Bis N° 78 wurden die einzelnen Ausgaben hier hintereinander in einem einzigen Dokument im Format HTML archiviert.
Ab N° 79 sind sie einzeln als PDF abgespeichert und als solche zugänglich.
Wie bisher erfolgt der Einstieg über das Newsletter-Archiv.

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie!
 

 

Newsletter N° 78  -   Wien, 20. Oktober 2021



INHALT:

         1.  Präambel
  2.  Unser Vortragsprogramm

  3.  Konferenzen und Tagungen  
  4.  
Literaturhinweise  
  5. 
On-line Ressourcen des IGPP  
  6. 
Grants  
  7. 
Bigelow Essay Competition  
  8. 
Personalia  
  9. „
Verschwörungstheorien in Zeiten der COVID-19-Pandemie“ – Bericht der Bundesstelle für Sektenfragen
10.  
Mainstream vs. Dissidenten – Diskurskultur in der Parapsychologie und rund um „Corona“
11.  
Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

 

1.       Präambel  

„Normalerweise“ wird dieser Newsletter zumindest dreimal im Jahr versandt, jeweils zu Semesterbeginn sowie vor den Weihnachtsfeiertagen. Aber solange die COVID-19 Maßnahmenverordnungen der Bundesregierung in Kraft sind – weshalb ich „Corona“ für uns als Gesellschaft primär als ein politisches Problem ansehe – ist gar nichts normal. Es sind nun gerade drei Semester her, daß wir derartigen Maßnahmen unterworfen sind: im Sommersemester 2020 gab es den ersten „Lockdown“ und niemand hat gewußt, wie es weitergehen würde; vernünftige Planungen waren nicht möglich. Alle Veranstaltungen – nicht nur unsere Vorträge – wurden abgesagt. Im Wintersemester 2020/21 haben wir begonnen, auf das Format digitaler Vorträge umzusteigen und zunächst drei Vorträge über ZOOM abzuhalten. Nachdem sich dieser Pilotversuch bewährt hat, haben wir im letzten Semester fünf ZOOM-Vorträge veranstalten können, die sukzessive mit den Referenten vereinbart worden sind und auf unserer Website wie auch über Facebook angekündigt worden sind (siehe unten). Daß das Ausweichen auf das digitale Format insofern problematisch ist, weil ein gewisser Prozentsatz unserer Mitglieder keinen Internet-Zugang besitzt, sei hier angemerkt.

Nun sind glücklicherweise Präsenzvorträge wieder möglich, unter folgenden Bedingungen: FFP2-Maskenpflicht in allen Innenräumen, auch Gängen, Stiegenhäusern etc. der Universität, ausgenommen im Hörsaal (d.h., nach der 2,5-G-Regel-Überprüfung); Zutritt nur gemäß der „2,5-G-Regel“, also negativ PCR-getestet oder geimpft oder genesen (ein Antigentest genügt nicht); Eingangskontrolle; Gültigkeit des jeweiligen Zertifikats ist zu beachten.

Nachdem die Erfahrung zeigt, daß sich die Regeln schnell ändern, habe ich der Aktualität wegen die postalische Aussendung wie auch den Versand dieses Newsletters sozusagen bis zum letzten Augenblick zurückgehalten – und gut war’s, denn erst nach Abschluß der Programmvereinbarung ist die Verschärfung von „3-G“ auf „2,5-G“ erfolgt. Bedauerlicherweise bringt diese kurzfristige Verständigung Nachteile für die individuelle Planung mit sich. (Das wird z.B. beim Postkolloquium nach dem China-Vortrag schlagend.)

Sollte es aufgrund des „Stufenplans“ der Bundesregierung zu einer weiteren Verschärfung der Regeln im Sinne von „2-G“ kommen, so müßten wir zu den ZOOM-Vorträgen zurückkehren oder Veranstaltungen ggf. auch absagen. Es wäre unrecht, Personen, welche eine politische Vereinnahmung persönlicher Gesundheitsbelange nicht akzeptieren, auszuschließen – wobei es überdies ein Schildbürgerstreich ist, negativ Getestete aussperren zu wollen, denn gerade von dieser Personengruppe kann logischerweise überhaupt keine Gefahr einer Corona-Infektion ausgehen, schließlich kann niemand ein Virus übertragen, das er selbst nicht in seinem Körper trägt.

    

2.       Unser Vortragsprogramm

2.1 Das Sommersemester 2021 im Rückblick

Es fanden die folgenden Vorträge (auf der Plattform ZOOM) statt:

Asst. Prof. Júlia Gyimesi, PhD, MA, Budapest:

            PARAPSYCHOLOGY, ANIMAL HYPNOSIS, AND PAVLOVISM

            The Extraordinary Career of Ferenc Völgyesi

Dr. Gerhard Mayer, Freiburg i. Br.:

            ASTROLOGIE UND WISSENSCHAFT — EIN PREKÄRES VERHÄLTNIS

            Historischer Rückblick auf die deutschsprachige Astrologie im 20. Jahrhundert und gegenwärtige Entwicklungen

Dr. Michael Nahm, Freiburg i. Br.:

            AUS DER LUFT GEGRIFFEN?

            Die Apport-Studien von Elemér Pap von Chengery (Budapest)

Prof. Peter Mulacz, Wien:

            MAKRO-PSYCHOKINESE

            Eine Tour d'horizon von Levitation über Bio-PK bis zu paranormalem Metallbiegen

em. o. Univ.-Prof. Dr. Hartmann Römer,  Freiburg i. Br.

            SYMMETRIE UND SERIALITÄT

            Bilaterie, Mandelbrot, Fibonacci ─ und Paranormales als Aufstand des Lebens

 

3.2 Vorschau auf des Wintersemester 2021/221

Montag, 25. Oktober 2021    

            HR Prof. Dr. Gerd Kaminski, Wien:

            CHINESISCHE GEISTER UND DÄMONEN 

            Phänomene öffentlicher und privater Aufmerksamkeit

Montag, 8. November 2021

            ao. Univ.-Prof. Mag. Dr. Karl Baier, Wien:

            THERAPEUTISCHE KONZEPTE DES MESMERISMUS

            Von der Iatrophysik zur romantischen Psychologie des Unbewußten

Montag, 6. Dezember 2021

            Univ.-Prof. Dr. med. Henriette Walter, Wien:

            HYPNOSE

            Erklärungsmodelle über die Wirksamkeit von den Anfängen bis heute

Montag, 13. Dezember 2021

Generalversammlung (nur für Mitglieder), anschließend Vortrag

            Prof. Peter Mulacz, Wien:

            DIVERSIFIKATION VS. EINHEIT DER PARAPSYCHOLOGIE

Montag, 24. Jänner 2022      

            Dr. Rudolf Kapellner, Wien:

            ESOTERIK, MAGIE, PARAPSYCHOLOGIE UND WISSENSCHAFT IN EINEM NEUEN LICHT

Parapsychologie und die Bewußtseinsstrukturen von Jean Gebser
 

Nach dieser Auflistung der Titel – sozusagen das Skelett unseres Programms – nun wie immer auch ein paar Detailangaben, sowohl zu den Referenten wie auch zu deren Vorträgen:

 

HR Prof. Dr. Gerd Kaminski ist ein ausgewiesener Kenner der Materie, Gründer und Leiter der Österreichisch-Chinesischen Gesellschaft (OEGCF) sowie des (zeitweise als Boltzmann-Institut geführten) Österreichischen Instituts für China- und Südostasienforschung sowie Autor zahlreicher Bücher zum Thema.

Die Welt der nicht-menschlichen Entitäten in China ist den meisten von uns fremd und mutet eigenartig an, insbesondere, wenn man deren graphische Repräsentation betrachtet. Der Referent wird über den bloßen Vortrag hinaus freundlicherweise auch eine Reihe von Anschauungsobjekten mitbringen, welche uns diese Welt in geeigneter Form näherbringen werden.  

Dieser Vortrag ist noch durch zwei Besonderheiten gekennzeichnet:

Im Anschluß an die Veranstaltung ist als Postkolloquium ein gemeinsames Essen in einem China-Restaurant organisiert – „gemeinsam“ bedeutet freilich keine Verpflichtung, die Teilnahme ist freigestellt, wer mitkommen will ist willkommen, und zwar sowohl unsere Mitglieder wie auch die Besucher aus den Reihen der OEGCF.

China Restaurant Green Cottage, Kettenbrückengasse 3, 1050 Wien

Menü:

Kalte Vorspeisen

Wantun Suppe mit Schrimps

Knusprige Enten a la Hangzhou

Rindfleisch à la Ganbian

Gemischtes Wok Gemüse

Dessert von Reisteig-Bällchen mit Fülle

Preis pro Person: ¤ 25, – inkl. Tee

Der Koch, Herr Wu Limin, hat als einziger Koch in Österreich eine chinesische Koch-akademie-Ausbildung und darf als einer von nur zehn Köchen in Europa auf seiner Dress das chinesische Staatswappen tragen.

Da der Koch für eine größere Personenzahl planen und die Rohmaterialien einkaufen muß, ist eine Anmeldung notwendig:  

* Anmeldungen an office@oegcf.org  bis 21. 10. *

Es ist mir bewußt, daß dies extrem knapp ist und ich kann nur hoffen, daß es eine „Gnadenfrist“ von ein, zwei Tagen gibt, innerhalb derer Nachmeldungen noch akzeptiert werden.

Der Tisch ist ab 22:00 Uhr für uns reserviert. Transportmöglichkeiten: evtl. Fahrgemeinschaft/spontane Mitfahrmöglichkeit oder individuell per Öffis oder Taxi.

Crowdfunding für chinesische Geistergeschichten

Der Drachenhaus-Verlag http://www.drachenhaus-verlag.com/ hat sich, von Prof. Kaminski vermittelt, an uns gewandt und ersucht, im Kontext der China-Veranstaltung einen Aufruf zum Crowdfunding für die Druckkosten des Buches „Die schöne Füchsin. Geistergeschichten aus China“ bekannt zu machen.

Geistergeschichten haben in China eine lange Erzähltradition. Sie berichten von merkwürdigen Ereignissen, v. a. von der Begegnung zwischen Geistern und Menschen. Dabei geht es zwar manchmal gruselig zu, oftmals auch heiter und nicht selten sogar pikant, denn zwischen den beiden Welten können sich hocherotische Beziehungen entwickeln, insbesondere, wenn Fuchsgeister im Spiel sind.

Den Hintergrund der Geschichten bilden die alten Vorstellungen vom Schicksal der Seelen Verstorbener, ihrem Aufenthalt in der Unterwelt und ihrer Wiedergeburt. Bei der kurzweiligen Lektüre der Geistergeschichten erfährt man viel über den Volks­glauben im alten China, von dem manche Elemente bis heute – etwa in Bestattungsritualen und der Ahnenverehrung – eine Rolle spielen.

In diesem Band sind 21 Geschichten neu übersetzt und nacherzählt. Zum tieferen Verständnis ist ein Nachwort beigefügt, in dem die Welt der chinesischen Geister und Götter erklärt und kulturelle Hintergründe von Geistergeschichten dargestellt werden.
Leseprobe:
https://www.drachenhaus-verlag.com/die-schoene-fuechsin/

Unterstützung des Buchprojekts via Startnext:

https://www.startnext.com/die-schoene-fuechsin

Der Verlag fügt hinzu: bei Startnext können Sie sich eins von vielen Dankeschöns sichern!

 

Mag. Dr. Karl Baier ist ao. Univ.-Prof. für Religionswissenschaft und seit 2013 Vorstand des gleichnamigen Instituts der Universität Wien. Seine Studien umfaßten Ethnologie und Philosophie sowie kath. Theologie und seine Expertise umfaßt moderne alternativ-religiöse Strömungen (besonders 19. und 20. Jahrhundert), Mesmerismus, Okkultismus, den modernen Yoga (Ausbildung zum und Tätigkeit als Yoga-Lehrer) und die psychedelische Bewegung. Er ist Mitglied des European Network of Buddhist-Christian Studies, der Österreichischen Gesellschaft für Religionswissenschaft (ÖGRW) und der European Association for the Study of Western Esotericism (ESSWE).

In dem Vortrag werden anhand von Franz Anton Mesmer, Eberhard Gmelin und Karl J. Hieronymus Windischmann drei therapeutische Modelle, die innerhalb der mesmeristischen Bewegung entstanden, diskutiert. Dabei wird jeweils auf die veränderten theoretischen Hintergrundannahmen und ihre Konsequenzen in der therapeutischen Praxis eingegangen. In gewisser Weise sind die Themen dieses Vortrags, der hochinteressant zu werden verspricht, ein Präludium zum nächsten Vortrag, der ja implizit auch den Mesmerismus berührt.

 

Dr. Henriette Walter, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie sowie Psychotherapeutische Medizin (Hypnosepsychotherapie), ao. Univ.-Prof. an der Medizinischen Universität Wien, ist an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am AKH Wien tätig, wo sie an der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie die Ambulanz für Alkoholismusgefährdete leitet. Sie war seinerzeit Mitarbeiterin von Prof. Peter Berner und hat sich 1991 mit Hypnose-Forschung habilitiert. Sie ist auch eine Funktionärin der Österreichischen Gesellschaft für wissenschaftliche Hypnose sowie im wissenschaftlichen Beirat der Internationalen Gesellschaft für Hypnoseforschung tätig. Vor vielen Jahren hat sie bei uns schon einmal – aber mit anderer Schwerpunktsetzung – über Hypnose referiert.

Eine typische Frage von Journalisten unserer Zeit ist „Welche Geschichte erzählt das?“. Klingt oft einfach, ist es aber bei genauerer Betrachtung nicht. Schon die alten Griechen hatten Behandlungen, die den Vorläufern unserer Burn-out Behandlung und Wellness Kuren entsprachen und die „Geschichte“ war, sich für eine Woche in einen Schlaftempel zu begeben und mit Unterstützung von Räucherwerk den Göttern zu nähern. Die Schamanen hatten die Suche nach dem Krafttier, die Meditation die Gedankenleere und -freiheit. Die Religion hatte Exorzismen, die Romantik hatte bereits Konzepte von Ganzheitsgenesung und Prävention, Janet hatte das Unterbewußte, aus dem dann Freud schließlich den Begriff des Unbewußten entwickelte, der seinen Siegeszug um die Welt antrat. Berger, der das EEG erfand, widmete eine Arbeit dem EEG und der Hypnose. Im 20. Jahrhundert kam dann das Autogene Training, dessen Geschichte ist, dass man unabhängig vom Therapeuten trainieren kann. In der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts kam Milton H. Erickson mit neuen therapeutischen Möglichkeiten und zugleich auch die Bildgebung in der Wirksamkeitsforschung. Dies waren zwei große Schritte. Und heute, in den Zwanzigerjahren des 21. Jahrhunderts, gibt es wieder etwas Neues, die sogenannten Bottom-up und die Top-down Prozesse als Erklärungsmodelle der Wirksamkeit der Hypnose. Einig ist man sich inzwischen in einem Punkt, nämlich, dass die Ressourcen, die Kräfte unserer Patienten in der Hypnose verwendet werden und zur Wirkung gebracht werden. „Hypnose als Katalysator der Hilfe zur Selbsthilfe“, das war die Geschichte des ausklingenden 20. Jahrhunderts und Hypnose als Immunologische Therapie, das ist die Geschichte unserer Zeit.

 

Unsere statutengemäße Generalversammlung findet alle drei Jahre statt, üblicherweise im Frühjahr. Aufgrund der Corona-bedingt unsicheren Situation sind wir bei der Vereinsbehörde um Verlegung auf den Herbst eingekommen; jetzt hoffen wir, daß die GV einigermaßen normal über die Bühne gehen kann.

 

Im nachfolgenden Vortrag möchte ich einige Trends in der Parapsychologie beleuchten, wobei ich u. a. auf den Wissenschaftsbegriff von Thomas S. Kuhn rekurrieren werde.   

 

Dr. Rudolf Kapellner hat über die Jahre verschiedenste Aktivitäten im Bereich der Bewusstseinsforschung gesetzt. Er hat das Focus Stadtzentrum gegründet und durch viele Jahre geleitet, er hat sich für Mind Machines interessiert, er hat Felicitas Goodman (Schlagwort „Rasseltrance“ zur Induktion veränderter Bewußtseinszustände) nach Wien gebracht und vieles andere mehr, vielfach in Anlehnung an universitäre Strukturen. Aktuell betreibt er eine private Akademie für Bewusstseinsforschung/Schule für Bewußtsein https://www.schule-bewusstsein.com/.   

Die vom Philosophen und Pionier der Bewusstseinsforschung Jean Gebser (1905–1973) beschriebenen fünf Bewusstseinsstrukturen der Menschheit eröffnen laut Kapellner eine ungewöhnliche und neue Sicht auf uns Menschen: aus dem Ausgangspotenzial des archaischen Bewusstseins entstanden zuerst die magisch-träumerische, danach die mythisch-psychische und zuletzt die mental-rationale Bewusstseinsstruktur. Als bevorstehende Struktur postuliert Gebser das Integrale Bewusstsein. Nach Gebser tragen wir aber alle bisherigen Strukturen wie ineinander gewobene Sphären lebendig in uns und kreieren daraus unsere verschiedensten Realitäten.

Der Vortrag setzt sich zum Ziel, die Implikationen dieser Bewusstseinsstrukturen auf die heute so verbreitete Esoterik und ihr magisches Weltbild wie auch auf die Parapsychologie als ein mental-rationaler Gegenspieler zu beleuchten. Denn im Lichte Gebsers Gedanken erscheint auch die Parapsychologie in einem „neuen Gewand“.

  

3.       Konferenzen und Tagungen

3.1 Rückblick

3.1.1. PA/SSE

Vom 23. bis 31. Juli fand die gemeinsame Konferenz der Parapsychological Association und der Society for Scientific Exploration statt, natürlich im Cyberspace.

https://parapsych.org/section/67/ssepa_connections_2021.aspx

Ich habe natürlich nicht fünf Tage am Bildschirm hängen können, was ich aber angesehen habe, hat mich diesmal nicht sehr beeindruckt. Mein subjektives Resümee ist, daß dies in all den mehr als dreißig Jahren, die ich der PA angehöre, die schwächste Konferenz war.

Die einzelnen Vorträge haben auch Nicht-Mitglieder nach der Konferenz herunterladen können, und zwar kostenpflichtig (was in Ordnung ist), allerdings zu einem Preis, den man in Wien als „g’schmalzen“ bezeichnen würde.

 

3.1.2 „Ancient and Modern Ideas of Possession“

An der Universität Innsbruck – aber ebenfalls nicht in der 3D-Welt des Alltags, sondern im Cyberspace – fand am 29. und 30.  September 2021 eine Veranstaltung „Online Interdisciplinary Conference: Ancient and Modern Ideas of Possession“ statt, organisiert gemeinsam mit der Österreichische Gesellschaft für Religionswissenschaft (ÖGRW) https://www.univie.ac.at/oegrw/ und der Research Area “Cultural Encounters – Cultural Conflicts” https://www.uibk.ac.at/fsp-kultur/index.html.en von Nicole M. Bauer & J. Andrew Doole von der Fakultät für Katholische Theologie.

Fragestellungen wie etwa die Interpretation psychischer Störungen durch die Inbesitznahme durch Totengeister (à la Wickland), Interpretation der Produktion von Medien allgemein, oder Reinkarnationsfragen sind nicht angeklungen. Vom Standpunkt der Parapsychologie her wenig ergiebig.

Die zentrale Organisatorin der Veranstaltung, Dr. Nicole M. Bauer, hat bei uns schon einen Vortrag gehalten – wenn auch nicht physisch anwesend, sondern nur via ZOOM:             

Montag, 01. Februar 2021    

Mag. Dr. Nicole Bauer, Heidelberg/Innsbruck:

DIE KIRCHE UND DAS PARANORMALE

Kommunikation und Interaktion zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren im katholischen Exorzismus   

 

3.2 Kommende Veranstaltungen

Online-Symposium der PA am 20. Nov. 2021

Exceptional Death-Related Experiences
Chair: Michael Nahm

https://parapsych.org/section/66/online_symposia.aspx

 

          

4.       Literaturhinweise

Die vier Bücher, die im folgenden kurz dargestellt werden, falle alle in der einen oder der anderen Form aus dem Bereich des „Üblichen“ heraus bzw. haben sie einen speziellen Bezug zu unserer Gesellschaft.

4.1

Gerhard W. Schuster 
Wunder der Psyche  Psychologie des Wunders  

Dr. Schuster, von seinem Studiengang her Ethnologe, Kunst- und Kulturhistoriker, hat vor Jahren in unserer Gesellschaft einen eindrucksvollen Vortrag über „Das alte Tibet“ gehalten, den viele noch deutlich in Erinnerung habe werden. Fast die Hälfte seines Lebens hat Schuster auf Forschungs- und Studienreisen in über 130 Ländern der Erde zugebracht und ausgiebige Feldforschungen im Orient, in Indien, Nepal, Tibet, Zentral- und Südostasien unternommen. Nun legt er mit diesem Band ein Werk vor, in dem die merkwürdigen Phänomene in Tibet nur eines von vielen Kapiteln darstellen; das Buch ist eher als ein Überblick über die Parapsychologie zu verstehen, wobei ausgewählte Themen weit eingehender dargestellt werden als andere.

Sein Buch beschreibt er selbst als eine abenteuerliche Reise durch alle Zeiten und Kulturen auf den Spuren des Außergewöhnlichen, Geheimnisvollen und Paranormalen. Die weltweiten vielfältigen Erscheinungsformen außersinnlicher Wahrnehmung und paranormaler und mystischer Phänomene, wie sie seit Menschengedenken von Schamanen und Yogis, von Medien, Sensitiven und Mystikern aller Weltreligionen überliefert werden, sind das Thema dieses aussergewönlichen Buches. Ob das Hellsehen in Vergangenheit und Zukunft, die Fernwahrnehmung und Telepathie, sie alle sind Wunder der menschlichen Psyche. Ebenso wie die ungeheure Fülle von weltweit belegten paranormalen und mystischen Phänomenen, sind sie menschliche Universalien, das heißt a priori in jedem Menschen angelegt, sind sie Beweise für die Wunder der Psyche und das das ungeheure Entwicklungspotential, welches in uns allen schlummert. Ob Psychokinese und die damit einher gehenden Spuk- und Poltergeistphänomene, die Künste orientalischer Fakire oder die geheimnisvollen Siddhis, die wunderbaren Kräfte des Yoga, sie alle werden anhand zahlreicher Beispiele detailreich geschildert und erklärt, ebenso wie das Mysterium der katholischen Charismen, die paranormalen und mystischen Manifestationen der christlicher Heiligen. Deren wunderbaren Fähigkeiten und paranormalen Phänomene wie das innere Feuer, das Leben ohne Nahrung, die Bilokation, deren Levitationen und die vielfach belegt Unverwesbarkeit ihrer Körper im Tode, alle diese Phänomene werden anhand konkreter historischer Persönlichkeiten erörtert und erklärt. – So weit der Autor.      

Schuster geht bei seiner Darstellung über den üblichen Bereich der Parapsychologie hinaus und implementiert auch Aspekte aus Grenzbereichen der Wissenschaft. Die Breite der Themen geht manchmal auf Kosten der notwendigen Kritik, so z. B. bei dem Sensitiven Gérard Croiset, der im Zuge der (berechtigten oder auch nicht) „Demontage“ von Tenhaeff heute kritischer gesehen wird, oder (im Kapitel „Telepathie zwischen Mensch und Pflanze“) bei der Besprechung der Backster-Experimente. Gerade dieses Kapitel mag auf allgemeines Interesse stoßen, zeigt doch schon die vorwissenschaftliche Erfahrung, daß Pflanzen bei manchen Leuten (die mit dem „grünen Daumen“) besser gedeihen als bei anderen. So ist es sehr verdienstlich, daß der Autor auch ältere Forscher wie Bose und Gurwitsch referiert, allerdings krankt die im selben Kapitel erwähnte Kirlian-Photographie daran, daß es nie gelungen ist, allgemeine Standards zu etablieren, welche erlauben würden, die Resultate verschiedener Laboratorien miteinander zu vergleichen. Backster ist sehr wichtig, er hat wirklich etwas in Bewegung gebracht, allerdings nur kurzfristig, jetzt scheint das Interesse eher erloschen zu sein; das Problem ist bei ihm aber, daß sein Vorgehen doch recht amateurhaft war und seine Resultate eher kritisch zu betrachten sind. Ob sie bei eine exakten Replikation hielten? Zumindest muß diese Frage gestellt werden …

Ein Kapitel, das ich überhaupt nicht beurteilen kann, ist „Die Reinigung der Zirbeldrüse mit Hilfe bestimmter Solfeggio-Klänge“, geht dies doch weit über die Parapsychologie hinaus und ist damit exemplarisch für die schon früher erwähnte Einbindung von Grenzgebieten. Was immer davon zu halten ist, es ist eine interessante Anregung, sich näher darüber zu informieren.

Ein anderes Kapitel befaßt sich mit den Stigmata katholischer Mystiker; Schuster nennt – sehr zu Recht – die Stigmatisation die wohl radikalste Ausformung der Psychosomatik. Den Blutverlust infolge der „Freitagsleiden“ halte ich im Gegensatz zu Schuster für nicht außerordentlich. Blut ist nicht nur „ein besonderer Saft“, Blut färbt auch sehr gut, was jeder weiß, der schon einmal Nasenbluten hatte, und ein Anblick einer „blutüberströmten“ Stigmatisierten wird schon bei wenigen Tropfen erzielbar. Die Frage der Nahrungskarenz bespricht der Autor dann in einem eigenen Kapitel.

Einige Kapitel setzen sich mit ganz außerordentlichen Phänomenen auseinander – da fällt mir immer die Maxime „extraordinary claims need extraordinary evidence“ ein. Nun ist vielfach die Datenlage dürftig und jeder Autor kann nur das interpretieren, was zur Verfügung steht. In manchen glücklichen Fällen sind auch die älteren Berichte durchaus detailreich, sodaß sie hinsichtlich der Objektivität ihrer Darstellung beurteilt werden können. Das halte ich z. B. bei Joseph von Copertino für gegeben (zu dem Schuster auch eine Reihe von minder bekannten Gegenstücken bringt) wie auch – trotz ganz anders gearteter Phänomenik – bei Haridas oder (dem im Buch nicht namentlich angeführten) Gowindaswami, zwei Fakire, die sich lebendig begraben haben lassen.

Mirin Dajos Vorführungen (Durchstechungen) hingegen halte ich für durchaus „normal“ erklärbar, in dem Sinne, daß man zur Erklärung keine paranormalen Vorgänge heranzuziehen braucht. Ich habe mich anderswo ausführlich damit beschäftigt (Deliberately Caused Bodily Damage [DCBD] Phenomena: A Different Perspective. Journal of the Society for Psychical Research 1998, 62: 434 - 444).

Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen sind vor allem die Tibet-bezogenen Kapitel interessant: Chöd Pas, tibetische Lamas und die Praxis im Dunklen, die tibetische Tummo-Praxis, Lung Gompas etc., die aufzuführen hier der Platz fehlt.

Alles in allem ist es ein sehr engagiertes Buch, dessen Zielsetzung es offenbar ist, aufgrund der Phänomene, welche der Autor abhandelt, nachzuweisen, daß eine materialistisch-mechanistische Weltanschauung beim Versuch einer Erklärung scheitert und daß es das nicht-physische, das psychische Element ist, worin all dies gründet. Dargetan wird das anhand einer Fülle von Stoff, vornehmlich Fallstudien, wobei auch Phänomene herangezogen werden, die in der modernen Parapsychologie bestenfalls randständig sind, wenn sie nicht schon ganz „verdunstet“ (Jule Eisenbud) sind. Gerade diese Phänomene wieder hervorzuholen und sozusagen ins Rampenlicht zu stellen, ist sehr verdienstvoll. Außerdem sind sie höchst interessant und das Buch liest sich daher sehr spannend.

Diesen Pluspunkten steht leider ein gravierendes Minus gegenüber: der Mangel an kritischer Distanz bzw. kritischem Hinterfragen. Es scheint, daß der Verfasser einfach alles glaubt, was ihm schwarz auf weiß vorgesetzt wird, ohne sich je die Frage zu stellen, „ist das auch wahr?“. Dabei wäre gerade dies wichtig, erstens Quellenkritik und zweitens das Bemühen, alternative Interpretationen zu finden – auch auf die Gefahr hinauf, daß man dann viele Details, die man argumentativ gut brauchen könnte, streichen muß. So aber, autoritätsgläubig und unkritisch, besteht immer die Gefahr, sich sozusagen selbst in die Tasche zu lügen – und das sollte doch um jeden Preis vermieden werden. Hans Driesch hat einmal gesagt, lieber im Zweifel hundert echte Phänomene zu verwerfen als ein einziges unechtes anerkennen.

Gerhard W. Schuster
Wunder der Psyche – Psychologie des Wunders
Von der Faszination des Paranormalen
BoD – Books on Demand, Norderstedt, 2021 
354 Seiten, einige Abb., broschiert (alternativ Kindle)
ISBN ‎ 978-3-7534-9487-6  
¤ 18,95  

 

4.2

Karl-Reinhart Trauner            
Martin Luther und das Paranormale
Die Rolle des Nicht-Alltäglichen im Leben des Reformators

Für das „Luther-Jahr“ 2017 hatte ich einen Referenten zum Thema „Luther und Geister, Dämonen, Nicht-Alltägliches“ gesucht, von der bekannten Anekdote ausgehend, Luther habe dem Teufel, der ihm erschienen sei, das Tintenfaß nachgeworfen. Keiner der von mir befragten evangelischen Theologen wollte bei diesem Thema „anbeißen“; schließlich bin ich aber doch fündig geworden, und zwar beim Militärsuperintendenten (d. i. der evangelische Militärbischof, im Rang einem Generalmajor entsprechend) – an ihn hätte ich („sieh‘ das Gute liegt so nah‘“) eigentlich gleich denken können. Auch er, der Privatdozent DDr. Karl-Reinhart Trauner, sagte zunächst, er wisse darüber nichts, aber er werde sich kundig machen. Das war der erste Akt.

Der zweite war, daß Karl-Reinhart Trauner am 30. Oktober 2017, also fast auf den Tag genau 500 Jahre nach dem Anschlag der Thesen, einen ganz ausgezeichneten Vortrag zu diesem Thema gehalten hat.

Kürzlich erfolgte nun der dritte Akt: aus dem Vortrag ist ein ganzes Buch geworden, und was für eines! Der Band umfaßt 745 Seiten, wovon 80 Literatur und Beilagen beinhalten. Es ist das erste Mal, daß aus einem Vortrag in unserer Gesellschaft eine Buchpublikation entstanden ist!  

Der Clou des Ganzen ist aber, daß das Buch von A bis Z in Fraktur gedruckt ist (Zitate in Antiqua bzw. in Griechisch, Arabisch oder Hebräisch ausgenommen). Der wegen der Ligaturen und den verschiedenen „s“ etwas anspruchsvollere Frakturdruck ist tadellos!

Der Verfasser erwähnt, daß das Buch aus einem Vortrag in unserer Gesellschaft hervorgegangen ist; in ein paar Absätzen legt er auch die Bedeutung der Fraktur als Kulturgut dar. Ich bin mit ihm einig, daß es wichtig ist, dieses Kulturgut zu erhalten.

Das Werk gliedert sich in die folgenden Abschnitte:

Voraussetzungen
I. Hauptteil:   Die Omnipräsenz des Paranormalen
II. Hauptteil:  Begegnungen mit dem Paranormalen
III. Hauptteil: Theologische Einordnung
Weiterführende Aspekte
Literatur und Beilagen

Ohne ins Detail gehen zu können, ist es evident, daß es sich bei dieser Untersuchung um ein profundes, gediegenes Werk handelt. Allerdings kann ich nicht unterdrücken (qui tacet consentire videtur), daß ich manche der Definitionen, die der Autor beibringt, beeinspruchen würde
Daß unsere Gesellschaft den Anstoß zu dieser Publikation gegeben hat, ist für uns höchst erfreulich!

Karl-Reinhart Trauner
Martin Luther und das Paranormale 
Die Rolle des Nicht-Alltäglichen im Leben und Denken des Reformators  
Szentendre, Tillinger Péter Mühele, 2021 
745 Seiten, illustriert, fester Umschlag (Lumbeck)

4.3

Michel Granger          
La Saga de l'ectoplasme – Tome 1   
Enquête critique et objective sur le phénomène des matérialisations

Bekanntlich ist die heutige internationale Wissenschaftssprache das Englische; Deutsch ist weit in den Hintergrund gerückt, wie auch die anderen Nationalsprachen. Daher ist es etwas ungewöhnlich, wenn ich hier ein Buch in französischer Sprache vorstelle. Ich tue dies trotzdem, weil das Thema im Laufe der letzten Jahrzehnte innerhalb der „wissenschaftlichen Parapsychologie“ völlig randständig geworden ist und keinerlei anderen aktuellen Publikationen vorliegen.

Der vorliegende erste Band umfaßt auf 828 Seiten eine Menge Information; da es sich naturgemäß um historisches Material handelt, könnte man den Eindruck gewinnen, damit sei jetzt alles gesagt. Mitnichten, der Autor arbeitet bereits am zweiten Band!

Michel Granger          
La Saga de l'ectoplasme – Tome 1   
Enquête critique et objective sur le phénomène des matérialisations
    
CreateSpace Independent Publishing Platform, 2021                       
828 Seiten, sehr reich illustriert, fester Umschlag (Lumbeck)      
ISBN  978-1479-25612-9        

4.4

Yves Mühlematter und Helmut Zander (Hrsg.)
Occult Roots of Religious Studies. On the Influence of Non-Hegemonic Currents on Academia around 1900

Dieser in der Reihe „Okkulte Moderne“ im Verlag De Gryter erschienene Sammelband ist als Open Access-Publikation veröffentlicht worden und kann kostenfrei auf             
https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/9783110664270/html heruntergeladen werden.

 

       

5.       On-line Ressourcen

 

IGPP-Kolloquien und youtube-Kanal:  

Das 1950 von Hans Bender gegründete Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) http://igpp.de/ in Freiburg in Breisgau bietet regelmäßige Kolloquia an, die auch Institutsfremden offen stehen. Das Format ist entweder hybrid oder nur on-line:  

https://www.igpp.de/allg/kolloquium.htm

 

Zahlreiche zurückliegende Vorträge sind auf dem Youtube-Kanal des IGPP als Video verfügbar: https://www.youtube.com/channel/UC5nP8daNH-0Txp3yitXJQEQ

 

      

6.       Grants

Wie alljährlich lobt die mit unserer schwedischen Schwestergesellschaft assoziierte John Björkhem Memorial Foundation (JBM) Forschungsgelder aus:  

The John Björkhem Memorial Foundation announces grants for the furtherance of parapsychological research to be applied for latest by 07 November, 2021. The total amount of 10,000 EUR is available to be distributed to large or small research projects.

Applications in English are to be sent to the foundation’s secretary Edgar Müller in the form of e-mails to adtempus@comhem.se and also adtempus1@outlook.com (due to possible change of e-mail address).

           

7.       BICS Essay Competition

Obwohl die Bewerbungsfrist bereits abgelaufen ist, führe ich diesen vom Bigelow-Institut http://www.bigelowinstitute.org/ veranstalteten Wettbewerb hier an, um zu demonstrieren, welche Beträge für eine entsprechende Darstellung einer nachtodlichen Existenz fließen:

https://www.bigelowinstitute.org/contest.php

Gefordert ist ein Aufsatz über „Best Evidence for Afterlife“; die Jury ist auch entsprechend vorbelastet.

Wie einst der „Altmeister“ Hans Bender gesagt hat: wenn Sie den Leuten das Jenseits „verkaufen“, erhalten Sie jede Menge Geld. Geld, das es für seriöse, vorurteilsfreie parapsychologische Forschung leider nicht gibt …   

 

          

8.       Personalia   

8.1 PA Awards

Der Gewinner des neu eingeführten „Outstanding Mentorship Awards“ ist der Parapsychologie-Veteran Stanley Krippner. Wenn jemand diese Auszeichnung verdient hat, dann er, hat er sich doch durch Jahrzehnte immer des parapsychologischen „Nachwuchses“ angenommen.

https://parapsych.org/articles/37/573/2021_outstanding_mentorship_award.aspx

 

8.2 Nachrufe (in chronologischer Reihenfolge)

Leider hat die parapsychologische Gemeinde wieder zwei Persönlichkeiten verloren, derer hier kurz gedacht sei:

 

8.2.1 (Hans) Lucius Werthmüller (12.5.1958–9.4.2021)

Viel zu früh hat Lucius Werthmüller uns für immer verlassen. Im Hauptberuf Antiquar in Basel, war er durch viele Jahre Präsident des Basler Psi-Vereins, der irgendwie die Parapsychologische Arbeitsgruppe Basel von Matthias Güldenstein abgelöst hat http://www.baslerpsiverein.ch/geschichte/, er war auch (gemeinsam mit meinem 2012 verstorbenen Freund Prof. Alex Schneider) langjähriger Organisator der Basler Psi Tag http://www.psi-tage.ch/index2.html, wo ich mehrfach Referate gehalten habe. Weiters war Luci sehr eng mit Albert Hofmann, dem legendären „Entdecker des LSD“, befreundet, womit er eine Familientradition fortgesetzt hat, war doch schon sein Vater an der Drogen-Thematik interessiert und insbesondere mit Rudolf Gelpke (Ethnologe, Islamkundler, Drogenforscher und Verfasser des Buches „Vom Rausch im Orient und Okzident“) eng befreundet; vgl. auch https://www.pharmazeutische-zeitung.de/inhalt-22-2005/titel-22-2005/.     

Allerdings hat sich Luci später von der „akademischen“ Parapsychologie wegentwickelt und mehr einerseits dem Spiritismus und andererseits der Esoterik zugewandt, was dazu führte, daß er und ich in vielen Dingen ganz unterschiedlicher Auffassung waren; am deutlichsten wurde dies bei seiner unkritischen Akzeptanz des Pseudo-Medium Kai Muegge. Das hat aber unserer Freundschaft keinen Abbruch getan, weil ich ihn seiner menschlichen Qualitäten wegen geschätzt habe: ich werde Luci nicht nur als einen für seine Sache sehr engagierten, sondern vor allem auch als einen integren, hochanständigen Menschen in Erinnerung behalten.  

Ausführliches Interview mit Lucius Werthmüller:
https://www.youtube.com/watch?v=JFT0y5IiOCc  

Nachruf aus der Feder seiner Lebensgefährtin:      
https://www.bpv.ch/blog/nachruf-hans-lucius-werthmueller-12-5-1958-9-4-2021/

 


8.2.2
Carlos S. Alvarado (09.03.1955–16.07.2021)    

„Peter, ich möchte, daß Du jemanden kennenlernst“, das sagte Stephen Braude am Rand der PA Convention 1994 in Amsterdam zu mir, „er ist so wie Du sehr an der Geschichte der Para­psychologie interessiert und bestens informiert“. Die Person, mit der er mich bekannt machte, war Carlos Alvarado, und das war der Beginn einer langen Freundschaft, und die Geschichte unserer Disziplin war bei weitem nicht das einzige gemeinsame Interesse.

Carlos stammte, obwohl in den USA geboren, aus Puerto Rico, verbrachte aber mit seiner Frau, Nancy Zingrone, die meiste Zeit seines Lebens in den USA. Als wir einander begegneten, hatte er aufgrund vieler Publikationen bereits einen guten Namen in der Parapsychologie; im Folgejahr wurde er zum Präsidenten der PA gewählt (zweite Amtszeit 2002–03). Relativ spät in seiner Karriere, 1997, erwarb er bei Robert Morris in Edinburgh den Grad eines PhD (ebenso wie etwas später Nancy). 1978 hatte er bereits einen BA in Psychologie an der University of Puerto Rico erworben, dazu kamen die weiteren akademischen Grade eines MSc in Parapsychologie an der John F Kennedy University (1981) und eines MA in Geschichtswissenschaft an der Duke University (1989).

Der Fokus seiner Forschungsinteressen und seiner Publikationen lag besonders in den Bereichen Geschichte der Parapsychologie, Außerkörperliche Erfahrung (AKE), Außergewöhnliche Erfahrungen (AgE) wie Aurasehen oder Synästhesien, und auf Spukphänomenen. 

Seine spätere Karriere umfaßte Positionen wie Forschungsassistent bei dem berühmten Ian Stevenson, bekannt für seine jahrzehntelange Forschung über Reinkarnation, an der University of Virginia (1982–1986), sowie einige Lehrverpflichtungen, z. B. (2003–2015) als Assistant Professor of Research in Psychiatric Medicine an der Division of Perceptual Studies an derselben Universität. Von 2004 bis 2020 war er ein Mitglied der Adjunct Research Faculty an der Sofia University Palo Alto, CA, und von 2010 bis 2013 war er Scholar in Residence an der Atlantic University, Virginia Beach, VA.

In seinem heimatlichen Puerto Rico lehrte er Parapsychologie am Centro Caribeño de Estudios Postgraduados (das Karibische Zentrum für Höhere Studien, jetzt Albizu University) in San Juan, Puerto Rico (1996–2000) und war ein Mitglied des Dissertationskomitees an der University of Puerto Rico in Rio Piedras (1995–99).

Seine Lehrtätigkeit war aber nicht auf den akademischen Unterricht beschränkt; mit Nancy Zingrone gründete er die Organisation „The Azire“, die on-line-Klassen unterrichtete und den YouTube Kanal Parapsychology Online betrieb, sowie, als dessen Weiterentwicklung, mehrere Folgen von „ParaMOOC“ in Form von Webinars. Auch in diesem Newsletter habe ich auf
ParaMOOC mehrfach hingewiesen bzw. deren Programm verlinkt. 

Von besonderer Bedeutung war Carlos‘ langjährige Zugehörigkeit zur Parapsychology Foundation (PF). Von 1999 bis 2001, wer er ein Mitherausgeber des International Journal of Parapsychology. In dieser Kapazität war er maßgeblich an der Publikation der Classic IJP CD-ROM beteiligt, welche die originalen zehn Bände des IJP (38 Ausgaben, 1959–1968) des vielgepriesenen International Journal of Parapsychology auf CD zugänglich machte. Von 2000 bis 2008 (teilweise bis 2014), war er der Direktor der Domestic and International Programs der Parapsychology Foundation; schließlich wurde er 2015 zu deren erstem Research Fellow ernannt.

Carlos war auch im Herausgeberkollegium einiger weiterer Journale sowie im wissenschaftlichen Beirat von Organisationen wie das Rhine Research Center oder die Bial Foundation.

Seine zahllosen Publikationen gliedern sich in zwei Kategorien: Printmedien und elektronische Medien. Innerhalb der letzteren betrieb er einen eigenen Blog Parapsychology: News, History, Research auf WordPress https://carlossalvarado.wordpress.com/, ferner hat er einer Reihe von Artikeln zur Psi Encyclopedia https://psi-encyclopedia.spr.ac.uk/ beigetragen.

Wie oben erwähnt, galt eines seiner Hauptinteressen der Geschichte der Parapsychologie. Bei der PA Convention 2007 in Halifax, Nova Scotia, haben sich Carlos und ich entschlossen, eine eigene online-Diskussionsgruppe für die historischen Aspekte der Parapsychologie ins Leben zu rufen; die Gruppe, die ich daraufhin auf Yahoo eingerichtet habe, war einige Jahre hindurch recht lebhaft, aber schließlich nahmen die Aktivitäten der Gruppenmitglieder langsam ab und erreichten sozusagen die Nulllinie. Nichtsdestotrotz habe ich, als vergangenes Jahr die Yahoo Gruppen eingestellt wurden, diese Gruppe zu den Google Gruppen (psi_research_historical@googlegroups.com) übertragen, allerdings bisher ohne jedes Echo.   

Im Rahmen der Geschichte unserer Disziplin hat sich Carlos Alvarado – abgesehen von extrem wichtigen Persönlichkeiten aus der anglophonen Welt wie William James – vor allem auf Persönlichkeiten (sowohl Forscher wie Medien) konzentriert, die aus Ländern stammten, deren Einwohner romanische Sprachen wie Französisch, Italienisch, oder sein muttersprachliches Spanisch verwenden. Ein paar Beispiele dazu: Theodore Flournoy, Charles Richet (über den er eine kleine Broschüre Charles Richet: A Nobel Prize Winning Scientist’s Exploration of Psychic Phenomena publiziert hat), Eusapia Palladino, und einige andere.  All das hat sich nicht auf Parapsychologie beschränkt; wann immer es passend schien, war er darum bemüht, die Kluft zwischen Parapsychologie und dem Mainstream zu überwinden, z. B. hat er im Zug historischer Forschung über Dissoziation und das Unbewußte die Zeitschrift History of Psychiatry als den passenden Ort zur Publikation seiner Forschungsergebnisse gewählt. Stets hatte er dabei ein zweifaches Ziel im Sinn: verläßliche Information über die Vergangenheit und Impulse für zukünftige Forschune.

Abschließend noch zur Außerkörperlichen Erfahrung. Während derartige Erfahrungen seit Jahrhunderten berichtet werden, liegt der Beginn experimenteller Studien zur AKE nur weniger als 50 Jahre zurück (Karlis Osis, Charles Tart, mit Alex Tanous und anderen). Andrerseits wurden durch die Publikation populärer Bücher über Thanatologie Außerkörperliche Erfahrungen, die sich im Rahmen von Todesnäheerfahrungen abspielten, sehr bekannt. Carlos hat sich nicht darauf beschränkt, die Charakteristika von AKEs zu registrieren, sondern er hat auch die tiefgehenden Wirkungen studiert, welche die AKEs für die betreffenden Personen hatten.   

Als Carlos Alvarado nach einem halben Jahr Krankenstand am 16. Juli seinem Leiden (Glioblastom) erlag – viel zu früh, erst 66 Jahre alt –, hinterließ er ein umfangreiche ¼uvre von gedruckten Aufsätzen und Blog-Einträgen. Wir, die Überlebenden, sind für dieses Werk dankbar und wir werden ihn, einen gelehrten Wissenschaftler und einen liebenswerten Kollegen, niemals vergessen.

Ausgewählte Links:

https://psi-encyclopedia.spr.ac.uk/articles/carlos-s-alvarado
https://www.parapsych.org/users/carlos/profile.aspx          
https://carlossalvarado.wordpress.com/
https://www.youtube.com/watch?v=i9qyO_81vgA
https://www.youtube.com/watch?v=358jKENUfEg

  

9.       „Verschwörungstheorien in Zeiten der COVID-19-Pandemie“ – Bericht der Bundesstelle für Sektenfragen

Bericht der Bundesstelle für Sektenfragen an die Bundesministerin für Frauen, Familie, Jugend und Integration Mai 2021

Am 31. Mai 2021 fand eine Pressekonferenz zum Thema „Das Phänomen Verschwörungstheorien in Zeiten der COVID-19-Pandemie“ im Bundeskanzleramt statt;  die Bundesstelle für Sektenfragen war durch die Psychologin Mag. Ulrike Schiesser vertreten, ein prominentes Mitglied der „Gesellschaft für Kritisches [sic] Denken“ (GkD), dem österreichischen Ableger der deutschen „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP), also einer sattsam bekannten „Skeptiker“-Organisation, deren Mitglieder immer wieder Angriffe auf die Parapsychologie geritten haben.

Auch in diesem Bericht findet sich wieder eine Link-Liste „Info-Portale, Rechercheplattformen und Faktencheck-Webseiten“, wo – nicht verwunderlich – auch die GWUP figuriert, ferner die bekannten „Faktenchecker“ CORRECTIV sowie mimikama – Verein zur Aufklärung über Internetmissbrauch. Diese sind allerdings nicht unbesehen zu empfehlen, nicht nur, daß ihnen auch Fehler nachgewiesen werden konnten, sie zeigen eine gewisse (politische) Schlagseite, aber nicht die geringste Transparenz (wer bezahlt sie, „wes Brot ich eß‘, des Lied ich sing‘“): Skepsis ist also angebracht. Wenn die „Faktenchecker“ die Fakten checken, wer, bitte, checkt die Faktenchecker?

Download des Berichts:         
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/dam/jcr:fdd6aaf5-3d9b-4738-bd58-88661324f742/verschwoerungstheorien_052021.pdf

Nebenbei: im Gegensatz zur GkD hat ein prominenter „Skeptiker“, Chris French, kürzlich seinen Standpunkt geändert und akzeptiert nunmehr den Status der Parapsychologie als Wissenschaft: „Why I now believe parapsychology is a science not a pseudoscience“.

Download:
https://www.skeptic.org.uk/2021/09/why-i-now-believe-parapsychology-is-a-science-not-a-pseudoscience/

Aber von der GkD im Verein mit der GWUP ist das nicht zu erwarten.

 

              

10.      Mainstream vs. Dissidenten – Diskurskultur in der Parapsychologie und rund um Corona 

Merkwürdige Bruchlinien haben sich aufgetan in den letzten 18 Monaten.

Seit der damalige, mittlerweile vor Kurzem „zur Seite getretene“ Bundeskanzler von den zu erwartenden 100.000 COVID-Toten gesprochen hat, ist die Corona-Thematik in einer Art und Weise zu einem Gegenstand der Politik geworden, die weit über die bloßen Maßnahmenverordnungen und Erlässe hinausgeht. Wie sich mittlerweile gezeigt hat, waren die Hunderttausenden um zwei Zehnerpotenzen zu hoch gegriffen – aber der Schaden ist passiert, diese Zahl hat sich in die Köpfe der Menschen eingebrannt, und wenn es nicht die konkrete Zahl war, dann die Idee, COVID-19 sei eine schreckliche Seuche, der wir alle zum Opfer fallen würden.

Das war politische Propaganda, sie hat gewirkt und sie wirkt heute noch. Die „schreckliche Seuche“ ist eine Prämisse, die nicht hinterfragt wird, die mittlerweile axiomatisch geworden ist. Man muß einen gewissen Zeitaufwand riskieren, um sich die Rohdaten anzusehen und dann stellt sich die Situation anders dar als in der Propaganda der Regierung und der gekauften Medien; wie sich nicht nur der Boulevard, sondern auch die sogenannten Qualitätsmedien prostituiert haben, ist ja durch die jetzt aufgeflogenen Skandale (die Chat-Protokolle innerhalb der „türkisen Familie“) offenkundig geworden. Übrigens geht die politische Propaganda bzw. die angewandten Manipulationstechniken auf einen Neffen Sigmund Freuds, Edward L. Bernays, zurück, und zum Verständnis der Wirkung muß man ein wenig die Massenpsychologie kennen, z. B. den „Klassiker“ Gustave Le Bon.

Ein weiteres ist der Gebrauch des Terminus „Pandemie“; technisch ist das durchaus korrekt, weil die Krankheit ja auf mehreren Kontinenten auftritt, aber das Vokabel hat leider seit hundert Jahren, seit der Spanischen Grippe, welche mehr Todesopfer gefordert hat, als der Große Krieg, die Konnotation des millionenfachen Todes.

Ein drittes ist die Frage, wie ansteckend das Sars-CoV-2 Virus wirklich ist. Wir haben alle noch die Bilder im Kopf, wo Personen einen Schutzanzug getragen haben, der einem Mondanzug nicht ganz unähnlich war. Das mag am Anfang, als man noch nicht viel über dieses spezielle Virus wußte, gerechtfertigt gewesen sein – mittlerweile sollte Besonnenheit eingekehrt sein und man sich informiert haben, wie gefährlich Sars-CoV-2 im Vergleich mit anderen weit verbreiteten Viren ist. Nun, Masern, die „harmlose Kinderkrankheit“ (freilich für Erwachsene eine ernstzunehmende Krankheit, wie COVID-19, wie Influenza u. a.) wird von einem Virus verbreitet, welches weit ansteckender ist als Sars-CoV-2. Sogar die Wikipedia, ganz gewiß ein glatt gebürstetes, stromlinienförmiges Mainstream-Medium, schreibt das, allerdings ohne einen Faktor, um wieviel ansteckender, anzugeben. Jeder kann sich heutzutage selbst informieren – die wenigstens tun es, sondern geben sich lieber mit betreutem Denken aus dem Fernseher zufrieden.

Oben habe ich das Vokabel „Besonnenheit“ verwendet, und zwar in Analogie zur Maxime von Hans Bender, die Probleme der Parapsychologie in einen Raum der Besonnenheit zu stellen. 

Aber leider geschieht das grosso modo nicht, wobei ich nicht übersehen will, daß es heute viel ruhiger zugeht als in der Zwischenkriegszeit oder in den 1950/60er-Jahren.

Die Frontstellungen sind nicht nur hie Parapsychologie, da organisierte Skeptiker wie z. B. die GWUP, man kann auch einen anderen Antagonismus ausmachen: die Parapsychologie vs. den Mainstream der Scientific Community. Das wird beispielsweise dort schlagend, wo ein Parapsychologe versucht, einen Aufsatz in einem Mainstream-Medium zu plazieren. Insofern könnte man die Parapsychologen als die Dissidenten im Mainstream-Wissenschaftsbegriff auffassen. Der Mainstream mauert sich ab und weigert sich, die Argumente der Dissidenten zur Kenntnis zu nehmen oder er zerpflückt sie in einer geradezu reflektorischen Reaktion. Oft erfahren die seriösen Parapsychologen in diesem Prozeß eine höchst unwillkommene Unterstützung von seiten der Esoteriker, was die Parapsychologie eher angreifbar macht. („O Herr, schütze mich vor meinen Freunden; vor meinen Feinden kann ich mich selber schützen!“)

Ähnlich ist es bei den Corona-Dissidenten. Da gibt es Personen, die sich ihre eigene Lagebeurteilung sorgfältig selbständig erarbeitet haben, und andere, die den krausesten Verschwörungstheorien anhängen. Auch daß die Argumentation vernünftiger, rational argumentierender Maßnahmen-Kritiker vom Mainstream entweder gar nicht wahrgenommen oder sofort aggressiv bekämpft wird, ist eine Parallele. Eine weitere ist, daß der Mainstream seine Macht ausübt, um zu verhindern, daß die Argumente der Dissidenten öffentlich wahrgenommen werden. Abweichler von der offiziellen Linie werden nicht zu Interviews in den Medien eingeladen wie auch die großen Wissenschaftsjournale keine parapsychologischen Beiträge annehmen.

Ein gravierender Unterschied ist allerdings, daß es rund um Corona um große Geldflüsse geht; von Zeit zu Zeit hört man, um wieviel die Vermögen der Profiteure gewachsen sind.

In beiden Fällen kann man im eigentlichen Sinn nicht von einer Diskurskultur sprechen, denn der Diskurs findet entweder gar nicht statt oder wenn, dann nicht kultiviert.

Abschließend noch zur Rolle der organisierten Skeptiker, also GkD bzw. GWUP. Diese Personen haben sich das kritische Hinterfragen auf ihre Fahnen geschrieben. In der Corona-Diskussion findet auch dort kein kritisches Hinterfragen statt, vielmehr wird, basierend auf einem gewissen Szientismus, die Regierungslinie vertreten, und wer ausschert, wer den Eindruck macht, die eigenen Reihen zu verlassen, wird sofort (verbal) niedergeknüppelt: Beschimpfung als „Covidiot“ oder „Aluhut-Träger“ statt rationaler Argumentation.     
         

11.     Grundsätzliche Erklärung

19.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):           
Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

19.2  Erscheinungsweise:

Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

19.3  Datenschutz:

Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die Erklärung zu Datenschutz und
-verarbeitung in der ÖGPP

19.4  Sprachliches:

Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).        

19.5  Kommentare und Anregungen:           

Bitte an newsletter@parapsychologie.ac.at                 

19.6  Newsletter-Archiv:  

Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz archiviert und können dort jederzeit nachgelesen werden.           

Prof. Peter Mulacz

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie

 

 


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Newsletter N° 77  —  Wien, 2. April 2021


 

Noch nie war das Intervall seit dem letzten Newsletter so lang wie dieses Mal – aber noch nie haben wir in einer Situation leben müssen, die so außergewöhnlich war wie derzeit. Angeblich ist der Glückwunsch, „ich wünsche dir, daß du in interessanten Zeiten lebst“ ein in China gebräuchlicher Fluch; jedenfalls hätten wir wohl alle auf die gegenwärtigen „interessanten Zeiten“ verzichten können.

Dieses Jahr war von der Unsicherheit gekennzeichnet, wie das öffentliche Leben weiter geht. Wir haben alle miterlebt, wie Pressekonferenzen angekündigt wurden, deren Inhalt bloß der Hinweis auf eine weitere Pressekonferenz war; von Woche zu Woche und Monat zu Monat hatte ich (vergeblich) gehofft, einen Newsletter mit verläßlichen Terminankündigungen herausbringen zu können. Ebenso haben sich in der Einschätzung des Corona-Geschehens immer wieder kurzfristig Änderungen ergeben, die zu berücksichtigen waren.

Durch das lange Intervall hat sich viel Stoff angesammelt. Der vorliegende Newsletter ist nicht nur später dran als sonst, sondern dadurch auch viel länger, nicht zuletzt auch aufgrund eines ausführlichen Nekrologs auf Erlendur Haraldsson nebst ebenso ausführlicher Bibliographie. Vielleicht nicht ungeeignet als Lesestoff über Ostern.          

INHALT:

  1.    Präambel

  2.    „Sektenbericht“ der Bundesregierung

  3.    Unsere Vorträge

  4.   Weitere virtuelle Vorträge

  5.    Kongresse, Tagungen etc.

  6.  Galilei-Report

  7.  Parapsychologische Beratungsstelle / WGFP

  8.    Ausstellung „Alltagsmagie“ in Maulbronn

  9.    Ausstellung im Hans Arp Museum

10.    100 Jahre Theremin

11.  Exorzismen und Dämonen

12.    Kärntner „Hexenprozeß“

13.    Neues vom IGPP

14.    BIAL-Jubiläum

15.    Literaturhinweise

16.    On-line Ressourcen

17.    Personalia
 PA
Awards
 Nachrufe: Knoefel, LeShan, Randi, Erlendur Haraldsson   
 Plagiatsaffäre

18.    Glosse
   „Babyelefant“, „Nahtod“ und Schopenhauer

19.    Appendix – Corona & Co.  

20.    Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

21.   Feiertagswünsche   

 

1.       Präambel – weiterhin „Corona“-bedingt  

„Corona“ – genauer gesagt, die Restriktionen der Bundesregierung aufgrund der Sars-CoV2-Pandemie – greifen nach wie vor, seit nunmehr über einem Jahr, sehr erheblich in unser aller Leben ein. Für uns als Gesellschaft für Parapsychologie bedeutet das primär den Ausfall aller Präsenzveranstaltungen. Es wäre aber eine Engführung, nur auf diesen Aspekt zu fokussieren, denn wir sind alle gleichzeitig auch Staatsbürger – schließlich ist der Mensch ein ζῷον πολιτικόν (zóon politikón), ein vergesellschaftetes Wesen – und wir wollen auch darauf schauen, was das für uns als Einzelne und was es für das gemeinsame Ganze (res publica) bedeutet, von der Maskenpflicht bis zu den Fragen der Grund und Freiheitsrechte unter den gegenwärtigen Bedingungen und anderen politischen Implikationen. Da diese Überlegungen wichtig sind, mögen sie auch in einem Parapsychologie-Newsletter Platz greifen; da sie aber freilich über die bloßen Parapsychologie-Belange hinausgehen, sind sie als Appendix (Pkt. 19) ausgelagert bzw. gegenüber dem Haupttext abgegrenzt.

 

2.       „Sektenbericht“ der Bundesregierung

Der 168 Seiten starke „Tätigkeitsbericht 2019“ bzw. „Bericht der Bundesstelle für Sektenfragen an das Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend“ – mit dem Vermerk „Berichtszeitraum 2019“ – ist aus zweierlei Gründen bemerkenswert: erstens, weil darin kurz auf Parapsychologie Bezug genommen wird, und zweitens, weil er sich, „aus Aktualitätsgründen vorgezogen“ auf fast 60 Seiten mit der „‚Coronavirus-Krise‘ und der Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Verschwörungstheorien“ beschäftigt. Darauf wird im Pkt. 19, Appendix, wo es um Corona & Co. geht, näher eingegangen.

Im Unterkapitel 9.4 Esoterik werden eine Reihe von Rundfunk- und Fernsehsendungen aufgelistet, die sich mit Aspekten wie Geist- und Wunderheilungen, Astrologie, Tarot und Schamanismus beschäftigt haben.

Im Folgekapitel 9.5 Übersinnliches geht es um Parapsychologie, aber auch um Hexerei und um Magie. Konkret erwähnt werden Medienauftritte von Walter von Lucadou (06.06.2019: 3sat, 10:15 – 11:45 Uhr: Nachtcafé „Kaum zu glauben“ – von Ufos, Geistern und Engeln) und von Peter Mulacz (25.01.2019: Okto, 23:40 – 00:40 Uhr: Idealism prevails „Kitchentalk“ mit Peter Mulacz).

Download des „Sektenberichts“:      
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/dam/jcr:74731efa-bd74-43ec-b3d8-2c07587e403f/31_8_taetigkeitsbericht.pdf

 

3.       Unsere Vorträge

3.1 Rückblick

Das Vortragsprogramm des Sommersemesters 2020 wurde vom Veranstaltungsreferat der Universität Wien bekanntlich „storniert“, und während wir uns bereits auf einen „normales“ Wintersemester gefreut haben, mußten wir zu Semesterbeginn des Wintersemesters 2020/21 wegen der herrschenden Unsicherheit auch diese Präsenzvorträge stornieren – und wie die „Lockdowns“, die man mittlerweile bereits numerieren kann, gezeigt haben, war diese Entscheidung, so bedauerlich sie auch war, die richtige. Bis wieder eine Art von Normalität eingekehrt, sind auch wir in die Cyberwelt übersiedelt. Immerhin haben wir auf diese Weise im vergangenen Wintersemester noch drei „virtuelle Vorträge“ in Form von „ZOOM-Meetings“ abhalten können.             

Einen ersten Vortrag in diesem Format haben wir als „Versuchsballon“ bereits am 14. Dezember über die Bühne laufen lassen, und zwar – naheliegender Weise – den ersten der stornierten bzw. verschobenen Vorträge: Peter Mulacz, „Paris ist eine Reise wert“, Bericht über die 62. Jahrestagung der Parapsychological Association in Paris im Juli 2019. Seitdem haben wir weitere Veranstaltungen dieser Art problemlos durchgeführt.             

 

3.2 Ausblick

Bis auf weiteres werden unsere Vorträge virtuell und zwar über ZOOM abgehalten. Im Semesterprogramm werde die Vorträge, wie gewohnt, angekündigt; allerdings ist das Semesterprogramm „work in progress“ und einzelne Vorträge werden laufend hinzugefügt.  

Die Vorträge haben ein Format, das sich an unsere Präsenzveranstaltungen anschließt: jeweils an einem Montag, Beginn 20:00 Uhr c.t., d. h. tatsächlich fängt die Veranstaltung pünktlich um 20:15 Uhr an, aber das vorgestaffelten „akademische Viertel“ erlaubt uns, die Technik zu überprüfen und bietet insbesondere jenen Teilnehmern, die keine Erfahrung mit ZOOM haben oder überhaupt sich in der virtuellen Welt nicht so ganz wohl fühlen, die Möglichkeit, sich in Ruhe mit der ZOOM-Oberfläche vertraut zu machen, z. B. mit der Möglichkeit, einen virtuellen Hintergrund zu wählen, etc.  

Die Vorträge werden jeweils einige Tage zuvor per e-mail an alle Mitglieder unserer Gesellschaft sowie an die registrierten Interessenten, sofern eine e-mail-Adresse hinterlegt ist, angekündigt. Wer Interesse hat und noch nicht eingetragen ist: kurze e-mail genügt. Wir hoffen auf regen Zuspruch!

Für die virtuellen Vorträge wollen wir aus naheliegenden Ökonomiegründen verstärkt ausländische bzw. englischsprachige Referenten heranziehen.

Unbeschadet dessen hoffen wir natürlich, bald zu den Präsenzveranstaltungen zurückkehren zu können. Für die fernere Zukunft mag es durchaus sein, daß beide Formate nebeneinander laufen werden, zumal die virtuellen Vorträge auch Personen, die nicht im Großraum Wien ansässig sind, eine regelmäßige Teilnahme erlauben.

 

4.       Weitere virtuelle Vorträge bzw. Veranstaltungen

4.1 IGPP

Auch das Kolloquium wurde von einer Präsenzveranstaltung im Instituts-Hörsaal auf online-Betrieb umgestellt. Dadurch ist auch Personen außerhalb des Raumes Freiburg i. Br. die Teilnahme möglich – vielleicht der einzige positive Aspekt der Corona-Restriktionen.            
Die Zeit ist wie bisher jeweils  Dienstag, 15:15 – 16:45 Uhr; Teilnahme kostenlos.     
Programm der Vorträge sowie Zugangs-ULR auf
http://www.igpp.de/allg/kolloquium.htm

 

4.2 SPR

Die Society for Psychical Research bietet online über ZOOM Einzelvorträge sowie periodisch einen Study Day an, wobei zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern ein Unterschiede im Hinblick auf die Kosten besteht. Die Vorträge sind für Mitglieder kostenlos, während sie für Nichtmitglieder jeweils ₤ 5,-- kosten. Der Study Day ist immer kostenpflichtig, es gibt jedoch je nach Mitgliedsstatus Staffelpreise.   
Ankündigung der Veranstaltungen auf
https://www.spr.ac.uk/events/upcoming

 

4.3 PA

Auch die Parapsychological Association bietet zwei verschiedene Formate an, ein kostenloses und ein kostenpflichtiges; beide laufen auf der Videokonferenz-Plattform AirMeet, die etwas anders funktioniert als die bekannten ZOOM, Jitsi etc. Bei AirMeet gibt es nämlich außerhalb der „Plenarvorträge“ Räume für bis zu acht Personen für Diskussionen. Auch wenn AirMeet recht massiv für Google Chrome wirbt: AirMeet läuft auch auf Mozilla Firefox tadellos.

Die Veranstaltungen der Reihe PSI Agora auf AirMeet sind kostenlos; wenn die PSI Agora auch als Networking Space for PA Members gedacht ist, so ist sie doch auch für Gäste offen – es mag ja sein, daß der eine oder andere Besucher sich dann entschließt, der PA als Supporting Member beizutreten. Diese eher informellen Veranstaltungen finden jeweils am 5. eines Monats statt.  Die Beginnzeit ist alternierend 11 AM oder 8 PM EST bzw. EDT; die Zeitangaben sind u. U. in EDT und müssen in MESZ oder CEST umgerechnet werden.

Hingegen finden – den britischen Study Days nachempfunden – die (kostenpflichtigen) Online Symposia viermal im Jahr statt, jeweils an Samstagen.

Im einzelnen:

Nächste Psi Agora: Mo., 5. April 2021, 8 PM EDT = 02:00 Uhr unserer Zeit (na ja …)

Nächstes Online Symposium:  Sa, 15. Mai 2021, 15:00—21:00 Uhr unserer Zeit, „Probing the Underlying Reality – The Spectrum of Mind-Matter Interactions from Physical Mediumism to Makro/Micro-PK and Bio-PK up to Paranormal Metal Bending“ (Peter Mulacz, Renaud Evrard, Zofia Weaver, Michael Nahm, Robert Pucher).

Details: https://www.parapsych.org/           

 

4.4 Magie und Hexerei in antiken Kulturen 

An der Universität Marburg fand im Wintersemester 2020/21 eine öffentliche Ringvorlesung zu diesem kulturhistorischen Thema statt.  

 

5.       Kongresse, Tagungen etc.

5.1 Österreichische Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie

Wie manche andere Veranstaltungen hat auch das 10. Symposium der Reihe „Wissenschaft kritisch hinterfragt – naturphilosophische Kontroversen“ im Augustiner-Chorherrenstift Vorau (diesmal mit dem Generalthema „Kausalität“) schon zwei Verschiebungen hinter sich. Ob der neue geplanter Termin (11. –13. Juni 2021) hält, ist derzeit – wie alle Terminangaben zu Präsenzveranstaltungen – fraglich. Aufgrund technischer Probleme ist momentan auch die Website der Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie offline. Bisherige Teilnehmer oder Interessenten werden per e-mail von Terminänderungen verständigt.  

5.2 PA

Auch die Jahrestagung 2020 (gemeinsam mit der SSE ursprünglich in Durham, NC geplant) hat schon eine ganze Geschichte von Verschiebungen und Umplanungen hinter sich. Aktuell ist zunächst ein gemeinsames „online festival“ vom 23. bis 31. Juli 2021 und dann das Jahr darauf, Juni 2022, eine „normale“ Konferenz (Präsenzveranstaltung) geplant.

5.3 Subtle Energies

Die internationale Konferenz „Subtle Energies – Explorations within Holistic Healing and Spirituality“ (vgl. Newsletter N° 76, Pkt. 3.2.3), die für 7./8. Mai 2021 am Institut für Religionswissenschaft der Universität geplant gewesen war, ist ebenfalls verschoben worden; neuer Termin ist 28.30. April 2022. Nähere Information samt Abstracts der geplanten Vorträge auf der Veranstaltungs-Website.

5.4 BIAL Foundation

Das 13. BIAL Foundation Symposium „Behind and Beyond the Brain“ ist dem Thema „The Mystery of Time“ gewidmet; ursprünglich für April 2020 geplant, ist es dann auf März 2021 verschoben worden. Aufgrund der weiterhin herrschenden Unsicherheit wird auch dieser Termin nicht eingehalten und als neuer Termin ist nunmehr 6. Bis 9. April 2022 vorgesehen, wie immer in der Casa do Médico, Porto, Portugal.

