stunden von jenem erwähnten, physisch auffälligen Priester am Wege erwartet worden, der die beiden in seine Klause einlud und bewirtete. Diese Distanz in dem damals noch unwegsamen Gelände des Athos in so kurzer Zeit zurückgelegt zu haben, sei auf "normalem" Weg unerklärlich, unterstrich unser Referent, und meinte, die einzige Erklärung, die er dafür sehe, sei die der Levitation, wie sie auch sonst hie und da berichtet werde. 

 

Die Diskussion 
war diesmal umständehalber leider nur kurz.

Wenn Spontanphänomene auch den einen der beiden Grundpfeiler der Parapsychologie darstellen, so bleibt doch stets die Frage nach der "Echtheit", somit in weiterer Konsequenz die Forderung nach bestmöglicher Dokumentation, bestehen. Daher habe ich den Referenten gefragt, ob sie jene Gestalt, die sie beim "Messen" wahrgenommen haben und die von den Mönchen als der hl. Athanasios interpretiert worden ist, zu photographieren oder zu filmen versucht hätten. Nein, war die Antwort, und der Referent ergänzte, er sei der Meinung, daß vermutlich solche Photos auch nichts zeigen würden, d. h., daß sich die wahrgenommene Gestalt sozusagen dem Photographiert-Werden entzogen hätte. Damit hat der Referent implizit nochmals unterstrichen, daß er das Phänomen als eine Vision, also als ein innerseelisches Geschehen ohne äußere Realität betrachtet. Nun wäre es natürlich interessant, die Bedingungen des Zustandekommens - darunter auch die Interaktion der beiden Beobachter - zu untersuchen, aber dafür war keine Zeit.

Die Frage nach der Dokumentation  ist der eine  wichtige Aspekt, der andere  ist es, zu überlegen, welche alternativen Interpretationsmöglichkeiten  es gibt. Schließlich gehört es zu den Prinzipien wissenschaftlicher Vorgangsweise, die Dinge nicht einfach so zu akzeptieren, wie sie zu sein scheinen, sondern sie kritisch zu hinterfragen.

In diesem Sinne habe ich den Referenten gefragt, ob im Falle jenes Priesters, der eine lange Wegstrecke anscheinend in Nullzeit zurückgelegt hat, nicht auch alternative Deutungsmöglichkeiten bestünden - zu allererst wird man an Täuschung denken, sind doch die menschlichen Sinnesorgane alles andere als fehlerfrei. So habe ich danach gefragt, ob denn die körperlichen Merkmale des Betreffenden so eindeutig waren, jede Verwechslung auszuschließen. Es habe sich ganz zweifelsfrei um ein- und dieselbe Person gehandelt, erhielt ich zur Antwort. Und damit war die Diskussion auch schon zu Ende. Ich verstehe sehr gut, daß jemand, der Derartiges erlebt hat, den Eindruck haben muß, daß jeder Versuch einer Analyse des Geschehens dieses sozusagen "zerredet". Wenn ich auch diese Einstellung nicht teile, so respektiere ich sie selbstverständlich, umso mehr, als von vornherein ausdrücklich von "persönlichen Erlebnissen" die Rede war, aber dennoch fällt ein Wermutstropfen auf diesen Abend mit dem interessanten, charmant gebrachten Vortrag, nämlich, daß für die wissenschaftliche Aufarbeitung des dargestellten Erlebnismaterials keine Möglichkeit war, daß also die Dimension kritischer Reflexion völlig unter den Tisch hat fallen müssen.  So wäre es z. B. durchaus interessant gewesen, wenn man die Faktizität des letzten Falles einmal als gegeben unterstellt, ob man ihn, wie der Vortragende, als Levitation interpretieren soll, oder vielleicht eher mit einer anderen Phänomenkategorie, den Apporten, in eine Reihe stellen, was man heute modisch etwa nach dem Vorgang von SciFi als "Beamen" bezeichnen würde. Daß sich daraus weitere interessante Fragen ergäben - von "Quantum Teleportation" beginnend - , liegt auf der Hand. Aber leider hat all das nicht mehr angesprochen werden können.
       

Literatur:

Erich Feigl: 
Athos. Vorhölle zum Paradies.
553 S., Fotos, Pläne und Skizzen, Ln., Zsolnay 1982
         


1)    Eine Besucherin hat angeregt, diese Filme einmal im Rahmen unserer Gesellschaft vorzuführen, und Prof. Feigl hat sich freundlicherweise bereit erklärt, diese Videos zu zeigen - wir planen daher, gelegentlich unser Programm durch einen Video-Abend zu erweitern.

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2)  Paradeiser (österreichisch [insbes. ost-österr.]), jenes Gemüse, das anderswo "Tomaten" heißt, sind die Paradies-Äpfel.

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