 

6.       Galilei-Kommission und Galilei-Report

Die Organisation „Scientific & Medical Network“ hat unter der Maxime „Beyond a Materialist Worldview Towards an Expanded Science“ die sogenannte „Galileo-Commission“ eingerichtet, die kürzlich (unter Beteiligung von Harald Walach) den „Galileo-Report“ publiziert hat. Dieser kann in verschiedenen Formaten (original, oder vereinfacht für Laien, oder bloße Zusammenfassung) heruntergeladen werden. Die Zusammenfassung ist in mehreren Sprachen, darunter auch auf Deutsch, abrufbar. 

 

7.       Parapsychologische Beratungsstelle / WGFP

Die von DDr. Walter von Lucadou gegründete und seit 30 Jahren geleitete „Parapsychologische Beratungsstelle“ der WGFP in Freiburg i. Br., die eine sozial sehr wichtige Hilfs- und Aufklärungsfunktion für die Betroffenen hat,  ist derzeit in großen Schwierigkeiten. Nicht nur, daß die Förderung durch das Land Baden-Württemberg mit Jahresende 2019 eingestellt worden ist, vielmehr ist nunmehr auch eine teilweise Rückforderung der Subvention in der Höhe von fast 250.000 ¤ erfolgt, welche die Mittel der WGFP bei weitem übersteigt.

Zu diesem Fall ist eine Petition eingerichtet worden, die derzeit bereits von über 3.250 Personen unterschrieben worden ist. Bitte, helfen auch Sie mit Ihrer Unterschrift!   

 

8.       Ausstellung „Alltagsmagie“ in Maulbronn

In der Stadt Maulbronn fand ab Juni 2021 in der „Steinhauerstube“ (Dorfmuseum in Schmie) eine Sonderausstellung mit dem Titel „Alltagsmagie – Riten, Schutzzauber und Bauopfer“ statt, die wegen Corona vorzeitig geschlossen werden hat müssen. Im WWW ist sie weiterhin zugänglich. Außerdem ist eine Begleitpublikation erschienen:    

Katalog zur Ausstellung, erhältlich in der Steinhauerstube und in der Buchhandlung Krüger (Alltagsmagie – Riten, Schutzzauber und Bauopfer, hrsg. von Martin Ehlers im Namen der Stadt Maulbronn und dem Bürgerverein Schmie e.V., 14,50 Euro, ISBN 978-3-926414-36-6).

 

9.       Ausstellung im Hans Arp Museum

Dem Blog „Magic Mirror Blog / Zauberspiegel Blog“ des bekannten Medizinhistorikers Heinz Schott (Freiburg i. Br., Bonn) habe ich den Hinweis auf dieSchrenck, Eva C., Lichteinfall anscheinend sehr interessante Ausstellung „Traum und Vision“ im Hans Arp Museum entnommen. Der Blogbeitrag war unter anderem mit diesem Foto (rechts) garniert, das in der Ausstellung einen überaus prominenten Platz einnimmt; als Titel hat die Kuratorin folgenden Titel gewählt: Albert von Schrenck-Notzing; Lichterscheinung, produziert vom französischen Me­dium Marthe Beraud, alias Eva C. 17. Mai 1912. Das ist erstens ein Unsinn und zweitens ein Fehler, der allem Anschein nach nicht auszurotten ist. Worum es in dem Bild wirklich geht, ist die Struktur, die sich am Kopf des Mediums befindet und wie ein Käppchen aussieht: das ist – nach Schrenck – eine Materialisation. Aufgrund eines Kamerafehlers kam es bei der Serie dieser Aufnahmen zu ungewolltem Lichteintritt, der auf diesem Bild zufällig zwischen den Händen der Versuchsperson auftritt, sich jedoch auf dem vorigen bzw. auf dem nächsten Bild dieses Films an anderen Stellen befindet, einmal weiter oben, einmal weiter unten. Es ist schon klar, daß das, was da zwischen den Händen zu sehen ist, für den naiven Betrachter viel eindrucksvoller ist als die Materialisation am Kopf, aber das Vergnügen an so einem eindrucksvollen Bild darf nicht so weit gehen, daß deshalb die Wahrheit verfälscht wird – das ist nicht bloße Effekthascherei, sondern wissenschaftlich äußerst unredlich! Schließlich hätte sich die Kuratorin ja beim IGPP, in dessen Archiv der Schrenck-Nachlaß verwahrt wird, erkundigen können.

 

10.     100 Jahre Theremin

Bleiben wir gleich in der Ära Schrenck-Notzing.

Vor 100 Jahren hat ein merkwürdiges Musikinstrument, das Theremin, das Licht der Welt erblickt, dessen Tonhöhe sowie Lautstärke dadurch geregelt werden, daß der Spieler seinen Körper – im wesentlichen seine Hände – zwei als „Antennen“ bezeichneten Elektroden mehr oder minder annähert bzw. sie wieder entfernt; beim Übergang von einem Ton zum anderen, die ja nicht klar voneinander getrennt vorliegen, entsteht ein merkwürdig jaulendes und für das Instrument charakteristisches Geräusch, das freilich durch geübte Spieler unterdrückt werden kann, indem während des Übergangs die Lautstärke vermindert wird. Bei dem Gerät handelt es sich um eine Erfindung des russischen Physikers Leon Theremin; es wird heute als das erste elektronische Musikinstrument bezeichnet. Die Transliteration des russischen Namens „Termén“ ist uneinheitlich; ebenso gibt es verschiedene Bezeichnungen für das Instrument.

Schrenck-Notzing hat das Gerät, das er als „Teraminsches Ätherwelleninstrument“ bezeichnet, jedoch nicht als Musikinstrument verwendet, sondern als Annäherungssensor, um eine akustische Warnung zu erhalten, wenn in Dunkel- oder Finstersitzungen eine Person ihren Sitz verläßt, was einen möglicher Indikator für Betrug des Mediums oder eines potentiellen Komplizen darstellt.  

Weitere Links:  https://orf.at/stories/3185322/       
Hörbeispiele:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Epro_theremin_middle_bach.ogg
https://www.youtube.com/watch?v=K6KbEnGnymk        
https://www.youtube.com/watch?v=MJACNHHuGp0&t=15s      

 

11.     Exorzismen und Dämonen

Das Thema „Exorzismus und Dämonen“ ist ein „Dauerbrenner“. Die Tatsache, daß seit einigen Jahren ein deutlicher Zuwachs dieses Themas in der Unterhaltungsbranche (Filme, Videos, Streaming) festzustellen ist, erlaubt es, einen Schluß auf zugrundeliegende gesellschaftliche Tendenzen zu ziehen. Um dem Rechnung zu tragen, hatten wir ja bereits für Juni des vergangenen Jahres einen Vortrag angesetzt (Mag. Dr. Nicole Bauer, „Besessenheit“ — Psychotherapie vs. Exorzismus. Psychologische, parapsychologische und psychiatrische Aspekte);  mittlerweile ist dieser Vortrag am 1. Februar 2021 unter einem etwas modifizierten Titel als ZOOM-Meeting gehalten worden und ist auf großes Interesse gestoßen.  

Im Herbst wurde aus Rom gemeldet, daß trotz der Coronavirus-Krise an einer päpstlichen Hochschule in Rom ein Kurs für die rituelle Vertreibung böser Mächte und Geister aus Personen, Lebewesen und Gegenständen stattfinde –  vom 26. bis 31. Oktober und nunmehr bereits zum 15. Mal. Das Exorzismusseminar an der Universität Regina Apostolorum ist einzigartig; interessanterweise beruft man sich darauf, daß es „Exorzismus-Praktiken … in allen Kulturen [gibt]. Sie sollen der ganzheitlichen Reinigung und Heilung dienen.“

Aus Polen wurde bereits 2019 die Errichtung eines Ausbildungszentrums für zukünftige Exorzisten gemeldet.

In dieses Bild paßt auch, daß Stafford Betty vor wenigen Jahren in der angesehenen Huffington Post in einem Artikel mit dem Titel „Why We Should Take ‚Demonic Possession‘ Seriously?“ erwähnt hat, daß sein Aufsatz „The Growing Evidence for ‚Demonic Possession: What Should Psychiatry’s Response be“, den er im renommierten Journal of Religion and Health (Vol. 44, No. 1, Spring 2005) veröffentlicht hatte, auf academia.edu während weniger Jahre über 12.000 Zugriffe verzeichnet hat. Im Gegensatz zu den römischen Exerzitien beruft sich Betty nicht auf irgendeine Religion oder Konfession; seiner Ausgangspunkt ist am ehesten der amerikanische Spiritualismus; besonderes Gewicht kommt weiters Carl Wickland und seiner „therapeutischen“ Methodik der „Geisteraustreibung und -belehrung“ zu. Allerdings zieht Betty auch analoge Erfahrungen in anderen Kulturräumen heran. Weiters sieht Betty, auch persönlich ein Verfechter der „Jenseitskommunikation“, die Diskussion rund um die Existenz von „Dämonen“ und „Geistwesen“ eingebettet in die übergeordnete weltanschauliche Diskussion zwischen einem materialistischen und einem spirituellen Weltbild.

 

12.     Kärntner „Hexenprozeß“

Im vorigen Newsletter wurde unter Pkt. 7.1 über den Prozeß gegen das Kärntner „Hexentrio“ berichtet, das sich auf den Einfluß „okkulte Stimmen“ berufen (bzw. damit herauszureden versucht) hat.

Wegen Verfahrensfehlern wurde das mittlerweile ergangene Ersturteil wieder aufgehoben; eine Zeitung titelte launig: „‚Hexen-Prozess‘ tritt jetzt in die nächste spirituelle Sphäre ein“. Im zweiten Durchgang wurde das Urteil rasch gefällt: wiederum lebenslänglich für die Hauptangeklagte und drei Jahre für eine Helferin. Wegen Nichtigkeitsbeschwerde geht die Sache noch weiter …

Das merkwürdige daran ist, daß die Angeklagte sogar während der Haft neue Kunden gefunden hat, laut der Staatsanwältin: „Es gibt wieder Opfer, die ihr alles glauben und ihr Geld verschaffen – durch einen Drogenhandel“.

Natürlich geht es gar nicht um dieses einzelne Verbrechen bzw. diesen einzelnen Prozeß, sondern darum, daß gerade solche Beispiele von „Okkultgläubigkeit“ die enorme Bedeutung der von Hans Bender unermüdlich betonten Psychohygiene mit größter Deutlichkeit demonstrieren.

 

13.     Neues vom IGPP

 

13.1 Institutsjubliäum

Eichhalde-Institut, Zeichnung GruberWie bereits im vorigen Newsletter (Pkt. 5) ausgeführt, hat Univ.-Prof Dr. Hans Bender (1907–1991) im Jahr 1950 das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e.V. (kurz IGPP)  auf der „Eichhalde“ (in einer wunderschönen Lage) im Vorort Herdern in Freiburg i. Br., gegründet; mittlerweile ist es „downtown“ ins Universitätsviertel übersiedelt. Somit hat das Institut zwar 2020 nominell sein 70-jähriges Jubiläum begangen – wegen der Corona-Restriktionen aber ohne Sang und Klang: auch hier gilt, daß der Termin für die geplante Jubelfeier mehrfach verschoben worden ist. Was wann und in welchem Rahmen geschehen wird, um das Jubiläum doch noch angemessen zu markieren, ist derzeit noch offen.

 

13.2 Tätigkeitsbericht

Der Tätigkeitsbericht des IGPP für 2018–2019 kann von Interessenten kostenlos  beim Institut angefordert werden:  igpp@igpp.de
 

13.3 Buchpublikationen, die thematisch an die beiden obigen Punkte – Jubiläum und Tätigkeit – anschließen:

13.3.1 Institutsfestschrift „An den Grenzen unseres Wissens“

Auf den von Dieter Vaitl herausgegebenen Sammelband „An den Grenzen unseres Wissens“ habe ich schon im vorigen Newsletter unter Pkt. 9.2.2 kurz hingewiesen. Bibliographische Details siehe unten Pkt. 15.1

13.3.2 Biographie von Hans Bender

Im renommierten Verlag De Gruyter ist soeben von Anna Lux der Band „Wissenschaft als Grenzwissenschaft – Hans Bender (1907–1991) und die deutsche Parapsychologie“ erschienen. Details siehe unten Pkt. 15.2

13.3.3 Freiburgs Gespenster

Ein Projekt rund um die Themen Gespenster, Geister und Spuk mit Bezug zur Freiburger Bürgerschaft und zur Stadtgeschichte anläßlich des 900-jährigen Jubiläums der Stadt Freiburg
i. Br.  Details siehe unten Pkt. 15.4


13.4 Kolloquium

Siehe oben, Pkt. 4.1

 

14.     BIAL-Jubiläum

Auch die BIAL-Foundation, der wohl wichtigste Sponsor parapsychologischer Forschungsprojekte, hat kürzlich (2019) ein Jubiläum gefeiert, nämlich ein Vierteljahrhundert. Dazu ist eine Ausstellung eingerichtet worden, die bereits in mehreren Ländern gezeigt worden ist, jetzt aber Corona-bedingt ins World Wide Web übersiedelt ist:     

https://www.bial.com/com/about-bial/history/   
https://www.bial.com/com/bial-foundation/25-years/
https://www.25anosfundacaobial.com/en (mit Video)     

 

15.     Literaturhinweise

15.1 An den Grenzen unseres Wissens

Ein Aviso bzgl. dieses Werks, das in gewisser Weise ein Grand Résumé der Arbeit des IGPP seit seiner Gründung darstellt, ist bereits im vorigen Newsletter, Pkt. 9.2.2, erfolgt, als das Buch noch gar nicht erschienen war.

Der Verlag beschreibt das Buch wie folgt:

Seit 70 Jahren beschäftigt sich das international bekannte Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene in Freiburg mit anomalen Phänomenen unserer Alltagswelt wie Gedankenübertragung, Nahtoderfahrungen oder veränderten Bewußtseinszuständen. Es geht nicht allein um die klassischen Felder der Parapsychologie, wie Spukerscheinungen, Telepathie oder Hellsehen, sondern um die Erforschung von bisher nur unzureichend verstandenen Phänomenen an den Grenzen unseres Wissens. Forscher aus verschiedenen Disziplinen beschreiben in leicht verständlicher Form ihre Forschung am Institut.

Jetzt liegt der Band auch physisch vor; eine Rezension wird im nächsten Newsletter erscheinen.

Dieter Vaitl (Hrsg.)
An den Grenzen unseres Wissens
Von der Faszination des Paranormalen
Herder GmbH, Freiburg i.Br., 2020
545 Seiten, gebunden (alternativ Kindle)
ISBN 9783451387371
¤ 49,07

 

15.2 Wissenschaft als Grenz-Wissenschaft

Der Verlag (De Gruyter) beschreibt diesen Band wie folgt:

Der Ausgangspunkt des Buches ist die Frage, wann und unter welchen Bedingungen ein Wissensfeld Legitimität als Wissenschaft erlangen kann. Im Mittelpunkt der historischen Analyse steht die kontinuierlich umstrittenen „Grenz-Disziplin“ der Parapsychologie und ihr wichtigster Vertreter Hans Bender. Die Geschichte des Fachs wird in ihrer Kontingenz analysiert und dabei die Interaktion von Wissenschaft, Gesellschaft und medialen Öffentlichkeiten bei der Herstellung von Legitimität diskutiert. Auf diese Weise wird dabei die Fachgeschichte der Parapsychologie eingebettet in „klassische“ universitätshistorische Perspektiven. Zum anderen wird über eine Perspektivierung „vom Rande“ her die Unabgeschlossenheit und Fragilität von Verwissenschaftlichungs- und Professionalisierungsprozessen diskutiert. Zielgruppe: Historiker, Religionswissenschafter, Kulturwissenschafter. 

Eberhard Bauer vom IGPP charakterisiert in einer Aussendung das Werk wie folgt (Text hier minimal adaptiert):

Als Band 5 der Buchreihe „Okkulte Moderne“ ist die lesenswerte Monographie von Dr. Anna Lux  „Wissenschaft als Grenz-Wissenschaft Hans Bender (1907-1991) und die deutsche Parapsychologie“ erschienen. Die Verfasserin ist promovierte Literaturwissenschaftlerin (Germanistin) und Historikerin. Prof. Bender war über Jahrzehnte der maßgebliche akademische (und öffentliche) Vertreter der deutschen Parapsychologie qua Grenzgebietsforschung an der Universität Freiburg i. Br. und 1950 Gründer des „Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V.“ (IGPP), das dank der von Bender gepflegten Kontakte zur Mäzenin Asta Holler (‚Holler-Stiftung‘) bis heute und zukünftig floriert (hoffentlich). Das Buch entstand seit 2012 ff. in mehrjähriger Arbeit im Rahmen des DFG-Projektverbundes „Gesellschaftliche Innovation durch nicht-hegemoniale Wissensproduktion. ‚Okkulte Phänomene zwischen Mediengeschichte, Kulturtransfer und Wissenschaft. 17701972‘“ und beruht in erster Linie auf dem Bender-Nachlaß im IGPP-Archiv (einschließlich Uni-Archiv Freiburg), bereits in diesem Kontext entstandenen wichtigen Pionierarbeiten (z. B. von Prof. Hausmann), den einschlägigen IGPP-Forschungsarbeiten Benders und seiner Mitarbeiter, die Frau Lux zur Auswertung herangezogen hat sowie diversen Zeitzeugeninterviews, darunter auch mit mir, einem langjährigen Mitarbeiter Benders und seinem letzten Assistenten an dem damals noch existierenden Lehrstuhl Psychologie & Grenzgebiete der Psychologie der Universität Freiburg i. Br. Die Arbeit ist perspektivisch „vom Rande her“ geschrieben, so Frau Lux selbst (S. 289), zeichnet mit großer Akribie und Sensibilität die persönlichen und sozio-kulturellen Diskurse der „Akteure im Feld“ nach (wissenssoziologische Kontextualisierung), macht freilich keine eigenständige (originäre) Aussagen über die Erkenntnistheorie und Ontologie der paranormalen (Psi-) Phänomene selbst oder über den Stellenwert der referierten Forschungsvorhaben im interdisziplinären Kontext der parapsychologischen Forschung. Aus gängiger kultur- und geisteswissenschaftlicher Sicht wird die Monographie von Frau Lux zweifellos das maßgebliche historiographische Referenzwerk zum Thema „Hans Bender (19071991) und die deutsche Parapsychologie“ auf Jahre (Jahrzehnte?) hinweg bleiben.

Mit diesen Formulierungen setzt Bauer diesen Band vor allem von der 1993 (bzw. 2016 als Taschenbuch) publizierten Bender-Biographie von Elmar R. Gruber, „Suche im Grenzenlosen: Hans Bender – ein Leben für die Parapsychologie“, ab, die vergleichsweise eher „easy reading stuff“ ist.

Von der Verlags-Website können Inhaltsverzeichnis und Vorwort heruntergeladen werden.  

Das Buch liegt mir noch nicht vor; eine ausführliche Rezension ist für den nächsten oder übernächsten Newsletter geplant.

Anna Lux
Wissenschaft als Grenzwissenschaft
Hans Bender (1907
1991) und die deutsche Parapsychologie
Reihe „Okkulte Moderne“, Band 5
De Gruyter, Oldenbourg, 2020
342 Seiten, gebunden (alternativ PDF oder EPUB)
ISBN 9783110670813
¤ 49,95

 

15.3 Mediality on Trial

Auch zu dieser Anthologie zunächst die Verlagsinformation:

This volume addresses controversies connected to the testing of the capacities and potentials of mediums. Today we commonly associate the term “medium” with the technical communication between transmitters and receivers. Yet this term likewise applies to those who cooperate with agencies that exceed the presumed domain of the material world. Insofar as one presumes a division between distinctly opposed categories of religion and the secular, technical media tend to be associated with the secular and human (trance) mediums tend to be associated with religion after 1900. This volume concerns the ways in which the term medium still marks an overlapping of – and thus problematizes – the aforementioned division between religion and the secular, the personal and the technological.

The term medium carries with it a seed of doubt that is itself inseparable from investment in the medium's power: insofar as they communicate with an “other” realm, mediums offer the hope and promise of new possibilities and improved efficiency, and thus of a better life; yet they have simultaneously been under suspicion of altering (or even inventing) the messages they communicate. It is due to this combination of promise and suspicion that “mediumism” has tended to evoke scientific, religious, and moral controversies. Thus, we can speak of a “mediumistic trial” – that is, a process in which a medium is put to the test concerning its potentials and trustworthiness. Around 1800, experts were asked if a modern secular institution would be capable of inspiring, domesticating or excluding trance mediumship. This question has stayed with us ever since, and the answers have remained inconclusive. That is why the past and present of mediumship may be asked to elucidate each other.

Natürlich ist auch über diesen wichtigen Band ist eine Rezension im nächsten Newsletter vorgesehen.

Ehler Voss (Ed.)
Mediality on Trial
Testing and Contesting Trance and other Media Techniques
Reihe „Okkulte Moderne“, Band 2
De Gruyter, Oldenbourg, 2020
666 Seiten, gebunden
ISBN 9783110416367
¤ 78,46


Außer diesen „Schwergewichten“ (inhaltlich wie auch umfangmäßig) sind noch folgende Neuerscheinungen zu erwähnen:     
 

15.4 Freiburgs Gespenster

Spuk und Geister in der Stadt von 1800 bis heute Ein Quellen- und Textbuch, herausgegeben im Auftrag des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene e. V. (IGPP) von Uwe Schellinger und Michael Nahm, mit Beiträgen von Eberhard Bauer, Wolfgang Fach, Michael Kaiser, Astrid Schweizer, Hartmut Stiller, Timo Tabery und Walter von Lucadou, mit zahlreichen schwarz-weiß-Bildern, zumeist von Michael Nahm. Mit zwei Anhängen weiter­führen­der Literatur (Forschung zu Spuk und Geistererscheinungen sowie Das Paranormale in Freiburg)

Uwe Schellinger, Michael Nahm
Freiburgs Gespenster
Spuk und Geister in der Stadt von 1800 bis heute
IGPP, Freiburg i. Br., 2020
158 Seiten, illustriert, broschiert
[ohne ISBN]
¤ 10,00 (Bestellungen via
nahm@igpp.de)

 

15.5 Immaculata

Hanns Heinz Ewers, Immaculata: unveröffentlichte Texte aus dem Nachlaß, herausgegeben von Jo Piccol und Wilfried Kugel, mit einem Vorwort von Jo Piccol sowie einer Einführung und Anmerkungen von Wilfried Kugel. Die in diesem Band zusammengefaßten Texte beinhalten drei Erzählungen und ein Singspiel – am interessanten ist dabei wohl die Person des Autors, der nicht nur ein „phantastischer“, sondern in der Wahl seiner Motive teilweise auch ein „okkulter“ Schriftsteller war. Mit einigen schwarz-weiß-Abbildungen zur Biographie Ewers‘ aus dem Archiv Wilfried Kugel (der ja unserer Gesellschaft aufgrund mehrerer Referate kein Unbekannter ist).

Interessant ist (aus Kugels Einleitung), daß Ewers (18711943) seit den 1920er-Jahren drogenabhängig war, was zu einem wachsenden Realitätsverlust führte: Traum und Welt wurden nicht mehr genau unterscheidbar, was sich in Ewers‘ Werken (auch den Texten dieses Nachlaßbandes) widerspiegelt. Damit reiht sich Ewers in eine große Menge drogensüchtige Schriftsteller und in eine noch bedeutend größere Menge drogensüchtiger Künstler verschiedenster Richtungen ein, was interessant ist, weil es zum Themenkreis Drogen, psychedelische Erfahrungen und künstlerische Kreativität eine Reihe von Untersuchungen gibt. Ewers selbst äußerte sich über den Zusammenhang von Rausch und künstlerischer Produktivität („Rauschkunst“) in mehreren Schriften.

In dem namensgebenden Text „Immaculata“ spielen Incubus und Succubus eine Rolle, in der Erzählung „Zweites Gesicht“ geht es um Vorahnungen und Halluzinationen, also literarische Motive, die sich auf paranormale Phänomene beziehen.

Hanns Heinz Ewers (Hrsg. Jo Piccol & Wilfried Kugel)
Immaculata
Unveröffentlichte Texte aus dem Nachlass
JOJO Media Verlag, Wien, 2020
240 Seiten, illustriert, broschiert (alternativ Kindle)
ISBN 9783903358102
¤ 28,90

      

16.     On-line Ressourcen

Hier einige Ergänzungen zu den Angaben im vorigen Newsletter (N° 76). Lesestoff und Videos nicht nur für den Lockdown („My home is my -castle- prison“), von dem noch gar nicht sicher ist, ob er nicht vielleicht über das derzeit vorgesehene Ende hinaus verlängert wird …       

 

16.1 Nachschlagewerke:

Allgemein:
https://www.parapsych.org/section/36/frequently_asked_questions.aspx

Begriffserklärungen:
https://www.parapsych.org/section/53/glossary_of_psi.aspx

Psi-Lexika:
https://psi-encyclopedia.spr.ac.uk/
https://www.imagomundi.biz/enzyklopaedie/

16.2 Links

Bial-Linksammlung (Neurowissenschaften, Parapsychologie u. a.)
https://www.bial.com/com/bial-foundation/media/?tab=tab-media-links

 

16.3 Blogs

Carlos Alvarado: Parapsychology – News, History, Research
https://carlossalvarado.wordpress.com/

Andreas Sommer: Forbidden Histories
https://www.forbiddenhistories.com/welcome/

16.4 Druckwerke

16.4.1 Imago Mundi / Institut für Grenzgebiete der Wissenschaft

Während Prof. P. Resch das Erscheinen der von ihm jahrzehntelang herausgegebenen Zeitschrift Grenzgebiete der Wissenschaft mit Ende des Jahres 2017 eingestellt hatte, besteht das Institut für Grenzgebiete der Wissenschaft in Innsbruck weiter und bietet ein vielfältiges und interessantes online-Angebot:

https://www.imagomundi.biz/institut/

Die Bibliothek im Rahmen der Mediathek bietet sämtliche Publikationen des Resch-Verlags (Monographien, Sammelbände, Zeitschriften) im Volltext zum kostenlosen Download an:
https://www.imagomundi.biz/bibliothek-2/        

 

16.4.2 Ritman Library / Embassy of the Free Mind

Digitale Sammlung historischer okkulter Texte:
https://embassyofthefreemind.com/en/library/online-catalogue/?mode=gallery&view=horizontal&sort=random%7B1517048201764%7D%20asc&page=1&fq%5B%5D=search_s_digitized_publication:%22Ja%22&reverse=0

 

16.4.3 Eine weitere Liste klassischer (englischsprachiger) Werke über Experimente zur Außersinnlichen Erfahrung im Zeitraum von 1930 bis 1958 (zusammengestellt von Carlos Alvarado):

Carington, W. (1945). Telepathy (2nd ed.). London: Methuen.
https://archive.org/details/b29814376/page/n3/mode/2up

Pratt, J.G., et al. (1940). Extra-Sensory Perception After Sixty Years. New York: Henry Holt.
https://hdl.handle.net/2027/mdp.39015065532460

Rhine, J.B. (1935). Extra-Sensory Perception. Boston Bruce Humphries.  (First published in 1934) 
https://hdl.handle.net/2027/uc1.$b114842

Rhine, J.B., & Pratt, J.G. (1957). Parapsychology: Frontier Science of the Mind. Springfield, IL: Charles C Thomas.      
https://hdl.handle.net/2027/mdp.39015002370255

Sinclair, U. (1930). Mental Radio. Pasadena, CA (self-published)  
https://hdl.handle.net/2027/mdp.39015033367676

Soal, S.G., & Bateman, F. (1954). Modern Experiments in Telepathy. New Haven: Yale University Press.
https://hdl.handle.net/2027/mdp.39015039379972

Warcollier, R. (1938). Experimental Telepathy. Boston: Boston Society for Psychic Research 
https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.167261/page/n8/mode/2up

16.5 Zeitschriften

16.5.1 Journal of Scientific Exploration

The quarterly peer-reviewed journal, published by the SSE since 1987, now Open Access.
https://www.scientificexploration.org/journal-library

16.5.2 Zeitschrift für Anomalistik

Die ZfA bietet ein Volltextarchiv für die älteren Jahrgänge (20012018).

16.5.3 Psypioneer und Pioneer

Die elektronische Zeitschrift Psypioneer ist von 2004 bis 2016 erschienen und hatte ihren Schwerpunkt auf der Geschichte des frühen Spiritismus, war aber keineswegs darauf beschränkt; die Texte sind zumeist mit seltenen Photos reich illustriert.

The material in Psypioneer deals with historic personages and organisations in the psychic field, and includes reprints of obituaries and other biographical sketches, old articles, book reviews and original papers. The most influential reprint (in April 2005) was of the Lewis Report into the Hydesville phenomena of 1848.

Ein Volltext-Archiv aller erschienen Ausgaben befindet sich auf   
http://iapsop.com/psypioneer/.

In ähnlichem Format erscheint seit 2013 The Pioneer Journal, das zweimonatlich publiziert wird. Gratisabonnement wie auch Download aller früherer Ausgaben:
www.snu.org.uk/the-pioneer-journal

Die Abkürzung SNU steht für Spiritualists’s National Union, bekannte Begriffe dazu sind auch College of Psychic Science, Stansted Hall bzw. jetzt The Arthur Findlay College. In diesem Kontext ist erwähnenswert, daß ein gemeinsames Forschungsprojekt Mediumship Research In the 21st Century der Universität von Northampton (Chris A. Roe, David Saunders und Rachel Evenden) mit der SNU begonnen wurde, im Zuge dessen mit finanzieller Unterstützung durch die SPR auch ein spezielles Laboratorium im College eingerichtet worden ist. Die Idee, Medien und Wissenschaft zusammenzubringen, zeitigt erste Früchte: Überwachung der Gehirnfunktion legt nahe, daß während der Zeit, in der die Medien den Eindruck haben, mit Verstorbenen in Kontakt zu stehen, ein Bewußtseinszustand auftritt, der sich nicht nur vom Denken des Alltags unterscheidet, sondern auch von dem während normaler Phantasien oder bildhaftem Denken. (Über die Realexistenz der Verstorbenen im „Jenseits“ – das Herzstück der spiritistischen Glaubensüberzeugung – sagt dies natürlich nichts aus.)

16.6 C-FAR – Lexscien

Im Gegensatz zu dem oben Angeführten (Pkte 14.4 & 14.5) ist der Download bei Lexscien (bis auf wenige Ausnahmen) kostenpflichtig, aber dafür ist das Angebot riesig – natürlich wieder mit Schwerpunkt auf Werken in Englisch. Es gibt freilich auch eine kostenlose trial membership; SPR-Mitglieder genießen Vorteile.            
http://www.lexscien.org/lexscien/index.jsp

16.7 Videos

16.7.1 New Thinking Allowed Foundation (Jeffrey Mishlove)
https://www.youtube.com/channel/UCFk448YbGITLnzplK7jwNcw

Auf diesen Kanal habe ich bereits früher hingewiesen, neu ist aber die Suchfunktion: http://www.newthinkingallowed.com/Listings.htm

New Thinking Allowed hat übrigens kürzlich eine beachtliche Marke erreicht: 10 Millionen Zugriffe!

16.7.2 Metascience Foundation        
Auch auf diese hatte ich bereits hingewiesen; die Neuigkeit hier ist die Namensänderung des Portals auf
Varanormal    

https://www.youtube.com/channel/UC4nzm83THRJ-jTy_-0KJoaw

Das neuesten auf Varanormal hochgeladenen Videos sind Dokumentation von Keith Parsons, und zwar über Sir Arthur Conan Doyle, bekannt als Erfinder der Figuren Sherlock Holmes und Dr. Watson, der auch ein wortgewaltiger Vorkämpfer für den Spiritismus war:  
https://www.youtube.com/watch?v=UfGaxJDNHdk&list=PLLB-82YMhiPFPKSm2Ke69aK0DKTftpvo0&index=38&t=2s&ab_channel=Varanormal  

sowie über das isländische Medium Indridi Indridason „Indridi Indridason and Mr Jensen“:
https://www.youtube.com/watch?v=kYIOGkagzJk&t=612s

und über das bekannte, mehr als 7 Jahre dauernde „jenseitige Schachtournier“ zwischen dem verstorbenen Großmeister Géza Maróczy (18701951) und dem (damals noch lebenden) Großmeister Viktor Kortschnoi (19312016) unter dem Titel „Survival Top 40“:      
https://www.youtube.com/watch?v=hm0c9Y_cpW4  

Dr. Parsons interpretiert all diese Fallstudien als Indikatoren für das Weiterleben nach dem Tod. Bekanntlich gibt es auch alternative Interpretationen (insbesondere, was in der klassischen deutschsprachigen Terminologie seit Aksákow als „Animismus“ bezeichnet wurde und im Englischen „Super-Psi“ oder neuerdings „Living Agent Psi“ (LAP) genannt wird); welcher Interpretation man auch immer anhängen mag, die von Parsons herausgegriffenen und von ihm exzellent dargestellten Fallberichte sind eo ipso interessant.

16.7.3 IGW-Mediathek          
Einige wenige Videos, wohl Clips aus P. Reschs seinerzeitigem Film „Reise ins Jenseits“         
https://www.imagomundi.biz/videothek/   
Interessant sind die (teils auch anderweitig bereits bekannten) Clips
Karlis Osis, Umbanda, Owaku und Kulagina. Die Trance-Chirurgie ist nichts für schwache Nerven, und über die spiritistische Sitzung will ich mich weiter nicht äußern.

16.7.4 Forbidden Histories Video Kanal
https://www.youtube.com/channel/UC5oLGC03VQyUUr6cvuxrZwg

16.7.5 „Wissenschaftliche Parapsychologie Podiumsdiskussion“
https://www.youtube.com/watch?v=mrfOJ7y6m-I

    

17.     Personalia   

17.1 PA Awards etc.

Die Parapsychological Association verleiht (üblicherweise jährlich) Auszeichnungen für entsprechende Verdienste. Im abgelaufenen Jahr gab es folgende Preisträger:  

Outstanding Career Award: Etzel Cardeña
Charles Honorton Integrative Contributions Award:
Harvey J. Irwin
Schmeidler Outstanding Student Award:
Pascal Michael
Outstanding Contribution Award:
Jeffrey J. Kripal

Die gemeinsamen Empfänger des Parapsychological Association Research Endowment (PARE) 2020 sind David Luke (University of Greenwich, London, UK) und Dani Caputi (University of California, Davis, USA),  um eine naturalistische experimentelle Feldstudie mit dem Ziel zu entwickeln, die angebliche Fähigkeit der Wixarika mara’akames (besser bekannt als die Schamanen der Huichol) der Beeinflussung des lokalen Wetters in Nord Mexico zu untersuchen.    

 

17.2 Nachrufe (in chronologischer Reihenfolge)

17.2.1 Thomas Knoefel (1958–2019)

Just im vorigen Newsletter wurde unter Pkt. 10.1 auf Knoefels Beiträge zur Parapsychologie Bezug genommen:

Im Newsletter N° 30 wurde unter Pkt. 2.3 das Album mit drei CDs „Okkulte Stimmen / Mediale Musik – Recordings of unseen Intelligences 1905-2007“, vorgestellt, publiziert von Thomas Knoefel und Andreas Fischer unter Mitarbeit von Melvyn Willin, erschienen 2007 bei supposé http://www.suppose.de/texte/okkult.html.
Dies ist nun on-line zugänglich: http://ubu.com/sound/occult.html.      
Thomas Knoefel ist, wie erinnerlich, auch der Autor des Buches „Okkultes Brevier“ (vgl. Newsletter N° 74, Pkt. 6.3)

Thomas Knoefel wurde am 12. Februar 1958 in Berlin (Ost) geboren und floh in den siebziger Jahren nach Westdeutschland („Republikflucht“). Er studierte Medizin und Philosophie und arbeitete zunächst als Arzt, später betätigte er sich als freier Autor und als Verleger. Insbesondere profilierte er sich als Herausgeber von Original-Tonaufnahmen im supposé-Verlag, nicht bloß die erwähnten „Okkulten Stimmen“, sondern auch Tondokumente von Persönlichkeiten wie Gershom Scholem, Ludwig Klages, Albert Hofmann, E. M. Cioran u.a.

Nebst seiner letzten Buchpublikation, eben dem „Okkulten Brevier“, ist vor allem sein Bildband Nigeria Transfer erwähnenswert, weil dieses Buch innig mit seiner vita zusammenhängt. Knoefel hatte viel Erfahrungen in Magie und Okkultismus gesammelt und er praktizierte lange Zeit Candomblé de Ketu, eine Schwesterreligion des Voodoo.

Der Verlag, in dem Nigeria Transfer 2017 erschienen ist, photo edition berlin, schreibt dazu in einer Presseaussendung bzw. auf seiner Webpage:

Thomas Knoefel reiste ursprünglich für eine Initiation nach Nigeria: Sein Kopf sollte dem Voodoo-Gott Ogun „geöffnet“ und sein Xango mit Geschenken und Anrufungen gefeiert werden. Durch die Freundschaft zu einem nigerianischen Priester war es ihm möglich, Teil einiger Zeremonien und magischer Rituale zu sein, die sonst nur Eingeweihten zugänglich sind; vermutlich wurde vor ihm noch keinem Weißen erlaubt, einem Fest für die Göttin Ayelala, in deren Heiligtum, inmitten der Hilfesuchenden, der Opfernden beizuwohnen.

Und weiters über Voodoo, Schadzauber, Hexenkräfte und Wunderheiler in diesem Kulturraum:  

Teile des südlichen Nigerias gehörten einst zum Königreich Dahomey; dort hat auch das Voodoo (heute oft JuJu genannt) seinen Ursprung. Während in den Nachbarländern Benin Republik und Kamerun diese Religion im Leben der Einheimischen noch immer eine zentrale Rolle spielt, wurde sie von den Kirchen der christlichen Erweckungsbewegungen und einem radikalen, gewaltbereiten Islam an den Rand gedrängt, verfolgt, zerstört. Aber auch die beiden religiösen Bewegungen sind seit Jahrzehnten im Krieg – tagtäglich kommt es zu Ausschreitungen, sterben Menschen im Namen eines Glaubens. Um diesen „Krieg der Religionen“ geht es in NIGERIA TRANSFER – um selbsternannte Propheten und Schadenszauber, um Egunguns, Hexenkräfte, Wunderheiler, Missionare, Mörderbanden und Menschenhändler.

Eine Auswahl von Knoefels Photos aus Afrika ist nicht nur bei der Buchpräsentation gezeigt worden, sondern die Bilder sind auch käuflich zu erwerben.

Am 23. November 2019 ist er, wie die photo edition berlin öffentlich gemacht hat, aus freier Entscheidung aus dem Leben geschieden. (Den Hinweis auf Knoefels Ableben verdanke ich Eberhard Bauer vom IGPP.)
 

17.2.2 Norman S. Don (?–2020)        
(nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Designer oder dem Kognitionswissenschaftler Don Norman)

Norman S. Don, Ph.D., war ein Neurowissenschaftler an der Universität von Illinois in Chicago; sein Studiengang begann mit Physik und Physikalischer Chemie (1960 M.Sc. an der Universität von Chicago), gefolgt von einem 10-jährigen Intermezzo in verschiedenen Jobs, vor allem in der Computerbranche; schließlich erwarb er 1974 den Grad eines Ph.D. in Psychologie am Union Institute.

Don hat unter anderem umfangreiche Feldstudien in Brasilien betrieben, um die Gehirnfunktion von Trance-Medien, Heilern, Personen, die das Halluzinogen Ayhuasca konsumieren sowie Personen, die eine UFO-Entführung (Abduction) erlebt zu haben behaupten.

Neben seiner Haupttätigkeit als Neurowissenschaftler hat er rund 100 Artikel und Buchkapitel über Parapsychologie und Gehirnfunktion veröffentlicht.

Im Jahr 1970 lernte er den ostindischen Lehrer Meher Baba kennen, der ihn dazu brachte, sich mit Bewußtseinsstudien zu beschäftigen, aber auch dazu, Gedichte zu schreiben.

Kürzlich in den Ruhestand getreten, starb Norman Don am 10. Juli 2020.

Hier ein Beispiel einer seiner EEG-Studien über wenn schon nicht Paranormales, so doch Aus­sergewöhnliches (DCBD) – Abstract im Original ohne weiteren Kommentar:

This paper examines in a Western medical setting the claim made by a Middle Eastern school of Sufism that its members can attain unusually rapid wound healing from deliberately caused bodily damage. The demonstration involved a Sufi practitioner inserting an unsterilized metal skewer through one side of the cheek area of the face (lateral buccal) and out through the other side. The insertion was observed by Western scientists. The left facial puncture healed within 2 minutes; the right facial puncture was three-quarters healed after 8 hours. According to the practitioner, the piercing was not associated with subjective pain. Radiological, immunological, and electroencephalograph (EEG) recordings were taken before and after the insertion. A random event generator (REG) was also run during the demonstration. Radiological and axial CT images documented the presence of the metal skewer through the cheeks. EEG findings were inconclusive. Immunological recordings showed no alterations. There was a trend toward REG non-randomness and, therefore, negentropy or increased complexity and order, which may be associated with the re-establishment of tissue integrity. Such rapid wound healing has therapeutic implications for new treatments of serious medical and pain-related
problems as well as implications for the study of „paranormal“ healing phenomena.

Advances in Mind-Body Medicine (2001) 17, 203-213.

Weiterer interessanter Artikel zu Norm Don: Norman S. Don & Psychic Olof Jonsson – RIP    
  

17.2.3 Randi (1928–2020)

James Randi, Geburtsname Randall James Hamilton Zwinge (geb. 7. August 1928 in Toronto, gest. 20. Oktober 2020 in Florida), der sich selbst als „The Amazing Randi“ hochstilisiere, war ein Varietézauber und ein in der Öffentlichkeit sehr bekannter Exponent der Skeptikerbewegung („Entlarver“).

Randi war Gründungsmitglied von CSICOP (Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal), seit 2006 Committee for Skeptical Inquiry (CSI); merkwürdigerweise hat die Gesellschaft für kritisches Denken, gleichsam dessen österreichische Ableger, in ihrer Newsgroup den Tod Randis längere Zeit gar nicht rezipiert.

1996 gründete Randi die James Randi Educational Foundation (JREF), die mit der „One Million Dollar Paranormal Challenge“ für den Beweis paranormaler Fähigkeiten Lärm geschlagen hat. Die Bedingungen dafür waren trotz mehrfacher Änderungen stets so gehalten, daß der Preis gar nicht gewonnen werden konnte (ganz abgesehen davon, daß das Preisgeld nicht in cash vorhanden war). Nach dem Rückzug Randis ins Privatleben wurde der Bewerb 2015 eingestellt; die JREF existiert unter Randis Nachfolger weiter.

Ansonsten halte ich mich bei einem Nachruf für Randi an den alten Grundsatz De mortuis nihil nisi bene. Punktum.

 

17.2.4 Lawrence LeShan (1920-2020)

Ein Veteran der Parapsychologie hat uns verlassen: zwei Monate nach seinem 100. Geburtstag ist der bekannte Psychologe und Parapsychologe Lawrence LeShan in New York verstorben. Sein Gesundheitszustand war in der letzten Zeit – nachdem ihm beide Beine haben amputiert werden müssen – zwar sehr schlecht, aber sein Geist war wach wie stets und auch sein Humor blieb bis zuletzt ungebrochen. Das Erscheinen des Sonderhefts der Zeitschrift „Journal of Transpersonal Psychology“, das zur Feier seines Jubiläums in Planung war, hat er nicht mehr erlebt, aber er hat noch die Manuskripte der einzelnen Beiträge lesen können, was ihm große Freude bereitet hat.

Dr. Lawrence LeShan ist einer der Mitbegründer der „Transpersonalen Psychologie“ gewesen. Ursprünglich vom „Mainstream“ her kommend, war er der Parapsychologie gegenüber sehr reserviert eingestellt, hat sich jedoch aufgrund des vorliegenden Datenmaterials, insbesondere des experimentellen, gezwungen gesehen, seinen Standpunkt zu ändern. Die Frage, die ihn nach seiner „Konversion“ am meisten beschäftigt hat, war die des momentanen Bewußtseinszustand von Sensitiven, wenn sie gerade im Wege „Außersinnlicher Erfahrung“ Informationen erlangen, die sie auf den Weg normaler sinnlicher Kommunikation nicht erfahren hätten können. Jahre hindurch hat er ein Nahverhältnis zu dem berühmten Medium Eileen
Garrett
(Gründerin der Parapsychology Foundation) gehabt, gleichsam ihr Sekretär und der Erforscher ihrer Medialität in einer Person. Diese Einsichten verglich er mit jenen Bewußtseinszuständen, welche Mystiker(innen) aller Zeiten beschrieben haben. Daran hat sich folgerichtig die Frage angeschlossen, wie solche Bewußtseinszustände erreicht werden könnten, was dazu führte, daß er sich sehr intensiv mit Meditation beschäftigt hat. Fasziniert von der Anwendung quantentheoretischer Begriffe auf parapsychologische Phänomene – z.B. Komplementarität, Nonlokalität und Verschränkung – hielt er doch fest, daß sich nicht alles auf subatomare Teilchen zurückführen läßt und daß die psychische Realität ein „Mehr“ beinhaltet, nicht zuletzt die Dimension der Liebe. Von vielen Artikeln in wissenschaftlichen Zeitschriften abgesehen, haben sich diese Überlegungen u.a. in folgenden Büchern niedergeschlagen:

Clairvoyant Reality: Toward a General Theory of the Paranormal

Alternate Realities: The Search for the Full Human Being

The Medium, the Mystic, and the Physicist: Toward a General Theory of the Paranormal

A New Science of the Paranormal: The Promise of Psychical Research

 

In späteren Jahren hat sich sein Forschungsinteresse verlagert, insbesondere auf Heiler und Heilung.

Fokussiert auf die Krebskrankheit, hat er die emotionalen Faktoren bei der Entstehung wie auch bei der Therapie dieser Krankheit studiert (Psychonkologie) und sich in mehreren Büchern zu diesem Thema vor allem an Betroffene (Patienten und Angehörige) gewandt, um emotionale Hilfestellung zu bieten.

Deutsche Übersetzungen einiger seiner Bücher:

Von Newton zu PSI (1989)

Vom Sinn des Meditierens

Meditation als Lebenshilfe (1992)

Unglaublich! Unerklärliche Phänomene (2011)

Das Rätsel der Erkenntnis – Wie Realität entsteht (2012)

Psychotherapie gegen den Krebs – Über die Bedeutung emotionaler Faktoren bei der Entstehung und Heilung von Krebs (2008)

Diagnose Krebs. Wendepunkt und Neubeginn – Ein Handbuch für Menschen, die an Krebs leiden, für ihre Familien und für ihre Ärzte und Therapeuten (2018)

Videos mit Lawrence LeShan (veröffentlicht von der Parapsychology Foundation):

The Science of Psychical Research by Dr. Lawrence LeShan:
https://www.youtube.com/watch?v=NzeW0JCQLj4
(Audioqualität insbesondere am Anfang leider sehr schlecht)

Interview mit Lawrence LeShan (65th Anniversary Interview Series), damals 97 Jahre alt:
https://www.youtube.com/watch?v=QXAKF9OS8eQ&t=419s

Würdigung seiner Arbeit durch die Parapsychology Foundation anläßlich seines damals bevorstehenden 100. Geburtstags:
https://parapsychology.org/can-we-see-the-forest-through-the-trees/

  

 

17.2.5 Erlendur Haraldsson (1931–2020)

Am 3. November 1931 wurde in einem kleinen Dorf nahe Seltjarnarnes, Island, dem Ehepaar Haraldur Erlendsson und Anna Elímundardóttir ein kleiner Bub geboren, der nach seinem Großvater Erlendur genannt wurde. In Island gibt es keine Familiennamen, sondern der Taufname wird statt dessen durch den Vaternamen (Patronym) ergänzt, hier also Haraldsson, d. h. Sohn des Harald[ur]. Aufgrund dieser für uns höchst ungewohnten Namenskonvention haben alle Familienmitglieder unterschiedliche Namen, bloß Geschwister haben dasselbe Patronym.

Im Alter von fünfzehn Jahren hatte Erlendur eine außergewöhnliche Erfahrung, die er als „gewaltiger als alles, was ich bis dahin erlebt habe oder mir bekannt war“ beschreibt; der wichtigste Faktor in dieser mystischen Erfahrung war das innere Licht: „Dann fühlte ich mich von einem Licht erfüllt, das ganz wunderbar war, unbeschreiblich, jenseits aller Worte.“ Es war eine profunde Erfahrung: „Danach gab es nie einen Zweifel, daß eine überlegene, übernatürliche Realität existiert, die manchmal näher und manchmal weiter weg von meinem normalen Ich war. Irgendwie waren die beiden miteinander verbunden, aber wie?“ Was ihm widerfahren war fesselte sein Interesse: „Meine erste und erstrangige Liebe war die Philosophie mit einem Hunger danach, mehr über die Welt rund um mich zu erfahren – und nicht weniger – und zu verstehen, was ich war und was die Natur dieses mysteriösen und schwer faßbaren ‚Ich‘ ist.“

Folgerichtig hat Erlendur nach Ablegen der Matura am Gymnasium in Reykjavík das Studium der Philosophie begonnen, und zwar 1954 an der Universität von Kopenhagen, Dänemark, im folgenden Studienjahr wechselte er an die Universität von Edinburgh, Schottland, und die nächsten beiden Jahre studierte er an der Universität von Freiburg i. Br., Deutschland.

Während er in der Philosophie keine Antwort auf seine brennenden Fragen fand – „… ich hatte das Gefühl, zu wissen, wie die Dinge mit der Philosophie stehen und daß es an der Zeit wäre, etwas Neues zu beginnen. Was mich die Philosophie Jedenfalls gelehrt hat, waren die Grenzen unseres Wissens. Ja, der Mensch ist der homo sapiens, aber primär ist er ein homo ignorans“ – begegnete Erlendur jenem Mann, der ihm seine wahre Berufung aufzeigen sollte: Hans Bender wies ihm den Weg zur Parapsychologie.

Eichhalde-Insitut

Einige Jahre zuvor, 1950, hatte Bender (1907–1991) das „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene“ (IGPP) in Freiburg i. Br. gegründet, das seither zu einem der führenden Institute der Welt auf dem Gebiet der Parapsychologie geworden ist.

Hans Bender, der ein charismatischer Vortragender war, pflegte damals eine Vorlesung zu halten, welche Studenten aller Fächer zugänglich war und bei den Hörern sehr beliebt war. Gerade diese Lehrveranstaltung hat auch Erlendurs wissenschaftliches Interesse geweckt.

Aber zunächst kam es in Erlendurs Leben zu einem Zwischenspiel: um für sein zukünftiges weiteres Studium Geld zu verdienen, arbeitete er für eine isländische Zeitung als Journalist, vor allem in Berlin als Auslandskorrespondent. Dort lernte er u. a. kurdische Studenten kennen, die ihn über die politische Situation der Kurden im Irak informierten.

Seit 200 Jahren kämpfen die Kurden – ein Volk, das über fünf Staaten im Nahen bzw. Mittleren Osten verteilt lebt – für einen eigenen Staat, aber bisher ohne jeden Erfolg.mit Barzani

Im Jahr 1962 machte Erlendur seine erste Reise zu den Kurden im Irak, und bei seiner zweiten Reise, 1964, gelang es ihm endlich, als erster westlicher Journalist den Führer der kurdischen Autonomiebewegung, Mustafa Barzani, zu treffen und zu interviewen. Über diese Erfahrungen hat er sein erstes Buch mit dem Titel „Mit den Rebellen in Kurdistan“ in isländischer Sprache publiziert; das Buch sah auch eine deutsche Übersetzung unter dem Titel „Land im Aufstand … Kurdistan“. In der Folge wurde Erlendur Sprecher der kurdischen Rebellen und war von 1964 bis 1970 Vizepräsident der „International Kurdish Society“.

Da ich selbst zwei Jahre im Irak gelebt habe, wenn auch zwanzig Jahre später als Erlendur, so waren doch unsere Erfahrungen im Irak bzw. überhaupt im Mittleren Osten etwas, was unser beider Biographien gemeinsam war und uns, über das Fach Parapsychologie hinaus, miteinander verbunden hat, obwohl Erlendur und ich die Situation der Kurden durchaus unterschiedlich beurteilt haben. Ein halbes Jahrhundert nach seinen ersten Irak-Reisen, 2017, besuchte er dieses Land erneut, um Masud Barzani, den Sohn des seinerzeitigen Rebellenführers, zu treffen, eine Begegnung, die Erlendur als ein sehr berührendes Erlebnis empfunden hat.

Im Jahre 1963 – Erlendur war Ende des Jahres von Südindien über Pakistan, Afghanistan, Iran und die Türkei über Land zurück nach Europa gekommen und dann mit dem Zug von Istanbul nach Freiburg i. Br. gefahren – nahm er dort sein Studium wieder auf, aber nunmehr mit Psychologie als Hauptfach. Er studierte an den Universitäten von Freiburg i. Br. (1963–66) und München (1966–69); in München erwarb er auch sein Diplom in Psychologie mit einer Abschlußarbeit über Lernen durch Imitation (1968).

Nach einiger Korrespondenz mit J. B. Rhine (1895–1980) lud dieser ihn an sein „Institute of Parapsychology“ in Durham, North Carolina, ein, das damals das „Mekka der Parapsychologie“ war. Erlendur machte sich in dem Jahr, das er dort verbrachte (1969–70), mit der experimentellen Parapsychologie und ihren Methoden vertraut. Von nun an war er mehr und mehr in die parapsychologische Forschung involviert. Während der Jahre 1970–1971 machte er ein Praktikum in Klinischer Psychologie an der „University of Virginia School of Medicine“ in Charlottesville in der „Division of Personality Studies“ (heute „Division of Perceptual Studies“), eine Abteilung, die von Ian Stevenson (1918–2007) gegründet war und geleitet wurde, einem Forscher, der vor allem für seine Arbeiten zur Reinkarnation (CORT) berühmt geworden ist. Daraus entstand für Erlendur eine zweifache lebenslange Beziehung: mit der Person Stevenson und mit dem Gebiet Reinkarnationsforschung. Ein anderer prominenter Wissenschaftler an der University of Virginia, der einen wichtigen Einfluß auf Erlendur ausübte und ebenfalls ein lebenslanger Freund wurde, war Robert van de Castle, der vor allem als Traum-Forscher bekannt ist. Von der Reinkarnation abgesehen, machte Stevenson Erlendur auch mit gewissen mediumistischen Phänomenen vertraut insbesondere mit dem isländischen Medium Hafsteinn Björnsson (1915–1977). Der vielleicht eindrucksvollste Fall von Hafsteinns mediumistischen Kontakten ist der von Runolfur Runolfsson, ein „drop-in case“, also ein Fall, bei dem anscheinend die Initiative zur Kommunikation von dem Verstorbenen selbst ausgeht. Der Fall ist vor allem bekannt als „Case of Runki’s Leg“ und wurde von Erlendur and Stevenson gemeinsam publiziert. Jahre später veröffentlichte Keith Parsons (freilich ein Anhänger der Transzendentalhypothese) einen sehr guten Dokumentarfilm über diesen wirklich außergewöhnlichen Fall auf YouTube.

Zurück in Freiburg erwarb Erlendur 1972 sein philosophisches Doktorat unter Hans Bender mit dem Dissertationsthema „Vaso­motorische Reaktionen als Indikatoren außersinnlicher Wahrnehmung“.

Für die nächsten beiden Jahre ging Erlendur wieder in die USA, diesmal nach New York. Er wurde ein wissenschaftlicher Mitarbeiter in der American Society for Psychical Research (ASPR) unter deren Forschungsdirektor Karlis Osis (1917–97), einem in die USA emigrierten Letten, der, wie Erlendur, seinen akademischen Abschluß in Deutschland gemacht hatte. Die ASPR war damals an ihrem Höhepunkt; finanziert wurde sie durch Chester Carlson, einem Mitbegründer der Xerox Corporation (heute Rank Xerox), der großes Interesse an Metaphysik wie auch an Parapsychologie hatte und als wahrer Philanthrop verschiedenste gemeinnützige Organisationen unterstützte, dabei aber stets anonym zu bleiben trachtete. Er hat für die ASPR auch das 1920 errichtete imposante Gebäude in Manhattans bester Lage, Upper West Side nahe dem Central Park, erstanden; mittlerweile hat sich alles geändert, durch Mißwirtschaft konnte der frühere Status nicht aufrechterhalten werden und das Gebäude steht derzeit zum Verkauf. Damals aber waren es für die ASPR goldene Zeiten; Karlis Osis verfolgte verschiedene Forschungsprojekte, deren wichtigstes wohl die Experimente waren, die er in seinem Labor im 4. Stock mit dem Sensitiven Alex Tanous zur Frage der Außerkörperlichen Erfahrung machte. Karlis Osis sprühte von neuen Ideen für zukünftige Experimente; dennoch waren experimentelle Untersuchungen nur die eine Seite seiner Interessen, die andere lag, angeregt durch William F. Barrett’s Pionierstudie von 1926, auf dem Sektor der Sterbebett-Visionen. Das weckte auch Erlendurs Interesse, und so unternahmen die beiden eine Vergleichsstudie dieser Phänomene in unterschiedlichen Kulturräumen, nämlich in den USA und in Indien. Dazu führten sie Interviews mit über 800 Ärzten und Pflegepersonal durch, was Erlendur als eine „unvergeßliche und interessante Erfahrung“, die ihn nachhaltig beeinflußt hat, bezeichnete. Osis und Erlendur publizierten ihre Resultate schließlich 1977 gemeinsam in dem Buch „At the Hour of Death“, das Erlendur später den „ersten Höhepunkt seiner Karriere“ nannte. Im Lauf der Jahre wurde dieses Buch rund 20-mal – teilweise unter modifizierten  Titeln – neu aufgelegt und auch in 14 Sprachen übersetzt; die deutsche Ausgabe läuft unter dem Titel „Der Tod – Ein neuer Anfang?“.

Eine weitere Phänomengruppe im Umkreis von Sterben und Tod ist die terminale Geistesklarheit („terminal lucidity“), worüber Erlendur ebenfalls publiziert hat, u. a. mehrfach gemeinsam mit Michael Nahm, einem Parapsychologen der jüngeren Generation – in diesem Kontext muß auch erwähnt werden, wie hilfsbereit sich Erlendur stets gegenüber dem „parapsychologischen Nachwuchs“ gezeigt hat.

Erlendurs Buch „The Departed Among the Living“ über Personen, die Begegnungen mit Verstorbenen berichtet haben, schließt thematisch in gewisser Weise an. Die Umfrage analysiert die Berichte von 450 Personen in Island, die paranormale Erfahrungen gemacht haben bzw. Erscheinungen von Toten erlebt haben.

Was Erlendurs akademische Karriere in seinem heimatlichen Island betrifft, seien die folgenden Stationen erwähnt: 1973 wurde er Assistent an der Abteilung für Psychologie der Universität von Reykjavík, 1978 Dozent und schließlich 1989 ordentlicher Professor; 1999 ist er dann emeritiert.

Seine Lehrverpflichtungen haben aber Erlendur, abenteuerlustig wie immer, nicht davon abgehalten, weitere Feldstudien zu unternehmen. Die Reisen in Indien für die Sterbebettumfragen eröffneten Erlendur und Osis weitere Forschungsgebiete, nämlich einerseits die Wunderberichte über den berühmten Sai Baba und andererseits Untersuchungen angeblicher Reinkarnationsfälle in der Art von Ian Stevenson; allerdings blieben die CORT-Untersuchungen nicht auf Indien allein beschränkt, sondern Erlendur war ihnen auch in anderen Ländern auf der Spur, sogar in seinem heimatlichen Island hat er Fälle entdeckt. Insgesamt hat Erlendur während verschiedener Feldforschungsprojekte ca. zweieinhalb Jahre seines Lebens in Indien verbracht.

Über Sai Baba hat Erlendur ab 1975, teils gemeinsam mit Karlis Osis, ca. 30 Artikel veröffentlicht, sowie ein Buch, das wiederum verschiedene Ausgaben mit unterschiedlichen Titeln erlebt hat und in mehrere Sprachen übersetzt worden ist. Auch Joop Houtkooper war einer seiner Begleiter bzw. Zeuge mancher Phänomene.

RudrakshaDa Sai Baba in seiner religiösen Gemeinschaft als ein Heiliger angesehen wurde, waren keine kontrollierten Experimente mit ihm möglich und die beiden Forscher waren mehr oder minder auf die Rolle von bloßen Beobachtern angewiesen. Erlendur war von Sai Baba sehr beeindruckt, ohne jedoch zu einem gläubigen Anhänger zu mutieren. Das eindrucksvollste Phänomen, das er beobachten konnte, war die Materialisation einer doppelten Rudrakscha durch Sai Baba, ein spontanes Phänomen, das dadurch ausgelöst worden war, daß Sai Baba versucht hat, mit dieser Frucht die Metapher zu illustrieren, die er zuvor in einer philosophischen Diskussion gebraucht hatte, nämlich, das spirituelle und das materielle Leben seien ebenso untrennbar miteinander verbunden, wie die beiden Teile einer doppelten Rudrakscha. In den Jahrzehnten seit Erlendurs erstem Besuch bei Sai Baba wurde der Wundermann zunehmend kontroversieller beurteilt; er wurde beschuldigt, seine angeblichen Phänomene trickhaft zu erzeugen, und, was für seine westlichen Anhänger noch viel gravierender war, es gab Anschuldigungen sexueller Verfehlungen, insbesondere Mißbrauch von Buben und männlichen Jugendlichen. Dementsprechend fand sich auch Erlendur mit Kritik konfrontiert, nämlich, sich mit diesen Vorwürfen nicht bzw. nicht genügend auseinandergesetzt zu haben (in der Auflage 2013 seines Buches „Modern Miracles“ geht er ausführlich auf die Kritik an Baba ein). Erlendur hielt stets fest, daß das, was er seinerzeit mit seinen eigenen Augen gesehen hat, im Gegensatz zu den 30 Jahre später aufgenommenen Videos keinerlei Anzeichen von Taschenspielertricks aufgewiesen hat. Gegenüber den sexuellen Beschuldigungen machte er geltend, daß es wohl keinen Zusammenhang zwischen der sexuellen Orientierung und den vermuteten paranormalen Fähigkeiten gäbe. Im übrigen betonte er, daß derartige Anschuldigungen gegenüber Sai Baba keineswegs einzigartig seien, ähnliche Vorwürfe sind auch gegen katholische Geistliche, und zwar auch solche, die in der Hierarchie sehr hoch standen, erhoben worden.

Minder kontroversiell ist seine Reinkarnationsforschung rezipiert worden. Häufig im Team mit anderen prominenten Parapsychologen unternahm er Feldforschungen in Indien, in Sri Lanka und bei den Drusen im Libanon. Wichtig dabei war sein grundsätzlich neuer Beitrag zur Reinkarnationsforschung; es war ihm nicht genug, wie andere Forscher, die Aussagen von Kindern über ihre angeblichen früheren Leben aufzuzeichnen und diese Daten auf Korrespondenzen in der realen Welt gegen zu prüfen. Zusätzlich wandte er eine quantitativ orientierte Methodik an, indem er diese Kinder verschiedenen psychologischen Tests unterwarf und die Ergebnisse mit Kontrollindividuen verglich, die über keine Erinnerungen an angebliche Vorleben verfügten, aber sonst in den wichtigsten Parametern gleich waren (Alter, Geschlecht, sozialer Status der Familie, etc.). Das wesentlichste Ergebnis war, daß die CORT-Kinder ähnlich reagierten wie Personen, bei denen eine posttraumatische Persönlichkeitsstörung diagnostiziert werden kann. Ähnlich, wie Erlendur das als junger Mann bei den Kurden getan hat, ist es ihm auch bei den libanesischen Drusen bald gelungen, sehr gute Beziehungen mit ihnen aufzubauen. Daher wurden seine Forschungsreisen auch teilweise von der „Druze Heritage Foundation“ finanziert. Auch was die Drusen betrifft, überschneiden sich Erlendurs und meine Biographie, habe ich doch eineinhalb Jahre in Syrien gelebt, wo die Vulkanlandschaft des Hauran liegt, die das Hauptsiedlungsgebiet der Drusen darstellt. Die Drusen sind eine eng miteinander verbundene Religionsgemeinschaft, sie glauben an die Reinkarnation, aber sie sind sehr verschlossen und sprechen üblicherweise nicht offen über Fragen ihrer Religion oder ihres Glaubens. Selbst habe ich keinen Fall von anscheinende Reinkarnation innerhalb der Drusen-Gemeinschaft in Syrien gefunden; allerdings lag mein Hauptinteresse im Rahmen der Ethnoparapsychologie auf dem rituelle Durchstechen von Gläubigen mit Spießen, das in verschiedenen Sufi-Schulen praktiziert wird, ein Phänomen, das später als „Deliberately Caused Bodily Damage (DCBD)“ bezeichnet worden ist.

Erlendur verfügte über einen bemerkenswert großen Umfang von Forschungsinteressen. Das ist vielleicht auch darauf zurückzuführen, daß die prägenden Persönlichkeiten in seinem Leben so unterschiedlich waren – Hans Bender, J. B. Rhine, Karlis Osis und Ian Stevenson.

Während der Platz nicht ausreicht, alle Aspekte von Erlendurs Arbeitsgebieten zu aufzuzählen, mögen wenigstens einige weitere davon erwähnt werden, nämlich insbesondere Mediumismus sowie die Forschungsleitlinie komparativer Studien. Über Indridi Indridason (1883–1912) verfaßte Erlendur zusammen mit seinem Landsmann und früherem Studenten, Loftur R. Gissurarson, eine Monographie mit dem Untertitel „The Icelandic Physical Medium“. Indridi werden ganz außergewöhnliche physikalische Phänomene zugeschrieben wie z.B. Bewegungen von massiven Objekten als auch Autolevitationen des Mediums, während es in einem Sessel sitzt, samt diesem Sessel. „Höchst bemerkenswert waren die häufigen Phänomene von ‚direkter Stimme‘, manchmal sangen sogar zwei Stimmen – eine Sopranstimme und ein Baß – im Duett.“ Die „Experimental-Gesellschaft“, die sich extra zum Studium von Indridis Phänomenen zusammengefunden hatte, bestand hauptsächlich aus Akademikern, die alle nur möglichen Vorkehrungen – die Indridi bereitwillig akzeptierte – trafen, um die Möglichkeit von Betrug auszuschließen, und dennoch traten die Phänomene weiterhin auf. Obwohl Indridi als „physikalisches Medium“ bezeichnet wird, gab es in seinen Séancen auch faszinierende „Geisterkommunikationen“. Erlendur hat vor allem den Fall des Emil Jensen herausgestellt, wiederum ein „drop-in communicator“, der zunächst über ein Feuer in Kopenhagen sprach, was natürlich sofort an die Vision Swedenborgs des Feuers in Stockholm erinnert. Gemeinsam mit Hans Gerding hat Erlendur die Ähnlichkeiten der beiden Fälle beschrieben. Das wichtigste an dem Jensen-Fall ist jedoch, daß Indridi in Trance so viele Details über Jensen zu Protokoll gegeben hat, daß dieser eindeutig identifiziert werden konnte. Mit Recht nennt Erlendur daher diesen Fall einen „perfekten Fall“. Persönlich betrachte ich Erlendurs historische Analyse von Indridis Medialität, zusammen mit seiner Untersuchung von Hafsteinn, für seine wichtigsten Beiträge zur Parapsychologie. Es gibt viele Forscher, die Reinkarnations- oder Todesnähefälle untersuchen, aber die isländischen Medien aus ihrer sprachbedingten Isolation herausgeholt und zur Kenntnis der internationalen parapsychologischen Gesellschaft gebracht zu haben muß als Erlendurs Alleinstellungsmerkmal angesehen werden.

Bekanntlich hat 1930, auf dem III. Internationalen Kongreß in Athen, der Grazer Parapsychologe Daniel Walter die „Vergleichende Parapsychologie“ als eine neue Forschungsmethode vorgestellt. Erlendur hat, ohne den Namen Walters zu nennen, sehr viel gemäß dieser Leitlinie gearbeitet, z.B. hat er die Phänomene der physikalischen Medien Indridi Indridason, D. D. Home, Eusapia Palladino, Franek Kluski, Einer Nielsen, und der Gebrüder Schneider miteinander im Detail verglichen. Ein anderer Vergleich, den er anstellte, war der zwischen den physikalischen Phänomenen parapsychologischer Medien und den analogen Phänomenen, die Heiligen und anderen religiösen Persönlichkeiten zugeschrieben werden. Jedenfalls setzte er sich in diesem Kontext durchaus für die Echtheit des physikalischen Mediumismus ein, was heute angesichts der Marginalisierung dieses Bereiches einen gewissen Mut erfordert. Als Grundlage für weitere Vergleiche, an denen er interessiert war, z. B. Volksglaube, populäre Vorstellungen über Geister und Jenseits etc. benutzte er gerne die Daten der European Human Values Survey.

Eine vollständige Liste seiner Leistungen würde den Rahmen sprengen, aber wenigstens eine Auswahl ist unverzichtbar: 

Akademische Positionen, die Erlendur (von seiner eigenen Universität von Reykjavík abgesehen) innegehabt hat: Gastprofessor am Department of Psychiatry, University of Virginia, Charlottesville, 1982–1983; Gastforscher am IGPP in Freiburg i. Br. 1993–1995; und Adjunct Research Faculty Member, Institute of Transpersonal Psychology, Palo Alto, California.

Folgende Institutionen haben seine Forschungen unterstützt bzw. Projektmittel ausgeschüttet: Bial Foundation, Porto, Portugal; Druze Heritage Foundation, London/Beirut; Europäische Kommission, Research Directorate-General; IGPP, Freiburg i. Br.; John Björkhem Minnesfond, Stockholm; Nordic Institute for Asian Studies, Copenhagen; Parapsychology Foundation, New York; University of Iceland Research Fund; RANNIS, National Research Council of Iceland; Tiger Trust, Rotterdam und The Tate Fund (Society for Psychical Research), London.

Ehrungen: 1997 erhielt Erlendur den „Outstanding Career Award“ der Parapsychological Association und 2010 wurde er mit der „Myers Memorial Medal“ der Society for Psychical Research ausgezeichnet.

Erlendur war überaus produktiv, seine Publikationsliste weist über 360 Einträge auf, sowohl Zeitschriftenartikel wie Bücher in verschiedenen Auflagen und Sprachen; da manche Bücher unter verschiedenem Titel aufgelegt worden sind, erscheint teilweise ein verwirrendes Bild. Die unten angeführte Auswahlbibliographie ist Erlendurs eigene Auswahl, die er als seine wichtigsten Publikationen bezeichnet.

Erlendur reiste gerne und viel. Nach seiner Emeritierung (1999) verbrachte er oft viele Monate in Charlottesville, auch nach Stevensons Tod; gleichzeitig betonte er immer, wie sehr er seine Heimat Island liebt, das gedämpfte Licht wie unsere Dämmerung, das dort aber ein halbes Jahr anhält, die Landschaft und die Geysire. Trotz seines Alters entwickelte eine bemerkenswerte Vortragsaktivität in vielen Ländern der Welt; wenn in Deutschland, ließ er es sich nicht nehmen, das IGPP zumindest zu besuchen, wenn er nicht ohnehin bei der WFGP-Tagung sprach. Viele seiner Vorträge sind mitgeschnitten worden und können auf YouTube betrachtet werden.

Im Lauf der Jahre habe ich ihn mehrfach eingeladen, im Rahmen unserer Gesellschaft Vorträge zu halten, wodurch sich eine enge freundschaftliche Verbindung zu der Gesellschaft und deren Mitgliedern ergeben hat. Sein letzter Vortrag in unserer Gesellschaft fand 2018 statt, das Thema war der Vergleich der physikalischen Phänomene verschiedener (physikalischer) Medien.

Das Jahr zuvor war er zu einem Symposium über Reinkarnation eingeladen, das von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien veranstaltet worden ist. Die Akademie hat nämlich seit 2016 ein Forschungsprojekt laufen, das sich unter dem Titel „Tod & Leben: Lokale Konzeptionen der Wiedergeburt unter den Drusen im Nahen Osten“ mit Reinkarnation befaßt, wobei im Mittelpunkt dieses Forschungsprojekts Erzählungen und Diskurse über das Phänomen der Seelenwanderung („taqammus“) unter den Drusen im Nahen Osten stehen. (Vgl. https://www.taqammus.at/) Nicht zuletzt geht es um die „ethno­soziologischen“ Probleme, welche mit dem Konzept der Seelenwanderung einhergehen, z. B. die Frage, wie sich Kinder, die Reinkarnationserinnerungen berichten, in ihre „jetzige“ Familie und in die Dorfgemeinschaft einfügen – die Stellung solcher „sprechender Kinder“ innerhalb der drusischen Gemeinschaft erscheint als durchaus ambivalent. Es ist interessant, daß diese ethnosoziologische Untersuchung gleichsam als „Nebenprodukt“ festgestellt hat, daß Fälle von konkreten Reinkarnationserinnerungen – d. h. solchen, wo die „frühere Familie“ identifiziert werden hat können – in emischer Sicht vor allem dann vorzukommen scheinen, wenn jemand besonders unerwartet und auf tragische Weise aus dem Leben gerissen wurde (z. B. Unfalltod oder Verbrechensopfer), eine Erkenntnis, die parallel zur parapsychologische Studienlage zur Reinkarnation läuft. Die Teilnehmer bei dem genannten Symposium waren mehrheitlich Ethnologen und Orientalisten; die parapsychologische Seite wurde durch Erlendur, mich und Chris French (Goldsmith College) repräsentiert, der jedoch innerhalb der Parapsychologie dem skeptischen Lager angehört – übrigens ein alter Freund Erlendurs, beide hatten einander auch in Indien getroffen. Erlendur hat bei diesem Symposium ein Referat gehalten und auch in der Diskussion aus seiner reichen Erfahrung bei den Drusen berichtet; dieses Referat stellt sozusagen seinen Schwanengesang im Bereich der Reinkarnationsforschung dar.

Erlendur-Berendt-MulaczMeine Freundschaft mit Erlendur spannt sich über drei Jahrzehnte. Mitte der 1980er-Jahre habe ich schriftlich mit ihm Kontakt aufgenommen; 1991 haben wir einander dann persönlich kennengelernt, und zwar bei einem Kongreß der damals sehr aktiven Organisation  „Imago Mundi“,  und im gleichen Jahr haben wir einander kurz darauf nochmals getroffen, nämlich auf dem 34. Jahreskongreß der Parapsychological Association, der damals in Heidelberg stattgefunden hat.

BücherWie schon früher erwähnt, entwickelte sich aufgrund gemeinsamer Themen in unser beider Biographien eine über Kollegialität weit hinausgehende persönliche Freundschaft. So hat er mir auch eine Reihe von Bänden der „Proceedings“ der SPR zum Geschenk gemacht, deren Besonderheit es ist, daß sie von seinem Vater gebunden worden sind, der nämlich in seiner Pension das Buchbinden zu seinem Hobby gemacht hatte.

Diese Bücher stellen ein permanentes Andenken an Erlendur dar, Tag für Tag, wenn mein Blick darauf fällt.

Unsere letzte Begegnung erfolgte bei der letzten Jahrestagung der Parapsychological Association im Juli 2019 in Paris. Zwar erschien Erlendur ein wenig müder als sonst, vielleicht auch mehr ruhebedürftig, aber sonst guter Dinge, jedenfalls hat er mir nicht den Eindruck vermittelt, daß unser Abschied am Ende der Tagung einer für immer sein würde.

Erlendur 2019Ein anderes Jahr kam ins Land, das merkwürdige Jahr 2020, ein paar Telephonate fanden noch statt …

Für die letzten Wochen seines Lebens wurde Erlendur in ein Hospiz am Stadtrand von Reykjavík gebracht. Dort schloß er am Abend des Sonntags, 22. November 2020, in der Gegenwart seiner Frau, die ihn liebevoll begleitet hatte, seine Augen für immer. Er hinterläßt zwei Kinder, einen Sohn (Psychiater in Reykjavík) und eine Tochter, die in Deutschland lebt, mehrere Enkel und einen Urenkel.

Im Zuge seines eigenen Todes sollte nicht unerwähnt bleiben, daß in den letzten Jahren seine alte Faszination für die Sterbebettphänomene wieder mehr in den Vordergrund gerückt ist, was sich in Form neuer Buchausgaben, aber auch in Vortrags- und Seminartätigkeit manifestiert hat. Sein Fazit aus all seinen verschiedenen parapsychologischen Studien war, daß die untersuchten Phänomene wichtige Anhaltspunkte für ein „Überleben des Todes“ und die Existenz einer übernatürlichen Realität liefern, was sorgfältig erwogen werden müsse. 

Erlendur, dessen in isländischer Sprache verfaßte Autobiographie bei White Crow Books kürzlich auf Englisch als Buch wie auch als e-Book herausgekommen ist, war nicht nur ein hervorragender Forscher, der einen deutlichen Einfluß auf weite Bereiche der Parapsychologie genommen hat, sondern er war auch ein guter Freund – für mich, aber auch für viele andere. In meiner Erinnerung lebt er weiter und ebenso in der von vielen anderen Menschen, die ihm begegnen haben dürfen.
 


SELECTED BIBLIOGRAPHY

Spontaneous psychic phenomena and folk-beliefs: National surveys and national differences

Erlendur Haraldsson (1985). Representative national surveys of psychic phenomena: Iceland, Great Britain, Sweden, USA and Gallups multinational survey. Journal of the Society for Psychical Research, 53, 145-158.

Erlendur Haraldsson and Joop M. Houtkooper (1991). Psychic Experiences in the Multinational Human Values Study. Journal of the American Society for Psychical Research. 85(2), 145-165.

Erlendur Haraldsson & Joop Houtkooper (1996). Traditional Christian beliefs, spiritualism and the paranormal: An Icelandic-American Comparison. International Journal for the Psychology of Religion., 6(1), 51-64.

 

Apparitions of the dead, deathbed-visions and hallucinatory experiences

Karlis Osis & Erlendur Haraldsson (1997). At the Hour of Death. (Third Edition). Norwalk, CT: Hastings House

Erlendur Haraldsson (1987). The Iyengar-Kirti case. An apparitional case of the by-stander type. Journal of the Society for Psychical Research, 54, 64-67.

Erlendur Haraldsson (2009). Experiences of Encounters with the Dead. 337 new cases. Journal of Parapsychology, 73, 91-118

Bruce Greyson, Michael Nahm and Erlendur Haraldsson (2011). Terminal lucidity. Some new cases. Archives of Gerontology and Geriatrics.

Michael Nahm, Bruce Greyson, Emily Williams Kelly, Erlendur Haraldsson (2012). Terminal lucidity: A review and a case collection. Archives of Gerontology and Geriatrics 55, 138–142.

Karlis Osis and Erlendur Haraldsson (2012). At the Hour of Death. Revised edition. UK and USA: White Crow Books.

Erlendur Haraldsson (2012). The Departed Among the Living. An Investigative Study of Afterlife Encounters. USA and UK: White Crow Books.

Erlendur Haraldsson (2017). Possible Evidence of Survival. In: Leslie Keen. Surviving Death. New York: Crown Archetype (Penguin Random House). Pp 294-304.

 

Children who speak of memories of a previous life, case studies and psychological characteristics

Erlendur Haraldsson (1991). Children claiming past-life memories: Four cases in Sri Lanka. Journal of Scientific Exploration, 5(2), 233-262.

Erlendur Haraldsson. (1997). Psychological comparison between ordinary children and those who claim previous-life memories. Journal of Scientific Exploration, 11, 323-335.

Erlendur Haraldsson and Godwin Samararatne (1999). Children who speak of memories of a previous life as a Buddhist monk: Three new cases. Journal of the Society for Psychical Research, 63(857), 268-291.

Erlendur Haraldsson (2000). Birthmarks and claims of previous life memories I. The case of Purnima Ekanayake. Journal of the Society for Psychical Research, 64(858), 16-25.

Erlendur Haraldsson (2000). Birthmarks and claims of previous life memories II. The case of Chatura Karunaratne. Journal of the Society for Psychical Research. 64 (859), 82-92.

Erlendur Haraldsson, Patrick Fowler & Vimala Periyannanpillai (2000). Psychological Characteristics of Children Who Speak of a Previous Life: A Further Field Study in Sri Lanka. Transcultural Psychiatry, 37, 525-544.

Erlendur Haraldsson and Jim Matlock (2017): I saw a light and came here. White Crow Books.

 

Indian miraclemakers; Sai Baba and others

Erlendur Haraldsson and Karlis Osis (1977). The appearance and disappearance of objects in the presence of Sri Sathya Sai Baba. Journal of the American Society for Psychical Research, 71, 33-43.

Erlendur Haraldsson (1988). Modern Miracles. An investigative report on psychic phenomena associated with Sri Sathya Sai Baba.

New York: Ballantine Books, 304 pp. (USA edition of "Miracles are my visiting cards".)

Erlendur Haraldsson & Joop M. Houtkooper (1994). Report of an Indian swami claiming to materialize objects: The value and limitations of field observations. Journal of Scientific Exploration, 8(3), 381-397.

Wiseman, R. & Haraldsson E. (1995) Investigating Macro-PK in India: Swami Premananda. Journal of the Society for Psychical Research, 60(839) 193-202.

Erlendur Haraldsson & Richard Wiseman (1995). Reactions to and assessment of a videotape on Sathya Sai Baba. Journal of the Society for Psychical Research 60(839) 203-213.

Erlendur Haraldsson & Richard Wiseman (1996). Two investigations of ostensible macro-PK in India. Journal of the Society for Psychical Research, 61(843) 109-113.

Erlendur Haraldsson (2013). Modern miracles. Sathya Sai Baba. The story of a modern day prophet. Guilford: White Crow Books

 

Mediums and mediumship

Erlendur Haraldsson and Ian Stevenson (1974). An experiment with the Icelandic medium Hafsteinn Björnsson. Journal of the American Society for Psychical Research, 68, 192-202.

Erlendur Haraldsson and Ian Stevenson (1975). A communicator of the "drop in" type in Iceland: The case of Runolfur Runolfsson. Journal of the American Society for Psychical Research, 69, 33-59.

Erlendur Haraldsson and Ian Stevenson (1975). A communicator of the "drop in" type in Iceland: The case of Gudni Magnusson. Journal of the American Society for Psychical Research, 69, 245-261.

Erlendur Haraldsson, J.G. Pratt and Magnus Kristjansson (1978). Further experiments with the Icelandic medium Hafsteinn Bjornsson. Journal of the American Society for Psychical Research, 72, 339-347.

Loftur R. Gissurarson and Erlendur Haraldsson (1989). The Icelandic Physical Medium Indridi Indridason. Proceedings of the Society for Psychical Research, 57, 53-148.

Erlendur Haraldsson (2011). A Perfect Case? Emil Jensen in the mediumship of Indridi Indridason. The fire in Copenhagen on November 24th 1905 and the discovery of Jensen´s identity. Proceedings of the Society for Psychical Research, 59 (223), 195-223.

Erlendur Haraldsson (2011). Research a century ago: The controversy about the Danish medium Einer Nielsen. Mindfield, 3(3), p. 22.

Erlendur Haraldsson and Loftur R. Gissurarson (2015). Indridi Indridason the Icelandic Physical Medium. UK and USA: White Crow Books.

Erlendur Haraldsson (2015). Methods used in studying the physical mediumship of Indridi Indridason – quantitative analysis of his phenomena and how they differed from those of D.D. Home and Rudi Schneider. Book of Abstracts 58th Annual Convention of the Parapsychological Association & 39th SPR International Annual Conference, University of Greenwich.

 

ERLENDURS PHOTOS
https://www.parapsych.org/photos/gallery/30/erlendur_haraldsson_photograph.aspx

 

VIDEO
The Strange Case of Runki’s Leg
(Eine Dokumentation von Dr. Keith Parsons)
https://www.youtube.com/watch?v=Djokd8wxj4o&t
(Eine weitere Dokumentation, die auf Erlendurs Publikationen beruht, ist in Vorbereitung: Der Fall Emil Jensen aka „A Perfect Case“)

Nachtrag:
mittlerweile erschienen:

Indridi Indridason and Mr Jensen (Eine Dokumentation von Dr. Keith Parsons)
https://www.youtube.com/watch?v=kYIOGkagzJk&t=1224s 
 

 


17.3 Plagiatsaffäre

Nein, es handelt sich nicht um eine kürzlich des Plagiats in ihren akademischen Qualifikationsarbeiten überführte Bundesministerin, nunmehr BM a.D., sondern – leider – um einen Fall von „scientific misconduct“ (umfangreiches Plagiat und fabrizierte Daten) in unseren eigenen Reihen.

Vielleicht erinnern sich die Mitglieder, die schon länger bei uns sind, noch an den Vortrag, den vor knapp zehn Jahren Prof. Dr. Alejandro Parra, Buenos Aires, bei uns zum Thema „Counselling Service on Clinical Parapsychology in Argentina – The Institute of Paranormal Psychology: An Overview and Case Studies“ gehalten hat.

Mittlerweile hat Parra ein Buch (Original in Spanisch) publiziert, dessen englische Übersetzung den Titel The Last Farewell Embrace – Spirituality, Near-Death Experiences, and Other Extraordinary Events trägt; eine geplante Übersetzung ins Deutsche ist – wie man jetzt sagen kann: glücklicherweise – nicht zustande gekommen, denn kürzlich hat Michael Nahm vom IGPP entdeckt, daß ein substantieller Teil des Textes dieses Buches aus Publikationen anderer Autoren zusammengestellt ist, wobei die Quellen jedoch unterschlagen worden sind, was sowohl gegen das Urheberrecht verstößt (Diebstahl geistigen Eigentums) wie auch wissenschaftlich unredlich ist. Dabei ist dieses Buch nur die Spitze des Eisbergs; obwohl schon jetzt erdrückende Beweise für langjähriges und vorsätzliches Plagiieren vorliegen, gehen die Untersuchungen noch weiter und entsprechende Aktionen sind auf Schiene gebracht.

Mittlerweile hat auch das Journal of Scientific Exploration einen von Parra pubklizierten Artikel zurückgezogen und der Herausgeber, Stephan Braude, hat dazu ein entsprechendes Editorial verfaßt.

Es sei betont, daß es nicht darum geht, eine Person an den Pranger zu stellen, sondern darum, den transparenter Umgang mit Fehlverhalten und damit die „Selbstreinigungskraft“ des Faches Parapsychologie öffentlich zu demonstrieren. Die ältere Parapsychologen-Generation hätte vielleicht versucht, solch eine Affäre eher diskret zu behandeln, in der wohlmeinenden Absicht, nur ja keinen Schatten auf die Reputation des Faches Parapsychologie fallen zu lassen; heute tendiert man mit guten Gründen dazu, sozusagen die Karten offen auf den Tisch zu legen.

 

 

18.     Glosse
(auch wenn der „Babyelefant“ mittlerweile durch die Zwei-Meter-Abstands-Regel ersetzt worden ist)

 

Was haben der Babyelefant und die Nahtodphänomene gemeinsam?     
Und was hat Schopenhauer damit zu tun?   


Tierbabys oder Babytiere?

Ein Welpe ist ein Hundebaby, kein Babyhund, und ein kleines Kätzchen mag noch ein Katzenbaby sein, ist gewiß aber keine Babykatze – gemäß der deutschen Wortbildungsregel gibt’s noch viele weitere Tierbabys (neuerdings so und nicht „Tierbabies“ geschrieben) aber keine Babytiere.

Babygeschrei

Im Deutschen steht bei Komposita mit dem Wort „Baby“ dieses Wort am Anfang des zusammengesetzten Wortes; derartige Worte beziehen sich auf Dinge, die zum Baby gehören, nebst seinem Geschrei auch die Babyrassel und anderes Babyspielzeug, das Babyhäubchen und weitere Babybekleidung, die Babynahrung und so manches andere mehr. Die Kompositionsregeln der deutschen Sprache sind hier ganz eindeutig: ein Wortteil (Grundwort, Determinatum) wird durch einen anderen Wortteil (Bestimmungswort, Determinans) näher bestimmt (z. B. innerhalb der Menge aller Spielzeuge ist die Rede von den Spielzeugen für Babys).

Nahtodphänomene, Nahtoderlebnisse etc.

Das Wort „Nahtod“ ist sprachlich eine genauso scheußliche Mißbildung wie der „Babyelefant“, wenn es auch den Unterschied gibt, daß „Nahtod“ nicht aus zwei Substantiven, sondern aus verschiedenen Wortkategorien zusammengesetzt ist. Deutlich wird die Unsinnigkeit dieser falsche Zusammensetzung, wenn man sich das Gegenteil des ersten Wortteils vorstellt: was könnte mit „Ferntod“ gemeint sein?

Die korrekte Wortbildung lautet natürlich „Todesnähe“, also Todesnähe-Phänomene, Erlebnisse in Todesnähe, etc.

Ganz offensichtlich haben wir es beim „Nahtod“ wie auch beim „Babyelefant“ mit Anglizismen zu tun, allerdings nicht in der bekannten Form des Imports neuer Wörter, sondern in Form der Anwendung englischer Grammatik, konkret englischer Kompositionsregeln, auf die deutsche Sprache. Während „near death phenomena“ oder „baby elephant“ ganz in Ordnung ist, führt die wortwörtliche Übersetzung ins Deutsche zu sprachlichen Monstrositäten. Hier waren Übersetzer am Werk, denen sowohl grammatikalische Kenntnisse mangeln wie auch jedes Sprachgefühl, und Lektoren, die auch nicht besser waren! Noch viel ärger ist es, daß ein solches „Un-Wort“ dann gedankenlos von allen nachgeplappert wird und sich wie ein Myzel immer weiter ausbreitet. „Das eben ist der Fluch der bösen Tat / Daß sie, fortzeugend, immer Böses muß gebären.“

Interludium: Schopenhauer

Wer sich mit Parapsychologie beschäftigt, dem sind zumeist zumindest zwei Aufsätze Schopenhauers (aus den Parerga I) wohlbekannt:

SchopenhauerVersuch über das Geistersehn und was damit zusammenhängt sowie Transcendentale Spekulation über die anscheinende Absichtlichkeit im Schicksale des Einzelnen. Schopenhauer hat sich aber auch sehr mit der deutschen Sprache beschäftigt und mehrfach gegen die Verhunzung derselben polemisiert, so z.B. in dem Aufsatz (aus dem Nachlaß) „Materialien zu einer Abhandlung über den argen Unfug, der in jetziger Zeit mit der deutschen Sprache getrieben wird.“ Genau erklärt er dabei u. a. die Kompositionsregeln, nämlich: „Das erste Wort muß den Zweck des zweiten bezeichnen: Spazierstock, Obstgarten, Reitpeitsche, Vogelflinte, Arzneiglas, Uhrkette, Schilderhaus, Wachtposten, Postkutsche, Schreibtisch“ – ganz wie oben: die Babyrassel ist die Rassel für das Baby …

Demnach wäre ein „Babyelefant“ ein Kuscheltier für Babys in der Form eines Elefanten, praktisch sind aber Babys noch zu jung für Kuscheltiere, da sie alles in den Mund stecken, und daher gibt es einfach keine Babyelefanten. Dieser nur theoretisch existierende Babyelefant wäre überdies als Abstandhalter in Corona-Zeiten unbrauchbar und ist auch gewiß in den Erklärungen unserer Regierungsmitglieder nicht gemeint. (Ob die Beherrschung der deutschen Grammatik, konkret der von Wortbildungsregeln, im Syllabus der Ausbildung zum Volksschullehrer enthalten ist, entzieht sich meiner Kenntnis.)

Weitere sprachliche Ungeheuer ante portas

„Ante portas“ ist vielleicht zu euphemistisch, denn sie sind bereits eingedrungen; glücklicherweise ist ihre Verbreitung aber noch sehr gering. Während oben einerseits der politisch-mediale Komplex, andererseits die Verlagsapparate englischsprachiger „schöner sterben“-Werke als Verhunzer der deutschen Sprache – um Schopenhauers Terminus aufzugreifen – ausgemacht sind, geht es nun (leider) um deutschsprachige Wissenschaftler, welche englische Ausdrücke ohne jegliche sprachliche Sensibilität eins zu eins ins Deutsche übernehmen.

JanusSo wird aus der philosophischen Position des „dual-aspect monism“ ein „duale-Aspekte Monismus“! Alles sträubt sich, wenn man dies lesen oder aussprechen muß.

(Der ebenfalls verwendete Terminus „Doppelaspekt-Monismus“ wäre zwar sprachlich besser, ist aber konzeptionell nicht befriedigend.)

Daher habe ich vorgeschlagen, von einem „janusköpfigen Monismus“ zu sprechen, eine Formulierung, die auch den Vorteil einer gewissen Anschaulichkeit hat und die sich auch als „Janus-headed monism“ im Englischen ganz gut macht.

Zum Schluß:   
Was würde der Philosoph von Wille und Vorstellung wohl zur heutigen Situation der deutsche Sprache sagen?

In den Parerga schrieb er „Seht daher, wie sie schwelgen in der Sprachverhunzung, diese edlen Söhne der ‚Jetztzeit‘“; das ist heute genauso aktuell wie damals und das würde er wohl auch jetzt noch sagen.

Im Nachlaß – der noch viel schärfere Formulierungen enthält – machte Schopenhauer hinsichtlich von Personen, welche falsch gebildete Komposita aussprechen, den originellen Vorschlag „man sollte sie daguerrotypieren ...“.

Nun, Monsieur Daguerre ist schon lange tot (manch einer mag vielleicht die Wikipedia zu Rate ziehen müssen) und sein Verfahren ist längst überholt; heutzutage würde ein „Schopenhauer 2.0“ wohl fordern, man „sollte sie auf Instagram und Pinterest posten …“       

 

19.      Appendix – Corona & Co. 

Die Parapsychologie – so sagen die einen – sei eine Teildisziplin der Psychologie, und noch dazu eine recht marginale. Die Argumentation dazu kann entlang zweier unterschiedlicher Linien laufen: die geringe akademische Verankerung, die nur wenigen Forschungsinstitutionen, daraus resultierend die geringe Anzahl von Wissenschaftlern, die sich diesem Gebiet widmen – also das wissenschaftssoziologische Argument. Man kann aber zur Unterstützung dieser Ansicht auch die Definition des Urvater Dessoir ins Treffen führen, der den Gegenstandsbereich der Parapsychologie als ein „Grenzgebiet zwischen dem Durchschnitt und den pathologischen Zuständen“ definiert, gleichsam ein schmaler Streifen Terrains im „weiten Land der Seele“ (Schnitzler). Die Erforschung der „aus dem normalen Verlauf des Seelenlebens hervortretenden Erscheinungen“ hat jedoch in Tiefen geführt, welche die Parapsychologie in einem anderen Licht erscheinen lassen. Es meinen nämlich die anderen, daß die Parapsychologie am Schnittpunkt von Physis, Bios und Psyche zu verorten ist. Exemplarisch sei hier auf die Frage der Psychokinese (incl. Poltergeist) verwiesen, wo eine Korrelation innerseelischen Geschehens mit materiellen Objekten außerhalb der Körpergrenzen zu beobachten ist. Bei dieser Betrachtungsweise erscheint die Parapsychologie – gemeinsam mit ihrer philosophischen Durchdringung – zentral mit der faustischen Frage befaßt, „was die Welt im Innersten zusammenhält“, und folgerichtig kehrt sich das Verhältnis zu „normalen“ Psychologie um, die dann als bloßes Teilgebiet einer umfassenden Grundlagendisziplin, eben der Parapsychologie, erscheint.

Wie auch immer man das Subordinationsverhältnis zwischen Parapsychologie und Psychologie betrachten mag, unstrittig ist wohl, daß zwischen beiden eine enge Beziehung herrscht. Von daher möge es auch gestattet sein, in einem der Parapsychologie gewidmeten Newsletter Betrachtungen zu psychologischen Effekten anzustellen, die zwar nichts mit Parapsychologie zu tun haben, sehr wohl aber mit der von „Corona“ geprägten Situation, in der wir derzeit nach wie vor leben. Das Virus SARS-CoV-2 und die von ihm verursachte Krankheit COVID-19 ist die eine Thematik, die andere ist die Auswirkung der von der jeweiligen Regierung in dieser Situation erlassenen Regulative auf die Menschen (die Untertanen) und deren Psyche. Beginnen wir, weil für uns Betroffene nächstliegend, mit letzterem.

 

I.

In einer wohl einstudierten Choreographie, die uns noch beschäftigen wird, wird den Menschen Angst und Panik inokuliert, und die vorgeschriebenen bzw. empfohlenen Maßnahmen tun das ihre dazu, daß gar seltsame Blüten getrieben werden. In unseren Breiten ist es seit Jahrhunderten üblich, einander zur Begrüßung oder Verabschiedung die Hand zu reichen.

historischer TextDahinter steht ursprünglich – wie auch bei militärischen Salutieren – die Symbolik, zu zeigen daß man nichts (nämlich keine Waffe) in der Hand hat, daß man also friedliche Absichten hegt. Nun wird, angeblich aus hygienischen Gründen, was angesichts der Tatsache, daß an allen Ecken und Enden Desinfektionsmittel-Spender aufgestellt sind, unnötig erscheint, das Händeschütteln perhorresziert (parallel dazu ist auch die „Handschlagqualität“ weitgehend verschwunden). Um auf kurzen physischen Kontakt mit dem Gegenüber nicht völlig verzichten zu müssen, beginnen sich sehr merkwürdige Begrüßungsrituale einzubürgern: das einander Berühren mit den geballten Fäusten oder mit den Ellenbogen, wobei die meisten kein Sensorium für die Symbolik dieser Handlungen haben. Die Faust ist das, was – z.B. bei einer Wirtshausrauferei – am Kinn des anderen landet, und der Ellenbogen wird – bei Bedarf – durch eine heftige Bewegung dem Gegner in die Rippen gestoßen: das sind also beides körperliche Ausdrucksweisen, deren Symbolik inhärent aggressiv ist. Welch ein Gegensatz zum friedlichen Handreichen! Hingegen ist das von manchen Personen als Gruß bevorzugte Händefalten, wie es auch unserer HBP im Fernsehen vorexerziert hat, mag es in Ostasien auch üblich sein, bei uns die charakteristische Geste des Gebets und paßt als solche nicht in den profanen Alltag.

Auch der Maulkorb – offiziell „Mund-Nasen-Schutz“ – tut einiges mit den Menschen: er erschwert nicht nur das akustische Verständnis, sondern und vor allem die nonverbale Kommunikation, indem er den Blick auf die für den Gesamtausdruck wichtige Mundregion des Gegenübers verhindert. Lächelt mein Gegenüber freundlich oder schaut es mich ernst und sachlich an, scheint es heiter oder traurig zu sein? (Stimmungen wie Feindseligkeit und Aggressivität zeigen sich auch in anderen Regionen des Gesichts, können daher auch trotz verdecktem Mund gut interpretiert werden.) Die Forschung über Spiegelneuronen hat gezeigt, wie wichtig die optische Wahrnehmung des Gegenübers ist, um seine Stimmung zu erkennen.

Nicht zuletzt haben MNS, egal ob selbstgestrickt oder zertifiziert als FFP2, auch jene symbolische Bedeutung, die oben schon erwähnt worden ist und die im Kontext der Demonstrationsverbote besonders deutlich wird, nämlich die des Maulkorbs für die Untertanen, die gegenüber der Obrigkeit gefälligst zu schweigen haben.

Die Zweckmäßigkeit des MNS zum Schutz vor Infektion ist umstritten, und ebenso ist umstritten, ob das Tragen von Masken nicht an sich schon ein Risiko mit sich bringt (von speziellen Personengruppen ganz abgesehen). Von den Befürwortern der Masken wird auf den Schutz vor Aerosolen hingewiesen; andererseits ist eine Übertragung des SARS-CoV-2 Virus über Aerosole keineswegs nachgewiesen: in Heinsberg konnten in den Wohnungen von COVID-Erkrankten, also in Innenräumen, keine virusbeladenen Aerosole gefunden werden, und wo es in anderen Fällen nachweislich solche gab, war die Viruslast eine derart geringe, daß eine Infektion unwahrscheinlich ist.

Auf einer anderen Ebene sind zwei, drei Beobachtungen von Interesse:
das Hin & Her der WHO, die einmal Masken als nicht notwendig empfiehlt, dann als doch notwendig, schließlich als nicht wichtig beurteilt;
und die Tatsache, daß sich der Gesundheitsminister, wie in der Parlamentskorrespondenz aufgezeigt, in dieser Frage über die Empfehlungen seines Beraterstabs hinweggesetzt hat und seinen Kurs autokratisch fährt. (Insofern wundert es keineswegs, daß einige Experten bereits diesem Beraterstab Adieu gesagt haben.)          
Und weiters die Tatsache, daß WHO und EU sich gegen die FFP2-Masken ausgesprochen haben, diese in Österreich aber trotzdem (!) vorgeschrieben sind.

Ein weiterer unerwünschter Effekt der „Corona“-Gesetzgebung bzw. der darauf basierenden Erlässe ist die zunehmende Aggressivität, begleitet von Denunziantentum und Blockwartmentalität, die statt der gewünschten Solidarität Platz greift. Nicht nur, daß im Alltag Personen, welche z. B. (was nicht beschönigt werden soll) gegen die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln verstoßen, auf das Rüdeste angepöbelt und beschimpft werden.

Es geht auch um die Wahl eines „passenden“ Vokabulars. Die Bezeichnung „Gefährder“ wird in diesem Kontext gerne gebraucht, ein Wort, das vor Corona vor allem für die islamistischen Schläfer Anwendung fand.

Z. B. gehört jener Mann, der anfangs November 2020 vier Menschen in der Wiener Innenstadt erschossen hat, in diese Kategorie. Als solcher war er auch behördlich bekannt und vorbestraft, aber unsere Behörden haben keine Maßnahmen gesetzt, weder ein Waffenverbot verhängt noch auf seinen versuchten Munitionseinkauf im benachbarten Ausland reagiert. Hingegen bringt unser famoser Innenminister es zuwege, friedliche Demonstranten zu kriminalisieren, von einem „Sturm aufs Parlament“ zu phantasieren (wofür er keine Beweise vorlegen konnte) und vom „Sturm auf ein Versicherungsgebäude“ (wobei es zahlreiche Videos gibt, die auch das als eine bloße Phantasie entlarven).

In Deutschland gab es eine Diskussion, ob es rechtens sei, auf Corona-infizierte Personen, welche die Quarantänemaßnahmen nicht einhalten, das Feuer zu eröffnen, und in Fernost ist gemäß Presseberichten in der Tat ein solcher „Corona-Flüchtling“ erschossen worden. Für Corona-Flüchtlinge sind auch bereits Anhaltelager eingerichtet worden. 

Noch schlimmer für die Bevölkerung sind jene Maßnahmen, die zur sozialen Isolation führen, sei es nun Ausgangsverbot oder Ausgangsbeschränkung, Lockdown oder harter Lockdown, ja schon allein die Beschränkungen in der Gastronomie – dem Ort für soziale Kontakte schlechthin. Diese Isolation führt bei vielen Menschen zu schlimmen Depressionen bis hin zur Suizidalität. Daß sich dies besonders auf alleinstehende Senioren – also jene Personengruppe, wo auch schon ohne Corona-Isolation häufig Altersdepression auftritt – auswirkt, ist offensichtlich und auch in den Medien reflektiert worden. Aber auch Kinder und Jugendliche sind durch Containment, Lockdown etc. psychischen Problemen ausgesetzt, die nur schwer zu verkraften sind; die AKH-Abteilung Kinderpsychiatrie mußte bereits zur Triage greifen.

Auf die physischen Probleme wie Mangel an Bewegung, Frischluft und Sonneneinstrahlung sowie deren ungünstige Folgen habe ich schon im letzten Newsletter hingewiesen. Bewegung im Freien ist zwar eine der erlaubten Ausnahmen, findet aber ihre Grenzen in den Auflagen wie nur (allein oder) mit Personen aus demselben Haushalt. Diese Umstände und der Mangel an Rastmöglichkeiten aufgrund der Sperre der Gastronomie sowie das Fehlen äußerer Anreize wie z.B. Besuch von Veranstaltungen wirken sich negativ auf die Motivation aus, die Wohnung zu verlassen.

Die gemeinsame Klammer all des Obigen ist die permanente Angstmache; wir haben alle noch des Bundekanzlers Panik-Sager aus dem Frühjahr im Ohr, von den zu erwartenden 100.000 Toten, und „Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist“. Des Kanzlers „Medienbeauftragter“ Fleischmann hat noch eins draufgesetzt und gleich von 130.000 Toten getwittert (mittlerweile gelöscht). Inzwischen müssen wir das tägliche Infektionszahlen-Bombardement über uns ergehen lassen. Alarmismus ist offenbar gefragt, die Parole scheint zu lauten, „Fürchtet Euch!“, Unsicherheit wird geschürt und Angst wird provoziert. „Die Furcht gehört zu den Symptomen unserer Zeit. Sie wirkt um so bestürzender, als sie sich an eine Epoche großer individueller Freiheit anschließt “ (Jünger, Waldgang)

Welch ein Unterschied zu einem Staatsmann wie Figl, der in der schlechtesten Zeit, in seiner Weihnachtsansprache des Jahres 1945, die Bürger beschworen hat, „Glaubt an dieses Österreich!“ Welch ein gravierender Unterschied!

Exkurs zu den Infektionszahlen, zu den Tests und zur Infektion überhaupt.

Allein die höhere Anzahl an durchgeführten Tests (genannt „Testungen“) bringt bereits höhere Infektionszahlen mit sich, allerdings ohne strenge Korrelation. Daß die Tests teilweise ungenau sind und false positives liefern (Elon Musk hat sich an einem Tag viermal testen lassen: zwei Tests waren positiv, zwei negativ), pfeifen mittlerweile die Spatzen von den Dächern; sogar Drosten räumt das ein. Die wirklichen Zahlen der Neuinfizierten bleiben fraglich.

Eine steigende Anzahl neuer Infektionen macht sich zwar für die Horror-Propaganda gut, ist aber per se kein Problem, wenn man sich immer wieder vor Augen hält, daß nur bei einem geringen Prozentsatz der Infizierten die Krankheit auch zum Ausbruch kommt – die anderen sind immun und bleiben gesund – und auch unter den Erkrankten der Prozentsatz der schweren Krankheitsverläufe ein geringer ist. Die Sorge, die Kurve flach zu halten, um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden, ist zwar theoretisch berechtigt, aber die Praxis sieht so aus, daß die Auslastung derart gering ist, daß auch für Patienten aus anderen Ländern Kapazitäten frei sind. Bisher wurden unter anderem COVID-Patienten aus Italien und Montenegrino eingeflogen, dann aus Portugal; all diese werden hier behandelt.

„Der Wegscheider“ hat einmal Zeitungsberichte aus der Zeit der Grippewellen 2016/17 und 2017/18 zur Darstellung gebracht, wo unisono die Rede davon war, daß die Spitäler maßlos überfüllt seien und Patienten am Gang liegen müßten. Damals hat aber niemand daran gedacht, gleichsam das ganze Land unter Quarantäne zu stellen und damit die Wirtschaft an die Wand zu fahren; wo die Auslastung der Intensiveinrichtungen bei max. 30% lag, müssen wir uns derartige Maßnahmen gefallen lassen … völlig außer Proportion!  

Bekanntlich kommt die Ausbreitung eines Virus dann an ihr Ende, wenn eine gewisse „Herdenimmunität“ bzw. „Massenimmunität“ erreicht ist, entweder durch die natürliche Ausbreitung oder durch entsprechende Impfungen. Insofern ist eine steigende Anzahl von Neuinfektionen – wenn sie nicht gerade „explodiert“ – durchaus nichts Negatives, denn sie bringt uns schneller an das Ende der Pandemie.

Wie groß die Anzahl von Personen ist, welche mit dem SARS-CoV-2 Virus infiziert sind, ist unbekannt. Als Beispiel sei das Herpes simplex Virus genannt, das bei uns ca. 90 % der Bevölkerung in sich tragen (sog. permanente Infektion). Nur bei deutlich weniger als der Hälfte kommt es gelegentlich zu einem Ausbruch der Krankheit („Fieberblasen“).

Die von der Regierung erlassenen und im Echo der Massenmedien vervielfältigten Angstparolen münden in die bekannten, in Erlässen festgeschriebenen Ver- und Gebote, Regeln und Maßnahmen, deren Einhaltung strafbewehrt ist. Positive Hinweise, etwa Verhaltensregeln oder Empfehlungen, welche dazu dienen, die Immunabwehr des Körpers zu stärken, hört man von offizieller Seite so gut wie nie. Es ist auch ein Bärendienst sonders gleichen, die Saunen zu schließen.

Die Corona-Ideologie sowie die in ihrem Rahmen gesetzten Maßnahmen der Bundesregierung sind in verschiedener Hinsicht zu analysieren, in medizinischer Hinsicht (Abschätzung des Gefährdungspotentials), in Hinblick auf Treffgenauigkeit (Nutzen-/Schaden-Abwägung, Kollateralschäden) und in Hinblick auf gesellschaftliche Probleme (Mechanismen zur Synchronisation der Leitmedien), darunter insbesondere politische Probleme (Mißachtung der Verfassung, Aushöhlung der Grund- und Freiheitsrechte, und als Nebelvorhang). Eine weitere wichtige Frage, die sich stellt, ist, wer von der Corona-Ideologie profitiert.

Bisher haben vor allem die Pharma-Riesen sowie jene Superreichen ökonomisch gewaltig profitiert, die entsprechende Beteiligungen an Pharma-Unternehmen halten, weiters der Versandhandel (wobei in fairness gesagt werden muß, daß nicht nur amazon verdient, sondern auch die vielen kleinen Händler, die auf dem Portal von amazon ihren Shop betreiben) und natürlich auch jene Entrepeneurs, die Masken erzeugen, importieren oder auch umetikettieren …

 

II.

Den Menschen wird systematisch Angst und Panik eingeimpft, habe ich gesagt, und die Situation wird mit Phrasen verschleiert. Die Wortwahl – das „framing“ –, wie oben am Beispiel „Gefährder“ tut das ihrige dazu. Es gehe darum, „Leben zu retten“, so erfahren wir, und da müsse wohl jedes Mittel recht sein.

Das Leben ist der Güter höchstes nicht“ – aber Schiller ist wohl heutzutage unmodern.

Diese „Rettung von menschlichem Leben“ treibt gar seltsame Blüten. Personen in Altersheimen durften keinen Besuch mehr empfangen; noch ärger war es bei Spitalspatienten, deren Tod bereits absehbar war.

Aus meinem Umfeld weiß ich von einer alten Dame, die in Spitalspflege war und bei der aufgrund ihres Zustandes erfahrene Ärzte und Pfleger erwartet haben, daß sie binnen 24 Stunden, höchsten 48 Stunden, sterben würde. Diese Patientin hätte gerne noch ihre Nichte und ihren Neffen gesehen, durfte aber aufgrund der strengen Corona-Regeln pro Tag nur einen Besuch empfangen. Die Nichte hat es noch geschafft; am nächsten Tag, als der Neffe dran war, war die Tante schon tot. So werden „Leben gerettet“.

Diese Regeln sind, wie das Beispiel zeigt, grausam und unmenschlich, zudem sind sie unlogisch, wenn die Inkubationszeit länger ist als die voraussichtliche Lebensdauer.

Den Mitarbeitern des Spitals ist da kein großer Vorwurf zu machen, aufgrund der durch Spitzel- und Denunziantenunwesen vergifteten Atmosphäre traut sich niemand, die offiziellen Regeln durch ein bißchen Menschlichkeit aufzuweichen, da jeder um seinen Job fürchtet. So etwas gibt es sonst nur in totalitären Systemen …

Bemerkenswert ist auch der Umgang mit Personen, deren Meinung zur Corona-Problematik von der „offiziellen“ der Regierung abweicht. Von den Medien (einschließlich verängstigten Leserbriefschreibern, deren Wortspenden zum Abdruck kommen) werden sie bekanntlich als „Corona-Leugner“ (als ob jemand das Vorkommen von Corona-Viren in Abrede stellen würde), als „Covidioten“, als Aluhut-Träger oder mit noch Ärgerem beschimpft. Sofern es sich nicht um schlichte Bürger handelt, sondern z. B. um Ärzte, die sich öffentlich kritisch äußern, wird ihnen die Approbation entzogen. Dissidente Fachleute, die einem Gremium wie AGES angehören, verlassen dieses (ob auf eigenen Wunsch, bleibt offen). Gegen andere (Bhakdi) wird eine mediale Kampagne solcher gleichen inszeniert, seine frühere Universität distanziert sich von ihm, alle Faktenchecker erklären seine Thesen als falsch – ohne, daß sie im einzelnen widerlegt würden. „Fake News“ ist das neue Schlagwort.

Eine öffentliche bzw. transparente Diskussion zwischen Wissenschaftlern verschiedener Lager findet einfach nicht statt; Personen abweichender Meinung werden einfach als derart inferior diffamiert, daß mit ihnen eine Diskussion „auf Augenhöhe“ von vornherein unmöglich sei. (Fragt sich nur, welche Qualifikation jene besitzen, die so argumentieren …)

 

III.

Den Menschen wird systematisch Angst und Panik eingeimpft, ich wiederhole es, und zwar mit – oft aus dem Kontext gerissenen – Schreckensmeldungen. Die gewaltige Anzahl von Corona-Toten in den USA! Was bedeutet diese Zahl, wenn man sie in Relation zur Größe der Bevölkerung der USA betrachtet? Die Anzahl der Intensivpatienten sei von einem Tag auf den anderen um 400% angewachsen. In realen Zahlen war es zuvor ein Patient, dann fünf.

Wenn Schweden zeitweise mehr Tote hatte als Österreich, dann gab es den „schwedischen Holzweg“; in Phasen, wo Österreich mehr Tote hatte, als Schweden, schien es, Schweden sei von der Landkarte verschwunden, und die Tatsache, daß Schweden 2020 weniger Tote hatte als 2019 wird auch praktisch unterschlagen.

Selektiver Berichterstattung begegnet man auf Schritt und Tritt, immer in der einen Richtung, die Bedrohung durch das Virus ins Gigantische zu überhöhen. 

 

IV.

Fake News, alternative News und Konsorten – diesen müsse erbitterter Kampf angesagt werden, vgl. Faktenchecker (mehr unten im Abschnitt über den Sektenbericht). Was in der Theorie gut klingt, ist in der Praxis problematisch: welche Instanz soll darüber entscheiden, was korrekte Information ist und was nicht? „Wahrheitsministerium“ hieß das bekanntlich in Orwells 1984, und ich befürchte, wir bewegen uns darauf zu. Den sozialen Medien sollen Schranken auferlegt werden, Löschung unliebsamer Inhalte erleichtert werden; auf diese Art können Kritiker leicht mundtot gemacht werden. Daß dies im Widerspruch zum Recht auf freie Meinungsäußerung steht, braucht wohl nicht besonders betont zu werden – wieder einer der Aspekte, wo es um unsere Freiheit geht, die unter dem Prätext Corona systematisch erodiert wird.

Der dumme Bürger, so scheint es, muß vor irreführenden Ansichten durch die wohlmeinende Regierung bewahrt werden – und so manche applaudieren dazu. „Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit“ (Ebner-Eschenbach).

Zwar etwas anders gelagert, aber doch verwandt mit dieser Problematik ist die neue Gesetzgebung zu „Haß im Netz“ bzw. „Hate Speech“, weil man glaubte, mit den bisherigen Regelungen über Beleidigung, üble Nachrede etc. das Auslangen nicht mehr zu finden. Abgesehen davon, daß es in vielen Fällen äußerst schwierig sein wird, eine Grenze zwischen berechtigter Kritik und Ausdrücken von Haß zu ziehen, erlaubt das den Mächtigen, etwaige Kritiker durch Androhung von Gerichtsverfahren mundtot zu machen. Auch eine Art und Weise, die Freiheit der Meinungsäußerung zu beschränken.

All dies geht im Windschatten von Corona ganz einfach …

 

V.

À propos „Windschatten von Corona“:

Während die Medien den ganzen Tag über Corona berichten – Fallzahlen von Neuinfektionen, Anzahl von Corona-Toten, Anzahl der Geimpften, Schwierigkeiten mit der Beschaffung der Impfstoffe (nebstbei: Sputnik V ist, wohl aus politischen Gründen, offenbar ein „no go“), neue Mutationen aufgetreten, eine infektiöser als die andere (dabei ist die „harmlose Kinderkrankheit“ Masern weit infektiöser als alle Sars-CoV-Varianten), der nächste Lockdown, neue Regeln auch im Freien – während also diese Dauerbeschallung alles andere abdeckt, passieren nahezu unbemerkt Dinge von größter Tragweite, der Abschluß von Handelsabkommen, ein neuer Migrationspakt, die Einrichtung der Schuldenunion in der EU (etwas, wovon die Politiker gesagt haben, es würde nie kommen) und vielleicht das eine oder andere mehr.

„Corona“ ist der perfekte Nebelvorhang, in dessen Schutz die Gesellschaft umgebaut werden kann.

 

VI.

Die Grund- und Freiheitsrechte sind durch verschiedene Maßnahmengesetze bzw. darauf beruhenden Verordnungen des Gesundheitsministers massiv eingeschränkt bzw. außer Kraft gesetzt, insbesondere, was Versammlungsfreiheit und Bewegungsfreiheit im öffentlichen Raum betrifft. Vieles, was da verfügt worden ist, wurde vom Verfassungsgerichtshof wieder aufgehoben.

Menschen protestieren dagegen friedlich, aber es bleibt nicht immer friedlich, und die Provokationen gehen nicht unbedingt von den Protestmarschierern aus. In Linz wurde ein 82-jähriger Mann von der Polizei brutal niedergestoßen und dabei am Kopf so verletzt, daß er blutete, in Wien wurden Demonstranten am Heimweg, also nach Ende der Demonstration, von der Polizei in einem Kessel zusammengedrängt, man verweigerte ihnen stundenlang das Aufsuchen einer Toilette, die Polizei nutzte jedoch die Situation, um Anzeigen wegen des Nichteinhaltens des Sicherheitsabstands zu verhängen. Ein Sittenbild …

Das ist eine Beschränkung von Rechten, die verschiedentlich, nicht zuletzt in der österreichischen Bundesverfassung, garantiert sind – diese Beschränkung (wiederum unter Berufung darauf, wie gefährlich das Virus sei) kann einfach nicht toleriert werden. „Diejenigen, welche wesentliche Freiheit aufgeben, um sich ein wenig vorübergehende Sicherheit zu erkaufen, verdienen weder Freiheit noch Sicherheit“ (Benjamin Franklin).

 

VII.

Mathematik – noch ein kleines, aber feines Schmankerl

Nach den eine Zeitlang geltenden Vorschriften darf jeweils nur eine Person einen fremden Haushalt betreten. Wenn also beispielsweise ein Paar einen alleinwohnenden Nachbarn zur Jause einlädt, so ist das ganz in Ordnung; wenn sich aber dieser Nachbar revanchieren möchte und eine Gegeneinladung ausspricht geht das dann gar nicht, denn das Paar (also zwei Personen) darf nicht gemeinsam die Nachbarwohnung betreten! Es handelt sich zwar in beiden Fällen um die gleiche Anzahl von Personen, nämlich drei, die einander treffen, und darüber hinaus handelt es sich ja überhaupt um dieselben drei Personen, aber das macht alles nichts, laut der Verordnung ist es eben verboten …

Die Anschobersche Permutationsregel stellt sich demnach wie folgt dar:

2 + 1 1 + 2

Unterrichtet ein Volksschullehrer nicht auch das Fach Rechnen?    
Difficile est satiram not scribere

Mittlerweile wurde das geändert, dann war auch 2 + 2 erlaubt, und neuerdings X + 1

 

VIII.

Über die Impfung

Grundsätzlich steht außer jeder Diskussion, daß sich Schutzimpfungen gegen verschiedene Krankheiten – in Österreich wird seit den Maria Theresianischen Zeiten geimpft – als ein großer Segen für die Menschheit erwiesen haben. Manche Krankheiten sind dadurch sogar global ausgerottet worden (z. B. Pocken), andere zumindest in großen Regionen er Welt (z.B. Kinderlähmung). Auf jeden Fall bietet die Impfung ein je nach Krankheit unterschiedlich guten Schutz gegen den Ausbruch der Krankheit bzw. einen schweren Verlauf.

Freilich kommt es in seltenen Fällen zu Impfschäden. So tragisch diese für die Betroffenen und ihre Familien sind, so marginal sind sie bei statistischer Betrachtungsweise. Gewiß sind diese (medizinischen) Kollateralschäden um Größenordnungen geringer als die (psychischen, ökonomischen etc.) Kollateralschäden aufgrund der derzeitigen Regierungsmaßnahmen; trotz der geringen Anzahl von Impfschäden ist deren Auftreten durchaus ein Thema und es wäre zumindest unethisch, dieses Thema in der öffentlichen Diskussion unter den Tisch fallen zu lassen.

Nun konkret zur COVID-Schutzimpfung:

Knapp vor Weihnachten schrieb Univ.-Prof. Dr. Hannes Stockinger, der Präsident des Verbands der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs, welchem unsere Gesellschaft seit 1946 als ordentliches Mitglied angehört, in einer Aussendung an die Mitgliedsgesellschaften unter anderem folgendes:

Die Sars-CoV-2-Pandemie veränderte im sich neigenden Jahr 2020 die Welt und wie nie zuvor wurde Wissenschaft und Forschung ins öffentliche Rampenlicht gerückt. Insbesondere unseren Kolleginnen und Kollegen von der Bioinformatik, Epidemiologie, Hygiene, Immunologie, Infektiologie, Virologie gelang es in außergewöhnlicher globaler Zusammenarbeit, das Virus atemberaubend schnell zu identifizieren, im Detail zu charakterisieren, diagnostische Testsysteme zu entwickeln und letztendlich schützende Impfstoffe für die sichere Anwendung bereit zu stellen. Zwei Impfstoffe wurden gerade zugelassen, neun stehen kurz vor der Zulassung und über zweihundert weitere Impfstoffprojekte sind in Entwicklung. Auf Grund dieser phantastischen historischen Leistung der Wissenschaft bin ich zuversichtlich, dass wir die Veränderungen, Unsicherheiten, Herausforderungen und die sich ständig ändernden Umstände, die sich noch im kommenden Jahr fortsetzen werden, letztendlich nicht nur durch die biomedizinischen, sondern gemeinsam mit den wissenschaftlichen Leistungen der Kolleginnen und Kollegen der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften meistern werden. Letztendlich gibt dies Hoffnung, dass durch Zusammenarbeit aller wissenschaftlichen Disziplinen auch die gravierenden ökologischen Probleme gelöst werden.

Und weiters geradezu euphorisch:

Die zur Verfügung stehenden Impfstoffe sind DIE wirksame Maßnahme zur Eindämmung der Pandemie in den nächsten Monaten und selbst ich als Immunologe bin von der Wirkweise der zugelassenen neuartigen RNA-Impfstoffe beeindruckt. Neben den Unsummen an Geld, das generell in die Sars-CoV-2 Impfstoffentwicklung gesteckt wurde und den raschen Erfolg ermöglichte, ist der erste Charme dieser Methode die Überbrückung langwieriger industrieller Produktions- und Reinigungsprozesse, weil unser eigener Körper den Produktionsprozess durchführt: unsere Muskelzellen nehmen nach Injektion die technisch einfach herzustellende RNA auf, schreiben den genetischen Code der RNA ab und produzieren das kodierte Virusprotein, das Spikeprotein, welches das Virus als Werkzeug einsetzt, um an unsere Zellen zu binden und einzudringen. Das von den Muskelzellen produzierte Spikeprotein wird von unserem Immunsystem als fremd erkannt und macht dagegen Antikörper. Bei Infektion mit dem tatsächlichen Virus umhüllen die Antikörper das Spikeprotein, sodass das Virus nicht mehr an unsere Zellen binden kann. So neutralisieren und bekämpfen die durch die Impfung erzeugten Antikörper das Virus. Der zweite Charme der Methode besteht darin, dass die RNA auf Grund der Struktur und Biologie die genetische Information der Zellen nicht verändern kann und der dritte Charme ist, dass die Muskelzellen die aufgenommene RNA als Eindringling sehen und eine intrinsische Abwehrreaktion, die allen Zellen angeboren ist, einleiten. Dies führt zu einer kontrollierten Entzündungsreaktion, die die Produktion der Antikörper verstärkt. Als unangenehme Nebenreaktion kann diese Entzündung Schwellung und Rötung bei der Einstichstelle auslösen und einige von uns werden auch 1-2 Tage Kopf-, Gliederschmerzen und leichtes Fieber haben. Also, wenn das passiert, keine Angst, es handelt sich um eine normale Nebenreaktion, die eigentlich anzeigt, dass die Impfung wirkt. Das einzige Problem dieser Methode ist die Stabilität der RNA, weshalb sie in Liposomen verpackt bei -80°C gelagert werden muss.

Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. Hannes Stockinger ist Institutsvorstand des Center for Pathophysiology, Infectiology and Immunology (Institute for Hygiene and Applied Immunology) der Medizinischen Universität Wien und Past-President of the Austrian Society for Allergology and Immunology, also ein ausgewiesener Experte, der gewiß weiß, wovon er spricht.

Und doch, so befürchte ich, gibt es ein paar weitere Aspekte, die ganz so strahlend nicht sind und deshalb in der öffentlichen Diskussion kaum behandelt werden, dennoch aber nicht unter den Teppich gekehrt werden sollten.

Zunächst ist vieles noch unklar: wie wirksam ist der jeweilige Impfstoff (die Angaben der einzelnen Hersteller variieren deutlich), wie lange hält die durch die Impfung erworbene Immunität an, können Geimpfte das Virus weiterhin übertragen, wie ist es um die Wirksamkeit bei Mutationen des Virus bestellt, etc.

Die Anti-COVID-Impfstoffe sind, wie bekannt, in einem abgekürzten Verfahren („Notfallzulassung“, abgekürzte Klinische Phase 3) zugelassen worden. Der Gesetzgeber wird sich wohl etwas dabei gedacht haben, als das normale Standardverfahren etabliert worden ist, denn sonst könnte man ja stets das verkürzte Verfahren anwenden. Diese Abkürzung läßt Befürchtungen aufkommen, daß dadurch die Qualität des Verfahrens eingeschränkt worden sei. Jedenfalls haben die betreffenden pharmazeutischen Firmen jegliche Gewährleistungsansprüche bezüglich allfälliger Impfschäden abgelehnt (!), und ob diese durch die aktuelle Fassung des
Impfschadengesetzes gedeckt wären, ist undurchsichtig.

Es liegt in der Natur der Sache, daß derzeit Langzeitwirkungen bzw. mögliche spätere Folgeschäden noch nicht abgeschätzt werden können.

Daß es zu lokalen Impfreaktionen kommen mag (vgl. den obigen Text von Prof. Stockinger) ist keine Besonderheit, das gibt es auch bei anderen Impfungen, die Frage ist nur, wie stark diese Reaktionen ausfallen. Nach manchen Medienberichten gibt es Einzelfälle mit exorbitant starken Reaktionen – hier geht es wieder um die Glaubwürdigkeit der Medien. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk so wie bei den großen Printmedien, „Qualitätsmedien“ und Boulevard gleichermaßen, hört bzw. liest man kaum darüber; gleichzeitig sind das genau jene Medien, die von der öffentlichen Hand mit Millionenbeträgen (GIS, Presseförderung, Inserate) angefüttert werden. Honi soit qui mal y pense. À propos „Qualitäts-„ und „Haltungsmedien“: wer garantiert, daß Relotius ein Einzelfall war? Freilich darf man deshalb nicht automatisch den Umkehrschluß ziehen, alles zu glauben, was die alternativen Medien berichten; eine eigene Überprüfung ist zumeist kaum möglich, aber in jedem Fall ist zumindest eine kritische Distanz ratsam.

Einige Berichte sprechen davon, daß (vor allem bei älteren Patienten) die Krankheit nach der Impfung erst recht zum Ausbruch gekommen sei.

Vorsicht ist freilich auch bei der Beurteilung jener Berichte angebracht, denen zufolge Personen nach Verabreichung der Impfung gestorben seien; bisher ist immerhin deutlich mehr als eine bloße Handvoll solcher Fälle bekannt geworden. Die Frage ist, ob es sich bloß um einen chronologischen Zusammenhang oder um einen Kausalnexus handelt, eine Frage, die für den Leser dieser Nachrichten offen bleibt.

Bekanntlich gibt es für die Medien gewisse Auflagen, so soll oder darf nicht um Selbstmorde berichtet werden, um Nachahmungstaten zu verhindern, hinsichtlich der Nationalität von Straftätern soll getrickst werden, um Aversionen der Bevölkerung gegenüber bestimmten Herkunftsländern zu verhindern, etc. Es würde gut in dieses Bild passen, daß gerade die „Qualitätsmedien“ die (möglichen) negativen Aspekte der COVID-Schutzimpfung gezielt ausblenden.

Berichte über negative Aspekte würden ja auch das Trommelfeuer der Medien schwächen, das derzeit auf uns einprasselt, sich impfen zu lassen. Dabei handelt es sich aber mitnichten um seriöse Information, um Zahlen, Daten, Fakten, also Elemente für eine rationale Beurteilung des pro und contra, sondern um eine die Emotionen ansprechende Sympathiewerbung, der Art nach nicht viel anders als das strahlende Lächeln eines Models bei der Zahnpastareklame. Nicht Argumente zählen, sondern Identifikationsfiguren (role models). Sogar die Queen mit ihren 95 Jahren hat sich impfen lassen – oder eben sie als Angehörige der Risikogruppe erst recht. „Wenn Gabalier sich nicht impfen läßt, haben wir ein Problem“, so Ulrike Schiesser von der Sektenberatungsstelle. Während Gabalier sonst in der Mehrzahl der Medien aufgrund seiner patriotisch-wertkonservativen Einstellung negativ gezeichnet oder lächerlich gemacht wird, wird er nichtsdestotrotz jetzt von den gleichen Kreisen als Werbefigur herbeigesehnt … Später hat er gesagt, er würde sich impfen lassen – und die Welt ist wieder in Ordnung … Und was ist eigentlich mit dem HBP? Er werde sich „sicher impfen lassen“, wenn er dran sei. Also besonders eilig scheint er es nicht zu haben …

Man braucht nicht an den Jahrzehnte zurückliegenden Contergan-Skandal zu denken, bei dem zugegebenermaßen die Verhältnisse anders lagen, aber eine gewisse Reserviertheit ist wohl nicht verfehlt, man denke bloß an die „Schweinegrippe“ von 2009/10, ebenfalls laut WHO eine Pandemie, gegen die damals auch sehr schnell Impfstoffe entwickelt worden sind, mit der Folge, daß die Impfung mit einem der beiden Vakzine bei ca. 1.300 der geimpften Kinder und Jugendlichen zum Ausbruch von Narkolepsie geführt hat, einer schlimmen Krankheit, die zwar behandelt, aber nicht geheilt werden kann. Über tausend Personen sind zwar, gemessen an der Anzahl von Millionen von Geimpften, ein äußerst geringer Prozentsatz, was aber den Betroffenen kein Trost ist, und auch die Tatsache, daß Schweden eine Entschädigung gezahlt hat, ändert nichts an den individuellen Tragödien.

Alles in allem ist die Situation nicht so eindeutig, wie in der „veröffentlichten Meinung“ dargestellt, die auch sehr deutlich einen sozialen Gruppendruck auszuüben versucht: wer die Impfung verweigert, sei ein Sozialschmarotzer, der von jener Herdenimmunität profitiert, welche zu erreichen die anderen durch ihre Impfung beigetragen haben. 

Individuell wird wohl die Abwägung von Nutzen und Risiko kein Problem sein.

Gesellschaftlich gibt es aber doch mehrere Problem, von denen nur zwei herausgegriffen seien, erstens das der Freiwilligkeit vs. einer Pflichtimpfung – wobei die Politiker immer beteuern, es werde keine Impfpflicht geben, aber was bedeuten Politikerversprechen schon? Wer aufgrund seines Lebensalters einen gewissen Zeitraum überblickt und ein gutes Gedächtnis hat (was anscheinend die meisten Menschen nicht haben), kann mehrere gebrochene Politikerversprechen aufzählen.

Das Zweite ist die potentielle Spaltung der Gesellschaft in Geimpfte und Nichtgeimpfte, mit Vorrechten für die einen und Benachteiligungen für die anderen, sowie die datenschutzrechtlichen Implikationen. 1848 haben sich die Menschen ihre bürgerlichen Freiheiten er-kämpfen müssen, heute scheint es so weit zu kommen, daß man sich die bürgerlichen Freiheiten erst er-impfen wird müssen …

 

IX.

Der Sektenbericht der Bundesregierung

Download-Link:          
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/dam/jcr:74731efa-bd74-43ec-b3d8-2c07587e403f/31_8_taetigkeitsbericht.pdf

 

Der „TÄTIGKEITSBERICHT 2019 Bericht der Bundesstelle für Sektenfragen an das Bundesministerium für Arbeit, Familie und Jugend“, kurz „Sektenbericht“ umfaßt insgesamt 168 Seiten. Der Abschnitt 11, „ZUR „CORONAVIRUS-KRISE“ –  VERSCHWÖRUNGSTHEORIEN UND PSEUDOMEDIZINISCHE ANGEBOTE“ läuft von Seite 88 bis Seite 145, umfaßt also 57 Seiten und somit ein gutes Drittel des Gesamtumfanges.

Der Text beginnt wie folgt:

Ein spezielles Thema und zugleich ein neuer Themenbereich eröffnete sich für die Bundesstelle für Sektenfragen mit der sogenannten „Coronavirus-Krise“ und der Auseinandersetzung mit den damit verbundenen Verschwörungstheorien, die spätestens im Frühjahr 2020 auch Österreich erreicht hatten. Aufgrund der Aktualität und der massiven Auswirkungen auf unsere Gesellschaft wird dieser Bereich als zusätzlicher Schwerpunkt zusammengefasst und bereits in den Tätigkeitsbericht für das Jahr 2019 vorgezogen, zumal diese Auswirkungen bereits im Frühjahr 2020 in der Redaktionsphase des Berichts deutlich sichtbar wurden.

Es geht also um die diversen Verschwörungstheorien; weder um die medizinischen Aspekte von SARS-CoV-2 bzw. COVID-19 noch um eine Beurteilung der Maßnahmen der Bundesregierung und deren Auswirkungen auf die Menschen, auf die Wirtschaft und auf die gesellschaftliche (demokratiepolitische) Situation.

Der Abschnitt 11 hat seinerseits elf Unterabschnitte, die folgenden Themen gewidmet sind:

Das „Laborvirus“; das „5G- Mobilfunknetz“; „Adrenochrom“, „QAnon“ und „Deep State“; eine „Neue Weltordnung (NWO)“; die „Pharmaindustrie“; Exkurs: Verschwörungstheorien und Antisemitismus; esoterische und pseudomedizinische Angebote; weitere „Angebote“ – eine Auswahl; zum Umgang mit Verschwörungstheorien; ausgewählte Fallbeispiele aus der Beratungstätigkeit; Literaturhinweise.      
 

Von besonderem Interesse sind nicht die unter den diversen „Angeboten“ abgehandelten Skurrilitäten, sondern die beiden Abschnitte über „Verschwörungstheorien“ sowie die Auswahl der Literaturhinweise (darunter Info-Portale und „Faktencheck“-Seiten).

Manches aus dem Bericht ist mittlerweile überholt:

Die Anzahl der Teilnehmenden bei den „Corona-Demonstrationen“ bewegte sich maximal im dreistelligen Bereich, ein breiter gesellschaftlicher Widerstand ließ sich daraus jedoch nicht ableiten.

Mittlerweile waren es 10.000 bis 20.000 Teilnehmer am „Spaziergang in der Stadt“ und bei der Demonstration auf der Jesuitenwiese im Prater noch weit mehr.

Der nächste Satz ist freilich auch heute noch gültig:

Die Teilnahme von Impfgegnerinnen und Impfgegnern, Anhängerinnen und Anhängern von Verschwörungstheorien und Personen aus dem rechtsextremen Umfeld an den Demonstrationen wurde vielfach dokumentiert.

Damit werden unterschwellig alle Demonstranten diskreditiert. Freilich besagt der zitierte Satz, bei Licht besehen, gar nichts. Der Prozentsatz der hier herausgehobenen Personen unter den Demonstranten ist gering und verdünnt sich bei weiterem Ansteigen der Demonstrationsbewegungen noch mehr, die große Masse der Demonstranten sind wohl besorgte Bürger, die vor allem die mit den Regierungsmaßnahmen einhergehenden Beschränkungen der Grund- und Freiheitsrechte nicht hinnehmen wollen. Was die „Personen aus dem rechtsextremen Umfeld“ betrifft, so besteht erstens das Definitionsproblem, was als „rechtsextrem“ zu beurteilen ist und wer überhaupt die Deutungshoheit besitzt, dieses Prädikat zu verleihen, und zweitens muß festgehalten werden, daß die Identitäre Bewegung, deren Exponent Martin Sellner stets in den Medien durch namentliche Nennung herausgehoben wird, in mehreren Gerichtsverfahren von jedem Verdacht gesetzeswidriger Betätigung freigesprochen worden ist. (Gottfried Küssel, der Gott-sei-bei-uns der Medien, die seine Teilnahme gerne thematisieren, hat seine Strafe verbüßt, ist mittlerweile ein freier Mann und kann tun und lassen, was er will, z.B. an einer Demonstration teilnehmen. Die Personen, die sich diesbezüglich im ORF geäußert haben, sind auch nicht ganz astrein, z. B. ein DÖW-Mitarbeiter, der schon auch einmal unter falschem Namen auftritt.) Im Übrigen haben die Veranstalter von Demonstrationen kaum die Möglichkeit, gewissen Personen die Teilnahme an der Veranstaltung zu untersagen. Insofern geht dieser Passus des „Sektenberichts“ sachlich ins Leere. Die Methode ist aber dieselbe, wie gern von den selbsternannten „Skeptikern“ angewandt, um die Parapsychologie zu dis­kreditieren: man nennt sie im Verein mit allerhand abergläubischem Obskurantismus, z. B. „Numerologie“ und hofft, ein bisserl was werde schon „abfärben“

Weiters lesen wir in dem Bericht:

In Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise kam es seit Beginn des Jahres 2020 einerseits zu einem massiven Auftreten von Verschwörungstheorien rund um die Pandemie und andererseits zu einer Vielzahl von pseudomedizinischen Deutungen und Angeboten. So unterschiedlich die Manifestationen von Verschwörungstheorien und Pseudomedizin auch waren, die beiden Themen konnten vom Phänomen her auf ihren kleinsten gemeinsamen Nenner zusammengefasst werden: die Verweigerung wissenschaftlicher Evidenz und die Ablehnung einer rationalen, nachvollziehbaren Beweisführung oder Argumentation.

Die Problematik dieser Darstellung liegt im Begriff der „wissenschaftlichen Evidenz“. Das ist eine über-simplifizierende, naive Darstellung in schwarz-weiß-Manier, die in dieser Causa, wo die Dinge im Fluß sind und es in kurzen Abständen neue Erkenntnisse gibt, noch weniger angebracht ist als sonst. Was hier fehlt, ist der Hinweis auf den wissenschaftlichen Diskurs ausgewiesener Experten. Daran würde sich die Frage anschließen, wie der „kleine Mann von der Straße“ beurteilen könnte, wer wirklicher Experte ist und wer ein bloßer Pseudo-Experte. Die von den Medien vorgekaute und publizistisch entsprechend aufbereitete „wissenschaftliche Evidenz“ zunächst einmal kritisch zu hinterfragen, ist grundsätzlich Zeichen eines wachen Geistes und bei weitem noch kein Indiz für einen Verschwörungstheoretiker.

Kurz problematisiert der Sektenbericht auch den Begriff „Verschwörungstheorien“ und erwähnt Alternativen wie „Verschwörungsmythen“ oder „Verschwörungshypothesen“, bleibt aber bei der „Verschwörungstheorie“.

Wesentliche Charakteristika von Verschwörungstheorien werden im „Sektenbericht“ jedoch nicht angesprochen, wobei gerade diese Charakteristika es sind, die die Attraktivität von Verschwörungstheorien erklären können und gleichzeitig die Meßlatte dafür darstellen, wo berechtigte Skepsis endet und die Argumentation ins Verschwörerische umschlägt.

Derartige „verschwörerische“ Denkmodelle gehen stets von bekannten Fakten, die außer Streit stehen, aus und verknüpfen sie mit Spekulationen, die durchaus logisch und sinnvoll sind und daher als möglicherweise zutreffend erscheinen, die aber nicht nachprüfbar sind. Diese Möglichkeit ist verführerisch – wer die Möglichkeit mit der Tatsächlichkeit verwechselt, tut den Schritt von der Spekulation, dem Verschwörungsmythos oder der Verschwörungs-
hypothese zur Verschwörungstheorie, also dem festen Glauben, daß die Schlußfolgerungen tatsächlich zutreffen. (Angemerkt sei auch, daß außer bekannten Fakten vielfach auch unbelegte Gerüchte bzw. mißverständliche Interpretationen bekannter Fakten eine Rolle spielen.)

Ein Beispiel mag das erläutern, ausgehend von der durchaus legitimen Überlegung cui bono, wie auch in jedem Krimi danach gefragt wird, wer der Nutznießer der Situation ist und ob von ihm ein Weg zum Täter führt: konkret ist also die Corona-Pandemie eine unbestreitbare Tatsache; daß die Pharma-Industrie an Impfstoffen bzw. Medikamenten trotz deren hoher Entwicklungskosten verdient, weil es sich nicht um humanitäre Anstalten, sondern um auf Gewinn ausgerichtete Unternehmen handelt, steht wohl auch außer Diskussion. Gegen den Schluß, daß „Corona“ den Pharma-Unternehmen keineswegs unwillkommen ist, ist auch nichts einzuwenden (konkret haben die Unternehmen zuerst staatliche Zuschüsse für die Entwicklung von Impfstoffen erhalten und jetzt verdienen sie an deren Absatz). Aus der Tatsache, daß die Pharma-Industrie unbestreitbarer Nutznießer der Situation ist, zu folgern, daß sie es war, welche die Situation erst verursacht hat, z.B. das Virus entwickelt und freigesetzt hat, ist pure Spekulation; zwar nach dem cui-bono-Prinzip durchaus als möglich erscheinend, aber in keiner Weise bewiesen oder überhaupt beweisbar ist. Man mag über diese Möglichkeit spekulieren und sie für mehr oder minder wahrscheinlich erachten, aber es bleibt in jedem Fall Spekulation; wer hingegen meint, daß damit die tatsächlichen Verhältnisse aufgezeigt seien und somit davon überzeugt ist, daß „Big Pharma hinter Corona steckt“, hat den – in Bezug auf die Gesetze des Denkens illegitimen – Schritte zur Verschwörungstheorie vollzogen.

Nochmals: der wichtige Aspekt, daß den Verschwörungstheorien eine innere Logik innewohnt, die sie plausibel erscheinen lassen, ist im „Sektenbericht“ nicht angesprochen.

Die zahlreichen im „Sektenbericht“ enthaltenen Links lassen sich in zwei Gruppen einteilen: einerseits solche, die der Dokumentation der referierten Texte dienen, was für die notwendige Transparenz wichtig ist, andererseits solche, die auf dezidierte Skeptiker-Organisationen sowie auf „Faktenchecker“ verweisen. Mit der Auswahl genau dieser Links befindet man sich selbst ebenso in einer „Blase“ oder „Echo-Kammer“, wie das jenen Personen, die nicht unbesehens mit dem mainstream mitlaufen, immer zum Vorwurf gemacht wird. Die im „Sektenbericht“ positiv konnotierte Amadeu Antonio Stiftung ist für ihre weltanschauliche Schlagseite notorisch; sie gehört dem selben Lager an wie die aus der Parapsychologie-Diskussion bekannte GWUP, die auch namentlich aufgeführt ist.

Von den (sich selbst so stilisierenden) Faktencheckern werden u.a. correctiv und Mimikama genannt; allerdings ist diesen auch schon mehrfach Voreingenommenheit nachgewiesen worden.

Ich habe eine Probe aufs Exempel gemacht. Auf correctiv gibt es mehrere Einträge zum Vergleich der Anzahl von Grippe- und Coronatoten. Stereotyp wird dort behauptet „Die Zahlen zu Covid-19 und Influenza lassen sich nicht sinnvoll vergleichen“ und derartige Vergleiche, wie sie in alternativen Medien kursieren, werden als „größtenteils falsch“ gebrandmarkt. Die Zahlen der Grippetoten seien nämlich als Übersterblichkeit während der Grippesaison errechnet, die der Coronatoten vielmehr gezählt.

Diese Darstellung hinkt beträchtlich. Wenn es bei den errechneten Grippetoten auch eine gewisse Unschärfe gibt, so sind die Coronatoten noch viel fragwürdiger, werden doch alle Personen, die max. 28 Tage vor ihrem Tod als COVID-positiv getestet waren, als Coronatote geführt (das berühmte „an oder mit Corona verstorben“). Im Extremfall also auch positiv getestete Opfer von Verkehrsunfällen oder positiv getestete Suizidanten. Von belastbarem Datenmaterial kann man hier genauso wenig sprechen wie bei den Grippetoten, aber das kehrt correctiv unter den Tisch. Übrigens wären zu den Coronatoten auch noch jene mittelbar durch die Corona-Maßnahmen Verstorbenen hinzuzurechnen, z.B. Personen, deren lebensrettende Operation wegen der Corona-Umstände nicht (nicht rechtzeitig) stattgefunden hat. (Allerdings hat sich – gegenläufig – auch die Zahl der an Krankenhauskeimen Verstorbenen deutlich reduziert.)

Der grundsätzliche Denkfehler ist es aber, hier einfach Zahlen miteinander zu vergleichen – kein vernünftiger Mensch wird in Abrede stellen, daß COVID eine erstzunehmende Krankheit ist, an der Menschen sterben – sondern es geht darum, diese Zahlen in Relation zu setzen mit jenen Zahlen, die von der Regierung als Begründung dafür angegeben worden sind, um Grundrechte auszusetzen, gravierende Freiheitsberaubungen, aber auch Zwangsmaßnahmen durchzusetzen und dabei die Wirtschaftsleistung des Landes extrem zu gefährden, Menschen in die Armut zu treiben etc. „100.000 Tote“ hat der Bundeskanzler gesagt – mit dieser Zahl sollten die tatsächlichen Coronatoten verglichen werden. Was bei correctiv und Konsorten bei solchen Vergleichen unberücksichtigt bleibt, ist, daß es vernünftigerweise nicht um den Vergleich einzelner Zahlen gehen sollte, sondern um Größenordnungen von Zahlen.

Es stellt sich die Frage: wer checkt die „Faktenchecker“? (Ganz analog zur Frage in der Parapsychologie: wer checkt die Skeptiker?)

Fakten-belegte Argumente, welche die „Skeptiker“ ins rechte Licht rücken, finden sich u.a. auf GWUP-Watch; vgl. auch den Abschnitt „Informationen zu ‚Skeptiker‘-Organisationen“ im Links-Verzeichnis unserer Website. 

 

Der zweite Aspekt, den ich aus dem Sektenbericht herausgreifen möchte, bezieht sich auf die „Neue Weltordnung“ (Abschnitt 11.4). Dort heißt es:

… Demnach ging es um eine Verschwörung von „geheimen Mächten“ und „Eliten“ einer „Neuen Weltordnung“, um die Bürgerrechte abzuschaffen, die Maßnahmen gegen das Coronavirus würden dabei lediglich als Vorwand dienen. … Im  Kern  wurde  dabei  stets  auf  eine  „Neue  Weltordnung  (NWO)“  Bezug  genommen,  in  der geheime Mächte im Hintergrund die Versklavung der Menschheit betreiben würden.

Ganz korrekt wird die Behauptung, das Coronavirus würde nur als Vorwand zur Etablierung einer „Neuen Weltordnung“ benutzt, als eine glatte Verschwörungstheorie bezeichnet. Aber, wie immer bei Verschwörungstheorien, gibt’s auch einen wahren Kern, um die sich die Hypothese rankt. Es wird nämlich von jenen, die eine Neue Weltordnung (jetzt bewußt ohne Anführungszeichen gesetzt) zu etablieren versuchen, das Coronavirus als ein sehr willkommener Rauchschirm genutzt, der den Blick hinter die im Vordergrund ablaufenden Dinge verhindert. Der maßgebliche Betreiber einer solchen Neuen Weltordnung ist das hoch angesehene Weltwirtschaftsforum bzw. dessen Gründer, Klaus Schwab. Was vielen als ein herbeiphantasiertes und nicht ernst zu nehmendes Schreckensszenario von abgehobenen Verschwörungstheoretikern erscheint, findet sich allen ernstes in Schwabs Buch „Covid 19 – der große Umbruch“; aber zur schnellen Orientierung genügt vorerst dieser Abschnitt aus der Wikipedia.

Mit einem Wort: der „Sektenbericht“ erweist sich als keineswegs ausgewogen.


 

20.     Grundsätzliche Erklärung

20.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):           
Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

20.2  Erscheinungsweise:

Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

20.3  Datenschutz:

Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die Erklärung zu Datenschutz und
-verarbeitung in der ÖGPP

20.4  Sprachliches:

Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).     

20.5  Kommentare und Anregungen:           

Bitte an newsletter@parapsychologie.ac.at                 

20.6  Newsletter-Archiv:  

Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz archiviert und können dort jederzeit nachgelesen werden.           

 

    

21.     Feiertagswünsche

Abschließend wünschen wir allen Mitgliedern und Freunden unserer Gesellschaft FROHE OSTERN, eine baldige Rückkehr zur Normalität und ein nie erlahmendes Interesse an der Parapsychologie!

 

Prof. Peter Mulacz

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie

 

 

 


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Newsletter N° 76  —  Wien, 12. April 2020

 


Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie!

 


Eingangs begrüßen wir unsere neuen Subskribenten – in letzter Zeit haben wir eine ganze Reihe neuer Anmeldungen erhalten. Es ist immer erfreulich, zu sehen, daß sich Menschen für den Gegenstand der Parapsychologie bzw. für unsere Gesellschaft interessieren.  

 

 
INHALT:

 

1.      Präambel

2.      Vortragsprogramm

3.      Veranstaltungen

4.      Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg i. Br.

5.      Jubiläum – 70 Jahre IGPP

6.      Templeton Foundation

7.      Parapsychologie in den Medien

8.      personalia

9.      Literaturhinweise

10.  Online-Ressourcen

11.  Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

 

 

1.       Präambel – „Corona“-bedingt  

 

Das Virus SARS-CoV-2 hält derzeit die ganze Welt in seinem Bann; auch wir als ÖGPP können uns dem in der einen oder anderen Richtung nicht entziehen.

 

 

1.1 Auswirkungen auf unser Vortragsprogramm

 

Der erste Vortrag im Sommersemester war ursprünglich für den 23. März vorgesehen; so war es auch informell kommuniziert worden. Dann hat aufgrund der Vorgaben der Regierung die Universität ihre Pforten bis zum 04. April geschlossen, wodurch dieser Termin nicht gehalten werden konnte (er wurde dann auf 25. Mai verlegt); die mittlerweile erlassenen Gesetze dehnen die Restriktionen noch auf unbestimmte Zeit weiter aus, wobei der Bundeskanzler eine Änderung nach Ostern (Marketing-Spruch im O-Ton: „die Auferstehung“) in Aussicht gestellt hat. Wie es damit aussieht, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht abschätzbar. Mittlerweile sind alle Veranstaltungen jeglicher Art bis Ende Juni untersagt; an den Universitäten herrscht ein „neutrales Semester“ und der Lehrbetrieb wird ausschließlich in digitaler Form durchgeführt.

 

Daraus ist abzuleiten, daß vermutlich das gesamte Vortragsprogramm des Sommersemesters entfällt. Ich habe die Pressekonferenz des Bildungsministers am 9. April abgewartet, aber er hat sich zur Lage an den Universitäten nicht geäußert; auch von einer Evaluierung der Lage und möglicher Lockerung der Maßnahmen war nicht die Rede.

 

Sollten wider Erwarten die Universitäten in diesem Semester wieder geöffnet werden, können wir von diesem Zeitpunkt an unseren Vortragsbetrieb auch wieder aufnehmen.

 

Die Vorträge, die jetzt entfallen, werden wir in den kommenden Semestern nachholen. Das heißt nicht, daß sozusagen das ganze Semester verschoben wird – das geht schon deshalb nicht, weil nicht notwendigerweise alle Referenten beliebig zur Verfügung stehen können –, sondern die Themen werden nach und nach abgearbeitet werden.

 

Üblicherweise sind pro Semester fünf Vorträge angesetzt. Um unsere Mitglieder hinsichtlich des Verlusts dieses Semesters schadlos zu halten, werden wir für die nächsten Semester jeweils sechs Vorträge vorsehen.

 

1.2 Allgemeine Auswirkungen – gesundheitlich, ökonomisch, gesellschaftspolitisch:

 

In diesem Newsletter geht es um Parapsychologie im Allgemeinen und um die ÖGPP im speziellen. Allerdings sind wir alle auch Staatsbürger, die sich derzeit mit der größten Krise der Zweiten Republik und mit einer Situation, die dem „Ausnahmezustand“ nahekommt, konfrontiert sehen, und daher seien ausnahmsweise auch Ausführungen jenseits der Parapsychologie erlaubt. Und wer „Corona“ nicht mehr hören kann (wofür ich durchaus Verständnis habe), möge gleich beim Pkt. 2 weiterlesen …

 

Epidemien und Pandemien, gleich ob von Bakterien oder von Viren verursacht, gab es in der Geschichte der Menschheit immer wieder.            
Man denke an den „schwarzen Tod“ (Pest) des Hochmittelalters (geradezu ikonisch ist dafür das
Bild des Pestarztes
) sowie an die Wellen von Pestepidemien im 17. und 18. Jahrhundert, die im kollektiven Gedächtnis dadurch verankert sind, weil in vielen Dörfern und Städten Österreichs barocke Pestsäulen oder Pestkreuze stehen, die das Stadtbild prägen (allein in Wien sechs derartige Denkmäler); ähnlich ist es auch in anderen Ländern Mitteleuropas[1]. Auch die Legende[2] sowie das Lied vom „lieben Augustin“ gehören hierher.  
Pockenepidemien gab es zahlreiche, größere und kleinere (letztere bis ins 20. Jahrhundert) und Überlebende waren oft für den Rest ihres Lebens durch die Pockennarben gezeichnet, was aber bei hochgestellten Persönlichkeiten vielfach von den Porträtmalern geschönt worden ist. Bekannt ist die Inokulation der Kuhpocken durch Edward Jenner (1749–1823); der berühmteste Verfechter der Pockenimpfung war der aus den Niederlanden stammende
Jan Ingen-Housz (1730–1799), Arzt am Hof der Kaiserin Maria-Theresia bzw. k.k. Leibarzt, dessen bedeutendste wissenschaftliche Leistung später wohl die Aufklärung der Photosynthese war. Seit 1980 gelten die Pocken als ausgerottet.

Auch die Cholera trat in Form mehrerer Epidemien auf, in Europa am bekanntesten 1831, 1866 und 1892. Zu den Choleratoten des Jahres 1831 gehörten (vermutlich) der Philosoph Georg Wilhelm Hegel, der in Berlin verblieben war (im Gegensatz zu Schopenhauer, die Stadt rechtzeitig verlassen hatte) sowie der General und geniale Militärtheoretiker Carl von Clausewitz.

Die derzeit vielleicht am stärksten im kollektiven Gedächtnis verankerte Pandemie ist die „Spanische Grippe“ von 1918/20, wohl auch deshalb, weil die Erinnerung an sie im Rahmen all des Gedenkens an den Ersten Weltkrieg und die politische Neuordnung Europas nach dem Zusammenbruch der Mittelmächte aktualisiert worden ist. Durch das Influenza-Virus A/H1N1 verursacht, trat die Krankheit in zwei bis drei Wellen auf und forderte (nota bene bei der damals weit geringeren Weltbevölkerung von unter zwei Milliarden Menschen) Millionen von Opfern – die Schätzungen variieren zwischen 20 und 50 Millionen weltweit –, jedenfalls deutlich mehr Tote, als der Große Krieg verursacht hatte. Auch viele Prominente fielen der „Spanischen Grippe“ zum Opfer, z. B. Egon Schiele, Max Weber, Gustav Klimt.

Im Gegensatz dazu waren in Europa die Epidemien der jüngeren Geschichte, die wir alle miterlebt haben, trotz vorheriger Kassandrarufe und Katastrophenszenarien in den Massenmedien, statistisch betrachtet eher harmlos, und zwar die durch Corona-Viren verursachten bisher noch viel harmloser als die Influenza-Viren:

          1957–1959 gab es die „Asiatische Grippe“ (Influenzavirus A/H2N2) mit 1–2 Millionen Todesopfern,

          1968–1970 die „Hongkong-Grippe“ (Influenzavirus A/H3N2) mit 800.000 bis einer Million Toten, davon ca. 30.000 in Deutschland.  

          2002–2003 folgte mit dem ersten Auftreten des SARS-assoziierten Coronavirus gleichzeitig die erste Pandemie des 21. Jahrtausends mit weltweit 8.096 Infizierten, davon 774 Todesopfer.

          2004/2005 gab es eine weitere weltweite Virusgrippe mit (in Deutschland) 6 Millionen Erkrankten und 20.000 Todesfällen.

          2004 bis ca. 2016 trat die „Vogelgrippe“ (Influenza-Virus A/H5N1) auf, die weltweit über 800 Erkrankte und über 450 Todesopfer forderte.

          2009/2010 trat die „Neue Grippe“ vulgo „Schweinegrippe“ (Influenzavirus A/H1N1) mit weltweit rund 18.500 Todesfällen, auf; in Deutschland gab es 226.000 Erkrankte und 258 Todesfälle, in Österreich rund 4.000 Infektionen und 40 der Schweinegrippe zuzuordnende Todesfälle. Im August 2010 erklärte die WHO die Pandemie für beendet; anfangs 2011 wurde die Schweinegrippe in Österreich als saisonale Influenza deklariert.

          Weil es zu den Corona-Viren gehört, füge ich auch das MERS-CoV hinzu, obwohl es (ab 2012) im Wesentlichen nur der Arabischen Halbinsel auftrat, woran ca. 2.500 Personen erkrankten und über 850 verstarben.

 

Verglichen zu den Corona-Epidemien fordern Infektionen mit dem Influenza-Virus A/H1N1 oder anderen Subtypen, welche die „echte Grippe“ oder Influenza verursachen, regelmäßig dramatisch höhere Opferzahlen, sowohl Infizierte wie auch daraus resultierende Todesopfer, so hat z. B. die allerdings außergewöhnlich starke Grippewelle 2017/18 allein in Deutschland rund 25.100 Menschen das Leben gekostet. Freilich ist die Berechnung der Todesfälle schwierig; zu unterscheiden ist die „Übersterblichkeit“, also die während einer Influenza-Periode auftretende Erhöhung der Todesfälle im Vergleich zur sonstigen statistischen Erwartung, von den direkt gezählten Influenza-Todesfällen. (Alle Zahlenangaben aus Wikipedia)

 

Die Größenverhältnisse der Fallzahlen von Infektionen bzw. von letalem Ausgang derselben, verursacht durch Influenza-Viren einerseits und durch die verschiedenen Corona-Viren (MERS-CoV, SARS-CoV) andererseits, sollte man sich bei einer Abschätzung der Gefährlichkeit des gegenwärtig grassierenden Virus SARS-CoV-2 vor Augen halten. In diesem Kontext ist dann die Frage nach der Verhältnismäßigkeit der verfügten Maßnahmen zu stellen; nachdem es dabei auch um Menschenleben geht, ist die Abwägung von Nutzen und Schaden ein ethisches Problem.  

 

Über gewisse medizinische Aspekte ist man sich weitgehend einig: das Virus SARS-CoV-2 ist zwar überaus kontagiös, aber die durch das Virus verursachte Erkrankung COVID-19 verläuft, von den definierten Risikogruppen (Senioren, insbesondere solche mit Vorerkrankungen, sowie Patienten bestimmter Krankheitsbilder) abgesehen, zumeist vergleichsweise harmlos.

 

Hingegen malen Fernseh- und Presseberichte ein anderes Bild: eine Kolonne von Kühlwagen zum Leichentransport oder, immer wieder, Aufnahmen aus Intensivstationen der Krankenhäuser. Das sind die Bilder, die sich dem Betrachter einbrennen und die Botschaft von der Gefährlichkeit des tödlichen Virus immer weiter verfestigen. Wenn auch an einzelnen „Hotspots“ die Anzahl der Todesfälle sehr hoch und dadurch die Beseitigung der Leichen problematisch sein mag, wenn auch medizinisches Personal, das laufend mit Corona-Patienten zu tun hat, die Situation im Spital als eine bedrohliche Entwicklung erlebt, so sind dies Wahrnehmungen aus einer ganz spezifischen, eingeengten Perspektive, die man nicht verallgemeinern darf. Was die Medien hier betreiben, sensationslüstern, wie sie nun einmal sind, grenzt an Panikmache.

 

Zu der „Macht der Bilder“ gesellt sich auch die der Sprache und die der Zahlen. So setzt zum Beispiel der Bundeskanzler die Begriffe „infiziert“ und „erkrankt“ synonym, obwohl eine große Anzahl der Infektionen asymptomatisch verläuft – wo man nur von SARS-CoV-2 sprechen könnte, wird gleich von COVID-19 gesprochen. Die AGES zeigt(e) auf ihrem Dashboard die Anzahl der Infizierten, ohne jedoch die Genesenen bzw. die Verstorbenen herauszurechnen, sodaß sich eine Zahl ergibt, die immer nur ansteigen kann, was auch eine Verzerrung des Bildes bedeutet. Daß bei den Todesfällen nicht unterschieden wird bzw. bisher nicht unterschieden worden ist, ob jemand „mit“ oder „an“ Corona gestorben ist, wird zwar gelegentlich thematisiert, aber im Großen und Ganzen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die ganze Berichterstattung darauf abgestellt ist, die Bedrohlichkeit besonders dramatisch darzustellen.

Ein weiteres Element der manipulativen Berichterstattung ist die Verwendung von absoluten Zahlenwerten von Infizierten oder von Toten, ohne daß diese in Relation zur Grundgesamtheit gestellt werden. Aussagekräftig wäre es hingegen, die Infizierten als prozentuellen Anteil der überhaupt Getesteten bzw. die Toten als prozentuellen Anteil der jeweiligen Bevölkerung darzustellen.

Ein konkretes Beispiel:

Die Schlagzeilen des Tages lauten:

„Das Virus trifft die USA mit voller Wucht.“

„Die USA von Corona-Pandemie am schwersten betroffen.“

„Knapp die Hälfte aller US-Todesopfer in New York.“

Am Tag, als es dieser Schlagzeilen gab, wurden allein in New York 8.600 Todesopfer durch COVID-19 gemeldet und mehr als 20.000 insgesamt in den USA.

In Relation zur Einwohnerzahl (NYC 8,4 Mio / Metropolregion 20 Mio; USA gesamt 328,2 Mio) ergibt sich für NYC eine Sterblichkeit von 0,1 % bzw. für die Region von 0,04 % und für die gesamten USA von 0,01 %.

Daß die USA „die meisten Corona-Toten“ haben, ist freilich eine ganz andere Schlagzeile, als würde man berichteten, in den USA machen die Corona-Toten derzeit 0,01 % aus. „Nebbich“ könnte man sagen … aber in der Medien-Welt gilt bekanntlich „only bad news is good news“. Zu den Medien – und wie sie der Regierung zuarbeiten, anstatt kritisch zu berichten – ist noch zu sagen, daß kürzlich die Presseförderung großzügig erhöht worden ist. Das kommt den mainstream-Medien zugute, die alternativen Medien gehen leer aus. Ein Schelm, der sich dabei was denkt …

 

Was die Maßnahmen zur Eindämmung der Krise, d. h. zum Schutz der Bevölkerung, insbesondere der Risikogruppen, betrifft, bestehen gravierende Auffassungsunterschiede; die Schlagworte dazu sind Herdenimmunität, Containment, Lockdown u.a.

 

Neben dem medizinischen Aspekt ist dabei auch der ökonomische und der gesellschaftspolitische zu betrachten. Daß die Auswirkungen auf die Wirtschaft katastrophal sind, zu einer allgemeinen relativen Verarmung führen werden und es Jahre brauchen wird, bis die gegenwärtigen Verluste wettgemacht sind, läßt sich jetzt schon abschätzen.

 

Aber noch weit problematischer ist der gesellschaftspolitische Aspekt. Dieser de facto-Ausnahmezustand bedeutet eine temporäre Aussetzung der Grund- und Freiheitsrechte – während das Versammlungsverbot „nur“ Veranstaltungen betrifft, auch unsere, leiden wir alle unter der Ausgangssperre, die aufgrund der wenigen im Gesetz vorgesehenen Ausnahmen euphemistisch als „Ausgangsbeschränkung“ bezeichnet wird. Was das Segment der besonders zu schützenden Senioren betrifft, fragt man sich, ob hier nicht Satan mit Beelzebub ausgetrieben wird, sind doch die negativen Effekte des „Hausarrests“ nicht zu vernachlässigen: auf der physischen Seite Bewegungsarmut und mangelnde Exposition zum Sonnenlicht, die zu Muskelatrophie bzw. Vitamin D-Mangel führen können, auf der psychischen Seite die Folgen der Isolation, z. B. Auftreten von Depression bzw. Verstärkung bereits bestehender Altersdepression mit Auswirkungen bis zum Suizid – in dieser Bevölkerungsgruppe ist wenig damit zu rechnen, daß die physische Isolation durch fortgeschrittene elektronische Kommunikation (wie z. B. Skype) aufgefangen werden kann. (Wenn es sich hingegen um Familien mit Kindern handelt, so sind die Probleme des engen Zusammenlebens zwar andere, aber in ihren Auswirkungen genauso gravierend.)  


Bei weitem am Problematischsten erscheinen mir jedoch die zu beobachtenden psychologischen Auswirkungen der Situation rund um die Corona-Maßnahmen: die „Meinungsdiktatur“ der „Opinion Leaders“ aller möglicher Arten einerseits und andererseits die häufig auftretende „Blockwart-Mentalität“ mit Moralkeule und Denunziantentum, sei es, daß diese sich im realen Leben, sei es, daß sie sich in den sozialen Medien abspielt. Im Bundeskanzleramt, so liest man, sei eine Stabsstelle eingerichtet worden, deren Aufgabe es ist, „Fake News“ entgegenzutreten. Während der Zweck, das „dumme Volk“ davor zu schützen, durch falsche Ansichten verwirrt zu werden, zunächst ganz gut klingt, so ist demokratiepolitisch denn doch zu hinterfragen, ob der Souverän – die Wahlberechtigten – es sich bieten lassen muß, in dieser Form bevormundet zu werden. Nicht nur, daß die Sache sehr nach Metternich’scher Zensur-Mentalität klingt, es fragt sich auch, wer angesichts der Uneinigkeit von Experten festlegt, was „Fake News“ und was „Real News“ ist – gibt es da einen „Ober-Experten“ (und wenn ja, wer ist das, wer hat ihn bestimmt, aufgrund welcher Qualifikation) oder entscheidet das letztlich ein (vielleicht sogar parteipolitisch gebundenes) administratives Organ?
Orwell’s 1984 kommt einem da in den Sinn, wo es ein eigenes „Wahrheitsministerium“ gibt …

 

Diese Entwicklung läuft in die Richtung einer Beschränkung des Rechts der freien Meinungsäußerung, welche ein Grundrecht ist, und dieser Tendenz muß man, wie unsere Vorfahren 1848, entschieden entgegentreten. Die Gefahr des Ermächtigungsgesetzes, abgepaust vom kriegswirtschaftlichen Ermächtigungsgesetz des Jahres 1917, mit dem auch Bundeskanzler Dollfuß in der Ersten Republik regiert hat, liegt in der Erosion des Rechtsstaates, oder besser, in der weiteren Erosion des Rechtsstaates, der ja bereits in der Migrationskrise des Jahres 2015 erheblich beschädigt worden ist.

 

Ich muß zugeben, eine derartige Entwicklung macht mir große Sorgen für die Zukunft – weit mehr als das gesundheitliche Gefahrenpotential!

 

 

1.3 Die Corona-Diskussion exemplarisch als öffentlich ausgetragenen wissenschaftliche Debatte betrachtet

 

Zwei Typen von Diskurs erlebt man im Rahmen der Parapsychologie, die einen möchte ich den internen und den anderen den externen nennen. Zumeist verläuft der interne Diskurs höflich und gesittet, manches Mal jedoch, insbesondere wenn weltanschauliche Aspekte eine Rolle spielen – wie etwa bei der Frage Animismus/Super Psi vs. Spiritismus/Survival – kann schon eine starke emotionale Komponente hinzukommen, wo dann die Freundlichkeit gegenüber Kollegen auf der Strecke bleibt. Anders ist es jedoch im externen Diskurs, also z.B. in der Diskussion mit den organisierten Skeptikern; üblicherweise geht da der „Angriff“ von den Skeptikern aus und die Parapsychologie befindet sich stets in der Defensive, und meistens wird dabei die Fairness klein geschrieben.

 

Von diesem Erfahrungshintergrund ausgehend, ist es nicht uninteressant, sich die formalen Aspekte der Corona-Diskussion genauer anzusehen, ohne jedoch inhaltlich zu den vertretenen Positionen Stellung zu nehmen.

 

Man sollte meinen, es geht um eine wissenschaftliche Frage; in der Realität ist damit auch eine politische Implikation verbunden und auch die Medien, die eigentlich als „vierte Gewalt“ in einer Demokratie eine unabhängige und kritische Meinung vertreten sollten, sind in diesen Prozeß involviert. Wenn die Politik sich sehr eindeutig auf eine Seite schlägt und sich von einem „Parade-Experten“ abhängig macht – Lyssenko läßt grüßen – ist das eo ipso problematisch.

 

Abgesehen vom medialen Trommelfeuer von seiten derer, welche sich die Deutungshoheit anmaßen, und ihrer Vasallen in den Redaktionsstuben, wird versucht, die Vertreter „dissidenten Wissens“ wo immer es geht „fertig zu machen“. Das beginnt mit dem (angedrohten) Rauswurf aus Organisationen, seien diese offizieller Natur, wie z.B. die Ärztekammer, seien es Newsgroups oder Mailing Lists im World Wide Web. Kritiker werden diskreditiert, ihre Kompetenz wird in Zweifel gezogen. Die etablierten Vertreter des hegemonialen Wissens benützen ihre Macht, um z.B. Webseiten von Kritikern löschen zu lassen; YouTube spielt mit und mehrere dem Mainstream kritisch gegenüberstehende Videos sind nicht mehr abrufbar. Auch das argumentum ad hominem ist in diesem Diskurs, der jeglichen Anstand verloren hat, beliebt: nicht um die Daten oder die Argumentationslinie des Kritikers geht es, sondern darum, wo er publiziert, von wem er sich zu einer Diskussion einladen läßt und auf welchem Portal er ein Video hochlädt. Sogar deklariert sozialistische Experten sind nicht davor gefeit, von den Experten der anderen Seite mit der Nazikeule bedroht zu werden. Organisationen, die ihrerseits kritisches Denken auf ihre Fahnen geschrieben haben, lassen dieses sofort vermissen, wenn jemand eine vom Mainstream abweichende Meinung äußert, auch wenn diese Person den eigenen „Stallgeruch“ aufweist. Nichtsdestotrotz wird er verunglimpft, als Troll beschimpft und ausgegrenzt. Auffallend ist auch die „Lagermentalität“: wer gehört zu uns und wer zu „den anderen“? Wenn z.B. ein Arzt irgendwann vorher in ganz anderem Zusammenhang die Frage von Impfungen bzw. Impfpflicht skeptisch diskutiert hat, hat er schon seine Punze als „Impfgegner“ weg, und wenn er sich jetzt zu Corona äußert, werden seine Argumente a priori gar nicht zur Kenntnis genommen, denn es genügt ja die Feststellung, daß es sich um einen Impfgegner und damit jemanden, der aus einem anderen Stall stammt, handelt, und mit dessen Argumentation braucht man sich einfach nicht auseinanderzusetzen, weil man ja schon weiß, daß sie falsch sein muß. Eine weitere interessante Strategie ist die des „ja, aber“ mit einer (unsicheren) Option auf die Zukunft: der Experte der offiziellen Seite sagt, mit der Contra-Meinung eines ähnlich gut qualifizierten kritischen Experten konfrontiert, „ja, das stimmt schon, aber in Zukunft …“, wobei es besonders pikant ist, daß dessen Voraussagen bei der letzten Epidemie, wie fürchterlich und schrecklich diese verlaufen würde, samt und sonders nicht eingetroffen sind …

 

„Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, daß Sie sie äußern dürfen“ soll Voltaire gesagt haben. Hier und heute ist es umgekehrt: wer es kann, versucht, seinem Opponenten tunlichst die Möglichkeiten zu beschneiden, damit dieser seine Meinung überhaupt äußern könnte, und das Problematische dabei ist, daß die eine Seite das besser kann als die andere.

 

 

 

2.       Unser Vortragsprogramm für das Sommersemester 2020

 

Wie bereits oben unter Pkt. 1.1 ausgeführt, scheint es derzeit so, daß alle Termine bis Juni entfallen müssen. Trotzdem finden Sie das geplante Programm hier, erstens, damit Sie wissen, was vorgesehen war, zweitens, damit Sie sich auf den einen oder anderen Vortrag jetzt schon freuen können, wenn er auch vielleicht erst in eineinhalb Jahren nachgetragen wird, und drittens für den (unwahrscheinlichen) Fall, daß die Universitäten doch früher als derzeit geplant wieder geöffnet werden.

 

Allerdings verzichte ich unter diesen Umständen auf die sonst üblichen Kurz-Biographien der Referenten sowie auf die „Abstracts“.

 

27. April 2020

Karl Baier

Therapeutische Konzepte des Mesmerismus

Von der Iatrophysik zur romantischen Psychologie des Unbewußten

 

11. Mai 2020

Henriette Walter

Hypnose

Erklärungsmodelle über die Wirksamkeit von den Anfängen bis heute

 

25. Mai 2020

Peter Mulacz

Paris ist eine Reise wert …

Bericht über die 62. Jahrestagung der Parapsychological Association (4.–6. Juli 2019) in Paris

 

15. Juni 2020

Rudolf Kapellner

Esoterik, Mage, Parapsychologie und Wissenschaft in einem neuen Licht

Parapsychologie und die Bewußtseinsstrukturen von Jean Gebser

 

29. Juni 2020

Nicole Bauer

„Besessenheit“ — Psychotherapie vs. Exorzismus

Psychologische, parapsychologische und psychiatrische Aspekte

 

 

 

3.       Veranstaltungen

 

3.1 vergangene Veranstaltungen

 

 

3.1.1 PA Paris

 

Nur der Vollständigkeit halber wiederholt sich hier das oben bereits im Vortragsprogramm Erwähnte: vom 4. bis 6. Juli 2019 hat die Parapsychological Association ihre Jahresversammlung – die nunmehr 62. dieser Veranstaltungen – in Paris abgehalten.

 

 

3.1.2 Alchemie-Tagung

 

Unter dem Titel »ALCHEMISCHE LABORE – Praktiken, textliche und materielle Hinterlassenschaften« fand vom 19. bis 21. Februar 2020 eine internationale Tagung statt, und zwar an mehreren Veranstaltungsorten:
Mittwoch: Aula am Campus, Altes AKH, Hof 1, Spitalgasse 2           
Donnerstag: Institut für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein, 1010 Wien, Universitätsring 1        
Freitag: Exkursion nach Kirchberg am Wagram und Gut Oberstockstall       
Plakat
Programm
Kontaktadresse:
sarah.lang@uni-graz.at

Leider war die Aussendung zu dieser Veranstaltung überaus kurzfristig erfolgt, obwohl einer der Referenten der Tagung (Univ.-Doz. Dr. Rudolf Werner Soukup) ein ehemaliger Referent in unserer Gesellschaft ist (Vortrag am 5. Mai 2014 „Die Idee der Alchemie“).  

 

 

3.2 zukünftige Veranstaltungen

 

 

3.2.1 Vorau – 10. Symposium der Reihe „Wissenschaft kritisch hinterfragt“

 

Vom 23.–25. Oktober 2020 hält die „Österreichische Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie“, mit der wir seit vielen Jahren kooperieren, das nunmehr 10. Symposium der Reihe „Wissenschaft kritisch hinterfragt – naturphilosophische Kontroversen“ ab; wie immer ist der Veranstaltungsort das wunderschöne Augustiner-Chorherrenstift Vorau; das Generalthema des heurigen Symposiums lautet „Kausalität“.

Es braucht wohl nicht ausdrücklich darauf hingewiesen zu werden, daß das Thema der Kausalität (und ihrer Grenzen) für die Parapsychologie insofern von Relevanz ist, als in der gegenwärtigen parapsychologischen Theoriebildung ein Gegenentwurf zur Kausalität – die Verschränkungskorrelationen – immer stärker diskutiert wird.

Hier gehts zum Programm.

Bisher fanden diese Vorauer Symposien immer im Frühjahr statt, etwa um Ostern oder um Pfingsten, und auch heuer war es so geplant (15.– 17. Mai 2020). Aufgrund des Stufenplans der Bundesregierung, der in der letzten Pressekonferenz verlautbart worden ist, sind alle Veranstaltungen bis Juni 2020 untersagt. Daher haben wir den Termin auf den Herbst verschieben müssen.

 

 

3.2.2 BIAL Foundation – 13. Symposium „Behind and Beyond the Brain”

Auch diese Veranstaltung – ursprünglich für 1.–4. April 2020 geplant – ist aufgrund des Ausbruchs von CoVid-19 verschoben worden; der neue Termin ist 24.–27. März 2021.

Das Thema dieser Tagung lautet „The mystery of time“; der Veranstaltungsort ist wie immer das Casa do Médico, Porto, Portugal.

13th Symposium „Behind and Beyond the Brain”

 

 

3.2.3 Subtle Energies

 

Eine internationale Konferenz „Subtle Energies – Explorations within Holistic Healing and Spirituality“ findet am 7./8. Mai 2021 am Institut für Religionswissenschaft der Universität Wien statt.

Call for papers:           
We accept proposals until the 3rd of May 2020. Confirmed speakers will be notified by the 24th of May 2020. Please send your paper title and abstract (max. 200 words) and a short CV (max. 1 page) to dominic.zoehrer@univie.ac.at.

 

 

3.2.4 PA/SSE 2020

 

Es war geplant, die heurige Jahrestagung der Parapsychological Association vom 16.–19. Juni gemeinsam mit der Society for Scientific Exploration abzuhalten, wobei als „Gastgeber“ das „Rhine“ (kurz für Rhine Research Center) in Durham, NC, USA auftritt (die Unterbringung der Teilnehmer erfolgt allerdings in einem Hotel, dem „Hilton“ nahe der Duke University).

Die Situation für einen internationalen Kongreß, d.h., unter Berücksichtigung der Anreisemodalitäten von Wissenschaftlern aus einer Reihe von Ländern unterscheidet sich deutlich von unseren Veranstaltungen: wir konnten es uns erlauben, zunächst an der bisherigen Planung weiterhin festzuhalten; da sich dann doch die Notwendigkeit einer Verschiebung ergeben hat, so konnte diese kurzfristig umgesetzt werden. Hingegen gibt es bei der PA/SSE weit mehr zu bedenken: im „Hilton“ ist eine Reihe von Zimmern für die Teilnehmer zu einem reduzierten Tarif reserviert, wobei im Fall der Absage eine Pönale fällig wäre, und auch die Teilnehmer sollten ihre Anreise frühzeitig planen können („Early Bird“-Reduktion bei den Flugtickets, Stornobedingungen, etc.).

Aus diesem Grund hat man sich dazu entschlossen, jetzt schon die Tagung zu verschieben; das ins Auge gefaßte neue Datum ist der 9.–12. Juni 2021. Freilich ist das dann nicht mehr die Tagung des Jahres 2020 und das Wort „verschieben“ ist ein Euphemismus, der die Tatsache bemänteln soll, daß die Tagung des heurigen Jahres einfach ausfällt.  

 

 

 

4.       Parapsychologische Beratungsstelle in Freiburg i. Br.

 

Von der Website der Parapsychologischen Beratungsstelle, in der gegenwärtig jährlich etwa 3.000 Beratungs- und Informations­anfragen bearbeitet werden, kopiere ich folgenden Text:

Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport von Baden-Württemberg hat die institutionelle Förderung der „Parapsychologischen Beratungsstelle“ mit Ablauf des Jahres 2019 eingestellt. Als Grund hierfür wurde mitgeteilt, daß keine Haushaltsmittel mehr zur Verfügung stünden, weil eine „Ressortzuständigkeit“ für die gegebenen Fragestellungen nicht mehr vorhanden sei.

Alle bisherigen Versuche, die konstruktive und auf gegenseitigem Vertrauen beruhende, erfolgreiche Kooperation mit dem Ministerium, die seit 30 Jahren unzähligen Menschen in schwierigen Lebenssituationen wirkungsvolle Hilfe ermöglichte, aufrecht zu erhalten, hat sich als fruchtlos erwiesen.

Um unsere Beratungsarbeit fortsetzen zu können, sehen wir uns daher leider gezwungen, für die Beratung einen Unkostenbeitrag in Höhe von 60 Euro pro Beratungsstunde zu verlangen. Durch eine Spende, die steuerabzugsfähig ist, können Sie ebenfalls mithelfen, daß die Beratungsstelle weiterhin existieren kann.  

 

 

5.       Jubiläum – 70 Jahre IGPP

 

Im Jahr 1950 hat Univ.-Prof Dr. Hans Bender (1907–1991), Psychologe und Mediziner, in seiner Heimatstadt Freiburg i.Br. das Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psycho­hygiene e.V. (IGPP) auf der „Eichhalde“ im Vorort Herdern gegründet; die Eröffnung erfolgte am 19. Juni unter Anwesenheit des berühmten J. B. Rhine und anderer Wissenschaftler, u.a. von Gerda Walther, die als ehemalige Mitarbeiterin Schrenck-Notzings quasi die Kontinuität zur Vorkriegs-Parapsychologie verkörperte. 

 

Aus der „BadischenZeitung“ vom 26.05.2015

Mittlerweile hat das Institut, nicht zuletzt dank der Holler-Stiftung, einen enormen Aufschwung erlebt und stellt heute die weltweit größte einschlägige Forschungseinrichtung dar; von der Eichhalde mit ihrem wunderschönen Ausblick weit in die Rheinebene hinein ist man ins Universitätsviertel übersiedelt.

 

Auch bei der geplanten Festveranstaltung zum 70-jährigen Institutsjubiläum hat das Corona-Virus vorderhand zugeschlagen; die Jubelfeier soll entweder heuer im Herbst oder im Frühjahr 2021 nachgetragen werden.

 

Immerhin gerade rechtzeitig zum Institutsjubiläum ist ein umfangreicher Sammelband mit dem Titel „An den Grenzen unseres Wissens“, herausgegeben von Dieter Vaitl, erschienen (siehe auch Pkt. 9.2.2).

 

 

 

 

 

6.       Templeton Foundation

 

Die John Templeton Foundation möchte sich in den nächsten fünf Jahren verstärkt den Gebieten „Science & the Big Questions“ als ihre „funding areas“ zuwenden. Es gibt seit einem Jahr eine neue Ausschüttung von Forschungsgeldern in der Höhe von mehr als 5 Millionen US$ für Projekte, welche die Beziehungen zwischen Neurowissenschaften und Willensfreiheit untersuchen.

 

                                           

7.       Parapsychologie in den Medien

 

In letzter Zeit war die Parapsychologie – wenn auch nur indirekt – zweimal in den Medien, peinlicherweise beide Male im Kontext von Kriminalfällen, aber glücklicherweise nur ganz marginal, ohne die Reputation der Parapsychologie als Wissenschaft zu berühren.  

 

7.1 Kärntner „Hexentrio“

 

Es geht in diesem Fall um Betrug, mehrfache Brandstiftung und schließlich Mord; die „Oberhexe“ erklärte, sie habe „im Auftrag einer okkulten Gruppe“ gehandelt. Nachrichten „von Gott und den Engeln“ sowie von einem „Meister“, einen Bauern, seien erhalten worden („Gott spricht durch mich und erteilt den Menschen Aufträge“), und zwar jeweils als SMS am Handy. Das ist also (angeblich) eine neue Spielart von elektronischer „Jenseitskommunikation“ in der Art der paranormalen Tonbandstimmen. Eine Zeitung zitiert einen Ermittlungsbeamten mit den Worten „Was hier offenbar an angeblich Übersinnlichem verbreitet wurde, läßt uns Kriminalisten mit offenem Mund und Kopfschütteln staunen“ und den gutachtenden Psychiater mit dem Ausdruck „Jahrhundertfall“. Wie weit die Haupttäterin selbst an diese „Jenseits­ver­bindung“ geglaubt hat oder dies ihren Mittäterinnen nur vorgespielt hat, geht aus den Presseberichten nicht hervor.

 

7.2 Anschlag in Hanau

 

Gemäß Medienberichten hat der spätere Terrorist von Hanau Hilfe wegen psychischer Probleme gesucht und sich deswegen per e-mail an einen österreichischen Mentaltrainer gewandt, der in Ternitz (Niederösterreich) eine Organisation zu Schulung und Training von Intuition betreibt („Remote Viewing School“). Dieser habe sich jedoch als nicht zuständig erklärt und gesagt, er könne ihm nicht helfen. Presseberichte dazu in der Lokalzeitung: 1, 2 und 3.

 

 

8.       Personalia

 

8.1 Mary Rose Barrington (1926–2020) – R.I.P.

 

Es hat mich sehr wehmütig gestimmt, vom Dahinscheiden meiner sehr geschätzten älteren Kollegin Mary Rose Barrington[3], mit der ich jahrzehntelang befreundet war, zu erfahren. Auch wenn vielleicht nur wenige Leser MRB gekannt haben, so sind es doch zwei Gründe, die mich veranlassen, diesen Nachruf relativ ausführlich zu gestalten: erstens ist sie eine ehemalige Referentin der ÖGPP gewesen (Vortrag am 12. April 1999, damals noch an der TU Wien) und zweitens hat sie im Rahmen der Parapsychologie überaus originelle Ansichten vertreten bzw. sich mit Aspekten des Paranormalen beschäftigt, die wenig beackert werden, nicht einmal von der sogenannten „Anomalistik“, sondern die teilweise eher eine gewisse Affinität zu den „Fortean Studies“ zeigen.

 

Mary Rose Barrington, MA, im August 2017
Photo © Rosemarie Pilkington

Sie starb am Morgen des 20. Februar in ihrem schönen Haus in einem Außenbezirk Londons, wo ich bereits öfter in den Genuß ihrer liebenswürdigen Gastfreundschaft gekommen war (wenn ich mich dessen erinnere, so habe ich den Eindruck, ich hätte den Geruch ihrer Katzen noch heute in meiner Nase). Ihr Tod kam nicht ganz unerwartet; von ihrem biblischen Alter einmal abgesehen, war die deutliche Ab­nahme ihres Augenlichts etwas, was ihr schwer zu schaffen mach­te: von einer parapsychologischen Diskussionsgruppe im Internet, deren Mitglied sie lange Jahre gewesen ist, hat sie sich im Herbst abgemeldet, weil sie e-mails nicht mehr lesen konnte; auch das Noten-Lesen war ihr nicht mehr möglich und so hat sie auch auf ihr geliebtes Cello-Spielen verzichten müssen, was – in einem privaten Hausmusikensemble – ein Fixpunkt ihres Lebens gewesen ist. Nach dem Ende der e-mail-Kommunikation waren wir auf das Telefon angewiesen, und in diesen Gesprächen hat MRB dezent angedeutet, daß es für sie nun bald Zeit sein würde, zu gehen …

 

MRB und ich haben einander anfangs der 1990er-Jahre kennengelernt, als ich die damalige Annual Conference der Society for Psychical Research (SPR)[4] zu besuchen Gelegenheit hatte, die an der Universität von Nottingham stattfand. Noch heute erinnere ich mich lebhaft an die Diskussion über die Séancen mit Eusapia Pal(l)adino in Neapel, wo MRB die affirmative und Richard Wiseman die skeptische Position hinsichtlich der „Echtheit“ der Phänomene einnahm. Bei irgendeiner Gelegenheit im Rahmen dieser Tagung habe ich erwähnt, daß ich aufgrund des freundlichen Entgegenkommens von Hubert Larcher vom Institut Métapsychique International (IMI)[5] in Paris die Möglichkeit hatte, die berühmten Gipsabgüsse materialisierter Hände[6], die in den Sitzungen mit dem polnischen Medium Franek Kluski entstanden sind, zu besichtigen. Später habe ich dann erfahren, daß MRB bei nächster Gelegenheit nach Paris gereist ist, um diese Objekte selbst in Augenschein nehmen zu können.

 

Freilich war der physikalische Mediumismus bei weitem nicht der einzige Gegenstand innerhalb der Parapsychologie, an dem sie interessiert war. Was die Außersinnliche Erfahrung betrifft, so hat sie darüber 2005 eine Fallstudie publiziert, und zwar über den berühmten polnischen „Hellseher“ Stefan Ossowiecki (gemeinsam mit Zofia Weaver, deren familiäre Wurzeln in Polen liegen, und Ian Stevenson). Hinsichtlich der Interpretation von Ossowieckis Leistungen schlägt MRB eine Analogie zwischen der Retrokognition und dem Remote Viewing vor, indem nämlich der RVer mental zu einem bestimmten definierten Ort im Raum geht, während der Hellseher sich zu einem bestimmten Punkt auf der Zeitachse begibt, wobei beide die jeweilige Situation so erleben, wie Beobachter, die physisch an Ort und Stelle präsent sind. Fälle von sogenannter „Krisentelepathie“ hat sie als κ-Telepathie[7] interpretiert und daraus den Schluß gezogen, daß derartige psychische Prozesse, die eine Wirkung auf andere Personen ausüben, notwendigerweise impliziert auch einen Aspekt von „Energie“ besitzen müssen, eine Überlegung, die sie zur Annahme einer Art von Zwei-Aspekte-Monismus („dual Aspekt monism“) – ich bezeichne das besser als den „janusköpfigen Monismus“ – gebracht hat. Gleichzeitig hat sie aber festgehalten, daß es auch gute Gründe gibt, den Substanzdualismus zu verteidigen. So hat sie, eher scherzhaft – sie war eine charmante, geistreiche, aber auch tiefsinnige und, last not least, humorvolle Person – die rhetorische Frage gestellt, ob sie wohl ihr Pony, welches sie in ihrer Jugend besaß, wiedersehen würde, sobald sie die bewußte Grenze überschritten hätte. Das bringt mich dann auch zu anderen Aspekten ihrer Biographie außerhalb der Parapsychologie, zum Beispiel ihre Beziehung zu den Tieren (Zitat: „animals are friends“), aber noch möchte ich kurz bei der Parapsychologie verweilen.

 

Wie schon oben angedeutet, war sie sehr an Phänomenen interessiert, die über bloße Aussersinnliche Erfahrung und Psychokinese hinausgehen, zum Beispiel das Verschwinden und Wieder-Auftauchen solider Objekte (manche Fälle als Apporte zu interpretieren, andere schlicht unerklärlich), wofür sie die Abkürzung JOTT[8] eingeführt hat. Auch zeitliche Versetzungen[9] haben sie sehr interessiert, zumal sie einen derartigen Fall selbst recherchiert hat, und weitere merkwürdige Vorfälle. Das sind natürlich zumeist Spontanfälle, manche davon von bedeutendem Format, andere wieder bescheidener, trotzdem aber ein Problem für eine rationale Erklärung darstellend. Zur Charakterisierung solcher Phänomene hat sie treffende Ausdrücke gefunden: „Gerissene Fäden im Gewebe der physischen Realität“ oder, etwas spezifischer, „Webfehler im Geflecht der Kausalität“. Auf der theoretischen Seite hat MRB immer wieder Überlegungen zu der Frage angestellt, was bedeutet ein „Beweis“, eine Frage, die ihr deshalb nahegelegen ist, weil sie sich damit – wenn auch in anderem Kontext – in ihrem professionellen Leben als Juristin immer wieder auseinandersetzen hat müssen; so hat sie ähnliche Überlegungen – etwa hinsichtlich der Verläßlichkeit von Augenzeugen – auf beide Bereiche angewandt.

 

Eine Fallstudie möchte ich noch extra erwähnen: den Fall der Iris Farczády, den wir (d.h., MRB, der Niederländer Titus Rivas, der zufällig perfekt Spanisch spricht, und ich) 1997 in Ungarn gemeinsam untersucht haben; es ist ein sehr sonderbarer Fall, schwierig zu klassifizieren – irgend etwas zwischen Multipler Persönlichkeit und Reinkarnation. Erst 2005 wurde der Bericht über unsere gemeinsame Untersuchung im Journal der SPR publiziert; der Artikel ist über die Vorgeschichte des Falles und die Darstellung unserer Recherche hinaus auch deshalb interessant, weil sich im Vorfeld eine Reihe merkwürdiger Koinzidenzen ereignet haben.

 

Wie schon oben kurz erwähnt, hat MRB aufgrund meiner Einladung einen Vortrag in unserer Gesellschaft gehalten; dieser fand in deutscher Sprache, die sie sehr gut beherrscht hat, im April 1999 unter dem Titel „Alles bloß in der Vorstellung? Wenn ja – in wessen Vorstellung? – Die Normalität des Paranormalen und die Para-Normalität des Normalen“ statt, der Inhalt dieses brillanten und von den Zuhörern begeistert aufgenommenen Vortrags war schon damals ähnlich dem, was dann den Gegenstand ihrer beiden letzten Bücher (2018 bzw. 2019)[10]  gebildet hat.

 

Noch besser als ihre Deutsch-Kenntnisse war ihr Französisch, denn dies war ihre erste Fremdsprache. Sie pflegte Artikel von älteren Ausgaben der Révue Métapsychique zu übersetzen und in der Kolumne „From the Archives“ zu publizieren; besonders war sie an dem berühmten Sensitiven Alexis Didier und seinen Phänomenen interessiert.

 

Zusammenfassend kann man sagen, daß sie zu Fragen der Parapsychologie sehr originelle Ideen beigetragen hat, daß sie einen scharfen Intellekt besaß und immer kritisch eingestellt war; daher hat sie in der seinerzeit sehr aufgeheizten Debatte über die (angeblichen) Scole-Phänomene  ̶  eine Debatte, die nahezu zu einer Spaltung der SPR geführt hätte (wie szt. „Margery“ bei der ASPR)  ̶  den Standpunkt der Kritiker eingenommen. Das war, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, nicht leicht, hat es sich doch bei den Vertretern des gegnerischen Standpunkts um alte Kollegen und Freunde gehandelt. Nie hat sie sich in lächerlichen Details verloren; stets vertrat sie einen weiten, panoramatischen Zugang. Woran sie in letzter Instanz interessiert war, war die eigentliche Natur der „Realität“, und sie war tief davon überzeugt, daß die Parapsychologie eine wichtige Rolle für ein tieferes Verständnis dieser Natur zu spielen hat.

 

Geboren am 31. Jänner 1926 in London, hat sie schon als Kind ein gewisses Interesse am Paranormalen entwickelt, zunächst unter dem Einfluß ihres älteren Bruders in Form der Lektüre von Geistergeschichten. Später hatte sie sich in die (populär-)wissenschaftliche Literatur eingearbeitet, z.B. die Bücher von Sir Oliver Lodge, wobei sie jedoch gegenüber der spiritistischen Interpretation immer reserviert geblieben ist. Als sie die Universität Oxford bezog, hat sie nicht nur das Fach Englisch inskribiert, sondern sie trat auch der Oxford University Society for Psychical Research bei, deren Präsidentin sie wurde. Als sportliche Aktivitäten betrieb sie in ihrer Jugend Tennis und Reiten; wohl von letzterem ist ihr noch bis in höheres Alter die Lust an rasantem Autofahren geblieben. Schon damals hat sie ein gewisses Interesse an Häusern und Liegenschaften entwickelt: so hat sich entschlossen, in einer einschlägigen Kanzlei den Beruf des Rechtsanwalts[11] zu erlernen. Zunächst wurde sie Barrister at Law[12], später wechselte sie zum Solicitor, was sie trotz des minderen Sozialprestiges bevorzugte, weil diese Tätigkeit sie in näheren Kontakt zu den Menschen brachte. Sie war auch in der Verwaltung karitativer Organisationen tätig, wofür ihre juristische Ausbildung eine gute Grundlage geschaffen hatte, insbesondere hat sie im Management einer großen Gruppe von Seniorenheimen mitgearbeitet. Das war ganz nach Ihrem Geschmack, da sie sich – selbst eine sehr großzügig denkende und handelnde Person – gerne im Bereich von Wohlfahrtswesen engagierte. Dazu gehört auch ihre aktive Beteiligung im Tierschutzbereich, was nicht etwa bloß auf Haustiere beschränkt war; so war sie u.a. auch die ehrenamtliche Sekretärin einer Gruppe, welche für die Tierrechte kämpfte. Außerdem war sie eine Verfechterin der freiwilligen Euthanasie, so war sie ein langjähriges Mitglied und eine Zeit lang auch Präsidentin der British Voluntary Euthanasia Society („Exit”). Tief war sie davon überzeugt, daß es das Recht des Menschen sei, über den Zeitpunkt und die Modalität des Todes selbst verfügen zu dürfen – also ein „rationaler Freitod“ als „geplante Sterben“. Es liegt eine gewisse Ironie darin, daß gerade sie als Vertreterin dieser Ansichten beruflich u.a. mit Angelegenheiten von Altersheimen, wo vielfach die Insassen bloß auf ihren Tod warten, befaßt war.

 

Abschließend zurück zur Parapsychologie: bereits 1957 trat sie der Society for Psychical Research bei, nahm an vielen Untersuchungen und Experimenten teil, von denen hier nur wenige erwähnt werden konnten; 1962 wurde sie in den Vorstand der SPR gewählt. Von Beginn an war sie Mitglied im Spontaneous Cases Committee, wobei sie ihr Interesse an Spontanfällen damit begründete, daß man aus diesen besonders viel lernen könne. Schließlich wurde sie 1995 zu einem (von mehreren) Vizepräsidenten der SPR gewählt, eine Position, die sie bis zu ihrem Tode innehatte. Ihre facettenreichen und originellen Beiträge zur Parapsychologie sind höchst wertvoll und provozieren weiterreichende Überlegungen.

 

Sie war eine ganz besondere Persönlichkeit, höchst bemerkenswert und eigenwillig, mit einer Portion britischer Exzentrizität, aber warmherzig und liebenswert. In meiner Erinnerung lebt sie weiter.

 

 

Literatur:

Barrington, M. R. (1966):  Swan on a Black Sea: How Much Could Miss Cummins Have Known? Journal of the Society for Psychical Research, Volume 43. pp. 289–300.

Barrington, M. R.  (1981): „Apologia for Suicide”.  In: M. Pabst Battin and D. l. Mayo (eds.): „Suicide, The Philosophical Issues”, New York: St. Martins Press.

Barrington, M. R. (1999):  What is Proof? The Assessment of Past Events.
http://parapsychologie.ac.at/programm/ss1999/barringt/proof_txt.htm
U. Nohoogh (i.e. Barrington, M. R.) (1999):  Why I Must Give Up Flute Research. [Satire[13]]               http://parapsychologie.ac.at/programm/ss1999/barringt/flute.htm

Barrington, M. R., P. Mulacz, and T. Rivas (2005):  The Case Of Iris Farczády – A Stolen Life.  Journal of the Society for Psychical Research, Volume 69.2, Number 879, pp. 44–77, April 2005. 
Also on-line at
https://www.academia.edu/768149/The_case_of_Iris_Farczady-A_stolen_life

Barrington, M. R., I. Stevenson and Z. Weaver (2005):  A World in a Grain of Sand: The Clairvoyance of Stefan Ossowiecki. Jefferson, NC: McFarland.

Barrington, M. R. (2013): Beyond The Boggle Threshold: Confessions Of A Macro-Addict. In: R. Pilkington (ed.): Men and Women of Parapsychology, Personal Reflections, ESPRIT Vol. 2.

Barrington, M. R. (2017): From Jott to Cosmic Control. SPR Paranormal Review 81 (Winter 2017), pp. 8–10.

Barrington, M. R. (2018): JOTT: when things disappear … and come back or relocate and why it really happens. San Antonio, TX: Anomalist Books.

Barrington, M. R. (2019): Talking About Psychical Research: Thoughts on Life, Death and the Nature of Reality. White Crow Books.

Morison, E., and Lamont, F. (i.e. Moberly, Ch. A., and Jourdain, E.) (1911):  An Adventure.

Mulacz, P. (2020):  In Memoriam: Mary Rose Barrington, M.A. (1926 –2020). Journal of Parapsychology, Vol. 84, No. 1, pp. 8-11.

Thouless, R. H., & Wiesner, B. P. (1947). The psi processes in normal and „paranormal” psychology. Proceedings of the Society for Psychical Research, 48, pp. 177–196.

Wiseman, R. (1997): [Chapter 3] The Feilding Report: A Reconsideration. In: Deception and Self-Deception: Investigating Psychics. Prometheus Press.

 

Podcast:

Mary Rose Barrington and Psychokinesis #77    
https://www.stitcher.com/podcast/shattered-reality-podcast/e/66271662?autoplay=true

 

Videos (youtube):

The Scole Experiment: SPR – The Scole Debate 1999 – London – Introduction from Chair
https://www.youtube.com/watch?v=Ls_qNMw5O2A&t=154s
(Grundsätzliches zu „Scole” – https://en.wikipedia.org/wiki/Mediumship#Scole_Experiment)

Ghosthunters UK Series pt 17 – Ripples in Time
https://www.youtube.com/watch?v=Zx_IQInNDiU&t=793s 
(Ein kommerzielles Programm. Diese Folge über Zeit-Phänomene, Auftritt von Mary Rose Barrington in einem Fall, den sie recherchiert und dokumentiert hat)

Mary Rose Barrington, Interview by Gayle Kimball July 2019
https://www.youtube.com/watch?v=LQBKXH7PUJA
(Mary Rose Barrington’s letztes Interview.  Obwohl die Qualität schlecht ist, insbesondere der Audio-Track mit vielen Nebengeräuschen, ist das Video sehr sehenswert)

 

 

8.2 John Beloff, PhD (1920–2006) – hundertster Geburtstag

 

Heuer jährt sich zum 100. Mal der Geburtstag von John Beloff. John Beloff war in dreifacher Hinsicht höchst bemerkenswert: erstens durch seine eigenen parapsychologischen Arbeiten, zweitens durch seine philosophischen Publikationen und drittens dadurch, daß er einer der Testamentsvollstrecker des berühmten, sehr an Parapsychologie interessierten Autors Arthur Koestler (1905–1983) gewesen ist; bekanntlich hat Koestler die Mittel für einen parapsychologischen Lehrstuhl gestiftet, den dann John Beloff 1985 an der Universität von Edinburgh einrichten hat können (Koestler Parapsychology Unit [KPU], Teil des Psychology Departments). Als erster Lehrstuhlinhaber wurde Robert („Bob“) L. Morris (1942–2004) berufen, dessen Schüler nunmehr an zahlreichen britischen Universitäten parapsychologische Studien betreiben und schon ihrerseits Studenten ausgebildet haben. So ist die Saat von John Beloff aufgegangen und hat reiche Frucht getragen.

 

In der Parapsychologie war er vornehmlich an makroskopischen psi-Effekten interessiert (ein „Maximalist“, wie er sich und seinesgleichen selbst bezeichnete) und in der Philosophie galt sein Interesse dem Leib-Seele-Problem, wo er einen radikalen Dualismus vertreten hat. Den Begriff „Dualismus“ hat er sogar als Titel seiner persönlichen Website verwendet, die weiterhin online ist (ausgenommen die Links zu seiner Familie).

 

In der Society for Psychic Research, der er 1962 beigetreten war, war John Beloff sehr aktiv; durch viele Jahre war er der Herausgeber des Journals und von 1974–1976 war er Präsident der SPR. Ob diese jetzt aufgrund des Jubiläums eine Veranstaltung zum Gedenken an John Beloff machen wird, weiß ich nicht, angeregt habe ich es jedenfalls. Überdies sind derzeit alle Veranstaltungen aufgrund der SARS-CoV-2 Pandemie mit einem Fragezeichen versehen, in London wie bei uns.

 

Vor zwanzig Jahren, zu seinem 80. Geburtstag, gab es ihm zu Ehren eine eigene Konferenz über sein Lebenswerk; auch eine Festschrift mit einschlägigen Beiträgen ist erschienen (Hrsg. Fiona Steinkamp). Vgl. dazu:

http://www.parapsychologie.ac.at/programm/ss2000/fleck/kpu/beloff/beloff.html

Übrigens ist auf dem Bild rechts unten im Vordergrund Mary Rose Barrington zu sehen (der Rotstich der Bilder ist auf die bengalische Beleuchtung in dem Restaurant zurückzuführen, in dem das Bankett stattgefunden hat).

 

Wie Mary Rose Barrington war auch John Beloff ein Mitglied der Vereinigung „Exit“. Bis ins hohe Alter gesund und rüstig, verstarb er schließlich innerhalb kurzer Zeit an einem Krebsleiden. Seine Leiche hat er dem anatomischen Institut der Universität vermacht; seine Witwe Halla Beloff hat das wie folgt ausgedrückt: „He wanted to die a rational death“.

 

 

9.       Literaturhinweise

 

9.1 Englisch:

 

9.1.1 Signs of Reincarnation

 

James G. Matlock, ein Research Fellow der Parapsychology Foundation in New York, legt unter Mitarbeit von Jeffrey Mishlove (Vorwort) und Michael Nahm (Nachwort) einen nicht allzu starken Band vor, der den Anspruch erhebt, umfassend über Glauben an die Reinkarnation, Fallberichte und Theorie zu informieren. Allein das Literaturverzeichnis umfaßt 50 Seiten; dazu kommt noch für „Neueinsteiger“ ein Glossar wichtiger Termini und ein ausführlicher Index, der das Buch gut aufschließt. Das umfangreiche Literaturverzeichnis läßt erwarten, daß das Thema dem aktuellen Forschungsstand entsprechend gründlich aufgearbeitet ist. Das ist soweit auch der Fall. Der Autor benützt einen konkreten Fallbericht, den er ausführlich und detailreich darstellt (und der auch sehr interessant ist), um in die Thematik einzusteigen. Das nächste Kapitel stellt, von der Antike beginnend, den Glauben an Reinkarnation in den verschiedenen Religionen, Naturreligionen wie auch Hochreligionen, dar; hier gibt es nichts, was man nicht schon anderswo gelesen hätte, aber es ist eine gute und konzise Zusammenfassung. In den weiteren Kapiteln geht es – durchaus kritisch – um Forschungsmethoden (anhand des monumentalen Werks von Ian Stevenson) wie auch um den interpretativen Rahmen. Die beiden nächsten Kapitel handeln über Reinkarnationsfälle im Kindheitsalter. Diese drei genannten Kapitel sind voll von Literaturzitaten verschiedener Fälle und deren diverser Aspekte; es ist gleichsam das ganze Wissen über Reinkarnation hier komprimiert. Dann folgt ein Kapitel über Reinkarnationserinnerungen bei Erwachsenen sowie über „hypnotische Rückführung“. Den Abschluß bildet ein Kapitel, das man als „Theorie“ bezeichnen könnte und das stark weltanschaulich geprägt ist. Unabhängig davon, welche Konzepte man selbst favorisiert, ist festzustellen, daß dieses Kapitel bei weitem nicht auf der Höhe der anderen steht, was sehr bedauerlich ist; freilich ist mir bewußt, daß andere Wissenschaftler meine Kritik nicht teilen. Nahms Nachwort, die Implikationen von Reinkarnationsfällen für die Biologie, ist wieder durchaus interessant.

Das Buch liegt, von der Kindle-Version abgesehen, in zwei Versionen vor, gebunden und broschiert; der Preis der gebundenen Ausgabe, die wohl nur für Bibliotheken gedacht ist, ist mit über einhundert Euro indiskutabel.

James G. Matlock

Signs of Reincarnation

Rowman & Littlefield, Lanham – Boulder – New York – London, 2019

386 Seiten, broschiert, einige Illustrationen, diverse Tabellen

ISBN 9781538124819

¤ 37,65

 

9.1.2 Charles Richet – A Nobel Prize Winning Scientist’s Exploration of Psychic Phenomena

 

Carlos Alvarado ist unbestritten einer der besten Kenner der Geschichte der Parapsychologie. In dem vorliegenden schmalen Bändchen setzt er sich mit Charles Richet auseinander, und zwar ausnahmslos nur mit den parapsychologischen Aspekten von dessen Werk. Richet war nämlich ein umfassender Geist, der sich außer seinem medizinischen Spezialgebiet, der Physiologie – für die Entdeckung der Anaphylaxie erhielt er 1913 den Nobelpreis – und der Parapsychologie noch auf vielen anderen Gebieten betätigte; am meisten fasziniert mich immer die mit den Brüdern Breguet gemeinsam unternommene Konstruktion eines Hubschraubers. Aber das ist nicht das Thema von Alvarados Buch, und auch die Tatsache, daß eine umfassende Kulturgeschichte sowie Theaterstücke und Gedichte (manche davon unter Pseudonym) schrieb, wird nur am Rand erwähnt.

Allgemein bekannt ist, daß Richet einer der wenigen Nicht-Briten war, die zum Präsidenten der Society for Psychic Research gewählt worden sind, daß er das statistische Kalkül in die Parapsychologie eingeführt hat, daß auf ihn der Terminus „Ektoplasma“ zurückgeht (in der deutschsprachigen Parapsychologie sagte man „Teleplasma“), daß er das erste „Lehrbuch“ der Parapsychologie, den berühmten „Traité de Métapsychique“, geschrieben hat und daß er an Materialisationssitzungen teilgenommen hat, die später überaus umstritten waren.

Alvarado stellt in fünf Kapiteln die Entwicklung von Richets Gedanken zur Parapsychologie da, frühere Experimente wie auch theoretische Überlegungen. Dazu kommen noch sechs Appendices, die Detailfragen behandeln. Die umfassende Bibliographie, an der Renaud Evrard – übrigens der derzeitige Präsident der Parapsychological Association – mitgearbeitet hat, unterscheidet zwischen Werken von Richet und Werken über Richet.

Das schmale Bändchen ist überraschend inhaltsreich! Ein wichtiges Buch: für die Heutigen ein Fenster in die Vergangenheit der Parapsychologie anhand der intellektuellen Biographie eines großen Mannes – und wie es sich immer wieder erweist, ist die Vergangenheit keineswegs tot.

Carlos S. Alvarado, PhD

Charles Richet

A Nobel Prize Winning Scientist’s Exploration of Psychic Phenomena

198 Seiten, Paperback

White Crow Books, 2019

ISBN 9871786771117

¤ 26,95

 

 

9.2 Deutsch:

 

9.2.1 Zufall und Wissenschaft Interdisziplinäre Perspektiven

 

Mit diesem Band liegt ein weiterer interessanter Tagungsbericht aus dem Grazer Kriminalmuseum vor, dessen Besprechung ich aber auf den nächsten Newsletter verschiebe, weil dieser ohnehin bereits überlang ist.

Christian Bachhiesl, Stefan Köchel, Sonja Maria Bachhiesl & Bernhard Schrettle (Hrsg.)

Zufall und Wissenschaft
Interdisziplinäre Perspektiven

Velbrück Wissenschaft, Weilerswist, 2019

588 Seiten, broschiert

ISBN 9783958321977

¤ 51,30

 

9.2.2 An den Grenzen unseres Wissens. Von der Faszination des Paranormalen

 

Es handelt sich um die Institutsfestschrift zum 70. Jubiläum des IGPP (vgl. oben Pkt. 5); der starke Band umfaßt in fünf Abschnitten (Physik, Neurowissenschaften, Psychologie, Soziologie und Geschichtswissenschaften) insgesamt 30 Beiträge aus verschiedenen Disziplinen, welche Arbeiten am Institut zur Parapsychologie wie auch zu anderen Grenzfragen darstellen. Der Herausgeber, Prof. Vaitl, ist derzeit der Leiter des Instituts und hatte bis zu seiner Emeritierung den Lehrstuhl für Klinische und Physiologische Psychologie an der Universität Gießen inne, dort war er der Gründer und Direktor des Hirnforschungsinstituts „Bender Institute of Neuroimaging“; außerdem gründete und leitete er den internationalen Forschungsverbund „Veränderte Bewußtseinszustände“.

(Das Buch liegt mir momentan physisch noch nicht vor.)

Dieter Vaitl (Hrsg.)

An den Grenzen unseres Wissens 
Von der Faszination des Paranormalen

Herder GmbH, Freiburg i.Br., 2020

545 Seiten, gebunden

ISBN 9783451387371

¤ 50,–

 

 

10.     Online-Ressourcen:

 

Es scheint, daß auch bei einer Lockerung der gegenwärtigen Restriktionen (Öffnung der Geschäfte in manchen Branchen) die generelle Ausgangsbeschränkung noch weiter anhält. Daher mögen die Links zu einer Reihe von online Ressourcen (gratis Downloads) willkommen sein.

Disclaimer: ein Eintrag in der untenstehenden Liste bedeutet nicht, daß ich mich notwendigerweise mit den vertretenen Ansichten identifizieren würde.

 

10.1 Audio

 

Im Newsletter N° 30 wurde unter Pkt. 2.3 das Album mit drei CDs „Okkulte Stimmen / Mediale Musik – Recordings of unseen Intelligences 1905-2007“, vorgestellt, publiziert von Thomas Knoefel und Andreas Fischer unter Mitarbeit von Melvyn Willin, erschienen 2007 bei supposé <http://www.suppose.de/texte/okkult.html>.

Dies ist nun on-line zugänglich: <http://ubu.com/sound/occult.html>. 

Thomas Knoefel ist, wie erinnerlich, auch der Autor des Buches „Okkultes Brevier“ (vgl. Newsletter N° 74, Pkt. 6.3)

Es ergeben sich Bezüge zu einzelnen unserer Vorträge, z.B. Wilfried Kugels Ausführungen über Hanussen („Die hellsehende Schallplatte“) im vorigen Semester oder zum Thema Besessenheit und Exorzismus, das heuer im Juni am Programm steht (der Fall der Anneliese Michel).

 

10.2 Online Parapsychology Lectures (ParaMOOC 2020)

 

Von Jänner bis März 2020 hat wieder ein ParaMOOC (MOOC = Massive Open Online Course), wie auch bisher in englischer Sprache, stattgefunden. Die Präsentationen der einzelnen Referenten sollten in Kürze auf Parapsychology Online abrufbar sein. Das Archiv wird die Jahre 2015 bis 2020 umfassen und alle, die sich jemals registriert hatten, werden Zugriff auf die gesamten archivierten Daten erhalten. ParaMOOC2021 soll dann Mitte Jänner 2021 starten und als Schwerpunkt „Geister“ und „Spuk“ – sowohl orts- wie personengebundenen – haben. Auch jene, die sich für ParaMOOC2021 registrieren, werden Zugang auf das genannte Archiv seit 2015 haben.

 

Parapsychology Online:

http://parapsychologyonline.org/

https://www.youtube.com/user/ParapsychologyOnline  

 

ParaMOOC playlist:

https://www.youtube.com/playlist?list=PLFuPOenrQTk46R92OxcQbarisOBteQfKg

 

 

10.3 Bücher & Zeitschriften:  

 

10.3.1 In deutscher Sprache

 

IGPP/UB Freiburg

Digitalisierte historische Zeitschriften aus dem Bestand des IGPP können von der Website der Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. heruntergeladen werden. Übersicht über den Bestand:

https://www.ub.uni-freiburg.de/recherche/digitale-bibliothek/freiburger-historische-bestaende/parapsychologie/

 

Archive.Org

https://archive.org/

Während hier die englischsprachigen Werke in der Majorität sind, findet man auch viel deutsche Literatur, naturgemäß vor allem ältere, klassische Werke. Download in verschiedenen Formaten möglich, z.B. als PDF oder für Kindle etc. Es gibt keine Liste, sondern ein Feld zur Eingabe eines Suchbegriffs.

Beispiel:

Eingabe „reichenbach od“

Ergebnisse:

Aphorismen über Sensitivität und Od

https://archive.org/download/b21690108/b21690108.pdf

alternativer Scan:

https://archive.org/download/bub_gb_6Ig5AAAAcAAJ/bub_gb_6Ig5AAAAcAAJ.pdf

sowie

Die Pflanzenwelt in ihren Beziehungen zur Sensitivität und zum Ode

https://archive.org/download/bub_gb_VdQbAAAAIAAJ/bub_gb_VdQbAAAAIAAJ.pdf

Die Eingabe soll spezifisch sein, z.B. Begriffe aus dem Titel enthalten, „reichenbach dynamide“, dann erhält man beide Bände.

 

Anderes Beispiel: bei der Suche nach „Charles Richet“ erhält man neben vielen französischen Werken auch den von Schrenck-Notzing deutsch herausgegebenen Band „Experimentelle Studien auf dem Gebiete der Gedankenübertragung und des sogenannten Hellsehens“
https://archive.org/download/b21444997/b21444997.pdf

 

10.3.2 Auf Englisch

 

Naturgemäß ist die englische Literatur viel reicher, erstens haben die Themen eine längere Tradition und zweitens ist die anglophone Population weit größer.

Die folgende Liste von Büchern, die zumeist auch auf archive.org zurückgreift, verdanke ich Carlos Alvarado.

 

Barrett, W. F. (1911). Psychical research. New York: Holt.

http://www.archive.org/details/psychicalresearc00barruoft  

 

Barrett, W. F. (1917). On the threshold of the unseen (2nd rev. ed.). London: Kegan Paul, Trench, Trubner. 

http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015063546611

 

Carrington, Hereward (1919). Modern Psychical Phenomena. New York: Dodd, Mead.

https://archive.org/details/modernpsychical00carrgoog/page/n13/mode/2up  

 

Flournoy Théodore (1911). Spiritism and Psychology. New York: Harper & Brothers.

https://archive.org/details/spiritismpsychol00flourich/page/n6/mode/2up  

 

Hyslop, James H. (1919). Contact with the Other World. New York: Century.

https://archive.org/details/contactwithother01hysl/page/n10/mode/2up  

 

Joire, P. (1916). Psychical and supernormal phenomena. London: Rider.

http://hdl.handle.net/2027/coo1.ark:/13960/t7np2nc02  

 

Lambert, H. C. (1928). General survey of psychic phenomena. New York: The Knickerbocker Press.

http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015073174735  

 

Lombroso, Cesare (1909). After Death--What? Boston: Small, Maynard.

https://archive.org/details/afterdeathwhat00lomb/page/n6/mode/2up  

 

Maxwell, Joseph (1905). Metapsychical Phenomena. London: Duckworth.

https://archive.org/details/metapsychicalph01richgoog/page/n6/mode/2up  

 

Podmore, Frank (1894). Apparitions and Thought-Transference. London: Walter Scott. 

https://archive.org/details/in.ernet.dli.2015.102214/page/n10/mode/2up  

 

Podmore, Frank (1897). Studies in psychical research. New York: G.P. Putnam’s Sons.

https://archive.org/details/studiesinpsychi02podmgoog/page/n5/mode/2up  

 

Podmore, Frank (1908). The naturalisation of the supernatural. New York: G.P. Putnam‘s Sons.

http://books.google.com/books?id=Y6hZAAAAMAAJ&printsec=frontcover&dq=podmore+1908&as_brr=1&cd=3#v=onepage&q=&f=false  

 

Richet, Charles (1923). Thirty years of psychical research. New York: Macmillan.

https://archive.org/details/30YearsRichet/page/n2/mode/2up  

 

Wright, G. E. (1920). Practical views on psychic phenomena. New York: Harcourt, Brace & Howe.

http://www.archive.org/details/practicalviewso00wriggoog

 

Siehe ferner The Online Books Page

 

Suchbegriff Parapsychology:

https://onlinebooks.library.upenn.edu/webbin/book//browse?type=lcsubc&key=parapsychology

 

Suchbegriff Spiritualism:

https://onlinebooks.library.upenn.edu/webbin/book//browse?type=lcsubc&key=Spiritualism

 


10.4 Videos (auf YouTube)  

 

„Eine Reise in meine besondere Welt: Die Silvio-Protokolle“

„Unerklärte Wechselwirkung zwischen Geist und Materie.

Hundert Experimente mit dem Psychokinese-Medium Silvio von 1974 bis 1987.

(Auszüge aus der Gesamtdokumentation)“

http://www.silvio.wirzroland.ch/silvio_protokolle.html

Roland Wirz dokumentiert auf dieser umfangreichen Website nicht nur zahlreiche Beobachtungen spontaner Phänomene des Schweizer Psychokinese-Mediums (vulgo Gabelbieger) Silvio Maier, sondern insbesondere die experimentellen Untersuchungen, die von Bernhard Wälti (†) und anderen durchgeführt worden sind. Auch heute, Jahrzehnte später, noch sehr sehenswert!

 

Society for Psychical Research:

https://www.youtube.com/channel/UCcov4AyZtt5yd8Avtj3AjXA

 

Parapsychological Association:

https://www.youtube.com/channel/UCs3rgEjohpmCPSWZA2k661Q  

 

Parapsychology Foundation:

https://www.youtube.com/channel/UCKx9X_6Ek5JynhJYtiH_HQA  

 

New Thinking Allowed:

https://www.youtube.com/channel/UCFk448YbGITLnzplK7jwNcw  

 

Rhine Research Center:  

https://www.youtube.com/user/RhineResearchCenter  

 

Metascience Foundation:

https://www.youtube.com/channel/UC4nzm83THRJ-jTy_-0KJoaw

insbesondere die Documentaries by Dr. Keith Parsons

https://www.youtube.com/playlist?list=PLLB-82YMhiPFPKSm2Ke69aK0DKTftpvo0  

 

Society for Scientific Exploration:

https://www.youtube.com/user/TheSSEChannel  

 

IONS:

https://www.youtube.com/user/thenoeticsciences   

 

ECR - Existential Consciousness Research Institute

Videos teilweise englisch, teilweise deutsch

https://www.youtube.com/channel/UCnRKmHyQefzEYrvUeOsf1Gg/videos  

 

Historisches Material:

Embassy of the Free Mind (Ritman Library, Bibliotheca Philosophica Hermetica)

https://www.youtube.com/channel/UCDiIP9YyTduTvsiPMzN0VCg

 

Eine Reihe von Persönlichkeiten ist auf verschiedenen youtube-Kanälen zu finden, man muß daher nach dem Namen suchen, beispielsweise

Walter von Lucadou (deutsch)

Charles Tart (englisch)

Russell Targ (englisch)

Stanley Krippner (englisch)

Dean Radin (englisch)

Stephen Braude (englisch)

Es sei angemerkt, daß sowohl Stanley Krippner wie auch Walter von Lucadou bei uns bereits mehrfach vorgetragen haben.

 

 

11.     Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

 

11.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):          

Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

11.2  Erscheinungsweise:

Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

11.3  Datenschutz:

Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die Erklärung zu Datenschutz und
-verarbeitung in der ÖGPP

11.4  Sprachliches:

Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).     

11.5  Kommentare und Anregungen:           

Bitte an newsletter@parapsychologie.ac.at.                

11.6  Newsletter-Archiv:  

Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz archiviert und können dort jederzeit nachgelesen werden.           

 

 

Aus aktuellem Anlaß: bleiben Sie gesund!

FROHE OSTERN!

 

 

Prof. Peter Mulacz     
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie

 

 

 


 

[1] Auch große Votivbauten – Kirchen – wurden im Kontext von Pest-Gelübden errichtet, so z.B. Santa Maria della Salute in Venedig und in Wien die Karlskirche.

[2] Die Legende vom allezeit fröhlichen Musiker, der auch in der Pestgruppe von einer Infektion verschont geblieben ist, mag insofern einen wahren Kern haben, als bekanntlich die Immunlage u.a. auch von der Affektlage abhängt. 

[3] In der Folge mit MRB abgekürzt.

[4] Tätig mit Sitz in London, UK, seit der Gründung im Jahr 1882, Internet-Präsenz https://www.spr.ac.uk/.

[5] Das IMI feierte 2019 sein 100-jähriges Bestehen; deswegen war auch gerade Paris als Ort für die PA-Convention 2019 festgelegt worden. – Internet-Präsenz des IMI: https://www.metapsychique.org/; englischer Text https://www.metapsychique.org/english-presentation-of-imi/.

[6] Eine kleine Ausstellung dieser Objekte wurde, gemeinsam mit weiteren parapsychologischen Memorabilia, anläßlich der PA-Convention 2019 in einer Pariser Galerie gezeigt; Bilder davon werden in meinem Vortrag „Paris ist eine Reise wert …“ (vgl. Pkt. 2 oben) zu sehen sein, wann immer dieser stattfinden kann. – Die Diskussion der „Echtheit“ oder „trickhaften Genese“ würde hier zu weit führen.

[7] Vgl. Wiesner & Thouless. Diese beiden Autoren haben, um umgangssprachlich belastete Begriffe zu vermeiden, nicht nur den Terminus „psi“ (ψ ) eingeführt, sondern auch weitere Symbole, die mit griechischen Buchstaben gekennzeichnet sind; so steht der Buchstabe gamma (γ ) für passiv, rezeptiv, während kappa (κ ) für aktiv steht. Statt Psychokinese kann man also psiκ sagen, und psiγ bedeutet dann Außersinnliche Erfahrung – aber mit einer gewissen Modifikation, je nachdem, wo man die Aktivität vermutet. So lassen sich – zumindest als theoretisches Konstrukt – γ-Telepathie und κ-Telepathie voneinander unterscheiden, wobei man als (nicht ganz passende) Verdeutlichung die γ-Telepathie als „Gedankenlesen“ und die κ-Telepathie als „Gedankensenden“ versteht. (Übrigens war Bert(h)old Wiesner ein geborener Österreicher, der bereits 1926 nach Schottland auswanderte.)

[8] JOTT = Just One of Those Things.

[9] Der bekannteste und in der Literatur viel diskutierte Fall dieser Art ist der von den beiden englischen Damen, die sich bei einem Besuch von Versailles um zwei Jahrhunderte zurück versetzt gefühlt haben. Die Diskussion dieser subjektiven Erfahrungen würde hier zu weit führen.

[10] Vgl. die kurzen Erwähnungen im Newsletter N° 74, Pkt. 6.6).

[11] Das war damals in Großbritannien keine akademische Ausbildung, sondern ein Lehrberuf.

[12] Aufgrund der Unterschiedlichkeit des britischen Rechtssystems von unserem gibt es für diese Termini keine adäquate deutsche Übersetzung. Dem Barrister ist das Auftreten vor höheren Gerichten vorbehalten; es ist nicht möglich, zugleich Barrister und Solicitor zu sein, eine der beiden Tätigkeiten muß bei einem Wechsel zurückgelegt werden.

[13] Bezug auf: Susan Blackmore, „Why I must give up psychical research“, Vortrag Herbst 1998 vor der SPR, vgl. auch http://www.susanblackmore.uk/chapters/why-i-have-given-up/.

 

 


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Newsletter N° 75 — Wien,  20. Dezember 2019

 

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie!
 

 
INHALT:

 
1. Vortragsprogramm Rückblick und Ausblick  
2. Joint PA/SEE meeting
3. Literaturhinweise
4. Spam e-mails mit ÖGPP-Absender
5. Mitgliedsbeiträge
6. Anläßlich der kommenden Feiertage …
7. Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP               

 

Üblicherweise ist jener Newsletter, der vor den Feiertagen bzw. vor dem Jahreswechsel zum Versand kommt, relativ kurz, hat sich doch in den bloß zwei Monaten seit dem letzten Newsletter nicht viel ereignet.          

 

1.  Vortragsprogramm – Rückblick und Ausblick

1.1 Rückblick

Drei Referenten – vier Vorträge. Die Highlights waren wohl einerseits die beiden Vorträge von Wilfried Kugel wie andererseits das Referat von Walter von Lucadou.

Dr. Wilfried Kugel sprach über das Thema »Der „Hellseher“ Erik Jan Hanussen und das Dritte Reich« und zwar zunächst über Hanussens sensationelle Vorführungen in Berlin 1930–1933 und im zweiten Teil über den „Propheten des Dritten Reichs“ und seinen Untergang, wobei er ein breit angelegtes, ungemein detailreiches Bild dieser Zeit – nebst natürlich den para­psycho­logischen Bezügen – entwarf. Ein Exposé zu diesem Vortrag habe ich im vorigen Newsletter (Pkt. 1) gebracht und will mich hier nicht wiederholen. Allerdings sei nochmals auf das WDR-Interview mit unserem Referenten hingewiesen, abrufbar unter  
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/zeitzeichen/audio-erik-jan-hanussen-hellseher-todestag--102.html, sowie auf den Link zur „Pressetext“-Aussendung, der das oben genannte Exposé im Newsletter zugrundeliegt:
https://www.pressetext.com/news/-der-hellseher-erik-jan-hanussen-und-das-dritte-reich-.html.   

DDr. Walter von Lucadou – bekanntlich sowohl Physiker wie auch Psychologe – hat in seinem Vortrag mit dem zunächst überraschenden Titel „Man muß die Schafe an den Flüssen tränken“ ein neues experimentelles Paradigma für die Parapsychologie und andere Humanwissenschaften beschrieben. Auch zu diesem Vortrag gibt es im vorigen Newsletter (Pkt. 1) ein ausführliches Exposé. Nachgetragen sei hier eine kurze authentische Zusammenfassung von seiten des Referenten:

In der Parapsychologie wird üblicherweise so vorgegangen, dass „alle wissenschaftlich bekannten (kausalen) Einflüsse und/oder Wirkungen“ experimentell ausgeschlossen werden müssen. Obwohl dies immer wieder in erstaunlicher (signifikanter) Weise gelungen ist, zeigen die experimentellen Resultate bei Wiederholungs-Experimenten Decline- oder Displacement-Effekte.
Die „Verallgemeinerte Quantentheorie (VQT)“ geht davon aus, dass es sich bei „Psi“ um Verschränkungszusammenhänge handelt, für die das Non-Transmission (NT)-Axiom gilt. Es besagt, dass Verschränkungskorrelationen instabil werden, wenn man sie wie kausale Einflüsse experimentell operationalisiert. Die Korrelationsmatrix-Methoden CMM und CPM versuchen, diesem Umstand Rechnung zu tragen. Dabei erscheint es aber wenig sinnvoll, kausale Zusammenhänge im Experiment vollständig abzuschirmen. Diese bieten den Verschränkungskorrelationen die Möglichkeit, sich „in ihrer Nähe anzulagern“. So könnten sich die Parapsychologie und die „Main­stream Psychologie“ ein Stück näher kommen, weil es umgekehrt auch dort nicht sinnvoll ist, Verschränkungszusammenhänge zu ignorieren.

Wenn der Vortrag auch auf Experimente zur Mikro-Psychokinese fokussiert hat, so lassen sich daraus auch wertvolle Schlüsse für andere Phänomenbereiche ziehen. Es erscheint nicht nur die bekannte Elusivität von „Psi“ als eine intrinsische Eigenschaft dieser Phänomene, sondern die Interpretation, daß kausale Korrelationen die Verschränkungskorrelationen gleichsam stabilisieren, scheint sehr fruchtbar, und dies nicht nur im Bereich der Mikro-Psychokinese, sondern auch in anderen Phänomenbereichen. Die kausalen Effekte, so möchte ich es mit einer Metapher ausdrücken, haben hier eine Funktion analog der von Kondensations- oder Kristallisationskernen, wo sich dann jeweils die betreffenden Substanzen „anlagern“ können. Diese Metapher, die Anlagerung psychischer Phänomene aneinander mit dem Vorgang des Ankristallisierens zu vergleichen, habe ich schon vor Jahren in einem Buchbeitrag über den Spiritismus verwendet. Wenn Walter von Lucadou sagt, es sei wenig sinnvoll, kausale Zusammenhänge im Experiment vollständig abzuschirmen, so gilt dies mutatis mutandis auch für Spontanphänomene, zum Beispiel Spukvorgänge, bei denen kausal zu erklärende Effekte ohnehin kaum jemals ausgeschlossen werden können; darüber hinaus erscheint es durchaus sinnvoll, gewisse Experimente bewußt mit „normalen“, kausalen
Effekten sozusagen zu impfen bzw. sie mit solchen überhaupt zu starten, wie dies Kenneth Batcheldor in seinen „Sitter Groups“ getan hat, man vergleiche dazu auch den DIY-ghost „Philip“ in dem populären Buch von Iris Owen „Eine Gruppe erzeugt Philip. Das Abenteuer einer kollektiven Geistbeschwörung“.

Die auf PDF umformatierten Folien des – seiner Natur nach etwas abstrakten – Vortrags von Walter von Lucadou sind unter folgendem Link abrufbar:       http://parapsychologie.ac.at/programm/ws201920/von_Lucadou/von_Lucadou_Wien_2019.pdf.


1.2 Ausblick:  

Als letzter Vortrag im Wintersemester steht zunächst am 20. Jänner das Referat von Roland Girtler – weithin bekannt als „der Soziologe mit dem Fahrrad“ (und neuerdings auch „Kronen-Zeitung“-Kolumnist) – am Programm, der über den Volksglauben in der bäuerlichen Bevölkerung, Spukgeschichten und Medizinzauber sprechen wird, also ein Themenkomplex an der Schnittstelle von Parapsychologie, Volkskunde (europäische Ethnologie) und Soziologie bestimmter Gruppen der Bevölkerung.    

Was die Vorträge im Sommersemester betrifft, so befindet sich eine Reihe interessanter Themen im Talon, aber das Programm ist noch nicht finalisiert. Ein Fixpunkt ist derzeit bloß mein eigenes Referat „Paris ist eine Reise wert …“, welches die Jahrestagung 2019 der Parapsychological Association (PA) in Paris zusammenfassen wird.

Das neue Programm wird rechtzeitig gegen Ende der Semesterferien veröffentlicht und un­seren Mitgliedern bzw. Interessenten per Post zugesandt werden; wie immer ist es auch auf unserer Website unter „Vortragsprogramm“ zugänglich. Überdies erscheint noch rechtzeitig vor Beginn der Vorträge im Sommersemester der nächste Newsletter, der, wie gewohnt, die Vorträge auch kurz charakterisieren wird. 

 

2.  Joint PA/SEE meeting  

Die nächste Jahrestagung der PA wird wieder einmal eine gemeinsame Tagung mit einer anderen wissenschaftlichen Gesellschaft sein, mit der es thematische Überschneidungen gibt; diesmal ist es wieder die Society for Scientific Exploration (SSE). Diese Veranstaltung (beworben mit dem Slogan „2020 Vision – Looking Forward – Experience, Experiments and Beyond“) findet vom 16.19. Juni 2020 in Durham, NC statt; Tagungsort ist das Hilton Durham Hotel und als Gastgeber fungiert das Rhine Research Center (RRC).          
Das RRC setzt die Tradition fort, die der große (freilich nicht unumstrittene)
J. B. Rhine um 1930 zunächst mit Kartenexperimenten an der Duke University in Durham, NC begründet hat; 1935 wurde dort das „Duke Parapsychology Lab“ etabliert; nach seiner Emeritierung im Jahr 1965 gründete Rhine das private Forschungsinstitut „Foundation for the Research into the Nature of Man“ (FRNM); dreißig Jahre später wurde die FRNM in RRC umbenannt. Auf Rhine geht (1937) die Gründung des Journal of Parapsychology zurück; er war es auch, der 1957 die Initiative zur Gründung der PA gehabt hat.
Eine
erste Ankündigung der gemeinsamen Veranstaltung 2020 von PA und SSE findet sich auf der PA Website, nähere Details (Programm etc.) werden folgen, sobald verfügbar. 

 

3.  Literaturhinweise

Diesmal zufälligerweise ausschließlich Werke in Englisch.

 

3.1 PA Book Award  

Die PA zeichnet jährlich bemerkenswerte Bücher aus; im Jahr 2019 haben folgende beiden Bücher den PA Book Award gewonnen:

3.1.1
Legitimacy of Unbelief: The Collected Papers of Piet Hein Hoebens
Herausgegeben von Gerd H. Hövelmann † und Hans Michels

Der früh verstorbene niederländische Journalist Piet Hein Hoebens (1948—1984) war ein Mitglied des Committee for Skeptical Inquiry und ein Mitarbeiter der von Mario Truzzi gegründeten „skeptischen“ Zeitschrift „Zetetic Scholar“, die sich nicht nur mit Parapsychologie beschäftigte, sondern auch mit weiteren unorthodoxen Problembereichen, wobei die Abgrenzung zwischen „Anomalistik“ und „Fortean Studies“ schwierig ist. Im deutschen Sprachraum ist Houbens 1980 mit seinem Aufsatz „Vom Lob der Genauigkeit in der Parapsychologie“ in der von Hans Bender gegründeten und herausgegebenen „Zeitschrift für Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie“ bekannt geworden, der vor allem W. H. C. Tenhaeff kritisiert, wobei er gewisse Inkongruenzen in Tenhaeffs Berichterstattung, auf die ich bereits 1979 aufmerksam gemacht hatte, als insignifikant abtut und vielmehr eine globale Kritik an Tenhaeffs Methodologie in Anwendung bringt.    
Sofern es sich nicht um aprioristische Fundamentalgegner der Parapsychologie handelt (was leider in der Mehrzahl der Fälle gegeben ist), ist die Rolle der Skeptiker grundsätzlich – obwohl nicht immer angenehm – als ein fermentatives Element und als oft notwendiges Korrektiv durchaus positiv zu sehen. Insofern ist es auch gut verständlich, daß die PA ein vordergründig „skeptisches“ Werk mit ihrem heurigen Buchpreis ausgezeichnet hat; darüber hinaus zeichnet Houbens ohnehin in gut ausbalancierter Weise ein nuanciertes und komplexes Bild der Forschungstätigkeiten von Parapsychologen und lobt deren Engagement, während er mit voreingenommen und engstirnigen Skeptikern hart ins Gericht geht.      
Der Band umfaßt mehr als vierzig Aufsätze Houbens‘, freilich mit einem gewisse Schwerpunkt auf der europäischen Parapsychologie, insbesondere der Niederlande (Tenhaeff; Hurkos, Croiset) und ist mit editorischen Kommentaren versehen, um die einzelnen Aufsätze in einen entsprechenden thematischen sowie wissenschafts- bzw. diskursgeschichtlichen Kontext zu positionieren.      
Es ist nur sehr bedauerlich, daß Gerd Hövelmann das Erscheinen dieser Gesammelten Aufsätze im Druck nicht mehr hat erleben können.  
 

Hövelmann, Gerd H. and Hans Michels (Ed.)
Legitimacy of Unbelief:         
The Collected Papers of Piet Hein Hoebens         

Reihe: Perspektiven der Anomalistik, Vol. 4

Brosch., 466 Seiten  

2017 Lit-Verlag Berlin-Münster-Wien-Zürich-London 
978-364390-855-1

¤/CHF 49,90

 

3.1.2
Our Secret Powers: Telepathy, Clairvoyance and Precognition        
By Terje G. Simonsen

Das zweite Buch, das heuer mit dem PA Buchpreis ausgezeichnet worden ist; die PA bezeichnet es gemäß dem Untertitel als „A Short History of (Nearly) Everything Paranormal“ und lobt den weiten Horizont und die vielen unterschiedlichen Aspekte des Paranormalen sowie die Ausgewogenheit der Darstellung der Positionen der „Gläubigen“ und der „Skeptiker“.

Das Buch liegt mir derzeit nicht vor, ich kann also dazu keine eigene Beurteilung abgeben.

 

Terje G. Simonsen     
Our Secret Powers: Telepathy, Clairvoyance and Precognition.       
A Short History of (Nearly) Everything Paranormal          
TB, 528 Seiten
2018 Pari Publishing  
ISBN 978-889560-433-6        
¤ 16,99            

 

 

3.2
Signs of Reincarnation           
Exploring Beliefs, Cases, and Theory             
James G. Matlock

Das ist ein wichtiges Buch – nicht etwa, weil es viel Neues enthielte, sondern, weil es, komprimiert in einem mäßig starken Band, in übersichtlicher Form die empirischen Resultate sowie die theoretischen Interpretationen so gut wie aller Wissenschaftler, die auf dem Gebiet der Reinkarnation selbst Feldforschung betrieben bzw. die Forschungsergebnisse von Kollegen kompiliert haben, zur Darstellung bringt. Das Buch bringt einen interessanten Fallbericht als Einstieg – ein Kind, das Aussagen macht, welche zum Leben eines Mädchens passen, das im Zuge eines Flugzeugabsturzes am Boden einen vorzeitigen Tod erlitten hat. Das andere Ende des Buches stellt ein Nachwort „Implications of Reincarnation Cases for Bio­logy“ von Michael Nahm (einem Biologen, der seit einiger Zeit am IGPP tätig ist) dar, gefolgt von einem Anhang zur Terminologie sowie einem Literaturverzeichnis von nicht weniger als fünfzig Seiten Umfang und einem ausführlichen Index. Was zwischen dem Eingangskapitel und dem Nachwort steht, ist, abgesehen von einem Abschnitt über die Ideengeschichte der Reinkarnation in Ost und West, dadurch charakterisiert, daß die Details der besprochenen Fälle zwar breit dargestellt werden, die Fälle selbst jedoch nur referenziert und nicht ausgeführt sind. Das ist, je nach Vorkenntnissen des Lesers, ein Vorteil oder auch ein Nachteil; wer sich bereits näher mit der Thematik befaßt hat, wird froh sein, gewisse Schilderungen nicht zum x-ten Mal lesen zu müssen, und für wen alles Neuland ist, der ist mit dem ausführlichen Literaturverzeichnis gut bedient. Die Gelehrsamkeit des Verfassers, der auf jeder Seite unzählige Literaturstellen zitiert, ist überaus beeindruckend. Außerdem fällt positiv auf – was bei einem US-amerikanischen Autor selten ist – daß auch Literatur berücksichtigt wird, die nicht in englischer Sprache verfaßt ist.

Nicht so beeindruckt bin ich von der Darstellung der theoretischen Problematik, die hinter dem Konzept der Reinkarnation steht; mit anderen Worten geht es bei der Reinkarnation (wie überhaupt in der Parapsychologie) essentiell um das Leib-Seele-Problem, und hier finde ich mich in diesem Werk mit einem traditionellen Ansatz konfrontiert, ohne daß nur irgend ein Versuch einer wirklich kritischen Analyse desselben oder einer alternativen Interpreta­tion gemacht wird.          

In seinem Vorwort weist Jeffrey Mishlove auf seine Hypothese der „Archetypical Synchronistic Resonance“ (ASR) hin, die er aber im Kontext der Reinkarnationsforschung nicht mehr bevorzugt. Wichtiger als dieses Für und Wider scheint mir die Person des Vorwortschreibers zu sein: Jeffrey Mishlove ist der Moderator der Video-Reihe „thinking allowed“ auf youtube, in der er (fast) alle relevanten Persönlichkeiten im Bereich von Parapsychologie und Grenzgebieten der Psychologie interviewt, wodurch er aus erster Hand die Vielfalt der gedanklichen Konzepte kennengelernt hat und sehr wohl auch beurteilen kann, für welches Buch ein Vorwort zu schreiben er bereit ist.

Im deskriptiven Bereich liegt mit diesem Band also ein umfassendes Kompendium vor, das geradezu eine ganze Bibliothek von Detailarbeiten ersetzt; im theoretischen Bereich finde ich (natürlich subjektiv) die Durchdringung des Gegenstandes unbefriedigend.

 

James G. Matlock       

Signs of Reincarnation          

Exploring Beliefs, Cases and Theory
Foreword by Jeffrey Mishlove           
Brosch., 386 Seiten    

2019 Rowman and Littlefield, Lanham, Boulder, New York, London           
ISBN 978-153812-479-6         
¤ 33,10

 

 

4.     Spam e-mails mit ÖGPP als Absender

 

Neuerdings kursieren e-mails mit „ÖGPP“ als Absendername (allerdings mit einer anderen, unbekannten Absender-Adresse aus Japan), die auch im Text prominent unsere e-mail-Adresse „office@parapsychologie.ac.at“ beinhalten. Der Inhalt ist eine Webekampagne für Greta Thun­berg; eine Datei im Word-Format ist als attachment angehängt (die ich gar nicht aufgemacht habe; ich empfehle auch nicht, dies ohne vorherigen Viren-Check zu tun).  
Wer also nicht genau hinschaut (nämlich auf die e-mail-Adresse des Absenders) und bloß den Absendernamen registriert, mag den Eindruck erhalten, daß sich die ÖGPP für Greta Thunberg stark machen würden. Dies ist nicht der Fall. 

 

 

5.     Mitgliedsbeiträge

 

Trotz meiner Erinnerung im letzten Newsletter muß festgestellt werden, daß die Zahlungsmoral unserer Mitglieder leider sehr zu wünschen übrig läßt.    
Ich darf nochmals daran erinnern, daß ein Zahlungsverzug von drei Jahren automatisch zum Ausschluß führt.

 

 

6.     Anläßlich der kommenden Feiertage …

… wünschen wir allen Mitgliedern und Freunden unserer Gesellschaft ein frohes Fest und alles Gute für ein glückliches Jahr 2020.  

Auf ein erfreuliches Wiedersehen beim Girtler-Vortrag!

 

 

7.     Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

 

7.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):          
Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

7.2  Erscheinungsweise:
Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den
Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

7.3  Datenschutz:
Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die
Erklärung zu Datenschutz und
-verarbeitung in der ÖGPP

7.4  Sprachliches:
Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).     

7.5  Kommentare und Anregungen:              
Bitte an newsletter@parapsychologie.ac.at.                

7.6  Newsletter-Archiv:    
Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz archiviert und können dort jederzeit nachgelesen werden.           

 

 

Prof. Peter Mulacz
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie

 

 


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Newsletter N° 74 — Wien,  13. Oktober 2019
 

 
INHALT:

 
1. Vortragsprogramm

2. Rückblick auf die PA-Konferenz in Paris

3. John Björkhem Memorial Foundation

4.  American Society for Psychical Research

5. Umfrage zum „Glauben an Übersinnliches“

6. Literaturhinweise

7. Mitgliedsbeiträge

8. Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP 

 
 

1.  Vortragsprogramm für das Wintersemester 2019/20

Montag,
14. Oktober 2019

Prof. i. R. Dr. habil. Peter Dinzelbacher, Salzburg:

VISION UND MAGIE
Eine Studie zu religiöser Erfahrung im europäischen Mittelalter

 

Montag,
4. November 2019 

Dr. Wilfried Kugel, Berlin:

»DER „HELLSEHER“ ERIK JAN HANUSSEN UND DAS DRITTE REICH« (Teil 1)
Hanussens sensationelle Vorführungen in Berlin 1930–1933

 
Dienstag,
5. November 2019

Dr. Wilfried Kugel, Berlin:

»DER „HELLSEHER“ ERIK JAN HANUSSEN UND DAS DRITTE REICH« (Teil 2)
Der „Prophet des Dritten Reichs“ und sein Untergang

 

Montag,
25. November 2019

DDr. Walter von Lucadou, Freiburg i. Br.:

MAN MUSS DIE SCHAFE AN DEN FLÜSSEN TRÄNKEN

Ein neues experimentelles Paradigma für die Parapsychologie und andere Human­wissenschaften

 

Montag,
20. Jänner 2020

a. o. Univ.-Prof. i. R. Dr. Roland Girtler, Wien:

Das „Übersinnliche“ im Erleben der bäuerlichen Bevölkerung

Von Volksglauben, Spukgeschichten und Medizinzauber

 

Wie immer ein paar Worte zu den einzelnen Vorträgen:

 

Peter Dinzelbacher, ein ausgewiesener Mediävist (der auch schon mehrfach bei uns referiert hat), fokussiert bei der Betrachtung der Phänomene „Vision und Magie“ natürlich auf das Mittelalter, in dessen religiösen Kultur Visionen eine viel größere Rolle spielten, als in allen früheren oder folgenden Epochen. Sie traten in den verschiedensten Lebensbereichen auf, darunter bisher noch kaum beachtete: Ein Magier schafft sich seine eigene Welt aus visionär eingegebenen Ritualen, Zauberer werden visionär entlarvt, das Wesen der Nekromantie basiert auf Totenerscheinungen, die Gesichte der Hexen und der Besessenen zeichnen eine Gegenwelt voller Dämonen. Um diese Phänomene zu verstehen, ist ein psychologischer Zugang unabdingbar: Inwieweit lassen sich auf die mittelalterlichen Visionen moderne Studien zur Halluzination anwenden? Sind Visionen generell als Krankheitssymptome zu verstehen und differieren mittelalterliche und moderne Psychen? Daraus ergibt sich weiterführend auch die spannende Frage, ob sich – bezogen auf die subjektiv erlebten Grenzerfahrungen – die Menschen des Mittelalters von den heutigen Menschen unterscheiden oder nicht. Wie wurden und wie werden Visionäre im Urteil der Zeitgenossen rezipiert? Der Vortrag ist gleichsam ein Konterpart zu seinem früheren über „Vision und Halluzination“.   
Übrigens ist gerade auch das gleichnamige Buch unseres Referenten erschienen (vgl. Pkt. 6.2).

 

Seit Wilfried Kugel vor fast einem Vierteljahrhundert sein Buch über den weltberühmten jüdischen „Hellseher“ Hanussen, der eigentlich Hermann Steinschneider hieß, herausgebracht hat, hat er viele neue Dokumente aufgefunden. Sein zweiteiliger Vortragszyklus basiert auf dem neusten Forschungsstand von 2019; es werden neben vielen Photos auch Filmausschnitte gezeigt und Tondokumente vorgeführt. Ausgehend vom Sensationsprozeß in Leitmeritz 1928–1930 und einem Überblick über die Sensations-Inszenierungen des Mentalisten ab 1930 in Berlin wird dessen zunehmende Hinwendung zum Nationalsozialismus nachgezeichnet.

Der erste Vortrag des Zyklus behandelt Hanussens sensationelle Vorführungen in Berlin 1930–1933. Nach Vorführungen im Gerichtssaal sprach das Kreisgericht Leitmeritz am 27. Mai 1930 Hanussen vom Vorwurf des Betrugs frei, wobei das Gericht offen ließ, ob Hanussen über hellseherische Fähigkeiten verfügt. Über die Sensation berichten viele Zeitungen, u.a. die New York Times. Hanussen ging nun nach Berlin. Hier füllte er sowohl Veranstaltungssäle wie auch die Spalten illustrierter Zeitschriften und faszinierte das Publikum mit nie zuvor dagewesenen Sensationen, er:
 -  macht Börsenvoraussagen
 - schildert eine Reise von Berlin-Zentrum nach New York-Zentrum im Jahre 2500, beschreibt der Handlung des nächsten, bisher ungedrehten Chaplin-Films (beides wurde mitstenographiert)
 -  diktiert einen Zukunftsroman „S.O.S.“, was akustisch aufgezeichnet wurde
 -  tritt weltweit erstmals in einer live im Rundfunk übertragenen Hellseh-Séance auf
 -  gibt das Magazins „Die andere Welt“ sowie die „Hanussen-Zeitung“ heraus
 -  wird Werbeträger für eine Schönheitscreme und wollte ein „Schloß-Sanatorium Hanussen“ eröffnen
 -  veröffentlicht eine „Hellsehende Schallplatte“
 -  erzielt in der Berliner Varieté-Bühne Scala sagenhafte Gagen
 -  gründet einen „Bund der Hanussen-Freunde“, der 1932 fünf Millionen Mitglieder gezählt haben soll
 -  prophezeit einen Unfall von Fürst Lobkowitz beim nächsten Avus-Autorennen
 -  tritt in Wochenschauen auf
 -  wird im September 1932 in Mayers Enzyklopädischem Lexikon verzeichnet
 -  veröffentlicht Ende 1932 ein „Hanussen-Jahrbuch 1933“
 -  schreibt 1932–1933 in seinem Fortsetzungsroman „Die Million im Regulus“ über Kernenergie.

In der Person von Hanussens zeitweiligem Mitarbeiter Leopold Thoma (ursprünglich Tennenbaum) ergeben sich auch Bezüge zu Geschichte der Parapsychologie in Österreich. Hanussens Erfolge lassen seine Gegner nicht ruhen. Sein unmittelbarer Konkurrent, der „Hellseher“ Max Moecke, versucht, Hanussen noch zu übertrumpfen. Wilhelm Gubisch – der auch später, nach dem Krieg, als „Entlarver“ auftritt – macht ähnliche Vorführungen wie Hanussen und erklärt dem Publikum danach die Tricks. Der Vortrag schließ mit einer vorsichtigen Bewertung von Hanussens Fähigkeiten.

Im zweiten Vortrag, unter dem Titel „Der ‚Prophet‘ des ‚Dritten Reichs‘ und sein Untergang“, werden zunächst Hanussens größter Widersacher Erich Juhn sowie weitere Protagonisten und Antagonisten vorgestellt. Hanussens sagte nachweislich seit 1930 den Aufstieg der NSDAP und Hitlers voraus, später propagierte und unterstützte er das zunehmend in seiner „Hanussen-Zeitung“. Er sucht die Freundschaft von NSDAP- und SA-Freunden, so zu SA-Gruppenführer Graf von Helldorff und dessen Adjutanten Wilhelm Ohst. Unter der Führung des Journalisten Bruno Frei entfacht der kommunistische Zeitungs-Konzern Münzenberg eine beispiellose Kampagne gegen Hanussen. Es folgen Prozesse Hanussens gegen diese Angriffe, aber auch gegen seinen Konkurrenten Max Moecke. Anhand der erwähnten neu entdeckten Dokumente werden die Vorgänge nach Hitlers Machtantritt von Februar 1933 bis zu Hanussens Ermordung durch die SA am 24. März 1933 detailliert geschildert; Hanussens Voraussage am Vorabend des Reichstagsbrandes wird kritisch beleuchtet. Es wird auch genau über Hanussens gescheiterten Versuch berichtet, die Kontrolle über den Zeitungs-Konzern Mosse zu gewinnen.
Der Vortrag schließt mit neuen Informationen über die Namhaftmachung der Mörder Hanussens und ihrer Auftraggeber bis hin zu Hermann Göring sowie zu den Gründen der Ermordung; Erwähnung finden auch die dubiosen Vorgänge rund um Obduktion und Nachlaß.  Abschließend wird kurz über die Nachwirkungen berichtet; schließlich hat die „Marke Hanussen“ bis heute nichts von ihrer Faszination verloren – man erinnert sich, daß vor einiger Zeit ein Mentalist unter dem Namen „Hanussen II“ aufgetreten ist, der versucht hat, vom Glanz und Glamour seines berühmten Vorgängers zu profitieren.

Einen Vorgeschmack auf diesen Vortragszyklus bietet ein WDR-Interview mit unserem Referenten, abrufbar unter     
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/zeitzeichen/audio-erik-jan-hanussen-hellseher-todestag--102.html.


Walter von Lucadou – bekanntlich Physiker und Psychologie – beschreibt in seinem Vortrag mit dem etwas kryptischen Titel „Man muß die Schafe an den Flüssen tränken“ ein neues experimentelles Paradigma für die Parapsychologie und andere Humanwissenschaften.           
In der Parapsychologie wird seit über hundert Jahren der Versuch unternommen, den „Faktor Psi“ experimentell zu isolieren und damit wissenschaftlich zu beweisen. Dabei wird üblicherweise so vorgegangen, daß „alle wissenschaftlich bekannten Einflüsse und/oder Wirkungen“ experimentell ausgeschlossen werden müssen. Obwohl, dies immer wieder in erstaunlicher (signifikanter) Weise gelungen ist, zeigen die experimentellen Resultate bei Wiederholungsexperimenten Decline- oder Displacement-Effekte, die nahelegen, daß Psi offenbar kein stabiles Phänomen darstellt sondern „elusiv“ bleibt. Vor allem bei Spontanphänomenen gibt es diese Diskrepanz zwischen Stärke des Effekts und seiner „wissenschaftlichen Zuverlässigkeit“.
Aus Sicht der „Verallgemeinerten Quantentheorie (VQT)“ und dem „Modell der pragmatische Information (MPI)“ ist dies allerdings auch nicht anders zu erwarten, weil diese Modelle davon ausgehen, dass es sich bei „Psi“ um Verschränkungszusammenhänge handelt, für die das Non-Transmissions (NT)-Axiom gilt. Es besagt, daß Verschränkungskorrelationen instabil werden, wenn man sie wie kausale Einflüsse experimentell operationalisiert. Die Korrelationsmatrix-Methoden CMM und CPM versucht diesem Umstand Rechnung zu tragen. Dabei erscheint es aber wenig sinnvoll, kausale Zusammenhänge im Experiment vollständig abzuschirmen. So könnten sich die Parapsychologie und die „Mainstream Psychologie“ ein Stück näher kommen, weil es umgekehrt auch dort nicht sinnvoll ist, Verschränkungszusammenhänge zu ignorieren.
    

Den Abschluß des Semesters – bereits im Neuen Jahr – bildet der Vortrag von Roland Girtler, weithin bekannt als „der Soziologe mit dem Fahrrad“ (und neuerdings auch „Krone“-Kolumnist), der über den Volksglauben in der bäuerlichen Bevölkerung, Spukgeschichten und Medizinzauber sprechen wird. Seit einem prägenden Jugenderlebnis interessiert sich Girtler vor allem für die Randgruppen der Gesellschaft, so war er auch beim Aufbau des „Wilderer-Museums“ in St Pankraz, OÖ, federführend.             
In dem Vortrag handelt sich um ein Resümee jahrzehntelanger Feldforschung „am Land“, begünstigt durch eine enge Verbundenheit mit der Landbevölkerung; zur Darstellung kommen Spukerlebnisse (von den Berichterstattern selbst erlebte oder tradierte), Medizinal­zauber (z. B. die “Wender” im Alpenvorland), religiöser Volksglaube sowie Aberglaube und anderes mehr. Alles in allem ein Referat an der Schnittstelle von Parapsychologie, Volkskunde (europäische Ethnologie) und Soziologie bestimmter Gruppen der Bevölkerung.  
 

Im Kontext des Vortragsprogramms ist auch eine Bitte um Entschuldigung angebracht:  
bei der ausgedruckten Version ist durch einen (leider erst zu spät bemerkten) Fehler im PDF-Programm der QR-Code verdruckt und damit seiner Funktion beraubt. Der Fehler wurde inzwischen korrigiert.

 

2.  Rückblick auf die PA-Konferenz in Paris

Auf den Download-Link für die Abstracts ist bereits hingewiesen worden; hier folgt der Hinweis auf den PA Video Channel auf youtube, wo z.B. die „Presidential Address“ von Dean Radin zu sehen ist:             
https://www.youtube.com/watch?v=HUw9kT19EVc&t=169s

Im übrigen werde ich im Sommersemester einen zusammenfassenden Bericht über die Konferenz erstatten – als Titel für diesen Vortrag bietet sich der alte Schlager an „Paris ist eine Reise wert …“

 

3.  John Björkhem Memorial Foundation (JMB)

Die JMB – integriert in die schwedische Gesellschaft für Parapsychologie – lobt wieder finanzielle Unterstürtzung parapsychologischer Forschungsprojekte aus; die „Guidelines“ hier zu publizieren, würde zu weit führen; Anträge sind bis zum 17. November 2019 zu stellen.          
“Applications in English are to be sent to the foundation’s secretary Edgar Müller in the form of e-mails: adtempus@comhem.se and also adtempus1@outlook.com, (due to expected change of e-mail address).”  

 

4.  American Society for Psychical Research (ASPR)

Die 1885 gegründete, auf eine lange und früher sehr erfolgreiche Geschichte zurückblickende ASPR ist in den letzten vielleicht dreißig Jahren – etwa seit dem Ausscheiden von Karlis Osis und dem Tod von Alex Tanous – immer mehr heruntergekommen. Die Zeitschrift (Journal of the ASPR, kurz JASPR) hat sang- und klanglos ihr Erscheinen eingestellt, auf e-mails wird nicht geantwortet, die Website http://aspr.com/ ist seit Jahren inaktiv. Nun ist es so weit, daß auch das schöne und repräsentative Gebäude nahe dem Central Park verkauft werden soll:    
http://tomruffles.blogspot.com/2019/07/more-downs-than-ups-at-american-society.html

 

5.  Umfrage „Glaube an Übersinnliches“

Eine Umfrage mit diesem Titel ist durchgeführt und verschiedentlich publiziert worden:             
https://ooe.orf.at/stories/3006697/

https://www.derstandard.at/story/2000106883079/mehr-als-jeder-vierte-glaubt-an-telepathie-und-wunderheilungen

Original in Spectra:    
https://www.spectra.at/aktuelles/details/der-glaube-an-uebernatuerliche-phaenomene.html

Es versteht sich von selbst, daß die Frage nach dem „Glauben“ sehr schwammig ist (es ist nicht danach gefragt worden, ob man glaube, daß es für Telepathie etc. wissenschaftliche Evidenz gäbe), und ebenso versteht sich, daß das „Übernatürliche“ vielleicht ein Gegenstand der Metaphysik sein mag, aber gewiß keiner der Parapsychologie (als einer empirischen Wissenschaft) sein kann – nicht umsonst verwenden wir in unserer Terminologie dezidiert Ausdrücke wie „Außersinnliche Erfahrung“ und „Außermotorische Aktivität“.

 

6.  Literaturhinweise

 

6.1 N equals 1

Kurz habe ich bereits im vorigen Newsletter auf das von Gerhard Mayer herausgegebene (englischsprachige) Buch N equals 1“ hingewiesen. Von Stephen Braude‘s Vorwort abgesehen, gliedert sich das Werk in vier Abschnitte:

-                  General Considerations

-                  Single Case Studies in Anomalistics

-                  Historical Case Studies

-                  Contemporary Case Studies

Im Eingangskapitel werden, wie der Name nahelegt, allgemeine Fragen angeschnitten, zunächst (Mayer & Schetsche) solche der Feldforschung an sich (etwa soziologische Untersuchungen; Ethnologie scheint unterbelichtet zu sein), sodann die Einzelfallstudien im Rahmen der Feldforschung. Die längsschnittartige Untersuchung eines „Einzelfalls“ im Sinne einer besonders begabten Versuchsperson im Labor bleibt dabei auf der Strecke; der Bogen spannt sich eher von RSPK-Fällen bis zu UFO-Sichtungen. Daß bei RSPK nicht nur das objektive Geschehen, sondern auch die subjektive, innerpsychische Seite der Beteiligten zu berücksichtigen ist, ist eine Binsenweisheit. Modelle und Methoden werden diskutiert, insbesondere wird auch die Problematik der Amateur-Forscher („ghost hunters“) analysiert. Alvarado betont unter Heranziehung zahlreicher Literaturstellen die Wichtigkeit des Studiums von Spontanphänomenen, weil sie – anders als das Einschränkungen unterworfene Experiment – die ganze Bandbreite paranormaler Phänomene aufzeigen: das kann nur mit Nachdruck bekräftigt werden.     
Im nächsten Kapitel (wieder Mayer & Schetsche) werden RSPK-Fälle besprochen – Methoden und technische Ausstattung, Interviews und Recherchen und anderes mehr, es wird die Tradition der „Freiburger Schule“ besprochen (habe ich da den seinerzeitigen „Psi-Bus“ überlesen?) und die theoretisch-statistische Arbeit von Huesmann und Schriever gewürdigt. Natürlich findet auch die Etablierung der Parapsychologischen Beratungsstelle durch Walter von Lucadou ihre Würdigung, wie auch die jahrelange Tätigkeit des mittlerweile längst verstorben unabhängigen, jedoch mit dem IGPP und auch mit unserer Gesellschaft kooperierenden Privatforschers Egon Pfeiffer, der ein Resümee seiner Erkenntnisse in seinem Buch „Grenzgang Niemandsland“ veröffentlicht hat. Den RSPK-Fällen wird der Spezialfall „haunting“, also ortsgebundene Phänomene, gegenübergestellt. Daß die Wichtigkeit der Berücksichtigung psychohygienischer Aspekte betont wird – und zu recht so! – kann bei einer Publikation, die aus dem IGPP kommt, nicht überraschen. Die gleichen Autoren setzen sich im nächsten Kapitel auch mit Kryptozoologie und UFOs auseinander, was ich hier überspringe.        
Der Abschnitt „Historische Fallstudien“ enthält vier Fälle, wovon einer ganz besonders heraussticht. Michael Nahm erzählt den von Kerner beschriebenen Fall von Spukvorgängen in einem Gefängnis nach (Weinsberg 1835/36), ein Fall, den Nahm auch bei der heurigen PA Convention (vgl. oben Pkt. 2) zur Darstellung gebracht hat. Auf der Basis von Vorarbeiten des allzu früh verstorbenen Gerd Hövelmann gestalteten Friederike Schriever, Carlos Alvarado und Massimo Biondi den Beitrag „The Case History as an Exemplar: the Recurrent Apparitions of Emélie Sagée“. Mit der überaus gründlichen Recherche und damit der Aufklärung dieses Falles ist ein jahrzehntelanges Forschungsdesiderat endlich erfüllt, handelt es sich doch bei dem berühmten Fall der Mlle Sagée nicht um einen x-beliebigen Fall, wie es viele andere auch gibt, sondern um einen einzeln dastehenden, aus dem sich – zutreffendenfalls – wichtige Erkenntnisse über die wahre Natur des Menschen ableiten lassen, Schlußfolgerungen, die jedoch andernfalls zu verwerfen sind. Nun, die Würfel sind gefallen: die Berichte über die Mlle Sagée sind zu verwerfen und der Fall ist damit ad acta zu legen.
Gerhard Mayer steuert noch zwei weitere Kapitel zu diesem Abschnitt bei, eines über die Gesichter von Bélmez (worüber er bei uns im vergangenen Wintersemester vorgetragen hat, vgl.
Bericht auf grewi) und das andere über den berühmten „Fall Chopper“, der menschlich tragisch ausging und nur die Massenmedien, welche ihre Sensationsstories hatten, als Gewinner zurückließ.      
Der letzte Abschnitt enthält ebenfalls vier Fälle, aber solche der Gegenwart bzw. der jüngsten Vergangenheit, sowie eine Kompilation der Erfahrungen, die anhand der Fälle gewonnen werden konnten, welche an die Parapsychologische Beratungsstelle herangetragen worden sind.    
Während ich mir in den theoretischen Kapiteln ein gewisses Nachschärfen der Grundsatzüberlegungen, was „Fallstudie“ alles bedeuten kann, wünschen würde, stellen die anderen Abschnitte ein Kompendium interessanter und äußerst lesenswerter Fälle dar, mit dem Sagée-Kapitel unangefochten an der Spitze.        

Mayer, Gerhard (Ed.):            
N equals 1  

Single Case Studies in Anomalistics

Reihe: Perspektiven der Anomalistik Bd. 6

Brosch., 402 Seiten  

2019 Lit-Verlag Berlin-Münster-Wien-Zürich-London 
ISBN 978-3-643-91123-0

¤/CHF 39,90

 

6.2 Vision und Magie  

Vgl. oben Pkt. 1, Vortragsprogramm

Peter Dinzelbacher

Vision und Magie

Religiöses Erleben im Mittelalter

Geb., 221 Seiten, 10 s/w und 13 farb. Abb.

2019 Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn

ISBN  978-3-506-78732-3

¤ 59,--/CHF 72,--

 

6.3 Okkultes Brevier

Thomas Knoefel ist vor mehr als zehn Jahren damit bekannt geworden, daß er gemeinsam mit Andreas Fischer und unter Mitwirkung von Melvin Willyn ein 3 CD-Set „Okkulte Stimmen – Mediale Musik“ herausgebracht hat. Nun hat er mit seinem „Okkulten Brevier“, einer Geschichte des modernen Okkultismus, einen Textband vorgelegt, der jegliche Aufmerksamkeit verdient. Eine Geschichte des Okkultismus, habe ich geschrieben, nicht etwa (nur) eine Geschichte der Parapsychologie, aber eben auch eine solche. „Vom Okkultismus zur Parapsychologie …“ ist der Titel von Schrenck-Notzings letztem, posthum erschienen Werk, und etwa mit dem Jahr von Schrencks Tod endet auch der chronologische Rahmen des vorliegenden Bandes.

Von den rund 400 Seiten sind rund 100 Seiten Literaturangeben und (ausführliche) Anmerkungen, ein Indikator für eine verläßliche Darstellung des Gegenstandes. Während sich das Buch leicht liest wie ein spannender Roman, so ist es keineswegs so leicht dahin geschrieben, vielmehr sind auch die Anekdoten und ausschmückenden Details in der Regel durchaus belastbar (z.B. Schrenck-Notzing als Automobilist). Spannend sind die oft unvermuteten aber durchaus zutreffenden gedanklichen Querverbindungen, die thematisch zutreffenden, aber von der Chronologie her unerwarteten Vor- und Rücksprünge, die der Autor – eigentlich Mediziner und Philosoph – zwischen zunächst apart scheinenden Bereichen zieht, wenn er das Terrain des Okkulten, eingebettet in die Kulturgeschichte im großen, durchforstet, und zwar vom Aufkommen des modernen Spiritismus (1848) bis etwa zum Ende der 1920er-Jahre.

Kaum eine Persönlichkeit kommt mir zu Bewußtsein, die ich mir in dieser Periode berücksichtigt zu sehen wünschen würde und die der Autor nicht ohnehin erwähnte, was zwar die Vollständigkeit lobend anerkennt, freilich aber nicht heißen soll, daß ich allem pauschal zustimmen würde. Zöllner, um nur ein Beispiel herauszugreifen, war nicht nur ein Astrophysiker, er war vielmehr der Begründer dieser Disziplin; und was er an seinen Kollegen zu kritisieren findet, halte ich nicht, wie der Verfasser, einfach für Schimpftiraden, sondern für beißende Satire (die freilich die Betroffenen noch stärker trifft. Wichtiger ist die Tatsache, daß Zöllner nicht durch seine Experimente mit Slade auf die Idee einer vierten Raumdimension gekommen ist, sondern  umgekehrt, daß er sich aktiv darum umgeschaut hat, was in der realen Welt geeignet wäre, seine (von der Riemannschen Geometrie inspirierte) Hypothese einer vierten Raumdimension empirisch zu untermauern – bei welcher Suche er dann auf die spiritistischen Phänomene, konkret auf das Medium Slade, gestoßen ist. Als ein anderes Beispiel wundert es mich, wie der Verfasser dazu kommt, zwar Eusapia Pal(l)adino, welche semi-illiterat war und nicht einmal ihren eigenen Namen konsistent hat schreiben können, als „Dame“ zu bezeichnen, im Gegenzug aber die Maria Silbert, die immerhin über eine abgeschlossene Berufsausbildung als Lehrerin verfügte und eher auf diese Bezeichnung Anspruch hätte, auf eine Art zu beschreiben, die durchaus eine gewisse Deklassierung („bäuerlich“) bedeutet. Freilich sind das alles Kinkerlitzchen, die angesichts der Tiefe der Darstellung des gesamten Themas verblassen.    

Die Rolle der Sexualität im Kontext der medialen Produktionen wird zu recht gewürdigt (auch die Rolle des Beobachters fällt nicht unter den Tisch), wie überhaupt die psychosexuellen Aspekte sehr gut dargestellt sind. Analog tabulos geht der Verfasser auch mit der Blavatsky und den Quellen ihrer literarischen Produktionen um, wobei freilich die Bedeutung, welche die Adyar-Theosophie und alle ihre Abkömmlinge später erlangt haben, keineswegs übersehen wird – wobei die diversen Himalaya-Mythen dann zu einer Zeit Bedeutung erlangen (Schäfer-Expeditionen), die schon außerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens steht.  

Mit einem Wort: ein gleichzeitig unterhaltsames wie auch tiefgründiges Buch; wer die zahlreichen Persönlichkeiten, die einem während der Lektüre begegnen, nicht kennt, der lernt was dazu, und wer sie schon kennt, der freut sich über das Wiedersehen.        

Thomas Knoefel

Okkultes Brevier

Ein Versuch über das Medium Mensch

Geb., 394 Seiten, illustr.

2019 Verlag Matthes und Seitz, Berlin

ISBN: 978-3-95757-822-8

28,-- ¤ (EPUB ¤ 23,99)

 

6.4 Ritualisierung – Mediatisierung – Performance

Dieser Sammelband mehrerer Autoren befaßt sich nicht – oder bestenfalls ganz marginal – mit Parapsychologie. Trotzdem erwähne ich ihn hier, weil er nämlich Manfred Kremser, meinem Vorgänger als Präsident unserer Gesellschaft gewidmet ist, von dem auch ein nachgelassener Aufsatz („Shango is a Powerful Fellow!“) abgedruckt ist sowie ein Interview – das letzte vor seinem viel zu frühen Tod – transkribiert ist. Das Buch ist bloß als persönliches Andenken an Manfred Kremser erwähnenswert, für die Parapsychologie jedoch (leider) ohne Relevanz. Es wäre schön gewesen, wenn auch dieser Aspekt von Manfred Kremsers Leben und Werk einen Niederschlag in diesem Gedenkband gefunden hätte.
 

Martin Luger/Franz Graf/Philipp Budka (Hg.)

Ritualisierung – Mediatisierung – Performance

Kart., 287 Seiten, mit 8 Abb.

2019 Vienna University Press/V & R unipress, Göttingen

ISBN 978-3-8471-0514-5

¤ 40,-- (E-Book PDF ¤ 32,99)

 

6.5 Psi in Psychotherapy

Alex Tanous ist als eine der wichtigsten Versuchspersonen im Rahmen der experimentellen Forschung zum Phänomen der Außerkörperlichen Erfahrung (AKE bzw. OBE/OOBE Out of Body Experience) bekannt – Experimente, die im Rahmen der ASPR (vgl. oben Pkt. 4) von Karlis Osis und anderen durchgeführt worden sind. Siehe dazu z.B.
https://www.youtube.com/watch?v=cubGrPT0q20 (kürzeres Video) oder
https://www.youtube.com/watch?v=GbkQ2HxYsOM (längeres und technisch besseres Video).

Mit der Veröffentlichung dieses Buch werden ganz andere Aspekte von Alex Tanous publik gemacht; übrigens gibt es auch eine eigene Gesellschaft, die sich mit seinem Werk beschäftigt: https://alextanous.org/.

Alex Tanous, D.D., Elaine Schwinge, M.D., and Andrew F. Bambrick, Ph.D.

Psi in Psychotherapy

Conventional and Nonconventional Healing of Mental Illness

Foreword by Callum E. Cooper, Ph.D., and Stanley Krippner, Ph.D., Afterword by Adrian Parker, Ph.D.  

PB 216 Seiten bzw. TB 184 Seiten

2019 White Crow Productions, Hindhead UK  

ISBN 978-1-78677-087-5

¤ 14,99

 

6.6 Zwei Bücher von Mary Rose Barrington

Mary Rose Barrington ist eine Veteranin der Parapsychologie im Vereinigten Königreich; lange war sie Vizepräsidenten der ehrwürdigen Society for Psychical Research, zuletzt war sie mit dem Buch „A World in a Grain of Sand: The Clairvoyance of Stefan Ossowiecki“, verfaßt gemeinsam mit Ian Stevenson und Zofia Weaver und 2005 bei McFarland erschienen, an die Öffentlichkeit getreten. Gemeinsam mit unserem niederländischen Kollegen Titus Rivas und mir hat sie über den höchst merkwürdigen Fall der Iris Farczady berichtet, den wir gemeinsam in Ungarn untersucht haben.    
Mary Rose Barrington hat vor vielen Jahren (noch vor der Jahrtausendwende) zwei Vorträge in unserer Gesellschaft gehalten. Statt auf die beiden neuen Bücher im einzelnen einzugehen, verlinke ich auf ihre damaligen Ausführungen etc., die einen guten Einblick in ihre Gedankenwelt geben, welche als höchst originell und so gar nicht den ausgetretenen Pfaden der Parapsychologie entsprechend zu charakterisieren ist. Natürlich gehen die beiden Werke weit über die damaligen Vorträge hinaus, insbesondere „Talking about Psychical Research“ ist trotz des nicht allzu großen Umfangs ein sehr inhaltsreiches und bedeutungsschweres Werk, das viele verschiedene profund Aspekte behandelt.   
Die Links zu den seinerzeitigen Vorträgen:  
http://parapsychologie.ac.at/programm/ss1999/barringt/mindsinn.htm

http://parapsychologie.ac.at/programm/ss1999/barringt/items.htm

http://parapsychologie.ac.at/programm/ss1999/barringt/proof_txt.htm

6.6.1

JOTT

When things disappear … and come back or relocate – and why it really happens
Rifts in the Fabric of Causality  

PB, 190 Seiten

2018 Anomalist Books, San Antonio, TX, USA  

ISBN 978-1-93839-894-0

¤ 16,90 (Kindle ¤ 9,99)  

 

6.6.2

Talking about Psychic Research

Thoughts on Life, Death and the Nature of Reality

PB, 209 Seiten

2019 White Crow Books

ISBN 978-1-78677-065-3

¤ 17,40 (Kindle ¤ 7,99)

 

6.7 The Spectacle of Illusion

Der Verlag Thames & Hudson ist u.a. für seine opulent illustrierten Bücher bekannt. Das trifft auch in diesem Fall zu – das Buch lebt von den (historischen) Abbildungen, nicht von Text, obwohl dieser auch zu großen Teilen aus Zitaten historischer Quellen besteht. Der Verfasser war Bühnenmagier, bevor er sich dem Studium der Psychologie zugewandt hat: so ist es nicht überraschend, daß das Buch vom Blickwinkel eines mit allen Aspekten der Täuschungskunst vertrauten Skeptikers geschrieben ist. Aber egal, ob man diesen Standpunkt teilt oder ihn für ergänzungsbedürftig erachtet, im Vordergrund steht das Bildmaterial dieses wird überreich dargeboten und seine Betrachtung ist ein reines Vergnügen.

Matthew L. Tompkins

The Spectacle of Illusion

Magic, the Paranormal & the Complicity of the Mind

Geb., 224 Seiten, reichst ill.

2019 Thames & Hudson, London, UK

ISBN 978-0-50002-242-9

¤ 21,36

 

 

7.     Mitgliedsbeiträge

 

Immer wieder ein leidiges Thema:   
bedauerlicherweise muß festgestellt werden, daß jetzt – mehr als drei Monate nach dem Versand der Zahlscheine – erst 57 % der Mitglieder ihrer Zahlungsverpflichtung nachgekommen sind. Ich darf daran erinnern, daß ein Zahlungsverzug von drei Jahren automatisch zum Ausschluß führt.

Auf der anderen Seite haben wir einige Spenden zu verbuchen gehabt. Das ist erfreulich und den Spendern sie an dieser Stelle herzlich gedankt.

 

 

8.     Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

 

8.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):          
Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

8.2  Erscheinungsweise:
Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den
Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

8.3  Datenschutz:
Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die
Erklärung zu Datenschutz und
-verarbeitung in der ÖGPP

8.4  Sprachliches:
Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).     

8.5  Kommentare und Anregungen:   
Bitte an
newsletter@parapsychologie.ac.at.                

8.6  Newsletter-Archiv:    
Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz
archiviert und können dort nachgelesen werden.            

 

 

Prof. Peter Mulacz

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie 

 

 


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Newsletter N° 73 — Wien,  20. Juli 2019

 
INHALT:

 
1. Vortragsveranstaltungen (Rückblick und Ausblick)

2. Enthüllung der Mesmer Gedenktafel      

3. PA-Konferenz in Paris

4. Fanny Moser-Preis des IGPP ausgelobt  

5. Traumforschung

6. Literaturhinweis

7. Urlaubswünsche

8. Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP             

 

Wir sind schon ein Stück weit in den Ferien, nachdem das Sommersemester bereits mit Ende Juni zu Ende gegangen ist; nach anderer Lesart befinden wir uns mitten im „Sommerloch“ – also höchste Zeit für einen Newsletter.  

 

1.  Vortragsveranstaltungen  

1.1 Rückblick auf das Sommersemester 2019

Aufgrund der Mesmer-Veranstaltung (siehe unten Pkt. 2) und des unfallbedingten Ausfalls eines Referenten fanden im Berichtszeitraum sensu stricto nur drei Vorträge statt.  Zu zweien davon (»Im Rotlicht bewegt sich ein Taschentuch … Thomas Mann und die Parapsychologie« [Mulacz] und »Physik und Parapsychologie – unüberbrückbare Gegensätze, oder nicht?« [Pucher]) gibt es weiterführende Information bzw. die Vortragsfolien als PDF, jeweils verlinkt mit dem Titel der Veranstaltung im Programm.            
 

1.2 Ausblick auf das Wintersemester 2019/20
 

Für das kommende Semester sind wieder, wie üblich, fünf Vorträge vorgesehen.  Das Semester eröffnen wird ein kulturhistorischer Beitrag (Dinzelbacher), dann folgt ein kleiner Zyklus (zwei Abende) zum Thema »Der „Hellseher“ Erik Jan Hanussen und das Dritte Reich« (Kugel), mit dem nächsten Vortrag (von Lucadou) begeben wir uns auf das schwierige aber faszinierende Terrain aktueller Theorien der Parapsychologie, und schließlich, im Jänner, holen wir den ausgefallenen Vortrag über das „Übersinnliche“ im Volksglauben (Girtler) nach.  Also wiederum ein spannendes Programm, das mit seiner Diversität ganz verschiedene Aspekte der Parapsychologie anspricht …

Die genauen Termine stehen teilweise noch nicht fest; der erste Vortrag ist jedenfalls für den 14. Oktober 2019 vorgesehen.  

 

 

2.     Bericht über die Enthüllung der Mesmer-Gedenktafel

 

Das Projekt der Errichtung einer Gedenktafel für Franz Anton Mesmer (vgl. zuletzt den vorigen Newsletter, Pkt. 2) ist mittlerweile zu einem erfolgreichen Abschluß gekommen.  Am 23. Mai 2019 (dem 285. Geburtstag Mesmer) ist die Tafel in Anwesenheit vieler Ehrengäste (aus der akademischen Welt, von der Stadtarchäologie Wien und last not least Mitglieder unserer Gesellschaft) enthüllt worden.

Der Bericht über diesen Festakt enthält auch ein paar historische Bilder des seinerzeitigen Palais Mesmer sowie eine Reihe von Links zu weiterem Bildmaterial und geht über die wenigen Ausschnitte, die auf unserer Facebook-Seite veröffentlicht worden sind, weit hinaus.

Der Bericht enthält weiters, ganz am Ende, Links zum entsprechenden Artikel der Bezirkszeitung (in zwei Varianten).

Auch die ein paar Tage zuvor erfolgte Montage der Gedenktafel sozusagen „Mesmer in the making“ – ist mit ein paar Photos dokumentiert.   

 

 

3.     Fanny Moser-Preis des IGPP ausgelobt

 

Das wohlbekannte Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg i.Br., Deutschland, lobt diesen, nach Fanny Moser benannten, Preis für ein „wissenschaftlich publiziertes Werk“ (mit Relevanz zu den von Fanny Moser bearbeiteten Aspekten der Parapsychologie) aus.  Mit Errichtung der Moser-Stiftung war Fanny Moser die erste Mäzenin des 1950 von Hans Bender gegründeten IGPP, dem sie auch ihre wertvolle Bibliothek vermachte, welche sich insbesondere durch eine atemberaubende Sammlung zum animalen Magnetismus (Mesmerismus) auszeichnet, welche früher (als das IGPP noch auf der Eichhalde war) als eigene Moser-Bibliothek Aufstellung gefunden hat.

Fanny Moser (1872–1953), verehelichte Hoppe, war eine Schweizer Biologin (Zoologie, Spezialgebiet Medusen, Quallen, Ctenophoren und Siphonophoren, die sich ab 1914 nach einem prägenden, transformierenden Erlebnis bei einer Séance zunehmend der Parapsychologie zuwandte und darüber 1935 ein umfangreiches, nicht unumstritten gebliebenes Werk »Der Okkultismus. Täuschungen und Tatsachen« verfaßte, dem 1950 ein weiteres Werk »Spuk. Irrglaube oder Wahrglaube – eine Frage der Menschheit« folgte, das, ebenfalls auf zwei Bände angelegt, allerdings ein Torso geblieben ist (der 2. Band ist nie erschienen). 

Hoppe-Mosers magnum opus »Der Okkultismus« ist in München im Verlag Reinhardt, dem copyright-Inhaber, und gleichzeitig in Zürich im Verlag Füssli erschienen und umfaßt, in zwei Bände gegliedert, nahezu eintausend Seiten.  Das Werk ist, sowohl in der Gliederung des Stoffes wie insbesondere auch in den gefällten Urteilen, zumindest als höchst eigenwillig zu bezeichnen; gemäß Rudolf Tischner haben sich zahllose Fehler (insbesondere inkorrekt geschriebene Eigennamen) eingeschlichen.  Trotz dieser Schattenseiten ist das Werk ein Meilenstein der deutschsprachigen Parapsychologie und als Bestandsaufnahme bis hin zur „klassischen Ära“ auch heute noch relevant.

Die beiden Werke liegen auch als Neuauflagen vor, zwar jeweils mit ausführlichen Einleitungen versehen, aber doch originalgetreu als photomechanischer Reprint, sodaß keine Möglichkeit für Korrekturen bestand; der „Okkultismus“ ist 1974 im Walter-Verlag unter dem geänderten Titel »Das große Buch des Okkultismus« erschienen, der „Spuk“ (original bei Gyr) dann 1977, ebenfalls bei Walter, weiters 1985 als Fischer-TB.  Freilich sind diese Neudrucke auch schon längst vergriffen, sodaß nur der Verweis auf Bibliotheken oder den Anti-quariatsbuchhandel verbleibt …

Wenn man über die Parapsychologie hinausgehend auf größere Zusammenhänge blickt, um ein panoramatisches Bild zu gewinnen, findet man eine faszinierende Familiengeschichte, die hier nur angedeutet werden kann.  Fanny Hoppe-Mosers Mutter, Fanny Moser sen. (geb. von Sulzer-Wart) war jene Patientin von Breuer und Freud, deren Krankengeschichte letzterer unter dem Pseudonym „Emmy v. N.“ publiziert hat; in ihrer Biographie begegnet man allen berühmten Psychiatern rund um die Jahrhundertwende: Forel, Bleuler, Wetterstrand u.a.m.  Sie war – eine junge Witwe nach einem der bedeutendsten Industriellen der Schweiz und daher vielfach als „die reichste Frau Europas“ bezeichnet – einerseits eine bedeutende Philanthropin, anderseits eine extrem kapriziöse, höchst exzentrische Persönlichkeit, die sich u.a. mit ihren beiden Töchtern total zerstritten hat und sie schließlich enterbte.  Die jüngere Tochter, also die Schwester der hier im Mittelpunkt stehenden Fanny Moser jun., Mentona genannt, war kommunistische Agitatorin, von ihr liegt eine Autobiographie vor und über sie ein kürzlich erschienener Roman.  In gewisser Weise erlebt die Familie Moser (samt dem Moser Familienmuseum Charlottenfels) derzeit sowohl im Kontext des IGPP wie auch außerhalb desselben eine Hochkonjunktur, denn weitere Projekte sind in Planung.

Nach dieser Abschweifung zurück zum Ausgangspunkt, zum Fanny Moser-Preis:  nähere Details dazu finden sich auf der IGPP-Website, wahlweise als HTM oder als PDF.

 

4.     PA-Jahrestagung in Paris   

 

Wie in den letzten Newsletters avisiert, hat vom 4. bis 6. Juli 2019 die heurige „Convention“ (bereits die 62.) der Parapsychological Association (PA) stattgefunden, diesmal wieder in Paris.              Wie in unserer Gesellschaft üblich, wird es für die Daheimgebliebenen wieder eine Zusammenfassung in Form eines Vortrags geben, allerdings erst im Sommersemester, denn im Wintersemester ist unser Programm ja bereits voll.  Aufgrund des Veranstaltungsortes bietet sich natürlich nur ein Titel an: „Paris ist eine Reise wert …“

Die „Abstracts of Presented Papers“ (natürlich in Englisch) können unter diesem Link als PDF heruntergeladen werden.         
  

 

5.     Traumforschung  

 

Eberhard Bauer vom IGPP hat freundlicherweise auf eine Publikation hingewiesen, die ebenfalls als Download zur Verfügung steht, nämlich das »International Journal of Dream Research«, das in seiner aktuellen Ausgabe (ebenfalls Abstracts von einem Kongreß) auch Parapsychologie-Relevantes bringt, z.B. „psi-Träume“ einschließlich präkognitiver Träume, Träume von Verstorbenen, Luzides Träumen u.a.

  

 

6.     Literaturhinweis

 

Frisch aus der Presse liegt das Buch »N equals 1« vor, herausgegeben von dem in unserer Gesellschaft als Referent bereits bekannten Gerhard Mayer (IGPP).  Wie schon der Titel vermuten läßt und der Untertitel klar aussagt, geht es um die Frage von Einzelfallstudien in der Parapsychologie und der Anomalistik.

Eine ausführliche Besprechung, die dieses wichtige Buch mehr als wert ist, wird im nächsten Newsletter folgen.

Eines sei aber jetzt schon vorweggenommen:  was sein Vorteil ist, ist auch sein Nachteil.  Das Buch ist (auch von den mehrheitlich deutschen Autoren) durchgehend in Englisch geschrieben.  Das ist zwar ein großer Vorteil für die internationale Rezeption, gleichzeitig leider auch ein gewisser Nachteil für manche Personen „daheim“.  Nun, für dieses Dilemma gibt es keine Lösung; Englisch ist nun einmal die Wissenschaftssprache heutzutage, wie es bis ins 19. Jhdt. hinein das Latein gewesen ist.          
 

Mayer, Gerhard (Ed.):            
N equals 1  

Single Case Studies in Anomalistics

Reihe: Perspektiven der Anomalistik Bd. 6

brosch., 402 S.

2019 Lit-Verlag Berlin-Münster-Wien-Zürich-London 
ISBN 978-3-643-91123-0

¤/CHF 39,90

 

 

7.     Schöne Ferien!


Abschließend bleibt mir nur noch die angenehme Aufgabe, allen Mitgliedern, Freunden und Interessenten unserer Gesellschaft schöne restliche Ferien bzw. einen angenehmen Urlaub zu wünschen.  Auf ein frohes Wiedersehen – gut erholt – ab 14. Oktober!

 

 

8.     Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP
 

8.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):          
Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

8.2  Erscheinungsweise:

Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

8.3  Datenschutz:

Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die Erklärung zu Datenschutz und
-verarbeitung in der ÖGPP

8.4  Sprachliches:

Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).     

8.5  Kommentare und Anregungen:              

Bitte an newsletter@parapsychologie.ac.at.                

8.6  Newsletter-Archiv:    

Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz archiviert und können dort nachgelesen werden.            

 

Prof. Peter Mulacz

Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie

 

 


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Newsletter N° 72 — Wien, 23. März 2019

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder und Freunde der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie!

 
INHALT:

1. Vortragsprogramm Sommersemester
2. Mesmer – Projekt Gedenktafel
3. Konferenzen und Symposien
4. Helene Reeder Memorial Fund (HRF)
5. Literaturhinweise
6. Mitgliedsbeitrag
7. Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP      
 

1.  Vortragsprogramm für das Sommersemester 2019  

Nachdem unser gedrucktes Programm bereits längst versandt worden war, mußte umständehalber der erste – für den 25. März festgelegte – Termin kurzfristig abgesagt werden. An diesem Tag war als Referent Prof. Roland Girtler vorgesehen, weithin bekannt als „der Soziologe mit dem Fahrrad“. Mit eben diesem Fahrrad hat er leider vor einigen Tagen einen Unfall erlitten, jetzt – wo ich dies schreibe – liegt er noch im Spital und wird wohl auch noch eine Weile drinnen bleiben müssen.

Ich benutze die Gelegenheit, um ihm im Namen der Mitglieder unserer Gesellschaft auch von dieser Stelle aus baldige und nachhaltige Besserung zu wünschen.

Der Titel seines Referats, das dann im Wintersemester nachgetragen werden wird, lautet „Das »Übersinnliche« im Erleben der bäuerlichen Bevölkerung. Von Volksglauben, Spukgeschichten und Medizinzauber“.

Bei dieser Gelegenheit sei auch daran erinnert, daß Änderungen, die für das gedruckte Programm zu spät gekommen sind, oder sonstige Berichtigungen laufend auf unserer Pro­gramm­seite im Web sowie auf der facebook-Seite unserer Gesellschaft eingearbeitet werden,  sodaß diese Seiten jeweils den aktuellen Stand widerspiegeln.  

Die anderen Vorträge in diesem Semester:

8. April 2019

Peter Mulacz
IM ROTLICHT BEWEGT SICH EIN TASCHENTUCH … 
Thomas Mann und die Parapsychologie

6. Mai 2019

Robert Pucher
PHYSIK UND PARAPSYCHOLOGIE – UNÜBERBRÜCKBARE GEGENSÄTZE, ODER NICHT?
Können parapsychische Phänomene und moderne Wissenschaften koexistieren?

17. Juni 2019

Günther Fleck
DAS PHÄNOMEN DES DOPPELGÄNGERS JENSEITS DER SCHÖNEN LITERATUR
Psychiatrische und parapsychologische Perspektiven

In diesem Semester finden alle Vorträge im HS III des NIG statt.

Zu den einzelnen Vorträgen:

Die Worte „Rotlicht“ und auch „Taschentuch“ im Titel sollen Assoziationen an das experimentelle Setting der Telekinese-Versuche zur Zeit vor und nach dem Ersten Weltkrieg erwecken: ein weißes Taschentuch als leichtgewichtiger Gegenstand, der im gedämpften Rotlicht (ein Fortschritt gegenüber den Dunkelsitzungen!) gut zu sehen ist. Der spätere Nobelpreisträger Thomas Mann hat in den 1920er-Jahren an mehreren Sitzungen bei Schrenck-Notzing teilgenommen. Es geht in diesem Vortrag um die Darstellung seiner Beobachtungen zur Telekinese bei dem Medium Willy Schneider, um die Analyse seiner drei (?) Berichte, und um den Vergleich derselben mit seinem Text „Okkulte Erlebnisse“ und mit jener fiktiven Séance, die er in seinem Roman „Der Zauberberg“ beschreibt; abschließend auch um eine Beurteilung der Forschungsergebnisse Schrenck-Notzings.

Unser Vorstandsmitglied Prof. Pucher unternimmt in seinem Vortrag zunächst eine Diskussion grundlegender Voraussetzungen der Naturwissenschaften, paradigmatisch der Physik, bzw. der „Naturgesetze“; weiters geht es um die Analyse, in welchen Bereichen sich scheinbare (sic!) Widersprüche zwischen diesen und den paranormalen Phänomenen ergeben bzw. ergeben könnten. Die Frage ist die nach der Möglichkeit der Auflösung dieser Widersprüche.

Unser Vizepräsident Hofrat Fleck setzt sich mit dem Motiv des „Doppelgängers“ in all seinen Spielarten auseinander. Während dieses Motiv in der Schönen Literatur recht bekannt ist, geht es hingegen in diesem Vortrag unter Ausblendung der literarischen Gestaltung darum, Doppelgänger-Erfahrungen in der Parapsychologie zu beschreiben und zu analysieren, vom Vardögr über Heautoskopie bis zu Near Death Experiences. Interessant ist, daß sich bei diesen Phänomenen ein Gradient der Solidifizierung beobachten läßt.

 

 2.     Franz Anton Mesmer – Festakt zur Enthüllung der Gedenktafel

Während zunächst, wie im vorigen Newsletter vermerkt, als Termin für die feierliche Enthüllung der Gedenktafel der 5. März 2019 (entsprechend Mesmers Todestag im Jahr 1815) ins Auge gefaßt worden war, mußte der Termin aus diversen Gründen auf den 23. Mai 2019 verlegt werden – ein Tag mit analoger Signifikanz (Mesmers Geburtstag im Jahr 1734).

Ort und Zeit:
            Rasumofskygasse 29, 1030 Wien
            Beginn 14:00 h (Einlaß ab 13:30 h)
            Anmeldung an office@parapsychologie.ac.at notwendig

Die Mitglieder unserer Gesellschaft erhalten noch eine persönliche Einladung zugesandt.

 

3.     Konferenzen und Symposien

3.1 Zukünftige Veranstaltungen 

3.1.1 Parapsychological Association, 62nd Annual Conference – Erinnerung

Die „62nd Annual Convention of the Parapsychological Association“ wird vom 4. bis 6. Juli 2019 in Paris stattfinden. Als Gastgeber fungiert das Institut Métapsychique International, das 2019 sein 100-jähriges Gründungsjubiläum feiert. Details werden laufend auf dieser Seite bekannt gegeben werden.
 

3.1.2 Vorauer Symposien – Österreichische Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie

Seit Jahren kooperieren wir mit dieser Gesellschaft insofern, als bei deren Symposien –  heuer ist es bereits das neunte  –  jeweils ein Beitrag zumindest einen Bezug zur Parapsychologie bzw. den Grenzgebieten der Wissenschaften hat.
Das heurige Symposium mit dem Generalthema „Reduktionismus vs. Holismus“ findet vom 24. bis 26. Mai in bewährter Weise im Augustiner-Chorherrenstift Vorau statt.
Direktlink zum Programm als HTML oder zum Download als PDF
 

3.2 Vergangene Veranstaltungen

Kürzlich (12./13. März) fand auf Schloß Kränzlin in Neuruppin (Mark Brandenburg) das „Vierte Symposium zur existentiellen Bewußtseinsforschung“ statt, Veranstalter war das Institut für existentielle Bewusstseinsforschung (ECR), ein Offspring der TimeWaver Organisation, zu der auch die „Veden-Akademie“ und das Institut für angewandte Bewußtseinsforschung (IACR) aka Forschungszentrum Kolberg gehören. Das alles (beispielhafte Stich­worte: Kozyrew-Spiegel, Burkhard Heims Physik des multidimensionalen Hyperraums etc.) läuft natürlich neben dem hegemonialen „Mainstream“ nebenher bzw. steht in Konflikt zu ihm; dies zu diskutieren ist hier nicht der Platz; im übrigen gilt, wie immer, auch hier: wenn man mit Menschen ins Gespräch kommen will, muß man dort hingehen, wo auch immer sie sind, und sie dort
abholen …      

Zurück zum Symposium auf Schloß Kränzlin:           
die Referenten und Themen waren wie folgt:         

Prof. Harald Walach: Generelle Quantentheorie und phänomenale Wirklichkeit

Prof. Peter Mulacz: Neues Denken vs. Altes Denken. Quanteninflation und -illusion in der Parapsychologie

Marcus Schmieke: Information, Energie und Bewußtsein

Prof. Hartmut Schröder (gemeinsam mit Andreas Mascha): Information und Exformation

DDr. Walter v. Lucadou: Kausalität und Verschränkung in der Parapsychologie und anderen Humanwissen-schaften

Dr. Marco Bischof: Quantenphänomene in der Biologie

Daniel Dick (Abschlußdiskussion)

Von den genannten Referenten haben Walter von Lucadou und Marco Bischof bereits früher in unserer Gesellschaft gesprochen.

Die Vorträge wurden als Video aufgezeichnet und sollen auf der ECR-Website zugänglich gemacht werden; außerdem habe QS24 angeboten, möglicherweise die Beiträge über ihre Kanäle verfügbar zu machen.

Mit einigen Referenten wurden auch Interviews auf Video aufgezeichnet; die Herren von Lucadou und Mulacz haben das in Form einer Art Doppelconférence gemeinsam absolviert und sich dabei auf die Themen „Kann es ein Bewußtsein unabhängig von dem Gehirn geben bzw. unabhängig vom Körper?“ sowie „Welche Wechselwirkung besteht Ihrer Meinung nach zwischen Bewußtsein und Materie?“ beschränkt. Für diese Videoaufnahmen gilt vermutlich auch das oben Gesagte.

 

4.     Helene Reeder Memorial Fund (HRF)  

Periodisch lobt diese Organisation Forschungsgelder aus:  

The Helene Reeder Memorial Fund for Research into Life after Death, HRF.
Announcement for grant 2019

The Helene Reeder Memorial Fund is pleased to announce the availability of grants for small and medium sized scientific research projects concerning the question of Life after Death.

Grants will be awarded in the range of EUR 500 – 5000 maximum. The topic Research into Life after Death should constitute the main objective of the project.

Applications in English to be submitted by e-mail to the HRF, Edgar Müller,       
adtempus@comhem.se and adtempus1@outlook.com.

The target date of receiving applications is the 1st of October 2019. For further information, please apply to the above e-mail addresses. Due to expected change of e-address, applications have to be sent to both addresses.            
 

5.     Literaturhinweise

5.1
Andreas Anton:          
Das Paranormale im Sozialismus

Zum Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der DDR

Das Buch beruht auf der Dissertation des Autors und ist, wie in solchen Fällen üblich, in einer eher anspruchsvollen Wissenschaftsdiktion verfaßt. Es gliedert sich in zwei Teile, einen allgemein-sozialwissenschaftlichen, und einen speziellen, Parapsychologie-relevanten. Zum ersteren gehören Kapitel wie „Die DDR als ‚durchherrschte Gesellschaft’“, „An den Grenzen der Herrschaft: ‚Nischen-Gesellschaft’ und ‚Eigen-Sinn’“, „Die ‚konstitutive Widersprüchlichkeit’ und die ‚Doppelkultur’ der DDR“, mit einem Zwischenfazit „Wissenschaftssoziologische Überlegungen zur DDR-Gesellschaft“, gefolgt von „Fragestellung, Methodik und Datensampling“, z.B. Methodik und Methodologie mit den Unterkapiteln „Diskurse und Diskursanalysen“, „Deutungsmuster“ und „Dispositive“. Wenn man gleich zu den Parapsychologie-Kapi­teln geht, seien ebenfalls einige Überschriften beispielhaft herausgehoben: „Das Paranormale im öffentlichen Diskurs“ mit der Unterscheidung „Aufklärungsphase“ und „Agitationsphase“, „‚Parapsychologie’ in DDR-Lexika“,  „Otto Prokop vs. Hans Bender“, „Uri Geller“, „Diskursstrategien“ (darunter Moralisierung, Dramatisierung, Politisierung bzw. Idealisierung, Ridikülisierung, Pathologisierung, Ausschluß von Sprechern aus dem Diskurs); auf institutioneller Ebene „Das Ministerium für Staatssicherheit und das Paranormale“ und „Paramedizin im DDR-Gesundheitswesen“. Dem wird „Das Paranormale in der DDR-Lebenswelt“ gegenübergestellt, teilweise in Einzelfallskizzen wie „Gläserrücken mit der Stasi“ oder „Die Hexe vom Prenzlauer Berg“.         
Diese Beispiele von Kapitel- und Abschnittsüberschriften zeigen auf, wie weit der Rahmen ist, den der Autor hier aufspannt. Sehr deutlich wird, wie einerseits auf der Basis der in der DDR herrschenden, auf dem Marxismus-Leninismus basierenden, „wissenschaftlichen Weltanschauung“ das Paranormale dem Aberglauben und dem Irrationalismus zugeschlagen wird, wobei sich zwei grundlegende Strategien unterscheiden lassen, nämlich Volksaufklärung bzw. Bekämpfung des Paranormalen. Andererseits existierten im Untergrund des DDR-Alltagslebens dieselben Themen von Telepathie bis zu Homöopathie oder UFOs unausrottbar weiter. Von besonderem Interesse, insbesondere, wenn man die Akteure gekannt hat, ist der Diskurs – besser gesagt, die Kontroversen – zwischen Otto Prokop und Hans Bender, was von DDR-Seite nicht als Konfrontation verschiedener wissenschaftlicher Auffassungen, sondern als Konfrontation unterschiedlicher politischer Systeme (auf der Basis unterschiedlicher Weltanschauungen) umstilisiert worden ist. Dieses Kapitel ließe sich noch erweitern um Betrach­tungen zur wissenschaftlichen Fairness überhaupt sowie um den historischen Aspekt des in der DDR verkommenen Hanussen-Nachlasses.         
Ein sehr umfangreiches Literaturverzeichnis, ein Quellen- und ein Abkürzungsverzeichnis runden den Band ab; ein Manko ist das Fehlen eines Personenregisters.

Anton, Andreas:         
Das Paranormale im Sozialismus
brosch., 327 S.
Verlag Logos, Berlin  
ISBN 978-3832547738
¤ 44,–

5.2
Andreas von Ach:      
Ist die Geschichte vorherbestimmt?         
Der Zweite Weltkrieg im Vorgesicht            

Es handelt sich um ein schmales Bändchen, das Erlebnisberichte enthält, welche zwar bereits anderswo publiziert worden sind, hier jedoch zusammengefaßt werden. Das ist auch die Stärke dieses Buches, aus verschiedensten Quellen eine „geballte Ladung“ von Fallberichten zusammengestellt zu haben, die man in einem Zug lesen kann und deren Eindrücklichkeit man sich schwerlich entziehen kann. Die Glaubwürdigkeit der einzelnen Berichte schwankt je nach Quelle und Recherchen stark; der Autor hat 59 Fallberichte zusammengestellt, wobei es merkwürdig ist, daß er es manchmal unterläßt, aus den von ihm benutzten Quellen gerade die eindrucksvollsten Fälle zu zitieren. Theoretische Kapitel, die das Buch abrunden, welches sich offenbar eher an ein Laienpublikum wendet, bringen nichts Neues und sind teilweise recht spekulativ. Robertsons Roman „Wreck of the Titan, Or, Futility“ wird als Beispiel für Präkognition eines Künstlers (konkret eines Schriftstellers) angeführt, wofür es jedoch definitiv nicht qualifiziert. Hingegen sehr zu recht destilliert der Autor aus den zitierten Fallberichten die Feststellung „Das Kollektivschicksal verbirgt sich hinter vielen Einzelschicksalen“ – eine Paraphrase von Tenhaeffs Merksatz „Das Weltgeschehen spiegelt sich im Schicksal des Einzelnen“.
Ein umfangreiches Literaturverzeichnis rundet den Band ab.  

von Ach, Andreas:     
Ist die Geschichte vorherbestimmt? 
geb., Fadenheftung, 108 S., illustr.   
Telesma bzw. Arnshaugk Verlag, Neustadt an der Orla
      
ISBN 978-3944064826

¤ 18,–
 

5.3
Burk, Henning:

Hitler, Braunau und ich

Wie meine Urgroßmutter den Krieg hätte verhindern können

Die Urgroßmutter des Verfassers, eines Journalisten und Filmemachers, war die Hebamme, die Adolf Hitler ins Leben verhalf – sagt sie. Im Geburtsregister steht zwar jemand anderer, aber für den Urenkel ist sie es. Auch gut – schließlich für den Leser ziemlich egal.       
Wenn „Braunau“ im Titel steht, wird man – als Parapsychologe – hellhörig, nicht wegen der Abstammung des Diktators von anno nazimal, sondern wegen der Brüder Schneider, die ebenfalls in dieser oberösterreichischen Kleinstadt geboren sind und die in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg als „physikalische Medien“ in einschlägigen Kreisen Berühmtheit erlangt haben. Weithin bekannt sind vor allem die beiden Brüder Willi (Willy) und Rudi, minder bekannt die anderen Geschwister wie z.B. Karl, die bei den Sitzungen als „Hilfsmedien“ fungierten; eben dieser Karl ist ein Großvater des Autors Henning Burk, somit ist dieser ein Großneffe von Rudi und Willi, weswegen man sich bei diesem Buch Aufschlüsse zur Familiengeschichte der Schneider-Brüder erwarten mag. Diese Hoffnung wird jedoch bitter enttäuscht. Auf knapp über vierzig Seiten wird zwar über die Schneider-Brüder als parapsychologische Medien und über das damalige Umfeld berichtet, aber die Quellen, aus denen geschöpft wird, sind alles bekannte Druckwerke, somit erfährt man nicht das geringste Neue.   
Im Rest des Buches – wiewohl vom parapsychologischen Standpunkt irrelevant – arbeitet sich der Autor an anderen Aspekten der Familiengeschichte ab, insbesondere am Schicksal seiner Mutter während des Zweiten Weltkriegs, sowie – wegen Hitlers Geburtshaus – an der Stadt Braunau und der NS-Zeit überhaupt; das alles über weite Strecken in typisch schnoddrigen Journalistenstil. Dennoch ist es ein sehr persönliches und teilweise auch berührendes Buch.

Burk, Henning:
Hitler, Braunau und ich
Wie meine Urgroßmutter den Krieg hätte verhindern können
geb., 320 S., illustr.
Westend Verlag, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3864891793
¤ 24,–

 

6.     Mitgliedsbeitrag

Mein diesbezüglicher „dezenter Hinweis“ im letzten Newsletter scheint erfreulicherweise auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. Mit Genugtuung verzeichnen wir viele prompte Einzahlungen, insbesonders sind Nachzahlungen von Rückständen positiv zu vermerken. Ganz besonderer Dank gilt darüber hinaus jenen Mitgliedern und Freunden, die uns Spenden zukommen haben lassen.

 

7.     Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

7.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):              
Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

7.2  Erscheinungsweise:
Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

7.3  Datenschutz:
Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die Erklärung zu Datenschutz und
-verarbeitung in der ÖGPP

7.4  Sprachliches:
Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).   

7.5  Kommentare und Anregungen:          
Bitte an newsletter@parapsychologie.ac.at.             

7.6  Newsletter-Archiv: 
Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz archiviert und können dort nachgelesen werden.              


Prof. Peter Mulacz
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie

 


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Newsletter N° 71 — Wien,  20. Dezember 2018

 
INHALT:
 
      1. Vortragsprogramm Wintersemester – Erinnerung 
      2. Forschungsprojekt zur Schlafparalyse
      3. Mesmer – Projekt Gedenktafel
      4. Literaturhinweise
      5. Erinnerung Mitgliedsbeitrag  
      6. Feiertagswünsche       
      7. Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP
 


1.  Erinnerung bzgl. des laufenden Vortragsprogramms   

Im Wintersemester finden noch zwei Vorträge statt, und zwar:

·      Montag, 21. Jänner 2019: Die Gesichter von Bélmez.        
Die Untersuchung eines RSPK-Falles in Spanien     

·      Dienstag, 22. Jänner 2019: Schlafparalyse – der Terror in der Nacht.       
Phänomenologie – medizinische, psychologische, aber auch heterodoxe Interpretationen – Coping-Strategien      

Der Referent beider Vorträge ist Dr. Gerhard Mayer, Mitarbeiter der Abteilung für Empirische Kultur- und Sozialforschung des Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg i. Br.
Die beiden Vorträge finden – wie auch alle anderen Veranstaltungen in diesem Semester – im HS II des NIG statt.
Bei dieser Gelegenheit sei auch daran erinnert, daß Änderungen, die für das gedruckte Programm zu spät gekommen sind, oder sonstige Berichtigungen laufend auf unserer Programmseite im Web sowie auf der facebook-Seite unserer Gesellschaft eingearbeitet werden,  sodaß diese Seiten jeweils den aktuellen Stand widerspiegeln.

 

2.     Forschungsprojekt zur Schlafparalyse

Am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg i. Br.  läuft ein Forschungsprojekt zu Schlafparalyse und außergewöhnlichen Erfahrungen unter der Leitung unseres Referenten Gerhard Mayer (vgl. Pkt. 1).

 

3.     Franz Anton Mesmer – Projekt Gedenktafel

Sämtliche bürokratische Hürden sind nunmehr aus dem Weg geräumt, der Anbringung einer Gedenktafel an dem Gebäude, wo zuvor das Palais Mesmer gestanden war, steht nichts mehr entgegen. Die Sachlage war dadurch erschwert, daß dieser Nachfolgebau, die ehemalige Telefonzentrale in der Rasumofskygasse 29, aufgrund seiner Art déco-Fassade dem Denkmalschutz unterliegt.
Die Anfertigung der Tafel wird in Kürze in Auftrag gegeben. Die Kulturkommission des dritten Bezirks hat freundlicherweise die Übernahme der Kosten zugesagt, wofür wir herzlich danken.
Es ist geplant, die Tafel in feierlicher Form zu enthüllen – als Termin ist dafür derzeit der 5. März 2019 (entsprechend Mesmers Todestag am 5. März 1815) ins Auge gefaßt. Daß der 5. März des kommenden Jahres gerade der Faschingsdienstag ist, sollte kein Hindernis darstellen, so wird es jedenfalls in der gegenwärtige Planung beurteilt.

 

4.     Literaturhinweise

Zwei Bücher mit einschlägiger Thematik sind kürzlich erschienen, auf die ich hier hinweisen  will, allerdings ohne derzeit weitere Aussagen dazu machen zu können, weil ich nur die Titel kenne, die beiden Werke aber noch nicht in Händen hatte:

·      Anton, Andreas:
Das Paranormale im Sozialismus: Zum Umgang mit heterodoxen Wissensbeständen, Erfahrungen und Praktiken in der DDR     
Verlag Logos Berlin       
ISBN-13: 978-3832547738

·      von Ach, Andreas:         
Ist die Geschichte vorherbestimmt?    
Der Zweite Weltkrieg im Vorgesicht    
Arnshaugk Verlag          
ISBN-13: 978-3944064826

 

5.     Mitgliedsbeitrag

Obwohl sich das Jahr bereits dem Ende zuneigt – die Abrechnung der Mitglieds­beiträge folgt dem Kalenderjahr, nicht dem akademischen Jahr – ist noch ein signifikanter Anteil der Mitgliedsbeiträge ausständig. Die Personen, auf die dies zutrifft, werden gebeten, die Angelegenheit ehestens in Ordnung zu bringen.

 

6.     Feiertagswünsche

Am Schluß dieser Ausgabe des Newsletters habe ich die angenehme Pflicht, allen Mitgliedern, Freunden und Interessenten unserer Gesellschaft im In- und Ausland ein frohes Weihnachtsfest sowie ein glückliches Jahr 2019 zu wünschen.

 

7.     Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

7.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):              
Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

7.2  Erscheinungsweise:
Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

7.3  Datenschutz:
Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die Erklärung zu Datenschutz und
-verarbeitung in der ÖGPP

7.4  Sprachliches:
Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).   

7.5  Kommentare und Anregungen:          
Bitte an newsletter@parapsychologie.ac.at.             

7.6  Newsletter-Archiv: 
Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz archiviert und können dort nachgelesen werden.              


Prof. Peter Mulacz
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie


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Newsletter N° 70 — Wien, 14. Oktober 2018
 

INHALT:
 
      1. Vortragsprogramm / Vorschau

      2. Forschungsmittel – Research Grants

      3. Parapsychological Association

      4. Literaturhinweise

      5. Umfrage zur Schlafparalyse

      6. Ausstellung „Monster und Geister“

      7. VWGÖ-Aktion („offener Brief“)

      8. Personalia

      9. Zahlungsmoral (Mitgliedsbeitrag)

     10. Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP


1.  Unser Vortragsprogramm im Wintersemester 2018/19   

Unser gedrucktes Programm ist zwar rechtzeitig versandt worden, aber leider hat der Druckfehlerteufel wieder einmal zugeschlagen, und das gleich mehrfach, wofür ich an dieser Stelle um Entschuldigung bitte. Überdies ist mittlerweile der Hörsaal verlegt worden: jetzt HS II. Sowohl hier wie auch auf unserer Programmseite im Web sind die Fehler bzw. Änderungen selbstverständlich berichtigt.

15. Oktober 2018

Erlendur Haraldsson
DIE WUNDER IM NEUEN TESTAMENT
Gibt es Ähnliches aus späteren Jahrhunderten?  

19. November 2018

Peter Dinzelbacher

VISION UND HALLUZINATION

Psychologische Phänomene in diachroner Betrachtung

10. Dezember 2018

Peter Mulacz

DER „WIENER KREIS“ UND DIE PARAPSYCHOLOGIE

Anti-Metaphysik trifft Spiritismus:

21. Jänner 2019

Gerhard Mayer

DIE GESICHTER VON BÉLMEZ

Die Untersuchung eines RSPK-Falles in Spanien

Dienstag, 22. Jänner 2019

Gerhard Mayer

SCHLAFPARALYSE
Der Terror in der Nacht

Im ersten Vortrag im Wintersemester beleuchtet unser isländischer Kollege Erlendur Haraldsson, ein Veteran der Parapsychologie, der auch schon oft bei uns vorgetragen hat, die biblischen „Wunder“ in parapsychologischer Interpretation. Die Problemstellung, Phänomene im profanen Bereich in Analogie zu jenen der christlichen Heilsgeschichte zu betrachten, wird seit den Anfängen der Parapsychologie diskutiert und in jeder Generation neu aufgerollt. Zwar sind die „Hexe von Endor“ und die alttestamentlichen Propheten berühmt, in diesem Vortrag geht es jedoch ausschließlich um Wunderberichte aus dem Neuen Testament. Von den Interpretationsfragen abgesehen, ist schon allein die Materialsammlung – welche profanen Analogien gab es bzw. gibt es? – von großem Interesse.
Vlg. auch den diesbezüglichen Pressetext

Peter Dinzelbacher, der ebenfalls bereits bei uns schon mehrfach vorgetragen hat, spricht diesmal über die psychologischen Aspekte von Visionen vs. Halluzinationen, ein Thema, das grundlegend ist für das Verständnis veridiker Visionen im Bereich der Parapsychologie. Als Mediävist liegt es ihm nahe, diese Phänomene innerhalb größerer historischer Zeiträume zu betrachten und zu untersuchen, was im Erleben der Menschen konstant ist und was vielleicht Änderungen erfahren hat.

Anläßlich des 650-jährigen Jubiläums der Universität Wien gab es eine bedeutende Ausstellung über den „Wiener Kreis“, eine philosophische Richtung, die auch als Logischer Empirismus, Logischer Positivismus oder Neopositivismus bezeichnet wird und eine strikt antimetaphysische Haltung vertreten hat. Bekannte Vertreter sind Hans Hahn, Moritz Schlick, Otto Neurath, Karl Menger, Rudolf Carnap, Kurt Gödel u.a. Interessant ist das Aufeinandertreffen dieser dezidierten Anti-Metaphysik mit Parapsychologie bzw. Spiritismus, wobei einige Personen aprioristisch dagegen waren, andere vorurteilslos und offen und weitere (insbesondere Hahn) überaus interessiert an diesem „neuen“ Tatsachengebiet. Gleichzeitig ist das die Epoche rund um die Gründung unserer Gesellschaft (Wassilko, Thirring), die somit die Folie abgibt, vor der die genannten Personen agieren. Die äußeren Ereignisse sind teilweise dramatisch, wollte man das Thema sensationell aufmachen, könnte man (in Hinblick auf die Nebenschauplätze) von „Sex and Crime“ sprechen …

Gerhard Mayer, Mitarbeiter am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), Freiburg i.Br., wird zum ersten Mal bei uns sprechen; wie wir es öfters bei ausländischen Vortragenden handhaben, wird er an zwei aufeinanderfolgenden Tagen zwei verschiedene Themen behandeln.

Die Bilder von Bélmez de la Moraleda, einer kleinen Ortschaft in Andalusien, waren in der 1970er-Jahren eine parapsychologische Sensation: im Zementfußboden der Küche des schlichten Hauses von Maria Gomez Pereira haben sich plötzlich mehr oder minder deutliche Gesichter gebildet, für deren Entstehung keine „normale“ Erklärung gefunden werden konnte (wenn man von der in der Parapsychologie ubiquitären Betrugshypothese absieht). Mehrere Untersucher(gruppen) haben sich mit dem Fall beschäftigt, der Bélmez zu einem Tourismusmagnet hat werden lassen. Die wichtigsten Forscher waren der spanische Parapsychologe Germán de Argumosa und Hans Bender, der Gründer des IGPP. Heute, fast ein halbes Jahrhundert nach dem ersten Auftreten der Gesichter, ist der Fall nach wie vor ungelöst – der Referent wird dabei auch das Spannungsfeld zwischen Befürwortern und Skeptikern sowie die Rolle der Massenmedien, die immer auf eine „gute Story“ aus sind, beleuchten.

In seinem zweiten Referat wird Gerhard Mayer über Schlafparalyse sprechen (vgl. auch Pkt. 5), ein psychophysiologisches Geschehen, das mit einer Lähmung einhergeht, welche den gesamten Körper mit Ausnahme der Augen-, Ohr- und Atemmuskulatur betrifft und stärkste Angstgefühle auslöst. Weiters stellen sich häufig ungewöhnliche Erlebnisse ein: die Wahrnehmung einer Präsenz von (zumeist als bösartigen empfundenen) Wesen, akustische und optische Halluzinationen (Brummen, Summen, Stimmen, Lichterscheinungen und visuelle Wahrnehmung von Personen bzw. Geistwesen). Schlafparalyse (Albdrücken, Alpdrücken) ist ein durchaus häufig auftretendes Phänomen und keineswegs auf die westlichen Menschen des 21. Jhdts beschränkt; es ist vielmehr historisch faßbar und interkulturell verbreitet. Die traditionelle (und heute als heterodox angesehene) Interpretation spricht von Incubi und Succubi (sexuell aktive Dämonen, die jeweils gegengeschlechtlich zur erlebenden Person auftreten). In dem Vortrag wird die Phänomenologie der Schlaflähmung aus medizinischer und aus psychologischer Sicht dargestellt und Coping-Strategien für Betroffene werden angeboten.


2.     Forschungsmittel – Research Grants

FRIM – The Foyle Research Institute of Monaco

Dem „Board of Distinguished Scientific Advisors“ gehören berühmte Namen der internationalen Parapsychologie an.
Diverse Forschungsgebiete werden gefördert:
The Foyle Research Institute of Monaco (FRIM) supports and encourages research in the fields of consciousness and extraordinary cognitive and mental abilities, such as genius abilities, intuition, psychokinesis and telekinesis, remote viewing, telepathy, precognition, and psychometry, some of which are very controversial.


3.     Parapsychological Association (PA)

3.1       Jahrestagung 2019

Die „62nd Annual Convention of the Parapsychological Association“ wird vom 4. bis 6. Juli 2019 in Paris stattfinden. Als Gastgeber fungiert das Institut Métapsychique International, das 2019 sein 100-jähriges Gründungsjubiläum feiert.
Details werden laufend auf dieser Seite bekannt gegeben werden.


3.2       PA Video Channel

Die PA betreibt auf youtube einen eigenen Videokanal, wo mehrere Vorträge – von Jahrestagungen und auch andere – zu sehen sind:        
https://www.youtube.com/channel/UCs3rgEjohpmCPSWZA2k661Q
Zahlreiche weitere sind im online-Archiv der PA zu sehen, das aber nur für Mitglieder zugänglich ist – vielleicht ein Grund, sich um die Mitgliedschaft zu bewerben?


4.     Literaturhinweise

4.1      

Roger D. Nelson, Georg Kindel

Der Welt-Geist

Wie wir alle miteinander verbunden sind

Der „Weltgeist zu Pferde“ kommt einem bei dem hehren Titel dieses Buches in den Sinn, ein Epitheton, das Hegel (der ja Schellings Weltgeistlehre weitergeführt hat und für den der „Weltgeist“ geradezu der Zentralbegriff seiner spekulativen Metaphysik war) auf Napoleon gemünzt hat (wenn das Zitat original auch das Wort „Weltseele“ beinhaltet), und vielleicht auch der „Weltgeist in Pantoffeln“, wie es eine Anekdote über Gottfried Keller sagt. Im Ernst gesprochen, war Rudolf Tischner schon vor einem halben Jahrhundert sehr reserviert hinsichtlich von Theorien zur Außersinnlichen Erfahrung, die auf eine „Weltseele“ rekurrieren, zumal man ja nicht weiß, ob es ein bewußtes Weltwesen gäbe.

Dieses neue Buch „Der Welt-Geist  – Wie wir alle miteinander verbunden sind“ ist – auf der Basis von Interviews von Roger Nelson und Gesprächen mit ihm, dem Initiator des Global Consciousness Project (GCP) – von Georg Kindel verfaßt worden, einem Österreicher, was bemerkenswert und erfreulich ist, denn so viele österreichische Publikationen gibt es auf diesem Gebiet ja nicht.

Nelsons Ausgangsposition ist, daß kohärentes Bewußtsein die Ordnung der Welt schafft und daß subtile Interaktionen uns mit Anderen und mit der Erde verbinden und so ein globales Bewußtsein schaffen. Das ist gleichzeitig ein sehr humanistischer Ansatz. Dieser Grundgedanke wird nun nach verschiedener Richtung ausgebaut und diskutiert. Allerdings wird der Kritik, die manche Wissenschaftler am GCP üben, kein Raum gegeben.

Darüber hinaus werden Aspekte angesprochen wie ein digitales Bewußtsein oder ein Bewußtsein „in der Cloud“.

Weitere Kapitel stellen kurz aktuelle theoretische Ansätze verschiedener Forscher vor, z.B. Ervin László’s „Informationsfeld“, David Bohm’s „Implizite Ordnung“ oder Rupert Sheldrake’s „morphische Resonanz“. Einerseits wird hier Information geliefert, die einen großen Bereich der aktuellen Diskussion abdeckt, andererseits stehen diese unterschiedlichen Ansätze isoliert nebeneinander, ohne Versuch, Bezüge aufzuzeigen; insbesondere gibt es keinerlei kritische Reflexion. Die leichte Lesbarkeit des Buches – geeignet als Einstiegslektüre – bedingt die Schattenseite einer gewissen Oberflächlichkeit.  

            Roger D. Nelson, Georg Kindel

Der Welt-Geist: Wie wir alle miteinander verbunden sind

Gebunden mit SU, 224 Seiten

edition a, 2018

ISBN 978-3-99001-250-5

¤ 21,90

 4.2      

Christian Bachhiesl u.a. (Hrsg.)

Intuition und Wissenschaft

Interdisziplinäre Perspektiven

Der Grazer Historiker, Wissenschaftshistoriker und Jurist Christian Bachhiesl, Herausgeber des hochinteressanten Tagungsbandes „Die Vermessung der Seele“ (2015) und einer Reihe weiter Bücher zu verschiedenen Themen legt mit seinen Mitautoren – Vertreter so unterschiedlicher Disziplinen wie Wissenschafts- und Ideengeschichte, Philosophie, Epistemologie über die Rechts-, Musik und Literaturwissenschaften bis zur Medizin und Naturwissenschaft – einen recht anspruchsvollen Sammelband vor, der dem Untertitel, das Verhältnis von Intuition und Wissenschaft interdisziplinär zu beleuchten, gerecht wird.

Ich denke, die erste Assoziation, die sich bei der Juxtaposition der Begriffe „Intuition“ und „Wissenschaft“ aufdrängt, ist der berühmte (Tag-)Traum von Kekulé über den Benzolring. In zwei der insgesamt 21 Beträge wird auch auf diesen Bezug genommen, allerdings ohne zu diskutieren, wie weit Kekulé durch Loschmidts Arbeiten, die er gekannt hat (oder gekannt haben dürfte?) in seinen unbewußten Prozessen beeinflußt war. Aber ich will mich nicht in dieser Detailfrage verzetteln.

Die Fragen, die im Vordergrund stehen, sind die nach der Rolle der Intuition im Entwicklungsgang der einzelnen Wissenschaften, ferner, sich einzelne Wissensfelder und Wissenschaftsdisziplinen zur Intuition positionieren, ob es eine »angewandte Intuition« in den Wissenschaften gibt und ob Intuition eine Rolle als Bindeglied zwischen wissenschaftlichen und außerwissenschaftlichen Erkenntnisformen und Vorstellungswelten spielen kann.

Das sind sämtlich legitime und interessante Fragen, und allein die Aufzählung der Autoren, die darauf zu antworten versuchen, sowie der Titel ihrer Beiträge würde den Rahmen dieser Rezension sprechen.

Wenn wir die Fragestellung nach der Intuition vom Aspekt der Parapsychologie aus betrachten – was wohl im Newsletter einer parapsychologischen Gesellschaft legitim ist –, so fiele mir allerhand ein, was zu diskutieren wäre: das Verhältnis von Außersinnlicher Erfahrung und Intuition, Gemeinsamkeiten, Unterschiede, Grenzziehung etc. Für den Aspekt des Bezugs zur Wissenschaft fiele mir die Anwendung von Remote Viewing für archäologische Zwecke ein, und vieles weitere mehr. Leider – und das halte ich für eine Schwäche dieses Bandes – wird auf Parapsychologie überhaupt nicht eingegangen, das Wort findet sich (wenn ich nicht etwas übersehen habe sollte) nicht im Text, der immerhin knapp ein halbes Tausend Seiten umfaßt (leider gibt es kein Register). Zwar weist einer der Autoren auf psychologische Aspekte wie Bewußtseinszustände, welche das Auftreten von Intuition begünstigen hin, das ist aber auch schon alles.

Zusammenfassend: ein überaus interessanter Sammelband, aber nichts von spezifisch parapsychologischem Interesse.

            Christian Bachhiesl, Sonja Maria Bachhiesl, Stefan Köchel (Hrsg.)

            Intuition und Wissenschaft: Interdisziplinäre Perspektiven

            419 Seiten

            Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2018

            ISBN 978-3-95832-143-4

            ¤ 49,90

 

4.3      

Illobrand von Ludwiger

Feurige Zeichen aus höheren Dimensionen

Kugelblitze, Orbs, spontane Feuer und eingebrannte Hände

Illobrand von Ludwiger ist vor allem als UFO-Forscher bekannt; es wäre aber ungerecht, ihn allein auf dieses Feld zu reduzieren, da er doch auch mit einer Reihe anderer Studien hervorgetreten ist.

Sein jetzt vorliegendes neues Buch umfaßt zumindest zwei Themenbereiche, welche bereits Gegenstand von Vorträgen in unserer Gesellschaft waren (Kugelblitze [Keul, 18. März 2013] und „eingebrannte Hände“ [Mulacz, 4. April 2016; Artikel für die „Zeitschrift für Anomalistik“ in Vorbereitung]). Hingegen ist eine besonders spektakuläre Phänomengruppe, die (angebliche) spontane Selbstentzündung von Menschen (Spontaneous Human Combustion [SHC]) ausgeblendet geblieben.

Das Buch ist ein mixtum compositum, es umfaßt die verschiedensten Phänomene, die bloß eines gemeinsam haben: das Feuer (teilweise wird auch über Lichterscheinungen berichtet). Die zweite Konstante, die sich durch das ganze Buch hindurch zieht und sich auch im Titel spiegelt („aus höheren Dimensionen“) ist das Bestreben des Autors, die beschriebenen Phänomene mit Hilfe einer Theorie höherer Dimensionen zu erklären, nämlich durch Aktivierung eines Organisationspotentials in einem sechsdimensionalen Kontinuum. (Man erinnert sich, daß von Ludwiger seit Jahrzehnten ein Vorkämpfer der Heim’schen einheitlichen Feldtheorie ist, welche die Quantenphysik mit der Relativitätstheorie in Einklang bringen soll und dafür mehr Dimensionen verwendet als das übliche Raum-Zeit-Kontinuum.)

Von diesen Interpretationsfragen einmal abgesehen, ist es die Stärke des Buches, sehr viel Material – auch älteres – zusammengetragen zu haben, was höchst interessante Anregungen bietet. Die Schwäche ist der Mangel an Kritik bei der Materialauswahl, „starke“ Fälle stehen neben höchst dubiosen: Sorrat wird, zu Recht oder zu Unrecht, in der scientific community sehr reserviert betrachtet, die Ausgrabungen von Scherer-Ottenfels in Klosterneuburg erscheinen als „too good to be true“ und lassen viele Fragen offen, u.v.a.m. Nun ist klar, daß es nicht möglich ist, bei beschränktem Umfang eines Buches das pro und contra eines jeden Falls ausführlich zu diskutieren, aber für minder gut informierte Leser wäre vielleicht ein Hinweis angebracht gewesen, welche Fälle besser abgesichert sind und welche mit einer gewissen Portion Vorsicht zu genießen sind. Auch wenn man dem Autor in manchem oder in vielem nicht folgen mag, stellt sein Werk doch eine überaus interessante Lektüre dar.       

            Illobrand von Ludwiger

            Feurige Zeichen aus höheren Dimensionen: Kugelblitze, Orbs, spontane Feuer und
            eingebrannte Hände

            Gebunden, 256 Seiten, (teils farbig) illustriert, Personen-, Orts- und Sachregister

            Komplett-Media GmbH München-Grünwald, 2018

            ISBN 978-3-83120-4-670

            ¤ 19,99


4.4

Romeo Grünfelder (Hrsg.)

Ted Serios

Serien

Das Buch, das ich umständehalber erst jetzt vorstellen kann, ist bereits 2016 erschienen, zur zehnjährigen Wiederkehr des Todes von Ted Serios, den wir auch im Newsletter N° 28, Pkt. 4.1, vermerkt hatten. Es ist still geworden um die Psychophotos von Ted Serios – die deutsche Version von Jule Eisenbud’s Buch, „Gedankenfotografie“, ist 1975 erschienen, die erweiterte zweite Auflage des amerikanischen Originals nie ins Deutsche übersetzt worden. Insofern ist es, wie immer man zu dem Fall stehen mag, ein großes Verdienst des Autors und Filmemachers Grünfelder, mit diesem Buch die Phänomenik des Ted Serios wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt zu haben. Grünfelder legt, was sich schon im Titel spiegelt, großen Wert darauf, Serios’ Bilder nicht isoliert, sondern im Kontext ihrer Genese zu sehen, eben als ganze Serien von Photos.

Grünfelder ist es gelungen, viele bisher unveröffentlichte Polaroids abzubilden; viele dieser Bilder scheinen auf den ersten Blick enttäuschend, ist man doch die besten Resultate gewohnt, wie z.B. von Hans Bender in seinem Buch „Der sechste Sinn“ veröffentlicht. Es geht aber wohl nicht darum, wie eindrucksvoll das einzelne Bild sein mag, sondern um einen
größeren Überblick und durch die Publikation von ganzen Serien unter Einschluß minder attraktiver Bilder erhält das Buch hohen dokumentarischen Wert.

Das Buch in einem Gesamtumfang von über 500 Seiten enthält Text- und Bildteile; der Textanteil beträgt ca. 170 Seiten, der Bildanteil stellt das Gros des Umfangs, dazu kommen noch ein paar Seiten mit Zeugenerklärungen, Protokollen und Literaturverzeichnis.

Die Texte stammen, außer vom Herausgeber Grünfelder selbst, von Pauline Oehler, Jule Eisenbud (beides Reproduktionen von historischen Texten), Peter Geimer, Philippe Dubois und Bernd Stiegler. Auf die Texte, die ja mit Ausnahme der beiden historischen sämtlich nicht vom parapsychologischen Standpunkt aus verfaßt sind, gehe ich weiter nicht ein; ich sehe den Wert des Buches primär in der Bilddokumentation.

            Romeo Grünfelder (Hrsg.)

            Ted Serios – Serien

            Klappenbroschur, 563 Seiten, reich s/w illustriert, mit Bildbeigabe

            Textem Verlag, Hamburg 2016

            ISBN 978-3-94161-346-1

            ¤ 38,–

 
4.5

Heinz Schott

Fluidum

Magische Momente des Mesmerismus

Ein schmales, aber inhaltsreiches Bändchen des bekannten Medizinhistorikers und Mesmer-Experten, dessen opus magnum „Magie der Natur“ im Newsletter N° 59, Pkt. 5.2 ausführlich gewürdigt worden ist. Aus den Kapiteln in „Fluidum“ greife ich bloß heraus: somnambule „Seherinnen“, Sympathie als Schlüsselbegriff der Medizin und Naturphilosophie sowie Licht- und Strahlenmetaphorik.

            Heinz Schott

            Fluidum: Magische Momente des Mesmerismus

            Schott’s Neue Bibliothek / 2

            TB, 148 Seiten, s/w Bildanhang

            BoD, Norderstedt 2017

            ISBN 978-3-74480-205-5

            ¤ 6,99

4.6      

Manfred Ach

Huysmans und die okkulte Dekadenz

Eine biographisch-literarisch-historische Studie über J.-K. Huysmans und seinen Skandal- bzw. Schlüsselroman „Là-bas“, die Motive dieser literarischen Fiktion (Geheimkulte, Satanismus, Hexerei) sowie die führenden „Okkultisten“ am Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich

Noch schmäler als das obige Bändchen ist dieses, hingegen hat es einen exorbitant langen Untertitel …
Es handelt sich um Manfred Achs Vortrag über Huysmans, den er bei uns am 20. Oktober 2014 gehalten hat und der jetzt als eigenständige Publikation erschienen ist – übrigens zum ersten Mal, daß einer unserer Vorträge in Druck gegangen ist.

            Manfred Ach

            Huysmans und die okkulte Dekadenz

Brosch.,  52 Seiten, illustriert

Edition Ludwig im Tale, 2018

Bezug: http://www.m-ach.de/ bzw. arw.manfred_ach@gmx.de  


4.7      

Dieter Hassler

A New and Verified Case Suggestive of Reincarnation Based on Dreams and Flashbacks

Üblicherweise stelle ich im Newsletter nur Monographien vor. Hier mache ich eine Ausnahme, da dieser Artikel die Nachforschungen Hasslers über einen Fall („Seelenvermächtnis“ von Udo Wieczorek and Manfred Bomm) beinhaltet, der im Newsletter N° 66 unter Pkt. 9.1 vorgestellt worden ist.

            Hassler, D.

A New and Verified Case Suggestive of Reincarnation Based on Dreams and Flash-
backs

Journal Soc Psych Res, 82, No 2, April 2018, pp 81-102

https://www.spr.ac.uk/sites/spr.ac.uk/files/JSPR%20COVER%2082.2.pdf

Dazu auch (über „Dream based Cases“):

A new and verified case suggestive of reincarnation based on dreams and flashbacks.
            [Supplementary material]. Retrieved from

https://open-data.spr.ac.uk/dataset/supplementary-material-regarding-new-and-verified-case-suggestive-reincarnation-based-1

Link ggf. kopieren und die Adreßzeile des Browsers einfügen

 

5.     Umfrage zur Schlafparalyse

Am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP), Freiburg i. Br., läuft derzeit unter der Leitung von Gerhard Mayer ein Forschungsprojekt zur Schlafparalyse (vgl. auch oben Pkt. 1, Vortrag vom 22. Jänner 2019). Dazu wird gegenwärtig eine Online-Befragung von Betroffenen bezüglich der Deutung und der biografischen Integration von damit zusammenhängenden außergewöhnlichen Erfahrungen sowie den Ängsten vor bzw. Gefahren durch soziale Stigmatisierung durchgeführt. Nähere Details in der Projektbeschreibung

 

6.     Ausstellung „Monster und Geister“

Die Ausstellung dieses Namens in Überlingen am Bodensee läuft noch bis zum 15. Dezember.

http://www.museum-ueberlingen.de/2018/03/31/monster-und-geister-im-staedtischen-museum-ueberlingen

https://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis/ueberlingen/Monster-und-Geister-im-Staedtischen-Museum-UEberlingen;art372495,9676236

 

7.     VWGÖ-Aktion („offener Brief“)

Der Verband der Wissenschaftlichen Gesellschaften Österreichs (VWGÖ), dem wir seit der Wiederbegründung unserer Gesellschaft nach der Zäsur des Zweiten Weltkriegs angehören, hat einen „offenen Brief“ zur Unterstützung des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) an den Herrn Bundespräsidenten und die für Forschung & Entwicklung zuständigen Mitglieder der Österreichischen Bundesregierung gesandt. Diese Aktion wird von mehr als 50 wissenschaftlichen Gesellschaften – darunter auch unsere – getragen, die insgesamt über 22.000 Personen repräsentieren, welche in Österreich in der wissenschaftlichen Forschung involviert sind. Da wir uns, wie erwähnt, an dieser Aktion des VWGÖ beteiligen, wird der Text des „offenen Briefs“ auch auf unserer Website gespiegelt.  

 

8.     Personalia

Michael A. Persinger
(1945–2018)

Der US-amerikanische, in Kanada wirkende Wissenschaftler hat in vielen verschiedenen Bereichen der Neuropsychologie geforscht, seine Publikationen decken ein weites Feld ab. Außerhalb seines Fachbereichs ist er vor allem durch seine Experimente berühmt geworden, mittels auf den Kopf der Probanden einwirkender Magnetfelder bestimmte Erfahrungen – insbesondere solcher spiritueller oder religiöser Art – zu induzieren. Zunächst wurden die Magnetspulen außen auf einem Motorradhelm angebracht, was der Versuchsanordnung den Namen „Gotteshelm“ (oder auch „Religionshelm“) eingebracht hat; die Zielregion im Gehirn, die stimuliert werden sollte, waren die Schläfenlappen. Später gab es Varianten der experimentellen Anordnung ohne Helm. Persingers Versuchspersonen haben von allerhand transzendenten Erlebnissen berichtet, von Schwebezuständen über Engel- und Gottesbegegnungen bis zu einer Allverbundenheit mit dem Universum, was Persinger dazu brachte, die Existenz eines „Gottesmoduls“ im menschlichen Gehirn zu postulieren. Damit wurde Persinger zu einem der bekanntesten Exponenten der Neurotheologie, welche religiöses Empfinden und Verhalten mit den Methoden der Neurobiologie zu erforschen versucht.

Der Versuch einer Replikation von Persingers Experimenten hat starke Indikatoren dafür geliefert, daß die Autosuggestion der Probanden eine entscheidende Rolle gespielt hat, sodaß Zweifel gegenüber Persingers Ansatz durchaus angebracht sind.

Michael Persinger, Professor an der Laurentian University in Sudbury, Ontario, Kanada, ist nach langer, schwerer Krankheit am 14. August 2018 verstorben.



9.     Zahlungsmoral (Mitgliedsbeitrag)

Bis zum heutigen Tag haben nur 58% der Mitglieder ihren Jahresbeitrag eingezahlt. Wir versenden die Zahlscheine immer mit Beginn des Sommersemesters, also anfangs März; insofern wäre es unangebracht, wie sonst üblich eine Einzahlung noch im ersten Quartal zu erwarten. Sehr wohl aber, so denke ich, kann man sich die Einzahlung spätestens bis Jahresmitte erwarten. Nun sind wir bereits im vierten Quartal und mehr als ein Drittel ist seiner Verpflichtung noch nicht nachgekommen. Bei echten Problemen sind wir in der Vergangenheit unseren Mitgliedern immer entgegen gekommen und werden das auch weiter tun; ich darf aber auch in Erinnerung rufen, daß bei mehrjährigem Zahlungsrückstand automatisch der Ausschluß erfolgt.

Bei dieser Gelegenheit weise ich auch darauf hin, daß die letzte Generalversammlung (25. Mai 2018) den Mitgliedsbeitrag – der seit dem Jahr 2012 unverändert geblieben war – auf zukünftig ¤ 35,– festgelegt hat; das gilt ab 01. 01. 2019. Gleichzeitig haben wir mit Wirkung vom Wintersemester 2018/19 auch den Preis der Gastkarte auf nunmehr ¤ 8,– moderat angehoben.

 

10.     Grundsätzliche Erklärung zum Newsletter der ÖGPP

10.1  Grundlegende Richtung dieses Newsletters (Blattlinie):              
Berichte aus der Welt der Parapsychologie, wobei unter „Parapsychologie“ die der Wissenschaftlichkeit verpflichtete Schule verstanden wird und Distanz sowohl zum Skeptizismus wie auch zur „Esoterik“ und diversen Glaubensrichtungen eingehalten wird.

10.2  Erscheinungsweise:
Der Newsletter der ÖGPP erscheint in unregelmäßiger Folge. Der Versand erfolgt ausschließlich an Personen, die sich über den Anmelde-Link auf der Website der ÖGPP zum Bezug angemeldet haben. Abbestellung ist jederzeit per e-mail an newsletter@parapsychologie.ac.at möglich. 

10.3  Datenschutz:
Der Schutz personenbezogener Daten ist uns ein Anliegen, vgl. dazu die Erklärung zu Datenschutz und -verarbeitung in der ÖGPP

10.4  Sprachliches:
Dieser Newsletter verwendet die traditionelle Orthographie sowie das grammatikalische Geschlecht (zumeist ist dies das „generische Maskulinum“).   

10.5  Kommentare und Anregungen:          
Bitte an newsletter@parapsychologie.ac.at.             

10.6  Newsletter-Archiv: 
Die bisherigen Ausgaben des Newsletters sind auf unserer Internetpräsenz archiviert und können dort nachgelesen werden.              

Prof. Peter Mulacz
Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie

 

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„Bleiben wir in Kontakt“ – Newsletter N° 69 – Wien, 22. Mai 2018
 
Achtung Handlungsbedarf:
http://parapsychologie.ac.at/Formular_Newsletter-Anmeldung.php
Weil Ihre Reaktion aufgrund des Inkrafttretens der DSGVO für den Weiterbezug unseres Newsletter erforderlich ist, erscheint diese Ausgabe des Newsletter sozusagen „außer der Reihe“ mitten im Semester.

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INHALT:
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1. DSGVO – Ihre Aktion ist unbedingt erforderlich!
2. Kommende Veranstaltungen
3. Forschungsmittel
4. Projekt
5. Personalia
6. Literaturhinweise
 

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1. Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) 2018
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Mit Wirkung vom 25. Mai 2018 tritt die neue DSGVO in Kraft. Die DSGVO ist per se nichts komplett Neues. So war bis dato bereits im Datenschutzgesetz 2000 (woran wir uns selbstverständlich gehalten haben) relativ konkret festgehalten, unter welchen Bedingungen welche Daten für welche Zwecke erhoben und verarbeitet werden dürfen. Die Datenschutzgrundverordnung und das Datenschutz-Anpassungsgesetz 2018 verschärfen diese Regelungen, wobei sich für die Betroffenen wenig ändert, jedoch die verantwortlichen Datenverarbeiter zwecks transparenterer und nachvollziehbarerer Dokumentation der erhobenen Daten in die Pflicht genommen werden.

Wir sind der Empfehlung, die gewünschte Transparenz durch eine entsprechende Erklärung auf unserer Internetpräsenz nachvollziehbar zu machen, gefolgt – vgl. die neue Seite „Datenschutz und –verarbeitung“ http://parapsychologie.ac.at/datenver.htm.

Konkret bedeutet dies hinsichtlich unseres Newsletters, daß wir in der Lage sein müssen, lückenlos nachzuweisen, daß alle Empfänger des Newsletters dem Empfang auch zustimmen. Wir haben auch bisher niemanden damit „zwangsbeglückt“, aber der gewünschte lückenlose Nachweis ist nicht möglich: viele Anforderungen sind zwar per e-mail hereingekommen, aber der eine oder andere hat mir seine Visitkarte mit seiner e-mail-Adresse übergeben oder sie vielleicht überhaupt nur auf einem abgerissenen Stückerl Papier notiert. Wir müssen daher die Versandliste neu aufbauen.

Auf Grund der am 25. Mai in Kraft tretenden EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) müssen wir Sie jetzt einmalig darum ersuchen, Ihre positive Einwilligung für weitere Zusendungen zu geben („opt-in“). Würden Sie das unterlassen, so erhalten Sie diesen Newsletter nicht mehr (es gibt auch keine Erinnerungsmail). Natürlich ist die Anmeldung zu jedem Zeitpunkt möglich, aber wer sie gleich durchführt, kann sie nicht vergessen …

Benutzen Sie zum Eintrag bitte den folgenden Link:
http://parapsychologie.ac.at/Formular_Newsletter-Anmeldung.php

Bitte melden Sie sich auf jeden Fall neu an, auch wenn Sie Mitglied unserer Gesellschaft sind oder unsere Vortragsprogramme abonniert haben – es handelt sich um unterschiedliche Datenbanken bzw. Listen.
Aus Ihren Anmeldungen (Zustimmungserklärungen) werden die e-mail-Adressen extrahiert und nur diese werden in der Versandliste für den Newsletter gespeichert.
Es ist mir durchaus bekannt, daß viele Versender von Newsletters sich für ein „opt-out“ entschieden haben (also Weiterbezug wenn nicht ausdrücklich abgemeldet), aber diese Vorgangsweise entspricht nicht der neuen DSGVO, welche eine ausdrückliche Zustimmung verlangt.
Ich bedauere es, Ihnen Mühe machen zu müssen, aber die kurze Eingabe auf
http://parapsychologie.ac.at/Formular_Newsletter-Anmeldung.php ist obligatorisch – oder der vorliegende Newsletter ist der letzte, den Sie von uns erhalten.
Dafür wird es in Zukunft den Newsletter ansprechender formatiert geben …
 

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2. KOMMENDE VERANSTALTUNGEN
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Die jährliche Konferenz der Parapsychological Association wirft ihre Schatten voraus.
The 61st Annual Convention of the Parapsychological Association 
Datum: 2.-5. August 2018
Veranstaltungsort: Petaluma, CA , am IONS (Institute of Noetic Sciences, 1973 gegründet von dem Astronauten Edgar Mitchell)
Dazu gibt es, wie öfters gehandhabt, eine Vor-Konferenz:
PARAPSYCHOLOGY PRECONFERENCE WORKSHOP (July 30-August 2, 2018)
(“A two-day intensive workshop on the state-of-the-art in psi research”)

Über die Kostenseite braucht man nicht viele Worte zu verlieren.
Leider hat die Entwicklung der letzten Jahre dazu geführt, daß die Amerikaner kaum zu den Konferenzen in Europa kommen (Ed May war 2017 in Athen die Ausnahme) und vice versa die Europäer kaum die Konferenzen besuchen, die auf den amerikanischen Kontinenten stattfinden. 
 

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3. FORSCHUNGSMITTEL
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3.1 BIAL

Die BIAL Foundation, Portugal, lobt wieder Forschungsgelder für Projekte in den Disziplinen Psychophysiologie und Parapsychologie aus:
https://www.bial.com/en/bial_foundation.11/grants_2018_19.298/funding_for_scientific_research_2018_2019.a738.html

3.2 Helene Reeder Fund (HRF)
 
„The Helene Reeder Memorial Fund for Research into Life after Death“, Stockholm, fördert kleine und mittlere wissenschaftliche Forschungsprojekte, welche die Frage „Leben nach dem Tod“ bearbeiten.
Anfragen per e-mail (in englischer Sprache) an den HRF (Edgar Müller) adtempus@comhem.se.
 

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4. PROJEKT
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Das Thema „Ayahuasca“ ist im Rahmen des Generalthemas „Parapsychologie und Drogen“ permanent aktuell.
In unserer Gesellschaft hat – bereits vor längerer Zeit – Stanley Krippner gemeinsam mit einem seiner Dissertanten darüber vorgetragen, und im vergangenen Sommersemester haben Alexander Keul, Elena Fountoglou und Tina Tamara Freimoser gemeinsam unter dem Titel „Transpersonale Erfahrungen“ über die von ihnen durchgeführte internationale Onlineumfrage zu psychedelischen Substanzen berichtet.
Daher mag der Hinweis auf das „Global Ayahuasca Project“, ebenfalls eine online-Erhebung, durchaus angebracht sein:
https://www.globalayahuascaproject.org/ 
 

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5. PERSONALIA
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5.1 Rudolf Passian (1924-2018)
 
Unmittelbar nach dem Versand des letzten Newsletters erreichte mich die Nachricht, daß der Schriftsteller Rudolf Passian am 07.03.2018 im Alter von 94 Jahren verstorben ist. Passian war ein sehr fruchtbarer Autor, dessen Werke weite Verbreitung gefunden haben. Sein Fokus lag eher auf der Untermauerung einer spirituellen Weltanschauung und nicht so sehr auf den Kriterien strenger Wissenschaftlichkeit. So hat er viele Dinge als Fakten akzeptiert, wo ich recht skeptisch wäre, aber das Abklopfen der Phänomene auf deren Echtheit stand bei ihm persönlich weniger im Vordergrund als vielmehr die Bemühung um eine holistische Sicht, ein stimmiges Weltbild und die ethischen Aspekte des menschlichen Lebens im Kontext paranormaler Phänomene.

Lucius Werthmüller vom Basler Psi-Verein (vgl. Newsletter N° 68, Pkt. 5) danke ich für die Erlaubnis zur Verwendung seines Textes, den ich hier wiedergebe:

Rudolf Passian wurde am 14. Februar 1924 in der Tschechoslowakei geboren. Seine Familie gehört zu der Minderheit der Sudetendeutschen. Seine Mutter stirbt bei der Geburt, sein Vater ist Handwerker. Ein Jahr vor Kriegsausbruch wird die Tschechoslowakei gezwungen, das Gebiet ans Deutsche Reich abzutreten. „1941, im Alter von 17 Jahren mußte ich in den Krieg ziehen“, erinnert er sich. 1944 wird seine Einheit in die Normandie verlegt, kurz vor der Invasion der Alliierten. „Noch bevor es richtig losging, hat mich ein Schiffsgeschütz böse erwischt und meine ganze linke Seite zerfetzt. Da gab es kaum medizinische Hilfe, ich lag in meinem Blut und habe stundenlang geschrieen, ich wäre fast gestorben.“ Zwar kann er sich gegen die Amputation seines linken Arms wehren, sein Bein muß aber abgetrennt werden. Im Bombenhagel wird er zurück nach Böhmen gebracht und erhält eine Prothese. Kurze Zeit später bricht alles zusammen, das deutsche Reich kapituliert. Nach dem Krieg wurden mehrere Millionen Sudetendeutsche aus Böhmen vertrieben. Rudolf Passian kam in den russisch besetzten Teil Deutschlands.

Durch seine Erfahrungen im Krieg und während langen Jahren als Kriegsgefangener wurde er zum Nachdenken über die grundlegenden Fragen des Menschseins und die Frage nach einem Leben nach dem Tod angeregt. Trotz körperlicher Behinderung unternahm Rudolf Passian zahlreiche Studienreisen in Europa, nach Indien, auf die Philippinen und nach Südamerika, wo er Psi- und Heilphänomene in Brasilien, Paraguay, Chile, Argentinien und Peru studierte. Er dokumentierte das Erlebte in seinen Büchern sowie mit eindrücklichem Bild- und Filmmaterial. Für sein Buch Wiedergeburt „Ein Leben oder viele“ erhielt er 1986 den Preis der Schweizer Stiftung für Parapsychologie. Rudolf Passian ist Gründer eines Kinderhilfswerks und einer Krankenstation in Brasilien.
Verewigt wurde sein Name mit einer in Brasilien entdeckten Schmetterlingsart, die nach ihm benannt wurde.

Seine Hauptaufgabe sah Rudolf Passian darin, Probleme und Ergebnisse der Paraforschung in einer volksnahen Sprache darzustellen, um in weiten Kreisen das Interesse daran wachzurufen und interessierte Menschen auf die Realität eines Lebens nach dem Tod und die daraus folgenden ethischen Konsequenzen hinzuweisen.

Siehe auch:
https://bpv.us13.list-manage.com/track/click?u=aeeb8843cfdc59ab7287c78b7&id=b3f9bb1dd4&e=fcbfbecfed

Interview mit Rudolf Passian „Tod gibt es nicht!“
https://bpv.us13.list-manage.com/track/click?u=aeeb8843cfdc59ab7287c78b7&id=994007c73a&e=fcbfbecfed

Gespräch mit Rudolf Passian „Parapsychologie und das Leben nach dem Tod“:
https://bpv.us13.list-manage.com/track/click?u=aeeb8843cfdc59ab7287c78b7&id=30e48b72cf&e=fcbfbecfed

 
5.2 Guy Lyon Playfair (1935-2018)

Ein Aspekt verbindet Guy Lyon Playfair mit Rudolf Passian: beide hatten sie einen Schwerpunkt ihrer Feldforschung in Brasilien. Darauf bezieht sich auch sein Buch „Phantastische PSI-Phänomene aus dem Land, wo Wunder alltäglich sind“. In seiner Heimat Großbritannien hat wohl der (kontroversiell diskutierte) Enfield-Poltergeistfall am meisten zu seiner Popularität beigetragen. Telepathie unter Zwillingen war ein weiterer Interessensschwerpunkt, und darüber haben wir gelegentlich per e-mail korrespondiert. Ich bedauere es, daß unser Kontakt umständehalber von langen Pausen geprägt war; kennengelernt hatten wir einander 1976 in Monte Carlo beim II. Internationalen Kongreß für Psychotronik der „International Association for Psychotronic Research“ („Psychotronik“ war damals bloß die im Ostblock übliche Bezeichnung für Parapsychologie war, fern von all den anderen Bedeutungen, die diesem Wort mittlerweile aufgeprägt worden sind).

Siehe auch: The Enfield Haunting Interview with Guy Lyon Playfair (Video)
https://www.youtube.com/watch?v=Ts5k4vaYFsM

Ausführlicher Nachruf (in Englisch) auf Europaranormal:
https://europaranormal.com/poltergeists/guy-lyon-playfair-1935-2018-obituary-notice/

 
5.3 Néné von Muralt (1921-2018)

Am 29. April 2018 ist die Schweizer Psychologin Néné von Muralt, Gründungsmitglied der Schweizer Parapsychologischen Gesellschaft (SPG), im Alter von 96 Jahren gestorben. Néné von Muralt war das letzte noch lebende Gründungsmitglied der SPG, die zu ihren besten Zeiten mehr als eintausend Mitglieder hatte, mußte aber auch deren Niedergang und Ende miterleben. Zeitlebens hat sie sich für die gesellschaftliche Akzeptanz von Psi-Phänomenen eingesetzt, wobei freilich ihre Aktivitäten auf die Schweiz beschränkt waren und sie international nicht hervorgetreten ist. Noch im September 2017 hat sie an den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum des Basler Psi-Vereins teilgenommen. Bis zuletzt interessierte sie sich für Parapsychologie und insbesondere für die Frage des Weiterlebens nach dem Tod, von dem sie überzeugt war. 
 

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6. LITERATURHINWEISE
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6.1 Ritman Library
 
Eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen hermetischer Literatur ist – innerhalb Amsterdams – übersiedelt und hat sich neu strukturiert. Die Verlegung in das prächtige (und großartig renovierte) „Haus mit den Köpfen“ ist jetzt, nach Jahren, abgeschlossen und findet ihren äußeren Ausdruck in der Namensänderung: „The Embassy of the Free Mind“:
http://embassyofthefreemind.com/en/press/14-other/155-museeum


 6.2 Karl May und der Spiritismus
 
Für Karl May-Liebhaber scheint dieses Thema emotional sehr aufgeladen zu sein, während Personen, die nicht zu diesem Kreis gehören, diese Frage ganz nüchtern als einen Einzelfall der Rezeption der spiritistischen Doktrin im damaligen Sachsen sehen. Interessant ist es allemal, sich mit dem Thema zu beschäftigen, das bereits seit dem Jahr 1900, also noch zu Lebzeiten Karl Mays, kontrovers diskutiert wird.
So hat in unserer Gesellschaft im Sommersemester 2008 Dr. Albrecht Götz von Olenhusen, (damals) Freiburg i.Br., einen ganz ausgezeichneten, mit reichem Bildmaterial illustrierten Vortrag „Karl May und der Spiritismus“ mit dem Untertitel „Weltanschauung – Weltbewältigung – Wissenschaft“ gehalten:
Über diesen Vortrag ist auch in der Zeitschrift „Karl-May-Gesellschaft Nachrichten“ ausführlich berichtet worden:
http://parapsychologie.ac.at/programm/ss2008/goetz_vo/kmg.pdf 
(Excerpt aus http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/pinnwand/kmgnachr/n-kmg157.pdf)
Nun ist als Sonderheft (Nr. 159) der Karl-May-Gesellschaft das Bändchen „‚Mehr Licht!’ ‚Tabu-Themen’ der Karl-May-Forschung’“ erschienen, das die Vorträge des 4. Freiburger Karl-May-Symposiums 2017 enthält, darunter den Aufsatz von Hans-Dieter Steinmetz, „War Karl May Spiritist? Karl Mays Beziehungen zum Spiritismus zwischen 1880 und 1900“. Dieser Beitrag erscheint wie eine gekürzte Version jener Publikation „Jenseits von Spiritismus und Spiritualismus?“ desselben Verfassers aus 2009, die unter
www.karl-may-gesellschaft.de/kmg/pinnwand/kmgnachr/n-kmg157.pdf abrufbar ist.
Jene Frage, die Götz von Olenhusen in seinem Vortrag in Wien – welcher unbedingt in voller Länge publiziert werden sollte – eindeutig beantwortet hat, nämlich, ob Karl May Spiritist gewesen sei, läßt Steinmetz offen. Dies, wie auch überhaupt der Heft-Titel „Tabu-Themen“ scheint mir ein Indikator dafür zu sein, daß hier die Karl-May-Gemeinde nicht mit dem als anrüchig empfundenen Spiritismus verschreckt werden sollte.

 
6.3 Neuerscheinungen

Auf meinem Tisch liegen zwei Bücher, die einer Besprechung harren, und ein drittes, das ich noch nicht physisch vor mir habe, befindet sich sozusagen in der Warteschlange.

Christian Bachhiesl u.a. haben die Anthologie „Intuition und Wissenschaft – Interdisziplinäre Perspektiven“ herausgegeben, Roger D. Nelsen hat mit Georg Kindel das Werk „Der Welt-Geist – Wie wir alle miteinander verbunden sind“ geschrieben und schließlich sehe ich den elektronischen Waschzettel von Illobrand von Ludwigers neuem Buch „Feurige Zeichen aus höheren Dimensionen: Kugelblitze, Orbs, spontane Feuer und eingebrannte Hände“, ein Titel, der zumindest zwei Themenbereiche umfaßt, welche bereits Gegenstände von Vorträgen in unserer Gesellschaft waren (Kugelblitze [Keul] und „eingebrannte Hände“ [Mulacz]). Der „Welt-Geist“ ist – nach Interviews von und Gesprächen mit Roger Nelson, dem Initiator des Global Consciousness Project – von Georg Kindel verfaßt, einem Österreicher, was bemerkenswert ist, denn so viele österreichische Publikationen gibt es auf diesem Gebiet ja nicht.

Über all das lesen Sie – nebst sonstigen Neuigkeiten aus der Welt der Parapsychologie – in der nächsten Ausgabe dieses Newsletters – also bleiben Sie d’ran und folgen Sie unserer Einladung, sich auf http://parapsychologie.ac.at/Formular_Newsletter-Anmeldung.php zum (Weiter)Bezug des Newsletters anzumelden!

Bleiben wir in Kontakt …
 
 
Prof. Peter Mulacz

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Newsletter N° 68 – Wien, 17. März 2018


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INHALT:
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         1. Vortragsprogramm
         2. Symposium im Stift Vorau
         3. ParaMOOC2018
         4. Diskurs Neuropsychologie (SFU)
         5. 50 Jahre BPV
         6. Hype um Exorzismus und Dämonen
         7. Publikationen
         8. Personalia


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1.  UNSERE VORTRÄGE IM SOMMERSEMESTER
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Wie stets beginnt auch dieser Newsletter mit dem Hinweis auf unser Vortragsprogramm (als HTML auf http://parapsychologie.ac.at/aktuell.htm  als PDF http://parapsychologie.ac.at/programm/pdf/SoSem2018.pdf) sowie einer Kurzbeschreibung der zu erwartenden Inhalte:

19. März 2018
         Gebhard Fartacek
         DAS PHÄNOMEN DER „SPRECHENDEN KINDER“
         Der Reinkarnationsglaube bei den Drusen

23. April 2018
         Alexander Batthyány
         VOM GESCHEITERTEN VERSUCH, EIN WUNDER ZU FINDEN
         Ein Anstoß zum religiösen Konsumentenschutz anhand von drei experimentellen Studien

14. Mai 2018
         Günther Fleck
         DAS PHÄNOMEN „GEISTERERSCHEINUNGEN“
         Laienhafte versus wissenschaftliche Erklärungsversuche

28. Mai 2018
Ordentliche GENERALVERSAMMLUNG (nur für Mitglieder!), anschließend
         Peter Mulacz
         EKTOPLASMA, DIE MYSTERIÖSE SUBSTANZ
         Eine Chimäre der Wissenschaft wie Phlogiston oder Weltäther -- oder doch mehr?

25. Juni 2018
         Shulamith Kreitler
         PSYCHOLOGISCHE KORRELATE VON PERSONEN, DIE „AN PARAPSYCHOLOGIE GLAUBEN“

Unter dem Titel „… mit den Dämonen in Einklang leben“ hat Gebhard Fartacek bei uns über Dschinn-Begegnungen und der „Böse Blick“ in Nordarabien bereits einmal über ein islamkundliches Thema referiert. Der kommende Vortrag handelt vom Glauben an die Wiedergeburtslehre bei den Drusen, eine Volksgruppe, die einer speziellen Religion anhängt – sie als eine islamische Sekte zu klassifizieren, würde zu kurz greifen. „Sprechende“ Kinder sind jene, die davon sprechen, „eigentlich“ zu einer anderen Familie zu gehören als zu derjenigen, in die sie hineingeboren worden sind, anscheinend Bruchstücke von Erinnerungen an „frühere Leben“. Drusen können – dieser Lehre gemäß – immer nur als Drusen (oder allenfalls in China) wiedergeboren werden. Insofern knüpft dieser Glaube ein Band zwischen den Generationen und trägt zur Kohäsion innerhalb des drusischen Volkes und zu dessen Identität bei.

Mit Studenten der Universität Wien hat Alexander Batthyány drei Experimente durchgeführt, die jeweils gewisse religiös oder spirituell gefärbte Erwartungen provoziert haben, wobei es sich gezeigt hat, daß die Realität den suggestiv übersteigerten Vorstellungen nicht gerecht geworden ist. Das macht (wieder einmal) deutlich, wie überaus groß die Bedeutung der Einbildungskraft im Bereich Esoterik, Spiritualität und Religion ist, woraus sich auch Folgerungen für die Parapsychologie ergeben. – Das Thema „Konsumentenschutz“ (z.B. hinsichtlich spiritistischer Medien, Hellsehern und anderen „okkulten Dienstleistern“) ist gemeinsam mit psychischer Hygiene und positiver Kritik des Aberglaubens ein permanenter Begleitauftrag der Parapsychologie.

Das empirische Rohmaterial sind die Berichte von Personen über Begegnungen mit „Geistern“, wie sie recht gleichförmig über Jahrhunderte erlebt werden. Während die laienhafte Interpretation diese prima facie akzeptiert – dabei aber bereits Schwierigkeiten hat, so banale Fragen zu beantworten, wie „warum erscheinen ‘Geister’ bekleidet“ –, ist die wissenschaftliche Interpretation, die Günther Fleck in seinem Referat vortragen wird, weitaus komplexer und zieht eine Reihe verschiedener Aspekte in Betracht.

Generalversammlung; ab ca. 20:40 h Vortrag: Ektoplasma:
Zunächst müssen wir die statutengemäße Generalversammlung, wie sie von der Vereinsbehörde vorgeschrieben ist, über die Bühne bringen – hoffentlich zügig, damit genug Zeit für den Vortrag über ein sehr kontroversielles Thema bleibt.
Eine ganze Bibliothek ist über Ektoplasma (Teleplasma) geschrieben worden, ohne, daß man zu einem endgültigen Bild gekommen wäre. Im wesentlichen ist es nur eine einzige Reihe von Experimenten, die eine überragende Bedeutung hat, aber auch hier bieten sich Alternativinterpretationen an. Mit einer Wiederbelebung des „physikalischen Mediumismus“ wird auch die Frage nach dem Ektoplasma wieder aktuell – prinzipiell gesprochen, unabhängig von der Tatsache, daß das, was in unserer Gegenwart als „Ektoplasma“ gezeigt wird, fake ist. Dargestellt wird die Problemlage – mit definitiven Antworten ist nicht zu rechnen. Solches gilt zwar ohnehin immer, aber diesem konkreten Thema noch viel mehr …

Der Titel des Vortrags erlaubt verschiedene Aspekte – immer bezogen auf psychologische Parameter der betreffenden Personen. Der „Glaube“ an Parapsychologie im Sinn des Glaubens an Esoterik (Mißverständnis der Parapsychologie) oder an das Auftreten paranormaler Phänomene: unkritisch, der „will to believe“? Oder der Bodensatz an „Glauben“, dem Parapsychologen unterliegen, selbst wenn sie ihre „tacit assumptions“ hinterfragen und versuchen, sich von jedem „bias“ zu emanzipieren? Oder jener „Glaube“, der es geeigneten Versuchspersonen erlaubt, im Experiment besser abzuschneiden, als die „Ungläubigen“ (sheep vs. goats, vgl. Gertrude Schmeidler)?


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2.  SYMPOSIUM IM STIFT VORAU
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Die Österreichischen Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie http://www.organismicsystems.org/, mit der wir kooperieren, führt heuer wieder das unter dem Serientitel „Wissenschaft kritisch hinterfragt – naturphilosophische Kontroversen“ bereits zur Tradition gewordene Symposium im Augustinerchorherrenstift Vorau durch (25. –27. Mai). Bei dem Format der Vorauer Symposien hat jeweils auch ein Vortrag ein parapsychologisches Thema zum Gegenstand. Das Generalthema das heurigen Symposiums ist „Naturgesetze“, und ich beabsichtige, unter der rhetorischen Fragestellung „Contra naturam aut praeter naturam?“ über die Naturgesetze und das Außergewöhnliche im wissenschaftlichen und im theologisch-philosophischen Diskurs zu reflektieren, wobei im Zentrum das Phänomen der Levitation (Joseph von Copertino vs. die Medien D.D. Home und Rudi Schneider) stehen wird.
Programm:
als HTML http://www.organismicsystems.org/files/events/Vorau/2018/vorau.htm,
als PDF http://www.organismicsystems.org/files/events/Vorau/2018/Flyer_2018.pdf


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3.  ParaMOOC2018
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ParaMOOC 2018 (online parapsychology lectures)
22. Jänner – 24. Februar 2018
https://carlossalvarado.wordpress.com/2018/01/18/paramooc-2018/
http://the-azire.wiziq.com/course/202153-parapsychology-research-and-education-paramooc2018
Auch heuer gab es wieder diesen bewährten on-line Kurs mit internationalen Referenten (in englischer Sprache). Die „live-Klassen“ sind zwar bereits vorbei, aber die vermittelten Inhalte kann man nach wie vor downloaden (PPT-Präsentationen, PDF-files und auch Videoaufzeichnungen).


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4.  DISKURS NEUROPSYCHOLOGIE (SFU)
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An der Sigmund Freud PrivatUniversität fand kürzlich (07. –09. März 2018) eine Arbeitstagung „Diskurs über Neuropsychologie“ statt, die sich kritisch mit dem vielfach überschätzten Erklärungspotential der Neurowissenschaften in der Psychologie auseinander gesetzt hat.
https://www.sfu.ac.at/de/event/psy-arbeitstagung-diskurs-ueber-neuropsychologie/
Die Basis für diese Tagung legt die als „Streitschrift“ apostrophierte Publikation „Kritik der Neuropsychologie“ von Hans Werbik und Gerhard Benetka https://www.bildungsmanagement.ac.at/forschung-wissenschaft/buecher/hans-werbik-und-gerhard-benetka-kritik-der-neuropsychologie.html auf die nachdrücklich hingewiesen sei.
Die Problematik überzogener Erwartungen an das neuropsychologische Erklärungsmodell, hier innerhalb der Psychologie aufgezeigt, ist in der Parapsychologie noch weit deutlicher. Vgl. zu Methoden und Ergebnissen des neurobiologischen Ansatzes auch den Sammelband „Mysterious Minds: The Neurobiology of Psychics, Mediums, and Other Extraordinary People“ von Krippner & Friedman.


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5.  50 JAHRE BPV
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Der Basler Psi-Verein hat kürzlich sein 50-jähriges Jubiläum gefeiert, wozu auch eine kleine Festschrift erschienen ist. Der BVP veranstaltet gemäß seiner Selbstdarstellung Seminare, Workshops, Vorträge und vieles mehr zu den Themen: Heilung, Meditation, Hypnose, Partnerschaft, Medialität, Coaching, Kreativität, Trance, Schamanismus, Wissenschaft, Psychologie, Gesundheit, Parapsychologie, Psi-Phänomene, Östliche Weisheiten, Transformation etc. Das zeigt deutlich, daß die Ausrichtung des Psi-Vereins eine ganz andere ist als die unserer Gesellschaft; insbesondere liegen wir in der Beurteilung des Mediums Kai Muegge an den entgegengesetzten Polen des Spektrums. Trotz aller Unterschiede, die unter den Teppich zu kehren sinnlos wäre, sei dem BVP zu seinem Jubiläum herzlich gratuliert – der (allerdings klein gewordenen) Schnittmenge Parapsychologie willen, der Herzlichkeit der im BVP tätigen Personen willen und last not least der einander immer wieder berührenden bzw. überschneidenden gemeinsamen Geschichte willen. Früher gab es in der Schweiz drei, eigentlich vier Organisationen, die sich mit Parapsychologie beschäftigten: die „Schweizerischen Parapsychologische Gesellschaft“ (SPG), die „Schweizerische Vereinigung für Parapsychologie“ (SVPP) und – als Vorläuferorganisation des heutigen BPV – die „Parapsychologische Arbeitsgruppe Basel“ (PAB), sowie eine kleine Studiengruppe zur Dokumentation der Phänomene des „Gabelbiegers“ Silvio Meier. Prof. Alex Schneider, langjähriger Präsident der SPG, hat öfters bei uns (noch unter der Ägide meines Vor-Vorgängers Prof. Hofmann) referiert, Dr. Theo Locher, der Gründer/Präsident der SVPP hat die damals schon recht betagte Gräfin Wassilko mit dem von ihm ins Leben gerufenen Schweizerpreis ausgezeichnet, und Alex Schneider hat lange als Präsident der Basler Psi-Tage fungiert, ein Publikumskongreß, der alternierend mit den Imago Mundi-Kongressen (vgl. unten Pkt. 7) stattgefunden hat. Ich habe mehrfach bei der SPG, der PAB und den Psi-Tagen referiert und habe nur die angenehmsten Erinnerungen daran. Die Herren Theo Locher und Alex Schneider (mit dem ich sehr befreundet war) sind mittlerweile verstorben, die Gesellschaften sind eingegangen und die erwähnten Kongresse finden auch nicht mehr statt.
Theo Locher bzw. die SVPP war eine Zeitlang im Besitz eines Protokollbuchs von Sitzungen des Mediums Rudi Schneider aus dessen jüngeren Jahren – dieses wichtige und interessante Dokument ist leider verschollen.
Die Zeiten haben sich geändert, übrig geblieben ist nur der BPV in seiner heutigen Form, weit aktiver denn zuvor. Zur Geschichte der parapsychologischen Gesellschaften in der Schweiz siehe http://www.bpv.ch/basler-psi-verein/geschichte/, mehr darüber samt Illustrationen in der erwähnten Festschrift.


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6.  HYPE UM EXORZISMUS UND DÄMONEN
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Twilight, TrueBlood & Co: Exorzisten schlagen Alarm
http://www.pressetext.com/news/20150415003
Es bedarf wohl keiner besonderen Betonung, daß eine der Wissenschaftlichkeit (z.B. „Occam’s razor“) verpflichtete Parapsychologie jeglicher dämonologischer Interpretation fern steht.


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7.  PUBLIKATIONEN
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Die Zeitschrift „Grenzgebiete der Wissenschaft“ (GW) hat mit der Nummer 4/2017 leider ihr Erscheinen eingestellt, was auch dann bedauerlich ist, wenn man eine andere weltanschaulicher Position innehat. GW ist auf christlicher (katholischer) Grundlage gestanden und ist durch Jahrzehnte von dem Redemptoristenpater Prof. DDr. Andreas Resch herausgegeben worden. 1951 haben der Verleger Josef Kral und der Zisterzienserabt Dr. Alois Wiesinger (Verfasser des Buches „Okkulte Phänomene im Lichte der Theologie“) die Zeitschrift „Erkenntnis und Glaube: Christliche Monatsschrift für Parapsychologie, Seelenkunde und Schicksalsforschung“ gegründet, die später unter dem Titel „Verborgene Welt“ firmierte und aus der schließlich ab 1967 die GW hervorgingen, welche somit durch stolze 50 Jahre erschienen sind. Seit 1966 veranstaltete Andreas Resch auch im Rahmen der Organisation „Imago Mundi“ jährliche Kongresse, die später – alternierend mit den Basler Psi-Tagen (vgl. oben Pkt. 5) – im zweijährigen Rhythmus abgehalten wurden. Neben „Imago Mundi“ hat sich auch „Via Mundi“ etabliert, in Innsbruck wurde ein „Institut für Grenzgebiete der Wissenschaft“ (IGW) eingerichtet und schließlich der Resch-Verlag gegründet, welcher die Sammelbände der Kongresse, ferner weitere Zeitschriften sowie eine Reihe von Monographien publiziert hat – vielleicht habe ich bei diesem komplizierten organisatorischen Geflecht auch etwas übersehen.
Weitere im Kontext von Imago Mundi zu nennende Namen sind Gerda Walther, P. Gebhard Frei und Gabriel Marcel.
Solange es an der Wiener Katholischen Akademie die szt. von Prof. P. Peter Hohenwarter gegründete „Arbeitsgemeinschaft für Parapsychologie“ (AGP) unter der Leitung des mittlerweile verstorbenen Prof. P. Ferdinand Zahlner geben hat, gab es sozusagen eine „Achse“ Wien – Innsbruck, war doch Zahlner, ebenfalls Redemptorist, ein Mitglied der Redaktion von GW. Die parapsychologischen Themen, die der AGP im Vordergrund gestanden sind, hatten naturgemäß eine katholische Inklination: z.B. biblische Wunder oder solche der Heiligen in parapsychologischer Interpretation, Unverwesbarkeit von Leichen von Personen, welche im „Geruch der Heiligkeit“ gestorben sind (aber auch anderer Personen!), Stigmatisation, Nahrungslosigkeit u. dgl.
Die „Ganzheitspsychologie“ nach Resch kreist um die Begriffe Pneuma, Psyche, Bios und Physis.
Während die Zeitschrift nunmehr ihr Ende gefunden hat, gehen die anderen Aktivitäten weiter – es sind nicht weniger als sieben Buchpublikationen in Vorbereitung bzw. Planung. Dafür wollen wir dem unverwüstlichen, rührigen P. Resch viel Erfolg wünschen.
Weiterführende Informationen:
http://www.igw-resch-verlag.at/ bzw. http://www.igw-resch-verlag.at/gw/index.html
http://www.imagomundi.biz/ bzw. http://www.imagomundi.biz/geschichte
http://via-mundi.net/29.0.html


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8.  PERSONALIA
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Auszeichnung für K. Ramakrishna Rao

Der indische Philosoph, Psychologe und last not least Parapsychologe Prof. Rao, einst Mitarbeiter von J. B. Rhine, wurde kürzlich mit der angesehenen „National Fellowship of the Indian Council of Philosophical Research“ ausgezeichnet.
http://www.newindianexpress.com/cities/hyderabad/2018/jan/20/gitams-professor-awarded-national-fellowship-of-icr-1759174.html
Zur Biographie von K. Ramakrishna Rao:
https://en.wikipedia.org/wiki/Koneru_Ramakrishna_Rao
Werke: „Yoga and Parapsychology: Empirical Research and Theoretical Studies“, „The Elements of Parapsychology“ und weitere (mehrere davon als Co-Autor, z.B. mit J. B. Rhine) auf der o.g. Wikipedia-Seite.


Prof. Peter Mulacz

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Newsletter N° 67 – Wien, 21.12.2017
 
 
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INHALT:
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         1. Rückblick auf die letzten Vorträge
         2. Nächster Vortrag
         3. Rückblick auf Veranstaltungen
         4. Zukünftige Veranstaltungen
         5. Personalia
         6. Literaturhinweise
         7. Feiertagswünsche

 

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1.  RÜCKBLICK AUF DIE LETZTEN VORTRÄGE
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Zu folgenden Vorträgen des Jahres 2017 ist diverses Material vorhanden (jeweils auch mit dem Titel des Vortrags in unserem Vortragsprogramm verlinkt):

„Paranormales“ ohne mysteriöse Einwirkungen (Hartmann Römer):

Vortragsfolien, Literaturliste zur VQT und Links zu früheren Vorträgen

 

Transpersonale Erfahrungen (Fountoglou, Freimoser und Keul):

Zusammenfassung des Vortrags

 

Der Hypnose-Hype von 1880. Carl Hansen in Wien (Daniela Finzi):

Kurzes Abstract

 

Dreams from Another Dimension (Stanley Krippner):

Text “The Case of ‘Amanda’” (englisch) 

 

Luther und das „Übersinnliche“ (Karl-Reinhart Trauner):

Sehr detailreicher Volltext des Vortrags

Ferner gibt es eine Auswahl der Illustrationen dazu auf unserer Facebook-Seite (Beitrag vom 01. Nov. 2017)

 

Physikalischer Mediumismus (Erlendur Haraldsson):

Artikel zum Thema (englisch)

Für den Vortrag von Robert Pucher über Parapsychologie und Gehirnforschung ist uns ein PDF der Vortragsfolien in Bälde zugesagt worden.

 

 

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2.  NÄCHSTER VORTRAG
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Terminkorrektur: 15. 01.2018 (bei der Vorankündigung hatte sich ein Tippfehler eingeschlichen)

„Beim Zeus“

Der Titel nimmt auf den genius loci Bezug, fand der „Jubiläumskongreß“ 2017 der Parapsychological Association doch in Athen statt. Es handelt sich gleichsam um ein doppeltes Jubiläum: einerseits 60 Jahre Parapsychological Association, andererseits nach einem Intervall von 87 Jahren der zweite internationale Kongreß für Parapsychologie in Athen. Dementsprechend möchte ich im ersten Teil einen Rückblick auf 1930 und eine Würdigung der Arbeiten der damaligen Kollegen vornehmen, zumal diese Veranstaltung neue Aktualität gewonnen hat (vgl. Pkt. 6) und im zweiten Teil die Referate zur aktuellen parapsychologischen Forschung zusammenfassend darstellen.

 

 

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3.  RÜCKBLICK AUF VERANSTALTUNGEN
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3.1 Kongreß der Parapsychological Association (PA) in Athen

 

Der guten Ordnung halber muß ich diesen Kongreß, obwohl im vorhergehenden Absatz bereits erwähnt, nochmals anführen, handelt es sich doch um die mit Abstand wichtigste Veranstaltung des „parapsychologischen Kalendariums“ (Juli 2017).

Die “Abstracts of Presented Papers” kann man hier herunterladen.  Einige wenige Photos gibt es auch.

 

3.2 PA 60th Anniversary Celebration

 

Bereits vor dem jährlichen Kongreß hat im Juni 2017 diese Jubiläumsveranstaltung in Columbus, Ohio stattgefunden. Der einzige europäische Teilnehmer war als Vizepräsident der PA unser niederländischer Kollege Wim Kramer (unseren Mitgliedern von seinem Vortrag in unserer Gesellschaft am 26.04.2010 über Gerard Croiset – und einem weiteren an der Sigmund Freud Privatuniversität am 28.04.2010 zum Thema „Paranormal Phenomena & Clinical Practice: Experiences in Counselling“ – bekannt).

 

3.3 Reincarnation and Personal Identity in the Middle East

 

Dieser Workshop des Forschungsprojekts „Tod & Leben: Lokale Konzeptionen der Wiedergeburt unter den Drusen im Nahen Osten“ des Phonogrammarchivs der Österreichischen Akademie der Wissenschaften fand am 30.11./01.12.2017 in kleinem Kreis statt. Teilgenommen hat unter anderem unser Referent Erlendur Haraldsson, der ja selbst ausführliche Forschungen zum Gegenstand der Reinkarnation gemacht und darüber auch publiziert hat (vgl. Newsletter N° 66, Pkt. 9.4). Die Projektleitung von „Tod & Leben“ liegt in den Händen von Dr. Gebhard Fartacek und Dr. Lorenz Nigst; mit Gebhard Fartacek, der in unserer Gesellschaft bereits über Begegnungen mit Dämonen und den „Bösen Blick“ in Nordarabien referiert hat, habe ich für das kommende Semester einen Vortrag über die Reinkarnation bei den Drusen vereinbart.

 

 

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4.  ZUKÜNFTIGE VERANSTALTUNGEN
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4.1

Bial Foundation: 12th Symposium “Behind and Beyond the Brain”

Thema: “Enhancing the Mind”
4. bis 7. April 2018, Casa do Médico, Porto, Portugal

Details hier.

 

4.2

8. Symposium „Wissenschaft kritisch hinterfragt – naturphilosophische Kontroversen“
der Österreichischen Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie

25.–27. Mai 2018, Augustiner-Chorherrenstift Vorau
(bei diesen Symposien gibt es immer ein parapsychologisches Thema, diesmal Naturgesetze und Parapsychologie, reicht auch in die „Wunder“-Problematik hinein)
 

4.3

Parapsychological Association: 61st Annual Convention
2.-5. August 2018, Petaluma, California
Gastgeber ist das Institute of Noetic Sciences (IONS), dessen Chief Scientist – und Arrangements Chair für den Kongreß – Dean Radin ist.  

 

Es tut sich bei diesen Kongressen immer mehr eine Schere zwischen Europa und Amerika auf: wenn der Jahreskongreß in Europa stattfindet, nehmen (fast) keine Amerikaner teil (in Athen war Ed May der einzige US-Amerikaner), wenn er am amerikanischen Kontinent stattfindet, kaum Europäer.  Der Grund liegt in den Flugkosten, die in den letzten Jahren immer teurer geworden sind. Das ist eine für den persönlichen Austausch mit anderen Parapsychologen sehr ungünstige Entwicklung. 

 

 

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5. PERSONALIA
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Eine erfreuliche Nachricht (Preisverleihung) und leider wieder zwei Nachrufe.

 

5.1       SUSAN MACWILLIAM
 

Susan MacWilliam, eine irische Medien- und Installationskünstlerin, die sehr an Themen der Parapsychologie interessiert ist und insbesondere ein Nahverhältnis zur Parapsychology Foundation (PF) besitzt, hat den Ersten Preis des unter dem Ehrenschutz von Valie Export stehenden EIKON Award (45+) gewonnen. Von 16. Feb. bis 14. April 2018 wird im Künstlerhaus eine Ausstellung der drei Preisträgerinnen zu sehen sein (Künstlerhaus 1050 Stolberggasse 26, A-1050 Wien).

Wie der Zufall so spielt, hat das Künstlerhaus für seine Website von den Arbeiten Susan MacWilliams ausgerechnet ihr Video über Dermo-optische Wahrnehmung, das sie 2006 bei Yvonne Duplessis gedreht hat, aufgenommen.

http://www.k-haus.at/de/kuenstlerhaus/aktuell/ausstellung/334/eikon-award-45.html

http://eikon.at/files/EIKON45/Pressrelease_EIKON100.pdf

Website der Künstlerin, Werkverzeichnis (mit vielen parapsychologischen Themen)

 

5.2       YVONNE DUPLESSIS
 

Einen Tag nach dem Versand des vorigen Newsletters hat mich die Nachricht erreicht, daß am 21. September 2017 die französische Parapsychologin Yvonne Duplessis – bekannt durch ihre Forschungen zum Phänomen der dermo-optischen Wahrnehmung – im „zarten Alter“ von fast 106 Jahren verstorben ist. Sie war noch eine Mitarbeiterin von René Warcollier gewesen, der seinerseits durch die Popularität des Remote Viewing eine gewisse Renaissance erfahren hat (und sehr zu Recht!), und sie kann als eine Ikone der französischen Parapsychologie bezeichnet werden. Auch außerhalb parapsychologischer Kreise ist sie durch ihr Buch „Le surréalisme“ (auch in englischer Übersetzung vorliegend) bekannt geworden.

Zur Feier ihres 100. Geburtstags am IMI siehe:
http://www.metapsychique.org/yvonne-duplessis-a-100-ans/

Siehe auch: https://yduplessis.wordpress.com/,
http://www.imagomundi.biz/duplessis-dermo-optik sowie http://www.susanmacwilliam.com/dermo-optics-excerpt

Vermutlich war sie die älteste Parapsychologin überhaupt. Selbst Alexandra David-Néel – zwar keine Parapsychologin sensu stricto, aber als Forschungsreisende in Tibet Zeugin gewisser anscheinend paranormaler Phänomene – ist „nur“ fast 101 Jahre alt geworden.

 

Was die Langlebigkeit betrifft:  wie vielleicht erinnerlich, war Alex Imich, der über 111 Jahre alt geworden ist, nicht nur der älteste Parapsychologe, sondern für eine einige Monate auch der älteste lebende Mann der Welt überhaupt.

 

5.3       ROBERT G. JAHN
 

Bob Jahn, geboren am 1. April 1930, emeritierter Professor der Aerospace Sciences und Dekan der School of Engineering and Applied Science an der Princeton University und Gründer des PEAR Laboratory, ist, wie seine Mitarbeiterin, Brenda Dunne, verlautbart hat, am 15. Nov. 2017 nach längerer Krankheit friedlich verstorben.

https://www.princeton.edu/news/2017/11/30/robert-jahn-pioneer-deep-space-propulsion-and-mind-machine-interactions-dies-87  

Dieses Video über das PEAR Laboratory zeigt eingangs, mit welchen Widerständen Jahn an seiner Universität zu kämpfen hatte und wie negativ seine Beschäftigung mit Grenzgebieten sich seinerzeit, vor dreißig Jahren, auf seine wissenschaftliche Karriere ausgewirkt hat.

Vor zehn Jahren hat das PEAR Laboratory, wie auch damals im Newsletter N° 29 berichtet (Pkt. 5.3), seine Existenz in der bisherigen Form beendet, aber in Form der International Consciousness Research Laboratories (ICRL) doch eine gewisse Fortsetzung gefunden.

Jahns letztes Buch, wiederum gemeinsam mit Brenda Dunne herausgegeben, ist eine Anthologie mit 15 Beiträgen unter dem Titel „Being and Biology“ und erscheint dieser Tage.

 

 

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6. LITERATURHINWEISE

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Angelos TANAGRAS’ Memoiren

 

Angelos Evangelides Tanagras, den ich schon für weitgehend vergessen gehalten hatte, erlebt – wohl im Kontext der beiden Athener Kongresse (1930 bzw. 2017) – eine Auferstehung. Bereits im Newsletter N° 65 habe ich unter Pkt. 4 auf Fotini Pallikaris online-Publikation hingewiesen, mittlerweile sind zwei gedruckte Bücher über Tanagras’ autobiographische Erinnerungen erschienen.

 

6.1

Nikolaos Koumartzis: Angelos Tanagras. Das verlorene Tagebuch. Leben und Werk des „Vaters“ der griechischen Parapsychologie nach seinem Manuskript. Daidalos Press, Thessaloniki 2017.

Der 648 Seiten starke Band enthält zahlreiche Illustrationen und ist graphisch ansprechend gestaltet. Der Text ist detailreich – inklusive einiger Österreich-Bezüge, z.B. Tanagras’ Besuch in Wien 1935 – doch leider hat das Buch den gravierenden Nachteil, daß es (zumindest derzeit) nur in griechischer Sprache vorliegt.

 

6.2

Fotini Pallikari (Hrsg.): Angelos Tanagras. My Memoirs. A Collection of Short Stories. Mit einem Geleitwort von Eberhard Bauer. In englischer Sprache.

Dieser Band im Umfang von 231 Seiten besteht inhaltlich aus zwei Teilen: im ersten Teil, bis Seite 52, sind die durch einige Zusätze erweiterten Handzettel der 24 Folien von Prof. Pallikaris sehr interessanter Präsentation „The History of Greek Parapsychology“ abgedruckt, die sie im Rahmen des „Engaging the Oracle“ betitelten Vorspanns zum heurigen Athener Kongreß gezeigt hat; der zweite Teil des Buches, bis Seite 228, enthält 23 als „Short Stories“ bezeichnete kurze Episoden, und daran schließt sich noch ein Register an. Diese Short Stories sind zwar on-line bei verschiedenen Webhosts abrufbar, u.a. auf der oben zitierten Website der Herausgeberin, teilweise auch auf Facebook sowie auf LinkedIn, hier liegen sie jedoch leserfreundlich in einem Band vereint vor. Leider ist die Qualität der Bilder nicht sehr gut.

Das Buch besitzt zwar eine ISBN (978-960-93-9605-9), aber da kein Verlag angegeben ist, dürfte es im Selbstverlag der Herausgeberin erschienen sein, die sich – das sei hier auch erwähnt – seit vielen Jahren mit Leben und Werk von Tanagras beschäftigt.

 

Beide Bücher basieren auf Tanagras’ handschriftlichen Aufzeichnungen, die von ihrem Verfasser dem Archiv der Parapsychology Foundation in den USA übergeben worden waren und seitdem dort aufbewahrt sind. Es ist sehr erfreulich, daß dieser Schatz jetzt gehoben worden und dem interessierten Publikum zugänglich gemacht ist: in ihrer Originalsprache im Volltext und in englischer Übersetzung in den wesentlichsten Auszügen.

 

 

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7. FEIERTAGSWÜNSCHE
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Wie immer an dieser Stelle bleibt mir zum Schluß nur, im Namen der Österreichischen Gesellschaft für Parapsychologie allen unseren Mitgliedern, Freunden und Interessenten nah und fern ein frohes Weihnachtsfest sowie zum Jahreswechsel das Allerbeste für die kommenden zwölf Monate zu wünschen!
 

 
Prof. Peter Mulacz

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Newsletter N° 66 – Wien, 12.10.2017



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INHALT:
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1. Vortragsprogramm für das Wintersemester 2017/18
2. PA-Convention in Athen
3. Nachtrag zum Sommersemester – Prof. Römer
4. Norwegische Gesellschaft für Parapsychologie
5. Parapsychologie im tertiären Bildungsbereich
6. Personalia
7. Neue App: PsiQ
8. Todesnähe-Symposium in Schloß Puchberg abgesagt
9. Literaturhinweise


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1. VORTRAGSPROGRAMM
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Für unsere Mitglieder bzw. die eingetragenen Interessenten ist die Aussendung per Post oder e-mail bereits erfolgt; überdies ist das jeweils aktuelle Vortragsprogramm immer auf unserer Internetpräsenz (direkt unter http://parapsychologie.ac.at/aktuell.htm) zugänglich. Auf unser Facebook-Seite http://facebook.com/Parapsychologische.Gesellschaft ist ebenfalls auf das Programm hingewiesen worden, das wieder einige Höhepunkte aufweist.

16.10.2017
         Stanley Krippner
         DREAMS FROM ANOTHER DIMENSION
         The Case of “Amanda” (2015) — A Unique Partnership:
         Examining Information in Dreams about Deceased Veterans

30.10.2017
         Karl-Reinhart Trauner
         LUTHER UND DAS „ÜBERSINNLICHE“
         Die Rolle des Nicht-Alltäglichen im Leben und Denken des Reformators

27.11.2017
         Erlendur Haraldsson
         PHYSIKALISCHER MEDIUMISMUS
         Die Phänomene der „großen Medien“ im Vergleich

11.12.2017
         Robert Pucher
         PARAPSYCHOLOGIE UND GEHIRNFORSCHUNG
         Sind Phänomene wie „Remote Viewing“ mit den
         wissenschaftlichen Erkenntnissen über das menschliche Gehirn vereinbar?

15.01.2018
         Peter Mulacz
         BEIM ZEUS!
         Die Höhepunkte des Jubiläumskongresses 2017
         der Parapsychological Association in Athen

Ein paar Worte zu den einzelnen Vorträgen:

Über die Person von Stanley Krippner brauche ich nicht viel zu sagen – er ist ein Veteran der Parapsychologie, insbesondere der experimentellen Traumforschung, und eine internationale Berühmtheit; Details können seiner Website entnommen werden. Wir hatten bereits zweimal das Vergnügen, daß er bei uns vorgetragen hat. Auch diesmal findet sein Vortrag, wie schon aus der Sprache des Titels hervorgeht, auf Englisch statt.
Es geht dabei um eine Reihe von Träumen einer Zivilangestellten der US-Armee, in denen spezifische Angaben namentlich genannten verstorbener Soldaten gemacht worden sind, die einem bestimmten Militärseelsorger bekannt waren. Interessant ist, daß nicht dieser Militärseelsorger selbst als Bezugsperson seiner gefallenen Kameraden, sondern seine Bekannte, „Amanda“, diese Träume hatte. Die Forschungsfragen waren, diese Träume zu sammeln, miteinander zu vergleichen und Erklärungen für deren paranormale Aspekte zu finden. Alternative Erklärungen – Betrug, Erinnerungstäuschung, Zufall, Telepathie oder andere Fernwahrnehmungen – konnten die Erscheinungen nicht so einfach erklären wie die Empfindung der Träumerin, daß die Verstorbenen selbst mit ihr in ihren Träumen kommuniziert hätten – also eine Verschränkung von Medialität und Traumleben.

Eine bekannte Anekdote aus dem Leben Martin Luthers berichtet, daß der Teufel dem Reformator erschienen sei und daß Luther ihm das Tintenfaß nachgeworfen habe. Sei diese (subjektive) Erfahrung wie auch immer, Luther ist weit über die konfessionelle Dimension hinaus eine für die europäische Geschichte relevante Persönlichkeit und es ist daher angezeigt, sich – um die Feste so zu feiern, wie sie fallen – gerade heuer mit den „außergewöhnlichen Erfahrungen“ im Leben Luthers auseinanderzusetzen und nachzufragen, wie sie sein Denken und vielleicht auch seine Lehre beeinflußt haben. Karl-Reinhart Trauner ist der evangelische Militärbischof, und sein Vortrag bei uns findet am Vortag des 500-jährigen Jubiläums des Anschlags von Luthers Thesen statt.

Auch Erlendur Haraldsson bedarf keiner Vorstellung, hat er – der seit Jahrzehnten ein weites Feld parapsychologischer Problemstellungen beackert – doch schon mehrfach bei uns referiert. Physikalischer Mediumismus – die Phänomene der „großen Medien“ im Vergleich zielt auf die Diskussion des Gemeinsamen, aber auch der Unterschiede zwischen besonders begabten Versuchspersonen des 19. und des 20. Jhdts ab, darunter D. D. Home, Eusapia Palladino, Indridi Indridason, Rudi Schneider und anderen, nicht zuletzt auch Vergleich der Versuchsbedingungen, um die Frage „Phänomen oder Täuschung bzw. Betrug“ evidenzbasiert diskutieren und somit die Faktizität der Phänomene beurteilen zu können. Auch wenn Erlendur Haraldssons Website auf Englisch ist, wird er bei uns doch wiederum auf Deutsch sprechen.

Sind Phänomene wie „Remote Viewing“ mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen über das menschliche Gehirn vereinbar? Das ist die Frage, mit der sich Robert Pucher von der FH Technikum Wien – aufgrund mehrerer Vorträge bestens bekannt – auseinander setzen wird. Das „Geist-Gehirn-Problem“ ist eine modische Formulierung des Leib-Seele-Problems. Auch wenn sich dafür seit mehr als zweitausend Jahren keine Lösung abzeichnet, muß das Problem je nach dem Fortschritt der relevanten Wissenschaftsdisziplinen immer wieder neu in den Fokus genommen und diskutiert werden. Der Sukkus seines Vortrags ist wohl, daß Außersinnliche Erfahrung mit dem gegenwärtigen Stand der Neurophysiologie keineswegs inkompatibel ist, daß aber andererseits die Neurophysiologie und –psychologie allein keinen Erklärungsrahmen für paranormale Phänomene bieten können.

Im ersten Vortrag des neuen Jahres werde ich die Höhepunkte des „Jubiläumskongresses“ 2017 der Parapsychological Association in Athen darzustellen versuchen, wobei es sich um ein doppeltes Jubiläum gehandelt hat: einerseits 60 Jahre Parapsychological Association, andererseits nach einem Intervall von 87 Jahren der zweite internationale Kongreß für Parapsychologie in Athen. Daher wird zuerst ein kurzer Rückblick auf den Kongreß von 1930 gegeben, zumal damals eine relativ große österreichische Delegation teilgenommen hat, an erster Stelle ist der Mathematiker Hans Hahn zu nennen, neben Moritz Schlick die andere der beiden zentralen Figuren des „Wiener Kreis“, sowie die Gräfin Wassilko, die Gründerin unserer Gesellschaft. Anschließend werden einige wesentliche Referate des Kongresses 2017 und der vorgestaffelten Veranstaltung „Engaging the Oracle“ zusammengefaßt und dargestellt, um die Aktualitäten der Parapsychologie zu skizzieren.


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2. PA-CONVENTION in ATHEN
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Das wichtigste Ereignis der vergangenen Monate ist natürlich die Jahrestagung der Parapsychological Association in Athen. Da darüber ein eigener Vortrag angesetzt ist (siehe oben), beschränke ich mich hier darauf, nur den entsprechenden Link einzufügen.


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3. NACHTRAG ZUM SOMMERSEMESTER
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Prof. Römer hat uns freundlicherweise (in Form eines PDF-Dokuments) die Folien seiner Präsentation „‚Paranormales’ ohne mysteriöse Einwirkungen – Ein Quantenmodell der Synchronizität“ zur Verfügung gestellt, dazu auch eine Literaturliste zur Verallgemeinerten Quantentheorie. Das Material ist mit seinem Vortragstitel (im vorigen Programm) verlinkt bzw. direkt abrufbar auf
http://parapsychologie.ac.at/programm/ss2017/roemer/material.htm


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4. NORWEGISCHE GESELLSCHAFT FÜR PARAPSYCHOLOGIE
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Wie im vorigen Newsletter (Pkt. 5) bereits erwähnt, hat unsere zehn Jahre ältere norwegische Schwestergesellschaft heuer ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Aus diesem Anlaß habe ich ihr namens unserer Gesellschaft eine Gratulationsadresse gesandt, auf die wir am 10. Juni die folgende Antwort erhalten haben:
         Dear colleagues,
         Many thanks for your good wishes, we appriciate it very much.
         Best regards


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5. PARAPSYCHOLOGIE IM TERTIÄREN BILDUNGSBEREICH
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An der Universität Wien hat Ende der 1920er-Jahren der Zoologe und Tierpsychologe Karl Camillo Schneider (1867–1943) durch einige Semester Vorlesungen über Parapsychologie bzw. Psychologie des Okkultismus gehalten (was im Dekanat der Fakultät zu Diskussionen gesorgt hatte, ob er damit nicht den Umfang seines Lehrauftrags überschreiten würde).
In den Jahrzehnten seither hat sich nunmehr das Blatt gewandet.
An der Sigmund Freud Privatuniversität Wien wird in diesem Wintersemester an der Fakultät für Psychotherapiewissenschaft als „Philosophisches und sozialwissenschaftliches Wahlfach“ die Vorlesung „Parapsychologie – Grenzgebiete der Psychologie und der Psychohygiene“ (Mulacz) angeboten.
Weiters hat Andreas Hergovich – Professor an der Univ. Wien, tlw. am Campus Wien der University of Nicosia tätig und mehrfach Vortragender in unserer Gesellschaft – an der Österreichischen Akademie für Psychologie ein Seminar „Parapsychologie im Spannungsfeld von Wissenschaft und Aberglauben“ abgehalten.
Es tut sich also etwas mit der akademischen Integration der Parapsychologie hierzulande – erfreuliche Aussichten!


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6. PERSONALIA – INGE STRAUCH
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Im Alter von 85 Jahren ist Prof. Dr. Inge Strauch im August in Zürich verstorben. Inge Strauch war szt. Assistentin von Hans Bender, arbeitete einige Zeit bei J. B. Rhine in Durham und nahm auch an Kongressen der Parapsychology Foundation teil. In der experimentellen Traumforschung in Deutschland vollbrachte sie Pionierleistungen. Ab 1976 bis zu ihrer Emeritierung im Sommersemester 1999 hatte sie am psychologischen Institut der Universität Zürich als Ordinaria den zweiten Lehrstuhl für Klinische Psychologie inne, ein Gebiet, das sie zuvor in Saarbrücken vertreten hatte. Viele Jahre hindurch war sie auch im Vorstand des von Hans Bender gegründeten Instituts für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene (IGPP) in Freiburg i. Br. tätig.


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7. NEUE APP: PsiQ
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Das Institute of Noetic Sciences (IONS) stellt eine neue App namens PsiQ zum kostenlosen Download zur Verfügung, allerdings leider nur für i-Zeugs (i Phone, iPad und iPod touch). Es handelt sich vordergründig um ein Spiel, während es dabei um unterschwellige oder auch beabsichtigte Präkognition sowie um Psychokinese geht. Details auf
http://noetic.org/blog/communications-team/do-you-wonder-about-your, Download von
https://itunes.apple.com/us/app/psiq/id1196948825?mt=8.


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8. TODESNÄHE-SYMPOSIUM IN PUCHBERG ABGESAGT
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Das für diesen Herbst im Bildungshaus Schloß Puchberg bei Wels angekündigte Symposium über Phänomene in Todesnähe (NDE) ist nach mehrfacher Terminverschiebung nun bedauerlicherweise endgültig abgesagt worden.


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9. LITERATURHINWEISE
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9. 1 „Seelenvermächtnis – Udo W.: Mein zweites Leben“
Udo Wieczorek und Manfred Bomm

Das Buch handelt von einem (anscheinenden) Reinkarnationsfall, jedoch sind es nicht die Erinnerungen eines Kleinkinds, sonder die Alpträume eines Erwachsenen. Der Bericht ist äußerst spannend zu lesen, der Fall ist hinsichtlich seines Detailreichtums durchaus dem bekannten Fall James Leininger (vgl. das Buch „Soul Survivor: The Reincarnation of a World War II Fighter Pilot“) an die Seite zu stellen. Es gibt jedoch zwei „Aber“. Das eine ist die Tatsache, daß der eine der beiden Verfasser (Bomm) ein Krimiautor ist, sodaß unterschwellig der Zweifel nagt, ob der Fall nicht „dichterisch gestaltet“ worden ist. Das andere ist jener gewichtige Betrugsverdacht, den J. Reuß in seiner (lesenswerten) amazon-Rezension dieses Buches ausführlich darstellt. Merkwürdigerweise ist auch die sehr positive Rezension, die Dieter Hassler – einer unserer Referent im Wintersemester 2015/16 – auf amazon verfaßt hatte, unter den dortigen 18 Rezensionen mittlerweile nicht mehr aufzufinden. Es bleibt die Frage „Echt oder Fake“? Auf jeden Fall ist das Buch interessant, wenn auch in jedem der beiden Fälle aus unterschiedlichen Gründen …

          Seelenvermächtnis
          Udo W.: Mein zweites Leben
          Udo Wieczorek und Manfred Bomm
          Gmeiner-Verlag, 2016 (4. Auflage)
          broschiert, 382 Seiten
          ISBN 978-3-83921-7825
          EUR 12,99


Der englischsprachige Buchmarkt ist weit größer als der deutschsprachige, daher ist es nicht verwunderlich, daß auch auf dem Gebiet der Parapsychologie mehr Publikationen auf Englisch erscheinen; hier eine Auswahl:

9.2 „A Philosophical Critique of Empirical Arguments for Postmortem Survival“
Michael Sudduth

Der Autor, Religionsphilosoph an der San Francisco State University, legt hier eine sehr gründliche theoretische Untersuchung der Pro und Contra hinsichtlich eines persönlichen Überlebens des Todes vor. Kritische Auseinandersetzungen mit diesem Thema sind selten, hier ist eine, und noch dazu eine sehr fundierte, die aber keineswegs eine leichte Lektüre darstellt; das Werk wendet sich an ein Fachpublikum.

          A Philosophical Critique of Empirical Arguments for Postmortem Survival
          Michael Sudduth
          Palgrave Macmillan 2016
          gebunden, 336 Seiten
          ISBN 978-1-13744-0938
          EUR 90,74

9.3 „Surviving Death: A Journalist Investigates Evidence for an Afterlife“
Leslie Kean

Dieses Buch hat den PA Book Award 2017 gewonnen, und zu recht, weil es eine ausgewogene Darstellung der Problemlage bringt. Daß die Autorin keinen Hehl daraus macht, daß sie die Waage zugunsten von „Survival“ ausschlagen sieht, ist ihre persönliche Meinung, die man ja nicht notwendigerweise teilen muß. Im Gegensatz zu Sudduth’s Buch ist das von Kean „easy reading“.

          Surviving Death: A Journalist Investigates Evidence for an Afterlife
          Leslie Kean
          Crown Archetype 2017
          gebunden, 416 Seiten, illustriert
          ISBN 978-0-55341-9610
          EUR 23,49

9.4 „I Saw A Light And Came Here: Children's Experiences of Reincarnation“
Erlendur Haraldsson and James G. Matlock

Der ein der beiden Autoren, Erlendur Haraldsson, wird in diesem Semester bei uns vortragen, allerdings über ein anderes Thema (physikalischer Mediumismus). Bereits im vorigen Newsletter (Pkt. 3.2) habe ich auf dieses Buch kurz hingewiesen – mittlerweile liegt es mir vor. Erlendur Haraldsson stellt eingangs eine Reihe selbst untersuchter Fälle vor, in denen Kinder sich an eine Vorexistenz erinnern; interessanterweise nicht nur aus Ländern, wo der Reinkarnationsglaube endemisch ist, sondern z.B. auch aus seiner Heimat, Island. Fälle aus Indien und Sri Lanka werden solchen bei den Drusen gegenübergestellt, wo sich doch deutliche Unterschiede im Detail zeigen. – In Parenthese ein kurzer Exkurs zu den Drusen: es ist unangebracht, sie als islamische Sekte zu bezeichnen, sie stellen vielmehr eine eigene Religionsgemeinschaft dar. Derzeit läuft gerade ein Projekt der Österreichischen Akademie der Wissenschaften über den Reinkarnationsglauben der Drusen, an dem Gebhard Fartacek führend beteiligt ist. Fartacek hat bei uns bereits einmal referiert, und zwar über islamisches Wallfahrtswesen, und für die nahe Zukunft hat er uns freundlicherweise auch einen Vortrag eben über die Reinkarnation bei den Drusen zugesagt. – Zurück zu Haraldssons Buch: bei den einzelnen Fällen zeigt die tabellarische Aufstellung deutlich, wie viele Aussagen gemacht worden sind und wie groß deren Übereinstimmung mit der Realität ist. Aber die Darstellung erschöpft sich nicht in den Fallstudien, sondern zieht einerseits Vergleiche zwischen den einzelnen Fällen (nicht bloß was die parapsychologischen Rohdaten betrifft, sondern auch hinsichtlich der sozialen Relevanz in unterschiedlichen Umgebungen), sie fokussiert auch auf einzelne Aspekte wie Geburtsmale (birth marks), Verhaltensweisen, Vorlieben etc.
Von besonderem Interesse sind „Erinnerungen“ an den „Zwischenzustand“ zwischen zwei Inkarnationen sowie an die Zeit im Uterus. Matlock – eher der Theoretiker im Gegensatz zum Feldforscher Haraldsson – bringt weitere Fälle aus der Literatur und interessante Ergänzungen, z.B. „experimentelle Geburtsmale“ in China. Alles in allem stellt dieser Band, wenn er auch nach Stevenson nicht viel Neues bringt, ein gut zusammengestelltes Kompendium dar für jene, die sich fundiert informieren wollen, ohne sich durch die tausenden Seiten Stevensons durcharbeiten zu müssen und ist in diesem Sinne sehr zu empfehlen.

          I Saw A Light And Came Here
          Children’s Experiences of Reincarnation
          Erlendur Haraldsson and James G. Matlock
          White Crow Books
          broschiert, 304 Seiten, illustriert
          ISBN: 978-1-91-0121-924
          EUR 19,30

9.5 „The Self Does Not Die. Verified Paranormal Phenomena from Near-Death Experiences“
Titus Rivas, Annie Dirven and Rudolf H. Smit

Der Untertitel sagt es: aus den Phänomenen, die in Todesnähe beobachtet werden, soll Evidenz auf ein persönliches Überleben des Todes gewonnen werden. Der Erstautor, Titus Rivas, ist mir gut bekannt; ich erinnere mich mit Vergnügen an unsere Zusammenarbeit – gemeinsam mit Mary Rose Barrington – bei der Untersuchung des Falles der Iris Farczady („The Case of Iris Farczady – A Stolen life“) in Ungarn. Titus Rivas ist überaus produktiv und seine Publikationen sind alle sehr fundiert. Das schließt nicht aus, daß wir gewisse Auffassungsunterschiede haben, insbesondere was die von Gerald M. Woerlee vorgebrachten Argumente betrifft, die beiseite zu schieben ich nicht bereit bin. Außerdem hat sich mittlerweile (nach Erscheinen des Buches) herausgestellt, daß zumindest ein von Rivas bona fide (!) zitierten Fall erfunden ist, was dem Autor freilich nicht anzulasten ist; auch ich habe lange geglaubt, daß wir es hier mit einem „Paradefall“ zu tun hätten. Alles in allem ist Titus Rivas mit seinen Co-Autoren ein ausgezeichneter Anwalt seiner Sache und legt seine Argumentation klar und deutlich dar, was das Buch sehr empfehlenswert macht.

          The Self Does Not Die.
          Verified Paranormal Phenomena from Near-Death Experiences
          Titus Rivas, Annie Dirven and Rudolf H. Smit
          International Association for Near-Death Studies 2016
          broschiert, 410 Seiten
          ISBN 978-0-99756-0800
          EUR 19,20


Prof. Peter Mulacz

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          6. Zukünftige Veranstaltungen


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1. VORTRAGSPROGRAMM
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Wie immer ist das jeweils aktuelle Vortragsprogramm auf unserer Internetpräsenz (direkt unter http://parapsychologie.ac.at/aktuell.htm) zugänglich, ein Hinweis auf das neue Programm findet sich auch auf unser Facebook-Seite, und die Aussendung per Post ist auch bereits unterwegs. Der postalischen Aussendung liegt ein Zahlschein bei: um umgehende Überweisung des Mitgliedsbeitrags wird gebeten; Mitglieder, die einen Rückstand ausgewiesen haben, werden ersucht, diesen zu bereinigen (bei drei Jahren Beitragsrückstand erfolgt automatisch Löschung der Mitgliedschaft); eingetragene Interessenten erhalten einen Zahlschein mit dem Vordruck „Spende“, wobei wir nicht vergessen wollen, bei dieser Gelegenheit jenen Personen, die in der vergangenen Rechnungsperiode eine Spende überwiesen habe, herzlich zu danken.

Nun zum Programm selbst:

27.03.2017
          Erich Neuwirth
          WIE ZUFÄLLIG IST DER ZUFALL?
          Wie kann die Mathematik den Zufall beschreiben?
 
20.04.2017
          Günther Fleck, Walter von Lucadou, Peter Mulacz und Ronald Weigl
          SYMPOSION: DAS PROJEKT „STAR GATE“ UND SEINE FOLGEN
          Militärische parapsychologische Forschung in Ost und West zur Zeit des Kalten Krieges
          Achtung: anderer Wochentag, andere Beginnzeit, anderer Veranstaltungsort, Anmeldepflicht!
 
15.05.2017
          Hartmann Römer
          „PARANORMALES“ OHNE MYSTERIÖSE EINWIRKUNGEN
          Ein Quantenmodell der Synchronizität
 
12.06.2017
          Elena Fountoglou , Tina Tamara Freimoser und Alexander KEUL
          TRANSPERSONALE ERFAHRUNGEN
          Internationale Onlineumfrage zu psychedelischen Substanzen testet Stanislav Grof
 
26.06.2017
          Daniela Finzi
          DER HYPNOSE-HYPE VON 1880
          Carl Hansen in Wien -- auf dem Weg von Mesmer zu Freud
 
Ein paar Worte zu den einzelnen Vorträgen:
 
Erich Neuwirth, der vielen von uns noch von seinem vorigen Vortrag (18. Oktober 2010) bekannt ist, ist ein prominenter Statistiker und in dieser Funktion ein führendes Mitglied der Wissenschaftskommission beim BMLVS; weiter wird ihm (am Tag nach dem Vortrag) von der Österreichischen Statistischen Gesellschaft der Gerhart Bruckmann-Preis 2017 verliehen.
In seinem Vortrag wird er die mathematische – im Gegensatz zur philosophischen – Sicht des Zufalls beleuchten: wie kann Mathematik den Zufall beschreiben?
Um parapsychologische Phänomene nachzuweisen, berechnet man unter anderem die Wahrscheinlichkeit, daß bestimmte Dinge passieren. Wird das (angebliche) Phänomen deutlich öfter als laut Zufall beobachtet, dann legt das nahe, daß man nach systematischen Ursachen suchen sollte.
Bei der Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten gibt es viele typische Mißverständnisse, und einige davon werden in diesem Referat genauer untersucht.
 
Unser Symposion über das Projekt „Star Gate“, die militärische parapsychologische Auftragsforschung in Ost und West zur Zeit des Kalten Krieges und die Folgen davon, wird – bei diesem fachübergreifenden Thema naheliegend – in Kooperation mit dem Zentrum für mFW (vormals Institut für Human- und Sozialwissenschaften) der Landesverteidigungsakademie abgehalten. Den Hauptvortrag hält Walter von Lucadou, der bekannte Leiter der Parapsychologischen Beratungsstelle in Freiburg i.Br., prominenter Spuk-Experte und mehrfach Referent in unserer Gesellschaft; die drei weiteren Beteiligten sind sämtlich Vorstandsmitglieder unserer Gesellschaft: die Moderation liegt in den Händen unseres Vizepräsidenten Günther Fleck, klinischer und Gesundheitspsychologe (der dankenswerterweise auch die Organisation und Administration dieses Symposions übernommen hat), und die beiden Diskutanten sind unser Generalsekretär Ronald Weigl, Militärpsychologe, und ich. Das Thema als solches war bei uns schon einmal (gerade noch vor der Jahrtausendwende) am Programm, diesmal kommt es ausführlicher zur Sprache und es sind insbesondere auch Militärpsychologen als Hörer eingeladen. Deshalb wird das Symposion auch in einer militärischen Liegenschaft (im Festsaal des Offizierskasinos der Maria Theresien-Kaserne) abgehalten. Wegen der entsprechenden Sicherheitsvorschriften ist die vorherige Anmeldung unbedingt erforderlich – wer nicht auf der Liste steht, dem verweigert die Wache den Zutritt. (Bei dieser Veranstaltung ist der Eintritt auch für Nicht-Mitglieder frei.)
 
Auch Hartmann Römer hat bereits früher bei uns vorgetragen; er ist theoretischer Physiker und hat gemeinsam mit Harald Atmanspacher und Harald Walach einen neuen und – wie ich meine, sehr tragfähigen – theoretischen Ansatz geschaffen.
Die Synchronizitätstheorie von C. G. Jung und Wolfgang Pauli deutet sogenannte paranormale Phänomene wie Telepathie, Präkognition oder Telekinese nicht als Ergebnis einer ungewöhnlichen Signalübertragung oder Einwirkung, sondern als „sinnvolle Zufälle“, d.h. als Erscheinungsform eines nicht-kausalen Zusammenhangs in einem Sinngefüge. Die genannten Autoren geben eine formale Fassung der Synchronizitätsvorstellung im Rahmen eines quantentheoretisch inspirierten Modells, das sie unter dem Namen „Verallgemeinerte Quantentheorie“ entwickelt haben.
Der Vorteil der Synchronizitätstheorie besteht darin, daß sie eine Alternative zur vielfach frustrierenden Suche nach Kausalmechanismen bietet. Zusätzlich löst dieses Modell Paranormales aus seiner Isolation und bettet es als Normalität in einen größeren Zusammenhang ein. Zudem erlaubt es die Entwicklung von Strategien zur Interpretation, Planung, Ausführung und Auswertung von Experimenten zu paranormalen Phänomenen, die unter dem Namen „Matrixtheorie“ in jüngerer Zeit mit Erfolg angewandt worden sind.
 
Alexander Keul, dessen Vortrag über Kugelblitze vielen der damals Anwesenden gut im Gedächtnis haften geblieben ist, stellt zwei von ihm betreute, thematisch zusammenhängende Master-Arbeiten vor, und zwar internationale Onlineumfragen zu psychedelischen Substanzen, die die Hypothesen von Stanislav Grof – instrumental bei der Entwicklung der Transpersonalen Psychologie – testen. (Wie erinnerlich hat Stan Grof bei uns vorgetragen.) Die beiden jungen Damen werden Fragestellungen und Resultate ihrer Forschungen vortragen. Die Bedeutung veränderter Bewußtseinszustände für die Parapsychologie kann nicht genug unterstrichen werden; diesmal geht es dabei konkret um sogenannte „entheogene“ Substanzen zwischen Selbsterfahrung und Therapieeinsatz.
 
Den letzten Vortrag im Sommersemester wird Daniela Finzi bestreiten; sie ist Germanistin, als wissenschaftliche Leiterin des Sigmund Freud Museums an der international berühmten Adresse Berggasse 19 tätig, und sie wird ein spannendes historisches Thema vortragen, das mit der Vorgeschichte der Parapsychologie ebenso zu tun hat wie mit der der Psychoanalyse.
Um 1880 bereiste der dänische „Magnetiseur“ Carl Hansen viele Länder Europas und gab Bühnendemonstrationen der Hypnose. In Freiburg i.Br. spielte dabei Georg von Langsdorff jun. eine Rolle (1848 revolutionärer Studentenführer, zunächst exiliert, später amnestiert, dann zu einem prominenten Spiritistenführer geworden und schließlich im Alter von fast einhundert Jahren gestorben), in Leipzig Karl Friedrich Zöllner (Begründer der Disziplin Astrophysik, bekannt ist sein Antagonismus zu Wilhelm Wundt), in München Carl du Prel und in Wien Lazar Baron Hellenbach (philosophischer Schriftsteller und vor dem Ausgleich Herrenhausmitglied im Reichsrat). Man kann – auch, was die „Medien“ betrifft – von einer „Achse“ Wien – München – Leipzig sprechen. Sowohl Zöllner wie auch Hellenbach haben über ihre Erfahrungen mit Hansen publiziert. Zahlreiche prominente Ärzte haben in Wien Hansens Vorführungen beigewohnt, so z.B. Heinrich Obersteiner und – last not least – Sigmund Freud. Hansens Auftritte fanden damals im Ringtheater statt, nach dessen Brand bekanntlich das „Sühnhaus“ errichtet worden ist, wo – merkwürdige Koinzidenz des Schicksals – Sigmund Freud einer der ersten Mieter (wenn auch nur kurzfristig) war. Jedenfalls stellt Hansen ein bedeutendes geistesgeschichtliches Zwischenglied auf dem Weg von Mesmers „Magnetismus“ zu Freuds Psychoanalyse dar.
 
 
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2. PERSONALIA
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Vier Todesfälle sind seit dem vorigen Newsletter zu beklagen, in chronologischer Reihenfolge:
 
2.1 Georg Lhotsky (1937–2016)
 
Der Trance-Maler Luis Gasparetto, chirurgischen Operation, ausgeführt von einem verstorbenen Arzt Dr. Fritz, der sich (angeblich) in der Trance eines lebenden Arztes manifestiert, Feuerlaufen und Candomblé, Schamanismus in Peru, das sind einige der Themen aus der legendäre 12-teilige Fernsehdokumentation „Heilen und Schamanismus“ aus dem Jahr 1986, gesendet von den wichtigsten deutschsprachigen Fernsehstationen (ORF, ZDF, RTL), einer der wichtigsten Produktionen der Firma Lhotsky Film, die auch (mit Herbert Pietschmann) den Schulfilm „Aufbruch in die Quantenwelt“, weiters Filme über Volksmedizin, Mystik sowie über Symbole, Zeichen und Rituale produziert hat. Georg Lhotsky war ein Mann vieler Talente, u.a. Regisseur und Filmproduzent, wobei viele seiner Themen einen Bezug zur Parapsychologie hatten. Nach einem Schlaganfall war er die letzten Jahre behindert, aber sein Interesse ist rege geblieben und noch im Rollstuhl ist er zu manchen Vorträgen unserer Gesellschaft gekommen. Nun ist er am 28. November 2016 in Wien verstorben.
          http://www.lhotsky-film.at/ueberuns.html
 
 
2.1 Wilfried Daim (1923–2016)
 
Daim war der Erste, der in Österreich nach dem Krieg experimentelle Parapsychologie betrieben hat, ein paar Details darüber habe ich szt. dem Lemma Wilfried Daim in der Wikipedia beigesteuert.
          https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_Daim
Als Dissertationsthema schien die Telepathie im Traum damals denn doch zu kontroversiell, daher hat Daim dann doch ein eher konventionelles Thema gewählt, nämlich Experimente über das Merken von Telephonnummern. Die Resultate seiner Traumtelepathie-Experimente hat er später in dem Bändchen „Experimente mit der Seele“, erschienen in der Reihe „Naturwissenschaft für jedermann“ (Verlag Moser, Graz) 1949 veröffentlicht. Allerdings hat Daim das Thema nicht weiter verfolgt und weder die Fortschritte der Traumforschung als solche (REM-Phasen, Dement & Kleitman) noch im speziellen die Traum-Telepathie (Maimonides Memorial Hospital, Krippner & Ullman) rezipiert. Durch einige Jahre war Daim auch Vizepräsident unserer Gesellschaft; Jahrzehnte später hat er in unserer Gesellschaft (damals noch an der Technischen Universität) einen Vortrag über die Traumtelepathie-Experimente in seiner Jugend gehalten.
Als Kunstsammler – ein wichtiger Aspekt seiner Persönlichkeit, der zu recht in allen Biographien und Nekrologen betont wird – hat Daim nicht nur einzelne Künstlerpersönlichkeiten wie z.B. Otto Rudolf Schatz populär gemacht, sondern er hat auch jenen zunächst unbekannten Künstler, der die vier holzgeschnitzen Säulen im Vestibül des Café Landtmann in Wien geschaffen hat, identifizieren können. Wie so manche Sammler hat er natürlich auch mit dem Verkauf einzelner Objekte viel Geld gemacht, worauf er nicht wenig stolz war. Daim hat mehrere offizielle Ehrungen erfahren, nebst der Verleihung des Berufstitels „Professor“ auch die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien.
          https://www.wien.gv.at/rk/msg/2009/0902/009.html
In seinen letzten Jahren war Daim, der durch Jahrzehnte gut mit seiner Prothese zurecht gekommen war, an den Rollstuhl gefesselt. Noch zu Lebzeiten ist Daim auch Gegenstand einer Biographie aus der Feder von Peter Diem geworden („Wilfried Daim. Querdenker zwischen Rot und Schwarz“). Wilfried Daim ist am 30. Dezember in Wien verstorben.
 
 
2.3 Gerd Hövelmann (1956–2017)
 
Zunächst ein paar persönliche Reminiszenzen:
Mein erster – damals bloß literarischer – Kontakt mit Gerd Hövelmann datiert mehr als vier Jahrzehnte zurück, als wir beide unterschiedliche Positionen gegenüber der Philosophie Sir Karl Poppers einnahmen. Obwohl wir einander dann über Jahre bei vielen Konferenzen sahen, hatten wir zunächst kaum nennenswerten Kontakt miteinander, obgleich ich Hövelmanns Publikationen immer schon sehr schätzte. Im letzten Jahrzehnt kamen wir einander jedoch – ohne äußeren Anlaß – näher und waren schließlich sehr miteinander befreundet; ich habe bewundert, wie aktiv Gerd Hövelmann trotz seiner schweren Erkrankung, von der stark gezeichnet war, geblieben ist. In seiner Eigenschaft als Verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift für Anomalistik hat er es sehr begrüßt, als ich ihm einen Aufsatz über das Phänomen der „eingebrannten Hände“ angeboten habe und gemeint, über dieses Thema wollte er schon lange etwas bringen. Dazu hat er mir noch einen wertvollen Hinweis auf die Spiegelung dieses Themas in der Belletristik gegeben, den ich eventuell einarbeiten könnte; dadurch hat sich die Sache verzögert und der Beitrag ist noch nicht erschienen. Hingegen hat er im Vorjahr meinen Aufsatz über den „Wiener Kreis“ und die Parapsychologie im Band 16 (2016), Nr. 1+2, publiziert und ich erinnere mich mit Vergnügen daran, wie angenehm die Kooperation mit Gerd Hövelmann rund um diesen Beitrag war. Das letzte Mal lebend gesehen habe ich Gerd in Greenwich bei der PA Convention 2015, wo ihm der „Outstanding Career Award“ verliehen worden ist. Damals war er in Hinblick auf seinen Gesundheitszustand sehr optimistisch. Für die laufende Funktionsperiode wurden wir beide in den Vorstand der Parapsychological Association (PA) gewählt. Da deren Agenden teilweise über Skype abgehandelt werden, hat Gerd noch bekannt gemacht, daß er im Jänner wegen eines Spitalsaufenthaltes nicht zur Verfügung stehen würde – nach seinem Wortlaut klang das nach einer Routinesache, ohne Grund zur Sorge zu geben. Am 5. Februar 2017 ist Gerd jedoch seiner langjährigen und schweren Erkrankung erlegen.
Bezüglich der professionellen Würdigung – nicht zuletzt auch seine beeindruckende Publikationsliste – siehe die folgenden Links:
          Biographie: https://www.anomalistik.de/ueber-gfa/who-s-who/9-gerd-hoevelmann
          Nekrolog: https://www.anomalistik.de/aktuell/aus-der-gfa/308-gerd-hoevelmann-zum-gedenken
          http://www.parapsych.org/users/ghoevelmann/profile.aspx
 
 
2.4 Suitbert Ertel (1932–2017)
 
Suitbert Ertel war ein emeritierter Professor für Differentielle und Diagnostische Psychologie an der Universität Göttingen und Mitglied u.a. in der Gesellschaft für Anomalistik und der Society for Scientific Exploration sowie Associate Member der Parapsychological Association. Einer seiner Schwerpunkte lag in Methodik (Statistik und Datenauswertung), ein anderer im Bereich unkonventioneller Postulate (Überprüfung des Gauquelin- und des Mars-Effekts). In der Parapsychologie hat Ertel ein Experiment, das als „Ball Selection Test“ (BST) bekannt geworden ist, erfunden und perfektioniert: es geht dabei um das Erraten von „blind“ aus einem Sack gezogenen, jeweils mit einer aufgemalten Nummer versehenen Tischtennisbällen.
          https://anomalistik.de/studie-des-monats/164-eine-replikation-des-ballzieh-test-von-ertel-zum-nachweis-
          aussersinnlicher-wahrnehmung 
Suitbert Ertel ist im Februar 2017, kurz vor seinem 85. Geburtstag, in Göttingen verstorben.
          Biographien:
          https://www.zpid.de/psychauthors/index.php?wahl=forschung&uwahl=psychauthors&uuwahl=p00408SE 
          http://www.astrologer.com/bio/ertel.htm
          Publikationsliste:
          https://www.zpid.de/psychauthors/index.phpwahl=
          forschung&uwahl=psychauthors&uuwahl=p00408SE_pub 
          Nekrolog: http://www.gt-trauer.de/nachruf/suitbert-ertel/49765648 
 
 
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3. LITERATURHINWEISE
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3.1 „Okkultismus im Gehäuse“
 
Wie im vorigen Newsletter angekündigt, möchte ich hier kurz das von Anna Lux und Sylvia Paletschek herausgegebene Buch „Okkultismus im Gehäuse. Institutionalisierungen der Parapsychologie im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich“, vorstellen, das auf einer Konferenz des Historischen Seminars der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. basiert, die im Oktober 2014 abgehalten worden ist. Das vorliegende Buch ist der Band 3 der Reihe „Okkulte Moderne – Beiträge zur Nichthegemonialen Innovation“, die im angesehenen Verlag De Gruyter, Oldenbourg, erscheint.
 
Schon bei dem originellen Titel der Tagung hatte sich mir die Assoziation mit dem hl. Hieronymus im Gehäuse aufgedrängt, und jetzt lese ich in der Einleitung (hier „Hinführung“ genannt), daß diese Assoziation durchaus beabsichtigt ist. Es geht den beiden Herausgeberinnen um das Abwägen des Innen und des Außen im Wissenschaftsbetrieb, in der scientific community, und die – bekanntlich leider eher marginale – Rolle der Parapsychologie dabei. Es geht also, wie der Untertitel sagt, um „Institutionalisierungen der Parapsychologie“ (was nicht notwendigerweise akademische Integration meinen muß) „im 20. Jahrhundert“ (wobei der Schwerpunkt des Bandes auf dessen zweiter Hälfte liegt) „im internationalen Vergleich“. Abgehandelt werden in Beiträgen von 14 Autoren dabei Deutschland (das wilhelminische Reich, konkret Schrenck-Notzing und sein Münchner Kreis [mit originellen Reflexionen von Ulrich Linse über das damalige Verhältnis von parapsychologischem Labor und Schaubühne], dann unter Aussparung der Weimarer Republik und der NS-Zeit schließlich die Bundesrepublik Deutschland und auch die Deutsche Demokratische Republik), ferner die Niederlande, Frankreich, Großbritannien, Ungarn sowie der sowjetische bzw. postsowjetische Raum. Dazu kommen weitere Kapitel, die z.B. die universitäre Integration der Parapsychologie in Deutschland (insbesondere Hans Bender und das von ihm gegründete Freiburger „Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene“ [IGPP] betreffend) und in den USA behandeln, die Parapsychology Foundation und die Parapsychological Association, die „Deutsche Gesellschaft Schutz vor Aberglauben“, das Verhältnis von Wissenschaft und Okkultismus im Film, ein biographisches Kapitel über den Peuckert-Schüler Helmut Möller, bekannt durch seine Theodor Reuß-Biographie „Merlin Peregrinus“, u.a.m. Den Schluß bildet das Transkript eines Gesprächs mit Eberhard Bauer. Die meisten Kapitel sind in Deutsch, drei jedoch in Englisch.
 
Wenn man sich auch unter „international“ keine weltweite Vollständigkeit erwarten kann, so erscheint die Länderauswahl doch eher willkürlich. Wir erfahren, was Europa betrifft, nichts über den Südwesten (Spanien und Portugal), nichts über den Süden (Italien, das nicht nur eine reiche parapsychologische Geschichte aufweist, sondern viele Kollegen, die aktuell an historischer Forschung interessiert sind, wie z.B. Massimo Biondi oder Giulio Caratelli), nichts über den Südosten (weder die Balkanländer noch Griechenland, wo gerade Fotini Pallikari über Angelos Tanagras und die Hellenische SPR arbeitet [vgl. unten Pkt. 4]) und auch nichts über die nordischen Länder (Schweden, Norwegen, das heuer das 100-jährige Jubiläum seiner SPR feiert [vgl. unten Pkt. 5] oder Island, wobei die Mitglieder unserer Gesellschaft aufgrund mehrerer Vorträge von Erlendur Haraldsson über Indridi Indridason (vgl. auch sein gleichnamiges Buch) über die Fülle früher parapsychologischer Forschung in Island gut informiert sind. Auch Österreich sowie die Schweiz (wo es immerhin mehrere sehr aktive Gesellschaften gab bzw. tlw. noch gibt) werden kaum bzw. nicht erwähnt, Österreich nur kurz im Kontext der Kriminaltelepathie (wobei die Arbeit von Enne zwar als ungenügend abqualifiziert, aber hingegen die von Jessica Scherneck völlig unberücksichtigt gelassen wird). Wir Österreicher sind es freilich von in der Bundesrepublik Deutschland produzierten historischen Werken geradezu gewöhnt, als eine quantité négligeable „übersehen“ zu werden: ganz deutlich ist das – wenn mir diese kurze Abschweifung gestattet ist – bei den vielen Werken zu sehen, die anläßlich des Gedenkens an 1914 bzw. den Ersten Weltkrieg erschienen sind. Obwohl der unmittelbare Anlaß, der Mord am Erzherzog Thronfolger, ebenso wie die Kriegserklärung Kaiser Franz Josephs an Serbien Ereignisse in Österreich-Ungarn waren, wird der Erste Weltkrieg von vielen bundesdeutschen Historikern so dargestellt, als hätte es sich dabei um einen deutschen Krieg gehandelt. Daß diese Praxis, Österreich totzuschweigen, weit verbreitet ist, macht sie freilich um nichts besser oder akzeptabler. (Eine kurze Geschichte der Parapsychologie in Österreich findet sich unter http://parapsychologie.info/history.htm, allerdings in englischer Sprache.)
 
Zurück zum Band „Okkultismus im Gehäuse“: die einzelnen Kapitel dringen unterschiedlich tief in die Materie ein; vieles ist aus anderen Studien bekannt, manche Details sind neu, aber auch so manches Bekannte fehlt. Einige wenige Beispiele und ein paar Anmerkungen dazu:
Besonders interessant habe ich das von Birgit Menzel verfaßte Kapitel über die Sowjetunion bzw. das gegenwärtige Rußland – einschließlich der Dimension geheimdienstlicher Aktivitäten (vgl. auch unseren kommenden Vortrag am 20. April) – gefunden.
In Ingrid Kloostermans Beitrag über die Niederlande werden die sehr wichtigen parapsychologischen Experimente von Brugmans und Heymans nur flüchtigst erwähnt, obwohl sie ein überaus originelles Design aufwiesen und aufgrund ihres logistischen Aufwands nur in einem institutionalisierten Rahmen (Psychologisches Institut der Universität Groningen) durchgeführt werden konnten, sodaß eine kurze Beschreibung wohl angezeigt gewesen wäre (ebenso wie ein Hinweis auf die spätere Quantifizierung durch Sybo Schouten). Hans Gerding wird zwar als Sekretär der Niederländischen SPR erwähnt, aber weder seine spätere Professur (zwar in Philosophie, aber Parapsychologie-relevant) noch seine Funktion bei der Wiederbelebung von Tenhaeffs Parapsychologischem Institut in Utrecht. Auch ein Hinweis auf die Stichting Het Johan Borgman Fonds und insbesondere deren diversen Aktivitäten (Erhalt von Archivalien, Engagement in „Klinischer Parapsychologie“, etc.) wäre mir angebracht erschienen.
Natürlich muß uns Österreicher der Beitrag von Júlia Gymesi über unser Nachbarland Ungarn besonders interessieren, dessen Stephanskrone immerhin rund vier Jahrhunderte von den Habsburgern getragen worden ist. Die Autorin, die Englisch schreibt, beginnt ihren historischen Rückblick mit einer Vereinigung, deren Namen aufgrund der Textsprache in Englisch sowie in Klammern im ungarischen Original-Wortlaut angegeben wird – nicht aber auf Deutsch. Das ist insofern befremdlich, weil der „Verein ‚Spiriter Forscher’“, um den es hier geht, mehrheitlich deutschsprachig war (um 1890 war laut Wikipedia der Anteil der Deutschen in Budapest immerhin deutlich über 20%) und jedenfalls unter diesem Namen Periodika in deutscher Sprache herausgebracht hat, von denen die Autorin die bekannten „Reflexionen aus der Geisterwelt“ und die „Reformirende[n] Blätter“ zitiert (letztere allerdings in aktualisierter Orthographie). Daß Grünhut, einer der Exponenten jener Periode, Jude war, war mir neu, ebenso die Konversion der seinerzeit sehr berühmten und als Schriftstellerin bzw. Schreibmedium recht fruchtbaren Baronin Adelma von Vay vom Katholizismus zum Calvinismus. Mit Elémér Chengery Pap und dessen Apport-Experimenten wird die vielleicht interessanteste Periode (leider nur kurz) beleuchtet. Die Autorin folgt in ihrer Beurteilung der weitgehend negativen von Fodor und Besterman, was ihr freilich keineswegs vorzuwerfen ist; hingegen mag ich nicht unterdrücken, daß mir Pal Kürthy in Budapest jenes Denkmal gezeigt hat, von dessen Sockel (angeblich) ein Stück in Chengery Paps Sitzungsraum apportiert worden ist, ein Phänomen, von dessen Echtheit Kürthy überzeugt war. Wie so oft bei historischen Fällen wird sich hinsichtlich der Echtheit keine definitive Evidenz gewinnen lassen, weder in der einen noch in der anderen Richtung. János Toronyi und die von ihm präsidierte (ungarischsprachige) Gesellschaft werden auch kurz abgehandelt – es hätte mich gefreut, einen Hinweis darauf zu finden, daß diese Gesellschaft Gräfin Wassilko zu ihrem Ehrenmitglied ernannt hat. Karl Röthy und die von ihm präsidierte (deutschsprachige) Gesellschaft, die mit der Österreichischen Gesellschaft für Psychische Forschung eng kooperierte, findet keine Erwähnung (Röthy hat am Internationalen Kongreß von 1930 [Athen] teilgenommen, was in dem Kapitel nicht aufscheint, Toronyi am Kongreß von 1935 [Oslo], was sehr wohl erwähnt wird – ich sehe darin eine gewisse Ungleichgewichtung.) Mit dem sehr wichtigen Psychoanalytiker Sándor Ferenczi betritt die Autorin ihr ureigenstes Forschungsgebiet. Nicht uninteressant sind die späten Jahre des Horthy-Regimes, als dieses unter den Druck des nationalsozialistischen Deutschlands geriet, wobei es zu einer merkwürdigen Verschränkung von Antisemitismus mit Christentum und ungarischem Chauvinismus kam, was seine Auswirkungen auf die Mitglieder parapsychologischer Vereinigungen hatte. Das Ungarn-Kapitel wird bis in die jüngste Vergangenheit bzw. die Gegenwart fortgeführt, aber wiederum mit unterschiedlicher und nicht immer nachvollziehbarer Gewichtung. Die Aktivitäten von Andreas Liptay-Wagner, der sehr erfolgreich an Grünhut anzuknüpfen und inhaltlich den „Verein spiriter Forscher“ wieder zu beleben versucht hat, bleiben unerwähnt, während Egely, Zsoltan Vassy und Tamas Paulinyi sehr wohl (und zu recht) kurz abgehandelt werden.
 
Ich fürchte, ich muß es aus Platzgründen bei diesen wenigen Beispielen über einzelne Länder bewenden lassen.
 
Der 433 Seiten starke Band verfügt über ein Namens- und Ortsregister sowie ein Institutionen- und Sachregister, ferner Kurzbiographien der Autoren; er enthält eine Reihe von im Text eingedruckten Illustrationen in schwarz-weiß und ist hart gebunden (es gibt auch eine Kindle-Edition). Die Transliteration slawischer Namen folgt zwar dem aktuellen linguistischen Standard, ist aber in sich uneinheitlich und macht, was das Register betrifft, das Auffinden von Personen, deren Namen im Deutschen in einer anderen Schreibweise bekannt ist, schwierig.
 
Alles in allem – trotz mancher Unzulänglichkeiten – ein sehr interessanter Band, dessen Lektüre für jeden, der sich für die Geschichte und die gegenwärtigen organisatorischen Verhältnisse der Parapsychologie interessiert, eine überaus wichtige Lektüre, zumal es sich bei der Frage der Institutionalisierung der Parapsychologie nicht um einen abgeschlossenen, irgendwann zum Stillstand gekommenen Prozeß handelt, sondern um eine Problematik, die auch in Zukunft von jeder Generation, vielleicht sogar – je nach den sozioökonomischen Entwicklungen in unserer immer stärker akzelerierten Welt – in jedem Jahrzehnt neu zu verhandeln sein wird.
 
          Okkultismus im Gehäuse
          Institutionalisierungen der Parapsychologie im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich
          Hrsg. v. Anna Lux und Sylvia Paletschek
          ISBN 978-3-11-046376-7
          EUR 59,59 (geb. Buch)
          https://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/468310
 
 
3.2 „I saw a light and came here“ – neues Buch von Erlendur Haraldsson
 
Unser isländischer Kollege Erlendur Haraldsson, mittlerweile ein Veteran der Parapsychologie, der mehrfach und über verschiedene Themen – u.a. über das höchst bemerkenswerte isländische Medium Indridi Indridason, über Sai Baba, über die European Values Survey und last not least über Reinkarnation – in unserer Gesellschaft referiert hat, legt gemeinsam mit dem Anthropologen James G. Matlock ein neues Buch vor (allerdings in Englisch): „I Saw A Light And Came Here: Children’s Experiences of Reincarnation“. Selbst habe ich das Buch noch nicht in Händen gehabt, aber ein paar nicht uninteressante Aspekte sind mir bekannt, so z.B. die Tatsache, daß von den 64 Fällen in Sri Lanka, wo der Autor Kinder untersucht hat, die behaupten, sich an frühere Leben erinnern zu können, die postulierte frühere Existenz mehrheitlich durch einen vorzeitigen und gewaltsamen Tod zu Ende gekommen ist (49 Fälle), während nur drei von einem natürlichem Tod in reiferen Jahren sprachen und zwölf sich an die Umstände ihres Todes nicht erinnern haben können. Ähnlich berichten andere Forscher (Guy L. Playfair basierend auf Hernani G. Andrade) über 71 brasilianische Fälle, die sämtlich in ihrer postulierten Vorexistenz ein frühzeitiges und gewaltsames Ende gefunden haben. Es gibt aber auch deutliche Unterschiede, insbesondere zwischen Fällen in Asien und im Westen: so beträgt – Reinkarnation als tatsächlich vorausgesetzt – das Intervall zwischen einer Existenz und der nächsten in Asien durchschnittlich nur 16 Monate, während es in den westlichen Ländern 35 Jahre beträgt.
 
Die Rezensionen dieses Buches auf amazon überschlagen sich vor Begeisterung: 87% der Rezensenten – darunter Personen, die in der Parapsychologie bzw. in der Reinkarnationsforschung bekannt sind, wie z.B. Titus Rivas – verliehen diesem Buch fünf Sterne, die höchste zu vergebende Anzahl.
 
          I Saw A Light And Came Here
          Children’s Experiences of Reincarnation
          Erlendur Haraldsson and James G. Matlock
          ISBN: 978-1-91-0121-924
          EUR 20,49
 
Erlendur Haraldsson ist als Autor sehr produktiv – ein Besuch auf seiner amazon-Seite zeigt eine Auswahl seiner Bücher:
          https://www.amazon.de/Erlendur-Haraldsson/e/B001HPSDFQ/ref=ntt_dp_epwbk_0
 
 
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4. Angelos TANAGRAS
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Fotini Pallikari – den Hörern ihres Vortrags „The Balancing Effect in Brain-Machine-Interaction“, den sie bei uns am 28. Juni 2016 gehalten hat, wohl bekannt – hat damit begonnen, die Memoiren des griechischen AdmiralArztes Dr. Angelos Tanagras in Form einer elektronischen Publikation sowohl in Griechisch herauszugeben wie auch sukzessive kapitelweise ins Englische zu übersetzen. Angelos Evangelidis Tanagras (1877–1973) war der Gründer und von 1923 bis 1958 Präsident der Hellenischen SPR; in seine Präsidentschaft fiel auch der Vierte Internationale Kongreß für Psychische Forschung, der 1930 in Athen stattfand (vgl. auch unten Pkt. 6.2).
          http://users.uoa.gr/~fpallik/tanagras.htm
          https://www.facebook.com/pg/Tanagras.Memoirs/about/
 
 
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5. NORWEGISCHE GESELLSCHAFT FÜR PARAPSYCHOLOGIE
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Unsere norwegische Schwestergesellschaft, im Dezember 1917 (fast auf den Tag zehn Jahre vor uns) gegründet, feiert heuer ihr 100jähriges Jubiläum – wie bei wissenschaftlichen Gesellschaften üblich – mit einer internationalen Konferenz, die vom 9.—11. April in Oslo stattfindet. Diese ist bilingual, je nach der Sprache der Referenten sind im Programm die Kurzfassungen der Vorträge und der Lebensläufe der Referenten englisch bzw. norwegisch.
          http://parapsykologi.no/jubileum_100.shtml
 
 
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6. ZUKÜNFTIGE VERANSTALTUNGEN
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6.1 VII. Symposium „Wissenschaft kritisch hinterfragt“
 
Die Österreichische Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie, mit der wir kooperieren, veranstaltet heuer das bereits siebente Symposium der Reihe „Wissenschaft kritisch hinterfragt – naturphilosophische Kontroversen“. Der Termin ist vom 5. bis 7. Mai, der Veranstaltungsort – wie immer – das Augustinerchorherrenstift Vorau. Wie bisher ist eines der Referate einem parapsychologischen Thema gewidmet, und zwar den Beziehungen von Mitgliedern des berühmten „Wiener Kreis“ – dessen auch anläßlich der 650-Jahr-Feier der Universität Wien besonders gedacht worden ist – zur Parapsychologie der 1920er-Jahre. Im Mittelpunkt stehen als Exponenten des „Wiener Kreis“ der Philosoph Moritz Schlick und insbesondere der Mathematiker Hans Hahn.
Das Programm ist unter http://www.organismicsystems.org/files/events/Vorau/2017/vorau.htm online abrufbar, der Flyer unter http://www.organismicsystems.org/files/events/Vorau/2017/Flyer_2017.pdf.
 
 
6.2 PA Convention in Athen
 
Nach einem Intervall von 87 Jahren findet heuer wieder ein internationaler Kongreß über Parapsychologie in Athen statt – diesmal die 60. Jahrestagung der Parapsychological Association, welche in gewisser Weise die Tradition der Vorgängerorganisation der Zwischenkriegzeit fortsetzt. An dem ersten Athener Kongreß 1930 haben als Delegierte unserer Gesellschaft Gräfin Wassilko (die Gründerin der Gesellschaft) und der im vorigen Absatz genannte Prof. Hahn teilgenommen.
Nähere Information zur heurigen Tagung, die vom 20. bis 23. Juli stattfindet, unter http://www.parapsych.org/section/54/2017_convention.aspx.
 
 
6.3 „Fachtagung Parapsychologie“ über Todesnähe-Phänomene
 
Die sehr erfolgreiche „Fachtagung Parapsychologie“ 2016 im Bildungshaus Schloß Puchberg, über die im vorigen Newsletter unter Pkt. 3 berichtet worden ist, findet heuer eine Nachfolge-Veranstaltung, wobei das Thema diesmal auf Phänomene in Todesnähe (Near Death Experiences, NDE) fokussiert ist. Als Termin dieses ganztätigen Symposiums ist der 10. Oktober festgelegt. Nähere Informationen folgen, sobald vorhanden.
 
 
Prof. Peter Mulacz

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Österreichische Gesellschaft für Parapsychologie
und Grenzbereiche der Wissenschaften
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Newsletter N° 64 – Wien, 22. 12. 2016


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INHALT:
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          1. Rückblick auf Vorträge im Wintersemester
          2. Vorschau auf die kommenden Vorträge
          3. Rückblick auf die Fachtagung Parapsychologie
          4. Literaturhinweis
          5. Feiertagswünsche


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1. RÜCKBLICK AUF VORTRÄGE
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1.1
Der Vortrag von Andreas Huber, der einen Überblick über die körperlichen und psychologischen Effekte des Floating-Tanks gegeben hat, ist insofern besonders interessant gewesen, weil sich hier auch zukünftige Möglichkeiten für parapsychologische Experimente abzeichnen. Die Folien dieses Vortrags sind als PDF unter
http://parapsychologie.ac.at/programm/ws201617/huber/floating.pdf abrufbar.

1.2
Der Vortrag von Reinhard Klein über die spukhaften Erlebnisse als Schloßbewohner in Schottland war insofern äußerst interessant, als hier von einem ortsgebundenen Spuk berichtet worden ist (wobei freilich die Einteilung in personen- und ortsgebundenen Spuk eine recht grobe ist, die im Detail zu modifizieren wäre). Während Berichte über personengebundenen Spuk relativ häufig einlangen, werden Erlebnisse mit ortsgebundenem Spuk bei uns in Mitteleuropa gegenwärtig relativ selten berichtet, was massive Erfahrungen betrifft. Bevor der Referent und seine Familie selbst Zeuge dieser Erscheinungen war, dachte er, daß „dies kompletter Unsinn sein muß, wurde aber eines besseren belehrt´“. Ein Videomitschnitt eines früheren Vortrags Kleins zu diesem Thema ist unter https://youtu.be/AzMZcWEQGJk abrufbar.


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2. VORSCHAU
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Die beiden weiteren Vorträge in diesem Semester versprechen auch, spannend zu werden, erinnert wird an den ethnoparapsychologischen Vortrag am 16.01.2017 über Trance- und Besessenheitsphänomene des Vodou in der Dominikanischen Republik (mit Video) und den letzten Vortrag vor den Semesterferien, am 30.01.2017 über Integrative Medizin.


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3. RÜCKBLICK AUF DIE FACHTAGUNG PARAPSYCHOLOGIE
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In unserem Newsletter N° 63 wurde unter Pkt. 3 die „Fachtagung Parapsychologie“ in Schloß Puchberg bei Wels angekündigt:
http://congress-company.at/parapsychologie/
https://www.boep.or.at/veranstaltungen/externe-veranstaltungen/detail?vtkid=X160071
Die Veranstaltung ist außerordentlich erfolgreich verlaufen: die Themen der einzelnen Vorträge waren gut aufeinander abgestimmt, die Organisation war perfekt, die Teilnehmer waren sehr interessiert (na ja, es hätten mehr sein können …) und das Ambiente des 1618 erbauten Schlosses ist einzigartig: ein paar Bilder davon gibt’s auf unserer Facebook-Seite
Die Veranstaltung ist aufgezeichnet worden:
http://zeitfuerbildung.at/shop/kongresse/2016/431/fachtagung-parapsychologie.
Weiters ist ein Bericht in der „Süddeutsche Zeitung“ erschienen, in der üblichen Art gewisser Journalisten, Parapsychologie zu ironisieren. Die Verfasserin, eine Frau Nimz, deklariert sich dabei auch politisch – ganz gut, daß man weiß, woran man ist …
 
 
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4. LITERATURHINWEIS
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In unserem Newsletter N° 56 habe ich unter Pkt. 2 auf die Konferenz „Okkultismus im Gehäuse“ hingewiesen, die im Oktober 2014 vom Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i.Br. unter dem genannten Titel zum Thema „Institutionalisierung der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem Paranormalen im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich“ veranstaltet worden ist. Nun ist soeben die Publikation dieser Referate erschienen, unter demselben Titel, jedoch mit einer minimalen Variation im Wortlaut des Untertitels:
          Okkultismus im Gehäuse
          Institutionalisierungen der Parapsychologie im 20. Jahrhundert im internationalen Vergleich
          Hrsg. v. Anna Lux und Sylvia Paletschek
          ISBN 978-3-11-046376-7
https://www.degruyter.com/viewbooktoc/product/468310
Eine ausführliche Besprechung dieses in der Reihe „Okkulte Moderne“ erschienenen Bandes ist vorgesehen.


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5. FEIERTAGSWÜNSCHE
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Abschließend wünschen wir, wie immer, allen Mitgliedern und Freunden unserer Gesellschaft, nah und fern, und allen Damen und Herren, die unser Interesse am Gegenstand der Parapsychologie teilen, ein frohes Fest – „FRÖHLICHE WEIHNACHT ÜBERALL“ – und alles Gute für das Jahr 2017!

Prof. Peter Mulacz

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Newsletter N° 63 – Wien, 22. 10. 2016

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INHALT:
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         1. Vortragsprogramm
         2. Pallikari, Balancing Effekt on-line
         3. Fachtagung Parapsychologie
         4. Mesmeriana
         5. Personalia
         6. Literaturhinweis
 

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1. VORTRAGSPROGRAMM
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Wie immer ist unser Programm auf unserer Internetpräsenz (direkt unter <http://parapsychologie.ac.at/aktuell.htm>) zugänglich, auch auf unser Facebook-Seite <http://facebook.com/Parapsychologische.Gesellschaft>, die ja der aktuellen Kommunikation dienen soll, findet sich ein entsprechender Hinweis, und unsere Mitglieder sowie die eingetragenen Interessenten haben das Programm je nach Wunsch bereits per gelber Post oder per elektronischer Post erhalten. Sollten Sie – wie es leider immer wieder vorkommt – das Programm nicht erhalten haben, schicken Sie uns bitte eine e-mail zwecks Überprüfung.

24. 10. 2016
         Andreas Huber
         FLOATING UND SENSORISCHE DEPRIVATION
         Ein Überblick über die körperlichen und psychologischen Effekte des Floating-Tanks

07. 11. 2016
         Reinhard Klein
         SPUKHAFTE ERLEBNISSE IN EINEM „GEISTERSCHLOSS“
         Fünf Jahre lang Schloßbewohner in Schottland

05. 12. 2016
         Peter Dinzelbacher
         STIMMEN AUS DEM JENSEITS?
         Auditionen und deren Interpretation in Berichten des Mittelalters

16. 01. 2017
         Dr. Yvonne Schaffler
         BESESSENHEITS-PHÄNOMENE IN DER DOMINIKANISCHEN REPUBLIK
         Vodou-Glaube, Trance, subjektive Erfahrungen und sozialpsychologische Aspekte

30. 01. 2017
         Wolfgang Marktl
         INTEGRATIVE MEDIZIN
         Unwissenschaftliche Alternative oder Paradigmenwechsel?


An dieser Stelle ein paar Hinweise zu den einzelnen Vorträgen:

Die auf John Lilly zurückgehende Technik des „Floating Tanks“, in der populären Literatur auch „Samadhi-Tank“ genannt, erlaubt eine weitestgehende Deprivation von sensorischen Reizen, nahezu eine sensorische Isolation, dadurch, daß durch das „Schweben“ des Körpers in dem mit Bittersalz-Lösung gefüllten Tank auch Lagereize unterbleiben. Die erzielten Effekte gehen also über das Ganzfeld-Setting weit hinaus, welches bekanntlich eine der „Standard-Methoden“ der experimentellen Parapsychologie darstellt. Unter den genannten Bedingungen – beim Ausbleiben von Außenreizen – steigen traumhafte Bilder aus dem Unbewußten auf. Diese können möglicherweise paranormal gewonnene Information transportieren. Der Vortrag reflektiert den gegenwärtigen Forschungsstand, sowohl international wie auch gemäß von Studien des Referenten, der in Wien das Floating-Institut betreibt, und diskutiert am Schluß die Einsatzmöglichkeit des Floating Tanks für ein parapsychologisches Forschungsprojekt.

Ing. Klein, seiner Ausbildung nach Elektroniker, war als Repräsentant einer angesehenen internationalen Firma für fünf Jahre in Schottland tätig. Gemeinsam mit seiner Familie hat er in einem Jahrhunderte alten Schloß, das neu adaptiert worden ist, indem zum Teil darin Wohnungen eingerichtet worden sind, Unterkunft bezogen. Dort hat die Familie eine Reihe von vordergründig unerklärlichen Ereignissen erlebt, die man gemeinhin als „Spuk“ bezeichnet – im konkreten Fall ein „ortsgebundener Spuk“. Das Referat bezieht sich also im Wesentlichen auf subjektive Eindrücke der Erlebenden (Referent und Familie), soweit möglich mit objektivem Material (Fotos etc.) untermauert. Die möglichen Interpretationen der subjektiven Erfahrungen werden in der Diskussion aufgearbeitet werden.

Prof. Dinzelbacher, ein ausgewiesener Mediävist, ist vielen von uns bereits von seinem früheren Vortrag bekannt. Diesmal geht es um Auditionen – also subjektive Gehörseindrücke, akustische Halluzinationen –, die von den Personen, welche derartige Erfahrungen erleben, als von außen kommend und demnach als fremd empfunden werden; viele derartige Phänomene wurden einst (und werden von Laien auch heute noch) als jenseitig, als aus dem „Jenseits“ (was immer man sich darunter vorstellen mag) kommend erfahren. In diesem Vortrag steht ein historischer Aspekt im Vordergrund, konkret Auditionen im Mittelalter und deren damalige Interpretation – im Gegensatz zur heutigen Interpretation von Stimmenhörern. Es handelt sich um das diffizile Grenzgebiet zwischen AgE (Außergewöhnlichen Erfahrungen) und psychopathologischen Phänomenen.

Der Vortrag von Dr. Yvonne Schaffler bringt uns in die Dominikanische Republik, aber nicht als Urlaubsparadies, sondern wegen der Trance- und Besessenheitsphänomene, die in den Ritualen von Teilen der dortigen Bevölkerung stattfinden – also ein Thema aus einem anderen Kulturraum und somit aus der „Ethnoparapsychologie“. Der von einem 20-minütigen Video unterstützte Vortrag stellt die synkretistische Religion der Bewohner dar und den Stellenwert, den darin der Glaube an außermenschliche Wesenheiten (Geister und Dämonen) darstellt, gleichzeitig aber auch, welche soziale Bedeutung das Besessenheitsritual für die Gemeinschaft der Gläubigen bedeutet. – In gewisser Weise ist dieser Vortrag ein Gegenstück zu dem vorigen über Auditionen im Mittelalter: hat uns jener in eine andere Zeit versetzt, so führt uns dieser in einen anderen geographischen und kulturellen Raum; beiden ist gemeinsam, daß die interpretativen Muster, welche die Betroffenen an die erlebten Phänomen anlegen, sich deutlich von denen der gegenwärtigen Parapsychologie bzw. der westlichen Wissenschaft überhaupt unterscheiden.

Der letzte Referent im kommenden Semester ist der Physiologe Prof. Marktl, bestens bekannt als Nachfolger des seinerzeitigen Wiener Gesundheitsstadtrats Stacher in dessen Funktion als Präsident der GAMED (Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin) . Während „Alternativmedizin“ oft als ein Gegensatz zur „Schulmedizin“ angesehen wird, betrachten Besonnenere sie eher ergänzend als „Komplementärmedizin“. Die Synthese beider Richtungen, der naturwissenschaftlich ausgerichteten „Schulmedizin“ und der Komplementärmedizin, unter besonderer Beachtung der psychosomatischen Interaktionen, nennt unser Referent „Integrative Medizin“. Dabei werden im Rahmen des Vortrags nicht nur verschiedene Medizinkonzepte aus der „alternativen“ Szene vorgestellt und auf ihre Brauchbarkeit hin hinterfragt, sondern es kommen auch grundlegende bzw. übergreifende Gesichtspunkte der Biologie bzw. der Physiologie zum tragen – exemplarisch sei hier nur als besonderes Fachgebiet Prof. Marktls die Chronobiologie herausgegriffen, also die Erforschung biologischer Vorgänge im circadianen Zyklus, bei Gezeiten-/Mondphasenwechsel, aber auch im Jahresgang, sowie endogene und exogene Rhythmen.

 
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2. Fotini PALLIKARI, „The Balancing Effekt“ on-line verfügbar
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Frau Univ. Prof. Dr. Fotini Pallikari von der Universität Athen hat uns dankenswerterweise nicht nur den Text ihres im vergangenen Semester gehaltenen, sehr wichtigen Vortrags über ihre eigenen Forschungen und Modellvorstellungen zu Mikro-PK-Phänomenen „The Balancing Effect in Brain-Machine-Interaction. Towards an Understanding of Experimental Psychokinetic Effects“ sowie die dazugehörige Powerpoint-Präsentation zur Verfügung gestellt, sondern auch ein Transkript der nachfolgenden Diskussion. Auf unserer Internetpräsenz abrufbar unter <http://parapsychologie.ac.at/programm/ss2016/pallikar/pallikar.htm>.


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3. FACHTAGUNG PARAPSYCHOLOGIE
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Am 11. November 2016 findet im Bildungshaus Schloß Puchberg (bei Wels, OÖ) eine ganztägige „Fachtagung Parapsychologie“ statt, wobei die Referenten sämtlich auch schon in unserer Gesellschaft vorgetragen haben, darunter zwei Herren, die aus dem Ausland anreisen.

Programm:

Peter Mulacz
         Parapsychologie – die Wissenschaft von den „okkulten“ Phänomenen
         Überblick und Grundsätzliches

Günther Fleck
         Die Parapsychologie im Spannungsfeld zwischen skeptizistischer Ablehnung
         und romantisierender Leichtgläubigkeit
         Wissenschaftstheoretische und wissenschaftspsychologische Perspektiven;
         Anleitung zur kritischen Selbstreflexion der eigenen Haltung bezüglich parapsychologischer Phänomene

Ronald Weigl
         Deus in machina: der Versuch, das Unfaßbare meßbar zu machen
         Experimentelle Parapsychologie von Karten- und Würfel-Versuchen bis Ganzfeld und RNGs

Wim Kramer, Bunnik, Niederlande
         Klinische Parapsychologie – der Umgang mit Außergewöhnlichen Erfahrungen (AgE)
         Modelle, Ergebnisse und Erfahrungen aus einer psychologischen Praxis in Holland (1986–1991)

Walter von Lucadou, Freiburg i. B., Deutschland
         Parapsychologische Modellbildung am Beispiel des Skandalons „Spuk“
         Systemische Aspekte und Verallgemeinerte Quantentheorie

Podiumsdiskussion der Referenten

Details unter <http://congress-company.at/parapsychologie/>.
 

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4. MESMERIANA
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Franz Anton Mesmer (1734–1815), Entdecker/Erfinder des „animalischen Magnetismus, darin Vorläufer des Hypnotismus bzw. des Studiums Veränderter Bewußtseinszustände und gleichsam Ahnherr der Parapsychologie, ist aufgrund seiner überragenden Bedeutung von permanentem Interesse für die Wissenschaftsgeschichte. Es darf in diesem Zusammenhang auch an unsere Veranstaltung zu seinem 200. Geburtstag im März 2015 sowie an das schon länger zurück liegende Mesmer-Symposium erinnert werden: <http://parapsychologie.ac.at/programm/ss2015/Mesmer/MESMER_2015.pdf>  <http://mesmer.parapsychologie.ac.at/

4.1 Projekt einer Gedenktafel am szt. Wohnpalais Mesmers

Da sich ein Ende der Bauarbeiten am Rochusplatz abzeichnet, ist der Plan unserer Gesellschaft, am Haus Rasumofskygasse 29 – dem Platz des seinerzeitigen Palais Mesmer <https://www.wien.gv.at/wiki/index.php/Mesmerpalais_(3)>, das 1919/20 abgebrochen worden ist – eine Gedenktafel anbringen zu lassen, welche Mesmers Verdienste entsprechend würdigt, in ein konkreteres Stadium getreten und Gespräche mit der Bezirksvorstehung sind eingeleitet worden.

4.2 Archäologische Grabung am Rochusplatz

Die Stadtarchäologie Wien hat 2014/15 im Raum Rochusplatz (wo jetzt die neue Zentrale der Post entsteht) archäologische Grabungen durchgeführt <http://wien.orf.at/news/stories/2700404/> und dabei in der Rasumofskygasse 29–31 urgeschichtliche und keltische Siedlungsreste, eine mittelalterliche Vorstadt mit Umfassungsgraben, Erdställe und eine neuzeitliche Gartenanlage und Fundamentmauern entdeckt <https://www.wien.gv.at/archaeologie/projekte/grabungen.html#bezirk3> , wissenschaftlich bearbeitet und – aufgrund des zu errichtenden Neubaus – wieder zugeschüttet.
Die „Gartenanlage und Fundamentmauern“, die zum Palais Mesmer gehört haben, sind also nicht mehr zu besichtigen, wohl aber liegt eine Monographie im Umfang von 45 Seiten darüber vor:
          Kristina Adler-Wölfl, Martin Mosser:
                    Archäologie am Rochusmarkt – Die Grabungen in Wien 3, Rasumofskygasse 29–31,
                    im Sammelband „Fundort Wien“ – Jahresberichte der Stadtarchäologie Wien/“Fundort Wien 18/2015.
                    Berichte zur Archäologie“,
                    ISBN 978-3-85161-144-1.

Abgesehen von manchen Unklarheiten sind die Fundamentreste bzw. deren Abbildungen für Nicht-Archäologen zugegebenermaßen keineswegs beeindruckend; interessant ist freilich die Übereinstimmung mit dem berühmten, in Jahren 1769 bis 1778 erstellten Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber <http://www.pratercottage.at/2012/03/16/im-flug-uber-das-barocke-wien-die-faszinierende-vogelschaukarte-des-joseph-daniel-von-huber-1769-1778/>, wo auch die Garten- und die Brunnenanlage an der Rückseite des Palais Mesmer sehr schön zu sehen sind.
 

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5. PERSONALIA
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5.1 Hon. Prof. Felix de Mendelssohn (1944–2016)

Nach kurzer, schwerer Krankheit ist der international renommierte Psychoanalytiker Felix de Mendelssohn am 7. Oktober 2016 in Wien verstorben. Der Parapsychologie gegenüber hatte er eine positive Einstellung; am 5. Dez. 2011 hat er bei uns einen Vortrag mit dem Titel „Erkundungen über das Unheimliche“ <http://parapsychologie.ac.at/programm/ws-11-12.htm> gehalten, der auf youtube verfügbar ist: <https://www.youtube.com/watch?v=DgKuWRQBH7E>.

Sowohl die Sigmund Freud Privatstiftung (Träger des Sigmund Freud Museums) wie auch die Sigmund Freud Privatuniversität, wo de Mendelssohn Vorstand des Instituts für Psychoanalyse gewesen war, hat einen Nachruf veröffentlicht, die den Verstorbenen besser würdigen, als ich das könnte.
<http://www.freud-museum.at/de/news/felix-de-mendelssohn-1944-2016.html>  <http://www.sfu.ac.at/news/nachruf-fuer-hon-prof-felix-de-mendelssohn/
Wir werden Felix de Mendelssohn stets in bester Erinnerung bewahren.

5.2 The Parapsychological Association, Inc.

Für die Funktionsperiode 2016/17 ist der Unterzeichnete in den „Board of Directors“ der Parapsychological Association (PA) <http://parapsych.org> – der internationalen Berufsvereinigung der wissenschaftlich tätigen Parapsychologen – gewählt worden. Angesichts der Tatsache, daß die PA nur drei österreichische Mitglieder hat, ist das eine erfreuliche Anerkennung der Aktivitäten unserer Gesellschaft.
 

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6. LITERATURHINWEIS
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Klaus Taschwer: Der Fall Paul Kammerer

Was ist das Wesen des Zufalls? Ist Zufall wirklich zufällig? Sinnvolle Zufälle, Koinzidenzen – kann man sie erklären und wie? Gibt es ein „Gesetz der Serie“?
Das sind Fragen, die den Schriftsteller Arthur Koestler – der bekanntlich einen großen Teil seines Vermögens testamentarisch zur Stiftung eines Lehrstuhls für Parapsychologie (Koestler Parapsychology Unit an der Universität Edinburgh, Schottland, UK <https://koestlerunit.wordpress.com/>) gewidmet hat – sein Leben lang beschäftigt haben, vlg. u.a. auch sein Buch „Die Wurzeln des Zufalls“ (orig.: „The Roots of Coincidence“). Vor nunmehr 45 Jahren hat Koestler unter dem Titel „Der Krötenküsser“ (orig.: „The Case of the Midwife Toad“) eine Biographie des österreichischen Zoologen Paul Kammerer (1880–1926) vorgelegt, jenes vielseitig begabten Mannes, der 1919 ein dickleibiges Werk „Das Gesetz der Serie“ publiziert hat, das von vielen Geistesgrößen der Zeit keineswegs negativ beurteilt worden ist, z.B. von Sigmund Freud („Ein geistvoller Naturforscher [Paul Kammerer] hat vor kurzem den Versuch unternommen, Vorkommnisse solcher Art gewissen Gesetzen unterzuordnen, wodurch der Eindruck des Unheimlichen aufgehoben werden müßte. Ich getraue mich nicht zu entscheiden, ob es ihm gelungen ist.“) oder Albert Einstein („Originell und durchaus nicht absurd“); bloß C. G. Jung, der Erfinder der „Synchronzität“ hat sich eher abwertend geäußert (wobei Kammerers Serialität und Jungs Synchronizität durchaus unterschiedliche Begriffsinhalte haben) – ob da wohl „Konkurrenzdenken“ im Spiel war?

Der österreichische Wissenschaftsjournalist Klaus Taschwer – kürzlich mit dem Staatspreis für Wissenschaftspublizistik ausgezeichnet – hat bereits seit Jahren das Thema Kammerer wieder aufgenommen, 2010 ein Nachwort zur Neuauflage des Koestler-Buchs verfaßt und dieser Tage eine neue Biographie publiziert, die „das abenteuerliche Leben des umstrittensten Biologen seiner Zeit“ in faszinierender Weise darstellt. Freilich ist Kammerers Beschäftigung mit der Problematik von „Serien“ nur ein Aspekt seines Lebens unter vielen (freilich einer, der seine Reputation im traditionsverhafteten wissenschaftlichen Establishment beschädigt hat und ihn vermutlich auch den angestrebten Titel eines a.o. Professors an der Universität Wien nicht hat erlangen lassen), im Vordergrund stehen vielmehr seine Arbeiten zur Biologie, wobei er zuvor lange unschlüssig gewesen war, ob er sich eher der Wissenschaft oder der Kunst widmen sollte: er hat am Konservatorium studiert, selbst komponiert (Lieder zu Texten origineller Autoren) und sogar einige seine Kompositionen im angesehenen Musik-Verlag Simrock herausgebracht. <http://www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_K/Kammerer_Paulxml>. Eine Querverbindung dieser Lebensbereiche stellt Kammerers Büchlein „Über Erwerbung und Vererbung des musikalischen Talents“ das, das er Alma Mahler und deren Tochter widmete – seine Beziehung zu Alma, zu seinen beiden Ehefrauen und zu diversen Affären wird von Taschwer ebenso dargestellt, wie sein vielfach exaltiertes Wesen und seine extremen Stimmungsschwankungen mit Neigung zum Suizid.

Schon als Jugendlicher hat er sich mit Tierhaltung befaßt: in der elterlichen Wohnung betrieb er eine „ganze Menagerie im Kleinen“, die rund 200 verschiedene Arten der Fauna umfaßte, insbesondere galt sein Interesse den Amphibien und Reptilien, deren Lebensbedingungen er systematisch zu variieren begann. So trug schließlich die Zoologie den Sieg über die Musik davon. Noch als Student holte Przibram ihn (unbesoldet) an die Biologische Versuchsanstalt im Wiener Prater, damals eine weltweit führende Institution für experimentelle Biologie. Die Biologische Versuchsanstalt (BVA) im früheren „Vivarium“ war eine private Gründung des Zoologen Hans Leo Przibram gemeinsam mit zwei Botanikerkollegen; alle drei Wissenschaftler entstammten in der Gründerzeit reich gewordenen Familien des assimilierten Judentums, eine davon sogar nobilitiert. Hans Leo Przibram ist der ältere Bruder von Karl Przibram, Mitarbeiter von Stefan Meyer am Institut für Radiumforschung (das ebenfalls auf eine private Stiftung eines Mäzens zurückgeht); Przibram und Meyer spielten später eine Rolle bei der (angeblichen) „Entlarvung“ des Mediums Rudi Schneider im Februar 1924. Beide Institute hatten aus der Sicht des Antisemitismus den Stempel „jüdischer Institute“; Kammerer selbst galt als „Halbjude“, da seine Mutter, obwohl konvertiert, jüdischer Abstammung war.
In seinen Experimenten an der BVA hat sich Kammerer mit Fragen der Regeneration beschäftigt – bei Amphibien wachsen verlorene Gliedmaßen nach – sowie mit Fragen des Umwelteinflusses, z.B. der Änderung der Färbung von Feuersalamandern je nach der Farbe des Untergrunds im Terrarium, oder der Entwicklung von Augen bei den sonst blinden Grottenolmen, wenn unter Beleuchtung gehalten. Die technisch auf der Höhe der Zeit stehende Infrastruktur der BVA bot Kammerer die Möglichkeit, seine Versuchstiere unter verschiedenen Bedingungen (automatisch geregelte Temperatur, Feuchtigkeit, Beleuchtung etc.) zu halten und z.B. vorwiegend am Land lebende Arten im Wasser zu halten und umgekehrt, was zu Veränderungen nicht nur in der Morphologie der Tiere, sondern auch in deren Verhalten, insbesondere bei der Paarung, führte. Diese Eingriffe in das normale Leben der Tiere waren weit weniger invasiv als die Regernationsforschung, die ja immer auf Amputation beruhte, und waren so dem Tierfreund Kammerer genehmer. Neben den Aquarien und Terrarien der BVA waren vor allem auch Kammerers Geschick und seine jahrelange Erfahrung als „Aquarianer“ die Vorbedingungen für seine Erfolge von viele Generationen langen Zuchtreihen.

Die Frage, die sich stellte, war, ob die erzielten Änderungen von Bestand wären, wenn die den Tieren aufgezwungenen Lebensbedingungen wegfallen, also, ob es eine „Vererbung erworbener Eigenschaften“ (VeE) gäbe – die bekannte evolutionstheoretische Diskussion zwischen „Lamarckisten“ und „Darwinisten“.
Ganz offensichtlich hat diese Frage, auf den Menschen angewandt, auch eine gesellschaftspolitische Dimension.
Wider seiner ursprünglichen Annahme erzielte Kammerer Resultate, welche die VeE nahelegten – als Beweis dafür geht es in der späteren Diskussion, die mit Kammerers wohl unverdienter Diskreditierung und seinem dadurch mit veranlaßten Suizid endete, um ein einziges Präparat, welches sich 1926 schlußendlich als manipuliert herausstellte.

Wie so viele Menschen seiner Generation wurde Kammerer durch den Ersten Weltkrieg aus der Bahn geworfen. Nicht nur, daß sein väterliches Erbteil in der folgenden Inflation zusammenschmolz und ihn seitdem drückende materielle Sorgen begleiteten, viel einschneidender war die Tatsache, daß die BVA (die 1914 von dem Gründertriumvirat der Akademie der Wissenschaften übertragen worden war) während des Krieges zum Hilfslazarett umfunktioniert worden war, Kammerers Zuchtreihen von Geburtshelferkröten eingegangen, die Zisterne und die Aquarien außer Funktion waren und die Verhältnisse auf Jahre hinaus nicht danach, den Betrieb wieder aufzunehmen.
Daraus ergab sich zweierlei:
als 1926 die Manipulation des Präparats entdeckt wurde und der Skandal platzte – der Mann, der zuvor von der Presse als „Zweiter Darwin“ hochgejubelt worden war, stand plötzlich als Betrüger da –, war das Objekt bereits viele Jahre alt und zusätzlich mittlerweile möglicherweise beschädigt. Es handelt sich also seitdem um die Beurteilung einer historischen Forschung.
Zweitens war – was naheliegend gewesen wäre – eine Replikation von Kammerers Vorkriegsexperimenten nicht möglich, zunächst, weil die BVA keine Möglichkeiten mehr bot und später, weil sich keine Zoologen mit der züchterischen Erfahrung eines Kammerer mehr fanden. (Ein modernes Gegenstück dazu ist die Aufzucht von Riesenpandas, die für den Tiergarten Schönbrunn lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal gewesen ist.)

Zu diesen beiden Aspekten gibt es deutliche Parallelen in der Parapsychologie:
einerseits ist die Beschäftigung mit „physikalischem Mediumismus“ eine vorwiegend historische, wobei die wenigen materiellen Beweisstücke entweder im Lauf der Zeit verloren gegangen sind (z.B. Zöllners ineinander verschränkte Holzringe im Zweiten Weltkrieg) oder irgendwie kontaminiert oder beschädigt sind (z.B. Silvios Rähmchen). Ein brauchbares „PPO“ (Permanent Paranormal Object) gibt es derzeit nicht. (Bekanntlich geht der Begriff PPO auf den 2006 verstorbenen John Beloff zurück, der Koestler als einen „intellektuellen Titanen“ bezeichnet hat und der auch der parapsychologische Testamentsvollstrecker Koestlers war – der Beziehungen sind also viele …)
Andererseits fehlen die Vorbedingungen für eine Replikation: seit Jahrzehnten sind keine seriösen „physikalischen Medien“ aktiv (an der Aufklärung des medialen Betrugs von Kai Muegge war ich beteiligt) und das allgemeine Klima ist auch nicht danach, den Aufwuchs von Medien zu begünstigen, ganz im Gegensatz etwa zu den 1920er-Jahren, wo das Interesse weiter Kreise auch durch Publikationen in der Tagespresse geweckt bzw. am Leben erhalten worden ist, was zur Bildung von Familienzirkeln geführt hat, in welchen medial veranlagte Personen dann entdeckt worden sind.

Zurück zu Kammerer, der als Atheist, Freimaurer, Sozialist, Volksbildner (die Volksbildung war sozialistisch dominiert), Pazifist und last not least als „Halbjude“ das Anathema der der traditionellen Gesellschaftskreise Wiens, insbesondere der konventionellen Gelehrten an der Universität Wien, war, als „Popstar der Biologie“ die Eifersucht seiner Kollegen erregte, durch zahllose Publikationen einem weiten Publikum bekannt war, aber doch seit Ende des Kriegs nicht mehr richtig Fuß fassen hat können: wissenschaftlich stellt sich die Frage, wie seine Forschungen heute zu beurteilen sind, und biographisch-historisch die andere Frage, wer an der Manipulation des Objekts schuld war bzw. ob dieser Wissenschaftskrimi nunmehr eine Lösung gefunden hat.

Ich beginne mit der zweiten Frage, und dazu möchte ich zunächst etwas weiter ausholen. Taschwer hat bereits zwei weitere Bücher verfaßt, die mit der Thematik des jetzigen über den „Fall Paul Kammerer“ in Bezug stehen, und zwar als lang überfälliges Desiderat eine Geschichte der BVA sowie ein Werk über das antisemitische Netzwerk an der Universität Wien in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts:
          Klaus Taschwer, Johannes Feichtinger, Stefan Sienell und Heidemarie Uhl (Hg.):
                    Experimentalbiologie im Wiener Prater. Zur Geschichte der Biologischen Versuchsanstalt 1902–1945.
                    Wien 2016, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
          Klaus Taschwer:
                    Hochburg des Antisemitismus. Der Niedergang der Universität Wien im 20. Jahrhundert.
                    Wien 2015, Czernin Verlag.
Die thematischen Überschneidungen sind so mannigfaltig, daß man quasi von einer Trilogie sprechen könnte, wären die drei Bücher nicht in verschiedenen Verlagen und unterschiedlicher Ausstattung erschienen – aber es hat durchaus Sinn, sie im Zusammenhang zu lesen.

Aus dem Literaturverzeichnis des Kammerer-Buches geht hervor, wie überaus profunde historische Quellenstudien der Autor seinem Werk zugrunde legt, daher wird man geneigt sind, auch seinen Schlußfolgerungen zuzustimmen, die da sind: antisemitische Kreise an der Universität Wien (die „Bärenhöhle“ rund um den Paläontologen Othenio Abel) sind für diese Aktion, Kammerer einen Wissenschaftsbetrug in die Schuhe zu schieben, verantwortlich, wobei die primäre Zielsetzung war, die „jüdische BVA“ zu diskreditieren und deren jüdische Mitarbeiter an der Habilitation zu hindern.

Die Frage nach Kammerers Bedeutung als Vertreter der Vererbung erworbener Eigenschaften wird heute anders beurteilt als noch vor einigen Jahren. Ich erinnere mich, wie noch 2008 bei dem von uns in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für organismisch-systemische Forschung und Theorie veranstalteten Arthur Koestler-Symposium „Jenseits von Reduktionismus und Zufall“ der damals am Naturhistorischen Museum tätige Zoologe Karl Edlinger auf eine Teilnehmerfrage, was „an Kammerers VeE dran sei“, mit einer wegwerfenden Handbewegung „nichts“ geantwortet hat; beim IV. Vorauer Symposium der Reihe „Wissenschaft kritisch hinterfragt – naturphilosophische Kontroversen“ 2014 hat derselbe Edlinger auf eine analoge Frage bedächtig den Kopf gewiegt und gesagt, „da könnte schon was dran sein“ und, von mir auf den Widerspruch zu seinem früheren Statement hinzugefügt, „man wird ja noch was dazu lernen dürfen“. Vgl. auch Edlinger „Darwin auf den Kopf gestellt“ und (gemeinsam mit W. Weiss) „(Un)Intelligent Design?“, beide Edition va bene. In der Tat sind seit der Etablierung der Epigenetik sowie aufgrund der Forschungen zur Genexpression sozusagen die Karten der Evolutionsbiologie neu gemischt und die Frage der VeE hat erneute Aktualität gewonnen, und die Interpretation, daß Kammerer hier bereits auf der Spur war, ist „durchaus nicht absurd“, um dieses oben bereits verwendete Zitat zu paraphrasieren. Taschwer enthält sich weise eines Urteils und beschränkt sich darauf, die beiden Gegenpositionen (Dawkins bzw. Jablonka) zu zitieren.

Weit über Kammerer bzw. Taschwers Buch hinausgehend, stellt sich die Frage nach der Vererbung erworbener Eigenschaft noch in einem ganz anderen Sinn, nämlich dem der „birthmarks“ (Geburtsmale), wie sie bei Fällen von anscheinender Reinkarnation vorkommen – vgl. das von Ian Stevenson in seinem gewaltigen zweibändigen Werk „Reincarnation and Biology“ vorgelegte Material, das so massiv ist, daß man es einfach nicht beiseite wischen kann, obwohl es derzeit keine befriedigende Interpretation für diese Phänomene gibt, selbst wenn man die bekannten autosuggestiven Effekte auf den eigenen Körper (z.B. hysterische Schwangerschaft, hypnotische Brandblasen, Stigmatisation)